← Zurück
Artikel
2006
Kameras Test
Leica Digilux 2, Panasonic Lumix DMC-L1
Klassische Linie
Die neueste Gemeinschaftsentwicklung von Leica und Panasonic setzt Maßstäbe: Lichtstarkes 28-90-mm-Zoom, 5 Megapixel und klassische Bedienung mit Zoom-, Blenden- und Fokusring.
Sie sind teurer als eine digitale Spiegelreflexkamera, haben keine Wechselobjektive und „nur" 5 Megapixel. Was die Panasonic LC1 bzw. die Leica Digilux 2 jedoch bieten, ist das von Leica gerechnete Top-Objektiv Vario-Summicron 2-2,4/28-90 mm. Hinzu kommt ein klassisches Bedienkonzept mit all den hoch präzisen manuellen Steuerelementen vom Blenden- bis zum Zoomring, die so kein Konkurrenzmodell bietet. Und auch die „digitale" Seite der Bedienung setzt Maßstäbe. Digilux und Lumix besitzen den schärfsten und realistischsten elektronischen Suchermonitor, den wir bisher in einer Digitalkamera sahen. 235 000 Pixel sorgen für Durchblick, und das große 2,5-Zoll-Display hat immer noch stattliche 211 000 Pixel.
Keine Frage, mit den beiden nahezu baugleichen Zwillingen zielen Leica und Panasonic auf Spiegelreflexfotografen, die für kompromisslose Qualität auch stolze Preise akzeptieren. Immerhin kostet die Leica 1800 Euro und die Panasonic 1500 Euro. Unser Artikel fasst beide Testkandidaten zusammen, da trotz leichter Designunterschiede die Bedienung identisch ist.
In die Hand gebaut
Gut liegt der 630 Gramm Bolide in der Hand. Wie bei einer klassischen Spiegelreflexkamera lässt sich alles Wichtige direkt über Räder, Ringe und Knöpfe einstellen. Klar dass bei diesen Modellen jedes Bedienelement dort sitzt, wo es der Kleinbildfotograf vermutet. So findet man fast automatisch den richtigen Ring am Objektiv, um etwa die Entfernung manuell einzustellen. Zugleich klappt im elektronischen Sucher beim Drehen des Fokusrings auf Wunsch eine 4fach-Lupe auf. Nun ist ein elektronische Sucher bei einer Dreifachzoomkamera ungewöhnlich, macht aber dank der hohen Auflösung Sinn. Schließlich ermöglicht der LCD-Sucher die Einblendung zahlreicher Aufnahmedaten ob Histogramm, Zeit, Blende, Empfindlichkeit, Entfernung, Belichtungskorrektur oder des Gitters für Architekturaufnahmen.
Das Objektiv besitzt 13 Glaslinsen, von denen zwei asphärisch geschliffen sind, um die sphärische Aberration zu eliminieren und die Bauform des 28- bis 90-mm-Objektivs zu minimieren, das immerhin den Bildkreis eines 2/3-Zoll-Chip ausleuchten muss. Die meisten Sensoren von Kompaktkameras sind kleiner, was bei höheren Empfindlichkeiten das Rauschen in die Höhe treibt. Auf das einzelne Pixel fällt dann im Dunkeln zu wenig Licht, da die Oberfläche zu klein ist. Der Spielpartner dazu ist die feststehende Objektivkonstruktion, die mit einer Lichtstärke von 2,0 bis 2,4 im Telebereich glänzt. Zur Fokussierung werden interne Linsenelemente verschoben, was einen besonders stabilen Objektivkörper sowie eine feststehende Frontlinse ermöglicht. Der Empfindlichkeitsbereich freilich reicht mit ISO 100 bis 400 nicht eben sehr weit. Zudem steckt die Empfindlichkeiteinstellung tief im übersichtlichen Großschriftmenü, was dem Konzept der klaren Handhabung zunächst scheinbar zuwider läuft. Doch weit gefehlt: Ein Funktionsknopf erlaubt es, vier wichtige Einstellparameter individuell auszuwählen und in den direkten Zugriff auf die Vierrichtungswippe zu bringen. Beispielsweise also Spot-Belichtung, Empfindlichkeit, Weißabgleich und Bildgröße. Zusammen mit den manuellen Einstellringen für Zoom, Schärfe und Blende am Objektiv und dem Zeitenwahlrad neben dem Auslöser, braucht der Fotograf das Menü dann kaum noch. Man fragt sich bei dem analogen Leica-Sucherkameras nachempfundenen Baukonzept nur, warum nicht ein zweiter Ring links sitzt, in der Nähe des intelligenten TTL-Blitzfußes. Der sollte dann die ISO-Empfindlichkeit regeln. Den Filmtransporthebel könnte man auch gleich umfunktionieren zur digitalen Gebrauchsblende, wie sie etwa die in diesem Heft ebenfalls getestete DC C50 von Benq bietet. Dort simuliert der Monitor beim Einstellen die voraussichtliche Helligkeit des manuell zeit- oder blenden-korrigierten Bildes. Bei Spiegelreflexsystemen lässt sich durch das Abblenden zudem die voraussichtliche Schärfentiefe erkennen. Bei Panasonic und Leica hilft nur Auslösen und kontrollieren. Die Bildschirmhelligkeit stimmt, anders als bei vielen Konkurrenzmodellen, sehr genau mit der Helligkeit der erzeugten Bilddatei überein.
Praktische Ausstattung
Praktisch: Zur einfacheren Schärfekontrolle kann die automatische Wiedergabe nach der Aufnahme direkt vierfach gezoomt erscheinen. Praktisch ist überhaupt das Wort für die Kamera, sieht man einmal vom Gewicht und den großen Abmessungen ab. Praktisch ist der leistungsstarke Klappblitz mit Leitzahl 7, der gut 4,5 Meter ausleuchtet. Der Clou: Die Blitzkonstruktion kann geneigt werden, sodass sie gen Himmel blickt und indirekte Beleuchtung ermöglicht. Praktisch ist die Zeit- oder Blendenvorwahl oder die Autofokussierung, die ganz einfach aktiviert wird, indem der Fotograf das entsprechende Einstellrad in die A-(Automatik-) Stellung fährt. Praktisch ist der Belichtungskorrekturschalter, der nacheinander die Programmshift-Funktion, die Blitzkorrektur und die Bracketing-Einstellungen freigibt. Verbesserungsfähig nur der Auslöser, der für den Testergeschmack einen zu tief liegenden Druckpunkt aufweist. Prima, dass die Hersteller gleich einen ansteckbaren Fernauslöser mitliefern. Weiter im Zubehör: Der UV-Schutzfilter für die kostbare Frontlinse und eine Sonnenblende mit Staubschutzdeckel.
Hinter zwei unauffällig ins Gehäuse eingearbeiteten Klappen liegt rechts der Schlitz für die SD-Speicherkarte und links für die Anschlüsse. Über die USB-Verbindung kann die Leica-Software die Kamera in allen Funktionen fernsteuern. Wer tiefer im Menü gräbt, findet weitere Leckerbissen: Eine Tonaufzeichnung z. B., eine Trickfilm-Intervall-Funktion oder eine kreative SW-Aufnahmelösung. Eine spezielle Bildformateinstellung - HDTV genannt - erzeugt Standbilder mit 1920 x 1080 Bildpunkten. Wer einen HDTV-Fernseher besitzt, kann damit Bilder in passender Auflösung erzeugen und so Diaschauen generieren, deren Qualität doppelt so gut ist wie das, was derzeit aus normalen Fernsehern kommt. Panasonic-HDTV-Fernseher neuer Generation, die zum Teil mit Speicherkartenschlitz ausgerüstet sind, können die Bilder direkt lesen. Die Bilder können in drei JPEG-Stufen komprimiert werden, darüber hinaus gibt es das Raw-Format. Bei der JPEG-Kompression sollte die beste Stufe eingestellt bleiben, die anderen können Artefakte erzeugen.
Sehr gute Bildqualität
Die Bilddateien zeigen sich sehr fein aufgelöst: Die Leica kommt auf stolze 864 Linienpaare. Bei Panasonic sind es immerhin knapp 800 Linienpaare und eine Vignettierung im Weitwinkel von gut 1 Blende; die Leica bringt es gerade auf eine halbe. Die Unterschiede könnten mit einer unterschiedlichen Abstimmung der internen Bildberechnungen zusammenhängen. Die Farben gleicht jedenfalls Panasonic genauer ab und holt sich über die Farbechtheit wieder einen der abgegebenen Punkte zurück. Die Rauschwerte sind bei ISO 400 in beiden Fällen für eine Kompaktkamera ok, im Bild ist die Rauschzunahme dennoch deutlich zu erkennen. Dunkle Bildteile beginnen sogar recht früh zu rauschen. Digitale SLR-Kameras schneiden in diesem Punkt wesentlich besser ab, haben aber auch deutlich größere Sensoren. Noch eine Auffälligkeit: In Innenräumen macht die Automatik gerne zu rötliche Bilder. Unbedingt manuell oder auf Kunstlicht abgleichen.
Die Unterschiede
Und wo liegt der Unterschied zwischen beiden Modellen? Das von dem Berliner Designbüro Heine gestaltete Gehäuse wird in der Leica-Fassung zu einem durchgestylten Designobjekt von zeitloser Schönheit. Die Panasonic LC1 hat zwar ebenfalls die klare Linie, ist aber in den Details deutlich konventioneller wenn auch 1 Zentimeter schmäler und niedriger. So durchbricht beispielsweise ein kleines Griffpad die Stringenz der Frontlinie oder die Schrifttypen von Objektiv und Body harmonieren nicht. Darüber hinaus zahlt man bei Leica den Namen, ein Softwarepaket mit Photoshop Elements sowie drei Jahre Garantie. Für die Panasonic spricht dagegen die geringere Auslöseverzögerung von 0,81 statt 0,97 Sekunden - überzeugen können beide Werte nicht. Kameras dieser Preisklasse müssen deutlich schneller sein.
Fazit
Martin Biebel, Dipl.-Ing. Medientechnik
1500 Euro kostet die Panasonic und 1800 Euro die Leica. Dafür bekommt man eine faszinierende Kamera mit sehr guter Bildqualität und ein außergewöhnliches Konzept: So sicher, bequem und schnell lässt sich keine andere Kompakte manuell einstellen - das entspricht SLR-Qualität. Allerdings arbeiten SLR-Kameras wesentlich schneller und rauschen bei ISO 400 weniger. Unsere Empfehlung erhält die etwas schnellere und 300 Euro günstigere Panasonic - obwohl die Leica etwas schöner ist und noch etwas höher auflöst.
{ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}