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Artikel
2006
KAMERAS NEUVORSTELLUNG
Glanzstück
Digitale SLR-Kamera Nikon D70
Kompakte, digitale SLR-Kameras haben Konjunktur: Nach Canon, Pentax und Olympus schickt Nikon jetzt die D70 ins Rennen mit umfangreicher Ausstattung und interessanten Details wie der Blitzsynchronisation bei 1/500 s.
Der Nachfolger der D100? Falsch geraten: Nikon stellt die D70 der D100 zur Seite und erweitert so seine SLR-Baureihe um ein preiswertes 6-Magapixel-Modell für 1100 Euro. Ob auf Dauer im Markt Platz für beide Schwestermodelle ist, werden Testergebnisse und Käufer entscheiden.
Ein Vorserienmodell der D70, das den Weg in die Redaktion fand, konnte zu solchen Denkspielen nur teilweise beitragen: Ein „zugenageltes" Speicherkarten-Fach verhinderte jeglichen Zugriff auf die Bilddaten, die auch nicht auf den PC übertragen werden konnten, weil die USB-Buchse nicht zugänglich war. Dennoch erfreulich, dass der Hersteller der Redaktion bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt eine Kontaktaufnahme mit dem Newcomer ermöglicht hat.
Die Kameratechnik
Und was man da in Händen hält, ist äußerst überzeugend. Irgendwie schafft es Nikon sogar bei einer Kompakt-SLR, dem oft propagierten professionellen Anspruch Gesicht zu verleihen. Die Außenhaut des Gehäuses besteht aus Kunststoff, der wenig ins Gewicht fällt und dennoch robust wirkt. Die Kamera ist etwas zierlicher als die D100, dürfte aber den gleichen Anwenderkreis ansprechen - vom ambitionierten Amateur bis zum kostenbewussten Profi.
Anders als bei der D100 finden sich am Betriebsartenwähler auch eine Vollautomatik und sechs Motivprogramme. Programmautomatik mit Shift-Funktion, Zeit- und Blendenautomatik sowie den manuellen Modus bieten dagegen beide Modelle. Zwei Einstellräder, eines in Nachbarschaft des Auslösers, das zweite an der Rückseite, helfen beim Einstellen wichtiger Parameter, darunter auch Belichtungszeit und Blende im manuellen Modus. Den 5-Punkt-Autofokus mit zuschaltbarem Hilfslicht kennt man ebenfalls von der D100. Die Auswahl der Messfelder kann man wahlweise der Kamera überlassen oder selbst in die Hand nehmen.
Der High-Eyepoint-Sucher ermöglicht einen guten Überblick über das Sucherfeld; das Gesichtsfeld ist mit 95 Prozent angegeben. Wie bei der D100 lassen sich in den Sucher Gitterlinien einblenden - eine große Hilfe vor allem bei Architektur- und Produktaufnahmen.
Erfreulicherweise ist die Kamera unmittelbar nach dem Einschalten auslösebereit; auch die (noch nicht gemessene) Auslöseverzögerung scheint sehr gering zu sein. Laut Hersteller sollen bis zu drei Bilder pro Sekunde und mindestens 12 Bilder in Folge möglich sein.
Verschlusszeiten werden zwischen 1/8000 und 30 s angeboten. Für Langzeitbelichtungen gibt es eine zuschaltbare Rauschunterdrückung, und die kürzeste Blitz-Synchronisationszeit von 1/500 s stellt einen neuen Rekord dar. Dabei handelt es sich laut Hersteller noch nicht um Kurzzeit-Synchronisation, die eine Verringerung der Leitzahl mit sich brächte.
Die Kamera ermöglicht Belichtungs- und Blitzbelichtungsreihen sowie manuelle Korrekturen, auch separat für das Blitzlicht. Dies gilt für externe Blitzgeräte wie das neue SB-600 ebenso wie für das eingebaute. Die dabei aktive i-TTL-Steuerung basiert auf Messblitzen. Trotzdem soll es möglich sein, externe Blitzgeräte wie das SB-600 und SB-800 drahtlos-synchron über das Kamerablitzgerät auszulösen.
Die Bildaufzeichnung
Der 23,7 x 15,6 mm große Bildsensor erzeugt Bilddateien mit effektiv 6,1 Mio. Pixel Auflösung; die Fotos werden als JPEGs oder im RAW-Format (NEF oder Nikon Electronic Format) aufgezeichnet, bei Bedarf auch simultan in beiden Formaten. Ein Viewer-Programm für RAW-Dateien ist im Lieferumfang; die mit umfangreichen Bearbeitungsfunktionen ausgestattete Capture-Software (4.1) kostet rund 190 Euro Aufpreis.
Die Speicherzeiten sind bereits beim Vorserienmodell extrem kurz: Bei JPEGs und NEFs zeigte sich die grüne Speicher-LED kaum länger als zwei Sekunden. Auch bei der Wiedergabe von Bildern ist die D70 extrem schnell: Der Wechsel von einem Bild zum nächsten dauert nur den Bruchteil einer Sekunde, auch im RAW-Format. Bei der Bildwiedergabe stellt die Kamera auf Wunsch Hochformate am Monitor dar.
Praktisch bei der Bildanalyse ist die Belegung des 4-Weg-Schalters: Für den Bildwechsel benutzt man die Up-down-Tasten, während man mit den Links-rechts-Tasten verschiedene Anzeige-Modi aufruft: Bild-Info, Überbelichtungswarnung (blinkende Spitzlichter) und Histogramm.
Nach dem Auslösen erscheint das Bild sehr schnell auf dem Monitor als Rückschau. Bildübersichten lassen sich mit wahlweise vier oder neun Miniaturen anzeigen. Die Bildlupe wird über das Einstellrad bedient; die maximale Vergrößerung ist 4,7-fach - kein Spitzenwert. Wie bei der D100 ist der untere Eckwert für die Empfindlichkeit ISO 200, auf der anderen Seite ist mit ISO 1600 das Ende der Fahnenstange erreicht. Ein offener Wunsch bleibt die Einstellung auf ISO 100: Es gibt eben auch Situationen, in denen zuviel Licht vorhanden ist, um die Wunschblende einzustellen. Die Menüstruktur ist ähnlich komplex wie bei der D100. Dank der großen Schriften sind die Einträge aber besser zu lesen. In vier Menüs finden sich 26 Einträge und 25 Individualfunktionen, die es dem Anwender ermöglichen, die Kamera entsprechend den eigenen Vorstellungen zu konfigurieren. Das geht so weit, dass sich bei mittenbetonter Messung sogar die zentrische Gewichtung zwischen 6, 8, 10 und 12 mm einstellen lässt.
Soviel Flexibilität ist in dieser Klasse einzigartig. Oder für manchen zuviel des Guten? Auch für diesen Fall hat Nikon vorgesorgt: Auf Wunsch beschränken Sie die Individualfunktionen unter dem Menü-Punkt „Einfach" auf die neun wichtigsten Einträge. Per Hilfstaste können Sie sich zudem Kommentare zu den einzelnen Individualfunktionen anzeigen lassen. Ein gelungener Versuch des Herstellers, Funktionsvielfalt mit einfachem Handling zu kombinieren.
Fazit
Die Nikon D70 hinterlässt bei ihrer Premiere als Vorserienmodell einen ausgezeichneten Eindruck: ansprechendes Design, kompromisslose Komplettausstattung, einfache Bedienung und günstiger Preis - auf so eine Kamera dürften viele umstiegswillige Nikon-Fotografen (und nicht nur die) gewartet haben. Wenn die Bildqualität hält, was die Kameratechnik verspricht, könnte die D70 künftig in der vordersten Reihe mitspielen. Warten wir gespannt auf ein Serienmodell und die noch ausstehenden Testergebnisse.
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