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Artikel
2006
KAMERAS Test
Sigma SD10
Einfach besser
Die SD10 sieht der SD9 zum Verwechseln ähnlich, hat aber deutliche Verbesserungen im Detail zu bieten. Wichtiger jedoch: Der 3-Schichten-CMOS von Foveon bringt in der SD10 bessere Ergebnisse.
Von der Neun zur Zehn macht man den kleinstmöglichen Zahlenschritt. Und so ist man versucht zu glauben, der Schritt von der SD9 zur SD10 diene allenfalls der Produktkosmetik. Mit dem Ziel möglicherweise, den Foveon-Chip erneut ins Gespräch zu bringen.
Äußerlich scheint sich an der Kamera nichts oder nur wenig verändert zu haben: Das Gehäuse wirkt nach wie vor etwas klobig, was immerhin den Vorteil hat, dass auch große Hände nicht ins Leere greifen. Andererseits kann eine solche Kamera nicht für das unbeschwerte Knipsen nach Feierabend gedacht sein. Dafür spricht auch das Fehlen eines eingebauten Blitzgeräts. Zudem speichert die SD9 wie ihre Vorgängerin Bilder ausschließlich als RAW-Dateien ab (durchschnittlich 6 MB bei maximaler Auflösung). Und die lassen sich bekanntlich nur mit der dazugehörigen Software öffnen, bearbeiten und in einem Standardformat wie JPEG oder TIFF abspeichern.
Was aber hat sich verändert? Positiv fällt auf, dass sich die Kamera jetzt ausschließlich von Mignon-Akkus der Größe AA speisen lässt; die lästigen, weil teuren Lithium-Zusatzbatterien werden bei der Sigma SD10 nicht mehr gebraucht. Sind keine NiMH-Akkus zur Hand, nimmt man vier Alkali-Batterien oder zwei Lithium-Batterieblöcke (CR-V3). Ebenfalls neu ist, dass sich Belichtungskorrekturen jetzt auch in Drittelblendenstufen durchführen lassen. ISO-Werte kann man von ISO 100 bis 800 im Standardmodus und bis ISO 1600 im erweiterten Modus einstellen; bei der SD9 war bei ISO 400 bereits das Ende der Fahnenstange erreicht. Und schließlich hat Sigma das Drahtlos-Blitzen mit externen Blitzgeräten bei der SD10 perfektioniert: Beim Einsatz von zwei Blitzgeräten des Typs Sigma EF 500 DG Super ist kabellose Blitzfotografie im TTL-Modus möglich.
Top-Bilder bei ISO 400
Als Bildsensor verwendet Foveon einen CMOS, der ähnlich wie ein Farbfilm aufgebaut ist: Die Rezeptoren für Rot, Grün und Blau sind in drei Lagen übereinander angeordnet; jedes Pixel ist also für jede Farbe empfindlich. Zur Wahl stehen drei Auflösungsstufen: High (2268 x 1512 Pixel), Medium (1512 x 1008 Pixel) und Low (1134 x 756 Pixel). Multipliziert man die maximale Auflösung von 3,43 Millionen mit den drei Farbebenen, so kommt man auf etwas mehr als 10 Millionen Pixel, was bei der SD10 sogar zum Bestandteil des Foveon-Logos geworden ist. Dieses werbewirksame Zahlenspiel ist zwar legitim, wenn Sigma von 10,29 Millionen „Farbrezeptoren" spricht. Nach der üblichen Definition ist die SD10 aber keine 10-Mio.-Pixel-Kamera, sondern platziert sich bei der gemessenen Auflösung knapp hinter den 6-Millionen-Pixel-Kameras.
Dabei fällt auf, dass die Auflösung bei ISO 400 besser ist als bei ISO 100. Unsere Gesamtpunktzahl bezieht sich deswegen auf ISO 400. Möglicherweise greift ein vorhandenes Rauschfilter bei ISO 100 stärker in das Geschehen ein. Beim Rauschen erreicht die Sigma SD10 neue Bestwerte, bezogen auf ISO 400 sogar einen Traumwert. Damit ist die Sigma SD10 erste Wahl für das Fotografieren unter ungünstigen Lichtverhältnissen. Die Farbgenauigkeit wurde gegenüber dem Vorgängermodell weiter verbessert.
Bei Einstellung der Bildgröße auf 300 dpi in Photoshop misst eine High-Datei aus der SD10 19,2 x 12,8 cm, eine aus der Canon EOS 300D gewonnene dagegen 26,01 x 17,34 cm. Benötigt man bei der SD10 größere Bilder, empfiehlt sich das Hochrechnen in der Konvertierungs-Software Pro Photo, die dafür die Option „doppelte Größe" bietet. Die Software ist sehr bedienfreundlich aufgebaut und verfügt über eine neue Funktion zum Aufhellen von Schatten (X3 Fill Light). Ebenfalls neu: Bilder können nicht nur als JPEGs oder TIFFs, sondern auch als RAW-Dateien mit den dazugehörigen Regler-Einstellungen abgespeichert werden, was praktisch für spätere Korrekturen ist. Auch mit Blick auf zukünftige Software-Updates lohnt es sich, die RAW-Dateien auf Dauer zu archivieren.
Technik und Ausstattung
Die SD10 präsentiert sich als gut ausgestattete und leicht zu bedienende Kamera. Zeit-, Blenden- und Programmautomatik mit Shift-Funktion stehen zur Wahl, das manuelle Einstellen von Zeit und Blende über Einstellräder ist ebenfalls möglich.
Der vertikal ablaufende Schlitzverschluss erlaubt Belichtungszeiten zwischen 1/6000 s und 30 Sekunden sowie B(ulb). Die volle Bandbreite der Belichtungszeiten und ISO-Werte von 100 und bis 1600 steht nur im erweiterten Modus zur Verfügung, der aber keine erkennbaren Nachteile hat.
Zum Ermitteln der korrekten Belichtung stehen drei Messverfahren bereit: Mehrfeldmessung in acht Segmenten, mittenbetonte Integralmessung und Selektivmessung mittels Messkreis, der etwa 14 Prozent des Sucherfeldes repräsentiert. Messwertspeicherung, Belichtungskorrekturen und automatische Belichtungsreihen sind ebenfalls möglich.
Der Reflexsucher der SD10 zeigt 97 Prozent (vertikal) bzw. 98 Prozent (horizontal) des Bildfeldes an. Das Sucherfeld gliedert sich in eine abgeschattete Außenregion und ein helleres Rechteck im Zentrum, das den eigentlichen Bereich der Bildaufzeichung kennzeichnet. Vorteil: das Bildfeld lässt sich auch von Brillenträgern leicht überblicken. Nachteil: die Darstellung ist im Vergleich zu üblichen Reflexsuchern deutlich verkleinert.
Das AF-System der SD10 beschränkt sich auf einen zentral angeordneten Kreuzsensor und lässt sich wahlweise mit Auslösepriorität (Einzelbild-AF) oder mit Schärfenachführung betreiben. Für dezentral angeordnete Motive aktiviert man die Schärfespeicherung durch „halbes" Durchdrücken und Halten des Auslösers. Das AF-System reagiert zuverlässig, allerdings hat die Konkurrenz bis zu 11 Messfelder zu bieten, die auch einzeln angewählt werden können. Besonders lobenswert ist der bei der Sigma SD10 hermetisch abgeschlossene Spiegelkasten: Ein vergütetes Klarfilter sitzt versenkt hinter der Bajonettebene. Sollte der Chip doch einmal gereinigt werden müssen, was etwa durch Verschlussabrieb auf Dauer nicht zu vermeiden ist, lässt sich das Filter durch Lösen einer Kreuzschlitzschraube an der Fassung entfernen.
Praktische Erfahrungen
Für das Abspeichern einer RAW-Datei auf CompactFlash benötigt die Kamera in Verbindung mit einer Lexar Professional 256 MB etwas mehr als zehn Sekunden. Aufgezeichnete Bilder lassen sich wahlweise als Vollbild, als Neuner-Tableau und mittels verschiebbarer Bildlupe in fünf Vergrößerungsstufen (maximal achtfach) betrachten. Beim Weiterschalten von Bild zu Bild gibt es keine störenden Wartezeiten.
Zur Bedienung stehen ein Vierwegschalter und acht weitere Tasten bereit. Durch Drücken der Info-Taste lassen sich Aufnahmedaten und ein Histogramm aufrufen, das sogar alle drei Farbkurven anzeigt. Ebenfalls ungewöhnlich ist, dass sich die Bildlupe auch auf das in diesem Fenster angezeigte Mini-Bild anwenden lässt; das angezeigte Histogramm bezieht sich dabei auf den Bildausschnitt. Eine Belichtungswarnfunktion kennzeichnet Spitz-lichter durch eine rote Färbung.
Zuschalten lässt sich die Belichtungswarnung im Hauptmenü, das mit insgesamt 20 Punkten überschaubar bestückt ist. Das liegt unter anderem daran, dass der Hersteller bei der SD10 das Einstellen von Farbraum, Farbsättigung, Kontrast oder Schärfung komplett in den RAW-Konverter verlagert hat. Nur Auflösung (Hi, Med, Low), ISO-Zahl und die Art des Weißabgleichs werden an der Kamera voreingestellt.
Maximal sieben Menü-Punkte kann man im Fenster auf einmal überblicken, andere erreicht man durch Scrollen nach oben oder unten. Praktischerweise wurde als erster Menüpunkt „Kamera-Info" eingesetzt, so dass man nur einen weiteren Tastendruck (OK) benötigt, um in ein Fenster zu gelangen, das über alle wichtigen aktuellen Einstellungen informiert. Ebenso schlüssig: Mit dem letzten Menü-Eintrag stellt man die Kamera auf die Werkseinstellungen zurück.
Fazit
Karl Stechl
Die Sigma SD10 ist im Vergleich zu ihrer Vorgängerin zwar keine komplett neue Kamera, bietet aber dennoch mehr als nur marginale Verbesserungen. Die Detailpflege betrifft die Kamerafunktionen ebenso wie die Bildqualität, die vor allem durch exzellente Werte bei ISO 400 geprägt ist. Nur die Beschränkung auf das RAW-Format dürfte für viele Anwender ein Ärgernis bleiben. Versöhnt wird man jedoch durch die bedienfreundliche und vielseitige Konvertierungs-Software Pro Photo 2.0.
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