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Artikel

2005

KAMERAS TEST

Canon EOS 300D

SLR für alle

So günstig wie die EOS 300D war eine digitale Spiegelreflexkamera bisher nicht annähernd zu bekommen: 1200 Euro mit Standardzoom 18-55 mm.

Schaut man nur auf den Einstiegspreis, so ist die Canon EOS 300D derzeit konkurrenzlos: Sie kostet rund 1100 Euro; für 100 Euro mehr erhält man das neu gerechnete Standardzoom EF-S 3,5-5,6/18-55 mm dazu (siehe Kasten). Technisch muss sich die Neue an vorhandenen Modellen messen lassen - vor allem an ihrer größeren Schwester EOS 10D, derzeit ab 1400 Euro erhältlich. Beide Kameras zeichnen Bilder mit 6,3 Mio. Pixel auf, und auch die anderen kameratechnischen Eckdaten sind größtenteils identisch. Ähnliches gilt für die Testergebnisse, die bei der Bildqualität nur einen knappen Vorsprung von 1,5 Punkten bei ISO 100 für die EOS 10D offenbaren. Im Rauschen sind beide Kameras fast identisch, bei Auflösung und Objektkontrast kann sich die 10D nur um einen halben bzw. einen Punkt vor der 300D platzieren. Bemerkenswert dabei ist, dass die EOS 300D ihre guten Werte mit dem preisgünstigen Standardzoom erreicht. Für den Test der 10D wurde dagegen das Makro-Objektiv EF 2,8/100 mm verwendet.
Greifbar sind aber auch die Vorteile der EOS 10D. Die liegt mit ihrem Magnesium-Kunststoff-Body (790 g) satt in der Hand und erweckt das Gefühl eines grundsoliden Werkzeugs. Anders die EOS 300D (560 g): Sie kleidet sich komplett in Kunststoff, und fühlt sich auch so an. Daran hat man sich durch die Marktdominanz kompakter SLR-Kameras zwar gewöhnt, doch eine analoge EOS 300v kostet weniger als ein Drittel ihres digitalen Pendants. 1100 Euro sind halt kein Pappenstiel - zumal es digitale Sucherkameras (auch von Canon) gibt, die wesentlich billiger sind, aufgrund ihrer ganz oder teilweise aus Metall bestehenden Gehäuse aber deutlich robuster wirken.

Bedienkonzept

Alles eine Frage des Blickwinkels? Richtig: Viele Anwender haben genau auf so eine Kamera gewartet, und Insider sehen 1000 Euro als wichtige Schallgrenze für den Erfolg digitaler SLR-Kameras im Massenmarkt. Dort zählen einfache Bedienung, kompakte Maße und geringes
Gewicht. Zielgruppe der EOS 300D sind alle, die unbeschwert und spielerisch mit anspruchsvoller Kameratechnik umgehen wollen.
Modifiziert hat Canon das bei den digitalen Schwestermodellen dominierende Bedienkonzept: Anstelle des zentralen Datenrades mit integrierter Bestätigungstaste (Set) findet sich jetzt ein Vierwegschalter, ebenfalls durch eine Set-Taste ergänzt. Welchem System man den Vorzug gibt, ist Geschmackssache. Nicht aber die Tatsache, dass die EOS 300D bei der Bildwiedergabe eindeutig das Tempo bestimmt. Das liegt daran, dass man nach dem Bildwechsel nicht erst darauf warten muss, dass das Bild wie ein ploppendes Dia "in die Schärfe springt" - das nervt bei der 10D. Auch der Aufbau des Histogramms im Info-Modus geht bei der EOS 300D eindeutig flotter vonstatten. Die von der 10D übernommene Bildlupe vergrößert das Monitorbild in 15 Stufen von 1,5 bis 10fach; das Scrollen im Bild funktioniert mit dem 4-Weg-Schalter besonders komfortabel.
Das (beleuchtbare) Daten-Display hat man bei der EOS 300D an der Rückseite des Gehäuses, direkt über dem TFT-Monitor platziert - praktisch, weil damit alle wichtigen Informationen an einer Stelle versammelt sind. Der TFT-Monitor selbst imponiert durch eine neutrale Wiedergabe mit brillanten Farben. Vier Untermenüs mit maximal sieben Einträgen, die alle auf einen Blick zu erfassen sind, überfordern auch Einsteiger nicht. Das Handbuch wird man nach kurzer Zeit beiseite legen können. Gänzlich verzichtet hat Canon bei der EOS 300D auf Custom-Funktionen, von denen die EOS 10D nicht weniger als 17 zu bieten hat. Dass dabei auch wichtige Funktionen weggefallen sind, merkt man spätestens beim Blitzen.

Blitzfotografie

Auf den ersten Blick punktet die EOS 300D in dieser Disziplin: Ihr eingebauter Blitz klappt viel weiter aus dem Gehäuse als hei der EOS 10D; in der Endposition steht der Reflektor fast 9 cm oberhalb der optischen Achse. Das ist Spitze: Rote Augen bei Porträts werden selten, und auch bei 18-mm-Einstellung des Zoomobjektivs gibt es keine Abschattungen. Davon kann jeder 10D-Besitzer nur träumen. Zudem ist das Blitzgerät der 300D mit Leitzahl 13 marginal leistungsfähiger als das der 10D (LZ 12); beide beherrschen die E-TTL-Technik. Ansonsten hat die EOS 10D bei der Blitztechnik aber die Nase vorn, und einer der Gründe dafür steckt hinter der Custom-Funktion 3: Diese ist für das Blitzen im Zeitautomatik-Modus zuständig und erlaubt das Umschalten zwischen fester Belichtungszeit (7200 s) und Langzeitsynchronisation. Bei Letzterer stellt die Kamera jene Zeit ein, die bei den herrschenden Lichtverhältnissen zur vorgewählten Blende passt; der Blitz wird zum Aufhellen benutzt. Da die Langzeitsynchronisation bei der EOS 300D nicht abschaltbar ist, muss man zur Programmautomatik wechseln, wenn man ohne Angst vor Verwackelungen blitzen will - oder zur Blendenautomatik, wenn die Zeit kontrolliert werden soll. Zudem stört, dass es keine Möglichkeit der manuellen Blitzkorrektur an der Kamera gibt, wie man es von der EOS 10D, aber auch von Consumer-Kameras wie der Canon G3/5 oder S-45 kennt. Bei der Ausstattung bekommt die EOS 300D deshalb Punkteabzug.
Einen gewissen Ausgleich schafft die Canon-typische Möglichkeit der FE-Blitzspeicherung: Man kann manuell einen Vorblitz zünden und dabei die bildwichtigste Partie (etwa das Gesicht) selektiv anmessen, um die nachfolgende Blitzbelichtung zu optimieren. Zusatztipp: Achten Sie beim Zukauf eines externen Blitzgeräts darauf, dass sich dieses unabhängig von der Kamera in seiner Leistung regeln lässt.

AF und Belichtung

Beim Autofokus-System begegnen sich EOS 300D und 10D auf gleicher Augenhöhe: Ein schneller Autofokus mit zentralem Kreuzsensor und sechs weiteren Messpunkten, alle einzeln anwählbar, lässt kaum Wünsche offen. Jeweils aktive Messfelder werden durch einen kleinen roten Leuchtpunkt angezeigt. Es gibt drei AF-Betriebsarten (AF-One Shot, AI-Servo und AI-Focus-AF), zwischen denen die Kamera je nach eingestelltem Belichtungsprogramm selbsttätig umschaltet.
Beide Kameras bieten dem Anwender die Wahl zwischen 12 verschiedenen Betriebsarten, darunter Zeit-, Blenden- und Programmautomatik, diverse Motivprogramme sowie die manuelle Einstellung von Zeit und Blende. Die korrekte Belichtung wird wahlweise mit Mehrfeldmessung (35 Messpunkte), mittenbetont oder selektiv ermittelt. Im Gegensatz zur EOS 10D lassen sich die drei Messmethoden aber nicht separat anwählen, sondern sind an bestimmte Betriebsarten gekoppelt: Standardeinstellung ist die Matrixmessung, während die Kamera im manuellen Modus (M) automatisch auf mittenbetonte Messung umschaltet. Die Selektivmessung wird dagegen in allen Kreativprogrammen (P, Av, Tv, M und A-DEP) wirksam, wenn man mit der Sterntaste die Messwertspeicherung aktiviert. Die Selektivmessung bezieht sich auf einen zentralen Bereich, der etwa neun Prozent des Suchers umfasst. Zudem kann man in den Kreativ-Programmen die Belichtung korrigieren, in Drittelstufen über + 2 Blenden. Auch eine Belichtungsreihen-Automatik mit einstellbarer Streuung fehlt nicht.

Datenspeicherung

Die EOS 300D speichert JPEGs in drei Größen und jeweils zwei wählbaren Kompressionsgraden ab, bei Bedarf aber auch RAW-Dateien, die nur mittels Software geöffnet werden können. Als Farbräume stehen sRGB und Adobe RGB zur Verfügung. Wer will, kann Kontrast, Farbsättigung, Farbton und den Grad der Schärfung manuell beeinflussen. Für den Weißabgleich bietet die Kamera Automatik, sechs Presets, manuellen Abgleich und automatische Weißabgleichsreihe. 

Fazit

Karl Stecht

Die EOS 300D ist der Vorbote einer neuen Generation kompakter SLR-Kameras, die digitale Konkurrenz zu EOS 300v, Nikon F75, Minolta Dynax 5 oder Pentax *ist. Sie lässt sich einfach bedienen und überzeugt durch hohe Bildqualität, auch in Verbindung mit dem fast geschenkten Standardzoom. Somit erlaubt sie Fotospaß auf hohem technischen Niveau. Nur auf die manuelle Blitzkorrektur hätte Canon nicht verzichten sollen, ebenso wenig auf die Option, bei Zeitautomatik eine feste Blitzsynchronzeit einzustellen. Die EOS 10D kann das besser und hat zudem das solidere Gehäuse. Für die Freizeit-Fotografie ist die 300D ideal; ambitioniertere Anwender werden eher zur EOS 10D greifen.

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