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Artikel
2006
KAMERAS PRAXIS
Sony DSC-F828
Nachtbetrachtung
Sonys DSC-F828 ist die erste Acht-Megapixel-Kompaktkamera. Nach dem Test in COLOR FOTO 2/2004 folgt hier nun ein Praxisbericht zu ihren speziellen Nachtaufnahmefunktionen.
Schon mit ihren technischen Eckdaten profiliert sich die Sony Cybershot DSC-F828 als eine der Top-Kameras des Marktes.
Und wie der Test in COLORFOTO 2/2004 zeigt, hält Sonys Spitzenmodell, was es verspricht. Mit 67,5 Punkten erobert es Platz 1 unter den Nicht-SLR-Kameras. Da lohnt ein Blick auf weitere Einzelheiten: Ein schon allein wegen seiner Größe unübersehbares Highlight ist das Carl-Zeiss-Zoom - und es ist mit seiner Lichtstärke, der Anfangsbrennweite und seiner optischen Qualität jeden Kubikzentimeter seines Volumens und jedes Gramm seines Gewichtes wert. Mehr als das, die Liste seiner Vorzüge beginnt schon mit dem Einschalten der Kamera. Ein Objektiv, das nicht versenkt ist, braucht auch nicht ausgefahren zu werden. Mit nur einer Sekunde Einschaltverzögerung deklassiert die F828 ihre Konkurrentinnen mit Ausnahme der Minolta Dimage Al. Diese Ausnahme hat ihren Grund, denn wie die F828 setzt die Al auf ein klassisches Zoom mit manueller Einstellung. Nichts quietscht und summt beim Zoomen, nichts braucht Akku“saft". Darüber hinaus kommen weitere Vorzüge der klassischen Bauart bei der Brennweiten- und Entfernungseinstellung zum Tragen. Sie machen die F828 zur ersten Wahl für alle, denen es auf bewusste Bildgestaltung ankommt. Schnell, präzise und geräuschlos ist mit dem geschmeidig laufenden, mechanischen Brennweitenring der Bildausschnitt festgelegt. Dank der Geradeführung der Frontlinse ist dabei auch das Fotografieren mit Polfiltern kein Problem. Das manuelle Scharfstellen ist mit der F828, anders als bei Digitalkameras üblich, ein echtes Vergnügen. Mit dem griffigen Fokussierring geht es geschmeidig wie mit hochwertigen MF-Objektiven, auch wenn die Fokussierung nicht wie das Zoomen in direkter mechanischer Umsetzung erfolgt, sondern indirekt wie eine Servolenkung.
Unterstützt wird die Scharfstellung durch die automatisch vergrößerte Darstellung des zentralen Bildbereichs und die digitale Anzeige der gewählten Entfernung im Display. Wäre der Autofokus der F828 im Normalfall nicht so sicher und schnell, würde man kaum noch zurückschalten.
Vor allem bei Dunkelheit gehört der so genannte „Hologramm"-Autofokus mit seinem roten Laser-Lichtstrahlmuster, das auch Umrisse erkennen kann, zu den treffsichersten Systemen. Leider reicht er nur fünf Meter weit. Grundsätzlich ungefährlich für die Augen, sollte man trotzdem nicht länger aus der Nähe in das Licht blicken, weil es dabei zu Sehstörungen kommen kann.
Sonys Laser-Autofokus macht eine ganz spezifische Cybershot-Funktion erst möglich. Mit „Night Framing" kann die F828 auch bei absoluter Dunkelheit farbige normale Blitzfotos aufnehmen. Das funktioniert mit Programmautomatik und mit aktiviertem Blitz. Die Infrarotleuchte neben dem Blitzreflektor macht Sucher oder Monitor zum Nachtsichtgerät für den Fotografen und so das im Dunklen verborgene Motiv sichtbar. Der Laser-AF bestimmt mit Hilfe seiner roten Lichtpunkte die Entfernung und stellt dementsprechend Schärfe und Blitzleistung ein. Auf diese Weise sind zum Beispiel nächtliche Tieraufnahmen möglich.
Anders sieht es mit „Night Shot" aus, der zweiten Sony-Spezialität. Hier nutzt die F828 ein von Camcordern bekanntes Verfahren. Die Infrarot-LED leuchtet nicht nur den Bereich vor der Kamera für das menschliche Auge unsichtbar aus, um ein sichtbares Sucher- oder Monitorbild zu erzeugen; sie ist auch für die Motivbeleuchtung während der Belichtung zuständig. Dazu wird das üblicherweise dem CCD-Bildsensor vorgeschaltete IR-Sperrfilter aus dem Strahlengang bewegt. Daraufhin verwandelt der Sensor das Infrarot-licht in ein monochromes, graugrünes Bild, das bei Weitwinkel-aufnahmen durch einen deutlichen „Hot Spot" gekennzeichnet ist. Die Fokussierung erfolgt bei „Night Shot" mit Hilfe der üblichen Kontrasterkennung durch den CCD-Sensor. Die mit höheren Empfindlichkeitswerten zunehmende Rauschneigung, die bei normalen Bildern mit ISO 800 deutlich auffällt, ist bei diesen ohnehin grobkörnig wirkenden Bildern vernachlässigbar. Daher kann bei „Night Shot" mit automatischer ISO-Einstellung fotografiert werden, während bei „Night Framing" ISO 100 oder 200 erste Wahl sind. Anders als „Night Framing" mit Blitz kann „Night Shot" auch mit der Video-Funktion genutzt werden.
Dank seiner raffinierten Info-Lithium-Technik hat Sony den Energieverbrauch bei alledem gut im Griff. Eine Akkuladung ist für mehrere hundert Fotos oder rund drei Stunden Dauerbetrieb gut.
Nicht nur bei „Night Shot", sondern auch bei Fotografieren unter schlechten Lichtverhältnissen vermisst man bei der Sony F828 das segensreiche Wirken eine optischen Bildstabilisators, wie man ihn von der Minolta Dimage Al oder der Panasonic Lumix FZ10 kennt und in einer Kamera dieser Preisklasse erwarten darf. In diesem Punkt ist die Cybershot leider nicht auf der Höhe der Zeit. Ein paar weitere Punkte trüben das außergewöhnlich überzeugende Bild, das die F828 ansonsten abgibt.
Ärgerlich für Apple-MacintoshNutzer ist bislang, dass die ImageTransfer-Software für den Download der Bilder aus der Kamera nur unter Windows läuft. Der Mac erkennt zwar die Kamera als externes Laufwerk und man kann die Dateien per Drag&Drop kopieren. Da die RAW-Dateien aber mit einem speziellen Algorithmus verschlüsselt und nur von der Sony-Software nutzbar sind, nicht aber etwa von Photoshop, konnten Mac-Benutzer bislang mit den RAW-Dateien nichts anfangen. Sony hat Abhilfe versprochen. Ein Photoshop-Plug-in von Adobe gibt es inzwischen auch.
Wer genau hinsieht, der entdeckt beim Zoomen mit unterschiedlichen Motiventfernungen ein bislang wenig beachtetes Phänomen. Während bei „Unendlich" der Maximal-Faktor 6,7 erreicht wird, schrumpft der Zoomfaktor bei etwa 4 m Aufnahmeentfernung auf 6, bei der kürzesten Entfernung von 0,6 m bleibt gar nur Faktor 5. Das würde bei umgerechnet 28 mm Anfangsbrennweite eine längste Brennweite von ca. 150 mm bedeuten. Sony erklärt, dass der maximale Zoomfaktor aufgrund optischer Gesetzmäßigkeiten nur bei „Unendlich" seinen größten Wert erreicht, und dass es allgemeiner Usus der Hersteller sei, die laut DIN zulässigen Brennweitentoleranzen von 5% der Brennweite etwas großzügig zu interpretieren. Dass es auch anders geht, zeigt z. B. Panasonic mit der Lumix FZ10 mit 12-fach-Zoom. Hier ändert sich der effektive Zoom-Faktor zwischen „Unendlich" und 4 m nur von 11,5 auf 11,3 und wird auch bei kürzester Aufnahme-Entfernung in Telestellung nicht kleiner als 10x.
Ein paar Schmankerl bietet auch die Bedienungsanleitung, so z. B. „35-Kameravorsatz 28-200 mm". Ich würde die Cybershot F828 allerdings trotzdem gerne behalten.
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