← Zurück

Artikel

2006

KAMERAS TEST

Sony Cyberschot DSC-F828

Acht Megapixel

Immer mehr Hersteller entwickeln digitale Spiegelreflexkameras. Sony kontert den
Trend mit der ersten 8-Megapixel-Kompaktkamera und
lichtstarkem Zeiss-Siebenfachzoom.

Für die erste 8-Megapixel-Kompaktkamera mit fest-* eingebautem 7fach-Zoom verlangt Sony 1150 Euro. 950 Euro kostet das Canon-EOS-300D-Set: eine 6-Megapixel-SLR-Kamera plus 3fach-Zoom 18-55 mm. Beide Konzepte, die günstige Spiegelreflexkamera und die hochwertige Kompakte, zielen auf dieselben Käufer: engagierte Amateure und berufliche Anwender.
Sony hat die F828 aus Vorgängermodellen wie F707 und F717 weiterentwickelt, und so ein außerordentlich ausgereiftes Modell auf den Markt gebracht: Die Kamera besteht aus einem dominanten spiegelreflexartigen Objektiv mit einem exakten Schärfe- und dem griffigen Zoomring. Hinter dem Objektiv befindet sich nur noch ein im Vergleich fast winziger Body, der sich um 100 Grad zum Zoom drehen lässt. Damit wird ein Nachteil gegenüber dem Spiegelreflexsystem für viele Nutzer in einen Vorteil verwandelt: Der geschickte Dreh kippt das 2,5-Zoll-Display aus der Sonneneinstrahlung, verbessert somit dessen Ablesbarkeit und ermöglicht zugleich einen Einblick wie ein Schachtsucher. Die Kamera muss zum Fotografieren also nicht vors Auge; ausgelöst werden kann auch aus der Hüfte oder über Kopf - bei voller Motivkontrolle. Der Blick in den Sucher offenbart eine sehr schöne elektronische Bildwiedergabe mit 235 000 Bildpunkten -kann allerdings nicht die Bildqualität eines SLR-Suchers erreichen. Weitere Abstriche gegenüber einer echten SLR müssen bei nutzerspezifischen Presets, Hochkant-Auslöseausstattung und natürlich den Wechselobjektiven gemacht werden: Sonys Konzept ist ein fest eingebautes, weitwinkliges Objektiv mit Lichtstärke 2-2,8 und einer Brennweite von 28-200 mm (in KB), das auf die hohe Abbildungsleistung von 8 Megapixel gerechnet wurde. Das macht Sinn, da zahlreiche alte SLR-Zooms mit dem 8-MegapixelCCD der F828 überfordert sein dürften. Hinzu kommt ein Frontgewinde von 58 mm für Vorsätze.
Die F828 ist trotz vieler Bedienelemente nur äußerst displaylastig einzustellen. Die beleuchtbare Fließquarz-Anzeige auf der Topseite zeigt nur die nötigsten Belichtungsdaten an. In diesem Monitor erscheint, während die Funktionstaste gedrückt wird, eine unnötige Animation, auf der bunt tanzende Werte mit dem in Daumennähe liegenden Drehrad einzufangen sind. Daumennähe bedeutet, dass dieser Ring nicht ganz optimal zu erreichen ist. Vollends unpraktisch, gerade für kleine Hände, ist die Einstellung der Belichtungs- oder Blendensteuerung, bei der gleichzeitig mit dem Zeigefinger eine kleine Taste gedrückt werden muss, während der Daumen am Rad dreht.

Glanzpunkte setzt die Kamera mit ihrem Funktionsumfang: Dass Blende und Zeit manuell oder mit Priorität einzustellen sind, versteht sich ohnehin. Getrennte Speicherfunktionen für Belichtung und Schärfe sowie eine Shift-Funktion für die Tiefenschärfesteuerung sind unter Kompakten schon nicht mehr selbstverständlich. Der Ausklappblitz ist in seiner Stärke dreistufig einstellbar und Langzeitbelichtung problemlos möglich. Die Blitzmessung, deren Werte auch zum intelligenten Zubehörschuh übertragen wird, funktioniert sehr exakt. Auch bei kurzen Entfernungen vom Motiv kam es weder zu Überstrahlungen noch zu roten Augen.
Die Entfernungswerte beim manuellen Einstellen werden wie auch die anderen Einstelldaten übersichtlich ins Display übertragen, zudem kann das Autofokus-Messfeld dank eines bequemen Vierrichtungshebels an jeden Punkt des Motivs navigiert werden. Die üblichen Messfelder - integral, mitten-betont und Spot - gibt es für Fokus und Belichtung obendrein. Die Schnelligkeit, mit der die Kamera ihre riesigen Bildfiles handhabt, grenzt schon an Hexerei. Auslösefertig ist die F828 nach dem Einschalten in Sekundenfrist, und die Auslöseverzögerung spürt der Fotograf kaum. Die Dateien sind ohne nennenswerte Verzögerung weggespeichert, und zwar wahlweise auf
Memorystick oder CompactFlash-Card. Die Raw-, Tiff- oder JPEG-Dateien erscheinen direkt im Monitor. Wird die rasante Serienbildfunktion zugeschaltet, sind sogar fünf Bilder binnen 2 Sekunden möglich. Unglaublich: Die Aufnahmen können am Display direkt mitverfolgt werden. Blindflüge bei Serienschüssen sind pass. In fünf oder drei Megapixel Auflösung schafft die Kamera auch sieben Schüsse in Serie. Blendenbracketing gibt es außerdem. Geschossene Bilder sind mit der Schnellwiedergabe sofort betrachtbar; die Lupe arbeitet zügig, kleine Unschärfen im 8-Mega-Bereich deckt sie aber nicht 100prozentig zuverlässig auf. Mit dem recht hohen Stromverbrauch wird der mitgelieferte Akku gut fertig - wenn nicht zu viel geblitzt wird. Eine minutengenaue Anzeige gibt über die verbleibende Aufnahmekapazität Auskunft, auch beim Laden. Die aus anderen Sony-Modellen bekannten Nachtschussfunktionen sind ebenfalls da: Eine Infrarotsonde macht die F828 zum Nachtsichtgerät, das deutliche, aber grünlich weiße, verrauschte Aufnahmen erzeugt. Wird die Nightframing-Funktion zugeschaltet, dann ist die Sonde nur Sichthilfe, ein Laserpointer misst die Distanz, und das Bild wird normal mittels Blitz erzeugt.
Weitere Ausstattungsmerkmale sind Aufnahme/Wiedergabehistogramm, Tonaufzeichnung zum Foto und eine sehr gute Videofunktion. In voller TV-Auflösung und mit fernsehüblicher Bildwiederholfrequenz nimmt die Kamera allerdings nur auf den schnellen Memorystick-Pro auf, und zwar 12 Minuten auf einen 1-GB-Stick. Dank der guten Schärfenachführung und dem stufenlosen Zoom wird der Fotoapparat dann zum echten Camcorder.
In der Praxis arbeiteten alle Programme zuverlässig, nur die Vollautomatik neigte bei schwächerem Licht zu Verwacklungen. Die Wackelwarnung tauchte vergleichsweise spät auf. Das Display ist von Sony sehr hell und brillant eingestellt, und der Kontrast lässt sich auch nur in Maßen regulieren. Wer manuell einstellt, muss sich daran gewöhnen, dass der optische Eindruck am Monitor viel kontrastreicher ist als das wahre Ergebnis, sonst droht Unterbelichtung.
Die Detailauflösung des 8-Megapixel-Chips ist enorm. Mit 934 Linienpaaren setzt die Sony einen Bestwert und schlägt die Konkurrenz der 6-Megapixel-SLR-Kameras. Ebenfalls überzeugend fallen die Farbkraft und Lebendigkeit der Bilder aus - eventuell eine Auswirkung des Smaragdfilters. Die Rauschwerte hingegen können mit denen der Canon EOS 300D nicht konkurrieren und steigen bei ISO 400 sogar deutlich an. Das Gleiche gilt für den Objektkontrast, der bei ISO 400 zu niedrig ist.

Fazit 

Martin Biebel, Dipl.-Ing. Medientechnik

Sony landet mit der F828 einen Treffer und präsentiert eine attraktive Alternative zu SLR-Kameras. Zum blitzschnellen Autofokus kommen die ausgezeichnete Verarbeitung, zahlreiche clever weiterentwickelte Funktionen, die komplette Ausstattung und ein sehr guter Bildfile mit hoher Schärfe hinzu - aber eben keine Wechselobjektive. Nachteilig sind die leichten Schwächen bei der Bedienung sowie das steigende Rauschen und der geringere Objektkontrast bei ISO 400. Dennoch - für die überzeugende Leistung bei ISO 100: Kauftipp Bildqualität.

{ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}