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Artikel

2006

KAMERAS TEST

Viel für wenig Geld

Neue Kleinbild-SLR-Kamera von Canon und Minolta

Canon EOS 30V Date oder EOS 33V und Minolta Dynax 40 oder Dynax 60: Die jüngsten Kleinbild-Spiegelreflexkameras von Canon und Minolta bieten nicht nur eine attraktive Auswahl, sondern auch ausgereifte Technik zu moderaten Preisen.

In der Flut der Digitalkamera-Neuheiten des Frühjahrs sind einige neue Spiegelreflexkameras für Kleinbildfilm fast untergegangen. Canon hat mit den EOS-Modellen 30V Date und 33V die Nachfolger des Duos EOS 30/33 vorgestellt, und Minolta bietet mit Dynax 40 und Dynax 60 zwei neue Kameras zum SLR-Einstiegstarif an. Auch wenn die Fortschritte bei den konventionellen SLR-Kameras angesichts des erreichten Reifegrades weniger dramatisch ausfallen als bei Digitalkameras, wo es noch viel mehr nachzuholen gibt, lohnt sich für qualitäts- wie preisorientierte Fotografen ein näherer Blick auf die Neulinge.
Schon die Preise machen die Hierarchie deutlich. Nur 169 Euro setzt Konica-Minolta als Verkaufspreis für die Dynax 40 samt Weitwinkel-Tele-Zoom 3,5-5,6/28-105 mm an. Für den Betrag gab es vor nicht allzu langer Zeit gerade mal eine Kompaktkamera mit 3x-Zoom. Die Dynax 60 soll 299 Euro mit dem gleichen Objektiv kosten. Für das EOS-30V-Gehäuse veranschlagt Canon 549 Euro, das ist die ehemalige 1000-DM-Klasse, da kann man schon Überdurchschnittliches erwarten. 100 Euro weniger kostet die EOS 33V. Dabei handelt es sich praktisch um die gleiche Kamera, abgespeckt um die augengesteuerte AF-Messfeldwahl und die Datenrückwand. Daher gilt alles, was zur EOS 30V Date gesagt wird, abgesehen von diesen beiden Punkten, auch für die EOS 33V.

Minoltas „Aldi-Killer"

Beide Dynax-Kameras sind im Vergleich zu früheren Modellen nicht kleiner, dank eines rundlichen gummierten Handgriffs aber deutlich handlicher geworden. Die Dynax 40 steht in der Tradition diverser Minolta-Einsteigermodelle der 4er-Serie. Die Zahl der Bedienelemente ist dementsprechend beschränkt, doch ein Blick auf die Oberseite der Kamera könnte unbedarfte Betrachter erschrecken. Das große Funktionsrad links auf der Kamera ist mit Symbolen überfrachtet, rechts auf der Dynax 40 kommen noch mal sechs Symbole für die Motivprogramme, Blitz- und Filmtransport hinzu. Hat der Novize seine Berührungsangst überwunden, erweist sich alles als ganz einfach. Links die Funktion wählen, dann den Knopf in der Mitte gedrückt halten und rechts am Rändelrad die gewünschte Einstellung aufrufen. Bei den Motivprogrammen fällt in der Praxis auf, dass die Blitzfunktion nicht einbezogen ist. Wer sich auskennt, mag sich darüber freuen, dass nicht jedes Mal der Blitz wie Kai aus der Kiste springt. Einsteiger werden sich aber erst mal wundern, wenn der Blitz trotz „Landschafts"-Programm wirkungslos in selbiger verpufft, weil er halt eingeschaltet ist. Dagegen hilft auch die aktuelle, entfernungsabhängige ADI-Blitzsteuerung nicht.
Wenn ein bewegtes Motiv vom großen 3-Feld-AF erfasst wurde, verfolgt es der Allrichtungs-Prädiktions-Autofokus mit der Schärfe. Die Serienbildfrequenz von 1,7 B/s stellt dabei keine besonders hohen Ansprüche.
Erfreulich ist die praktische Funktionsvielfalt dieses Basismodells. Sogar eine Belichtungsreihenautomatik fehlt nicht. Leider zeigt der Sucher keine Zeit- und Blendenwerte an. Bei der Nachführmessung vermisst man zudem die Analogskala.
Da ist der ambitionierte Fotograf mit der Dynax 60 besser bedient. Sie zeigt im Sucher das volle Programm, bis hin zur rot aufleuchtenden Markierung auf der Einstellscheibe für das gerade aktive AF-Messfeld. Es stehen für die Schärfeverfolgung jetzt 9 statt der 7 AF-Spots des Vorgängermodells Dynax 5 zur automatischen oder manuellen Wahl. Schön, dass die Schärfentiefe bei der Dynax 60 mit einer Abblendtaste visuell kontrolliert werden kann.
Auch bei der Belichtungsmessung trumpft die Dynax 60 mit 14 Messfeldern gegenüber der 2-Segment-Messung der Dynax 40 auf. Über die entfernungsabhängige ADI-Blitzmessung hinaus erlaubt die Dynax 60 die kabellose TTL-Steuerung eines externen Systemblitzes. Positiv fallen die hoch aufklappenden Blitze beider Modelle auf, die so die Rote-Augen-Gefahr mindern. Der Blitz der Dynax 60 ist mit LZ 16 für einen integrierten Blitz ungewöhnlich lichtstark. Mit 15 Individual-Funktionen lassen sich wichtige Funktionen nach persönlichem Geschmack programmieren. Einige weitere Unterschiede zwischen Dynax 40 und 60 liegen im Verborgenen. Die Dynax 60 ist mit einer Metall-Topkappe, Metall-Bajonett und versilberten Oberflächen im Spiegelsystem des Suchers ausgestattet. Es ersetzt wie bei fast allen modernen SLR-Kameras das frühere Prisma, weil es leichter, kompakter und preisgünstiger zu bauen ist. Bei der Dynax 40 sind die Oberflächen Alu-verspiegelt. In der Praxis fällt der Unterschied allerdings nicht auf. Was oben am Griff der Dynax 60 wie ein glänzendes dekoratives Element aussieht, ist ein IR-Sensor-Fenster für eine optional erhältliche Fernbedienung. Die Minolta-typische „Panik"-Taste (Rückkehr zur Standardeinstellung) ist scheinbar den Sparmaßnahmen zum Opfer gefallen.
In der Praxis fällt neben der wenig informativen Sucheranzeige der Dynax 40 eigentlich nur ein Punkt bei beiden Dynax-Modellen störend auf: der etwas gefühllose Auslöser-Druckpunkt auf halbem Wege für den Mess- und Fokussierstart. Doch dass es bei Kameras wie den Einsteiger-Minoltas nicht mehr zu meckern gibt, ist ein überzeugender Beweis für den hohen Standard der konventionellen Spiegelreflexkameras.

Weniger kann mehr sein

Angesichts der Rundum-sorglos-Ausstattung und dem ausgereiften Bedienkonzept der Vorgängermodelle, das beweist, dass Funktionsvielfalt und Übersichtlichkeit keine Gegensätze sein müssen, blieb Canon bei den jüngsten EOS-Modellen 30V Date/33V nur Modellpflege im Detail.
Das V steht wohl für „velocity", (Geschwindigkeit). Der mit seinen 7 Sensoren bei der alten EOS 30 ohnehin schon schneller als die meiste Konkurrenz arbeitende Autofokus ist in EOS 30V Date/ 33V auf das Profi-Niveau der großen Schwester EOS 1V beschleunigt worden. Er verrichtet seine Aufgabe vorbildlich präzise, schnell und leise. Im Zusammenwirken mit den bis zu 4 B/s schnellen Serienbelichtungen empfiehlt sich die EOS 30V/33V als Reportage- und Action-Kamera par excellence.
Ausschließlich der EOS 30V Date vorbehalten bleibt wie eingangs erwähnt die augengesteuerte Anwahl des gewünschten AF-Messpunktes. Angesichts der sicheren automatischen Messfeldwahl und der schnellen manuellen Fokuspunktwahl vermisst man diese Funktion in der EOS 33V aber nicht wirklich. Da auch der Nutzen der Dateneinbelichtungs-Rückwand der EOS 30V Date für die meisten Fotografen begrenzt ist, erscheint das Modell EOS 33V unter dem Preis-Leistungs-Gesichtspunkt als die bessere Wahl. Äußerlich erscheinen beide Kameras in ihrem neuen mattschwarzen Kräusellack-Überzug gleichermaßen hochwertig. Allein der blecherne Entriegelungshebel für das Funktionswählrad fällt als kleiner Stilbruch auf.
Bei der Mattscheibe kann von matt keine Rede mehr sein, Filmtransport, Verschlussablauf und Rückschwingspiegel wurden mechanisch optimiert, so dass die Kameras noch einen Tick leiser geworden sind und die Dunkelpause nur noch Wimpernschlag-schnelle 155 Millisekunden beträgt. Angesichts der schon beim Vorgängermodell sehr hohen Belichtungsgenauigkeit fällt der nochmals verbesserte Algorithmus der ansonsten unveränderten 35-Feld-Messung praktisch nicht weiter auf. Bei Motiven mit stark reflektierenden Flächen vermeidet die neue E-TTL-II-Blitzsteuerung durch Einbeziehung der Entfernungsmessung in die Vorblitz-Analyse Irritationen des Messsystems. Leider ist die Beschleunigung an kürzesten X-Synchronzeit vorübergegangen. Diese liegt immer noch bei der nicht mehr klassengemäßen 1/125 s. Ein wenig Verbesserungspielraum bleibt also bei diesem gelungenen EOS-Gesamtpaket immer noch.

Fazit

Horst Gottfried

Mehr ausgereiftere Technik für weniger Geld ist kaum noch zu erwarten. Insgesamt haben die neuen Dynax- und EOS-Modelle das Zeug zum Bestseller - werden dank Digitalkameras aber nicht mehr die alten Stückzahlen erreichen. Bei Minolta empfehlen wir mit der Dynax 60 das teurere Modell alleine schon wegen der besseren Sucheranzeige. Wer eine neue Canon sucht, ist mit der EOS 33V bestens bedient und kann die 100 Euro für AF-Augensteuerung und Data-Back der 30V sparen.

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