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Artikel
2006
KAMERAS LEICA-DIGITALRÜCKTEIL
Leica Digital-Modul-R
Neuer Ansatz
Das seit längerem angekündigte Digitalrückteil für die Leica-Kameras R9 und R8 soll ab Dezember lieferbar sein. Ein Vorserienmodell stand der Redaktion für den Erstkontakt zur Verfügung. Vorläufiges Fazit: Der neue (Denk-) Ansatz überzeugt auch in der Praxis.
Ein wenig müssen sich Leica-Fans noch in Geduld üben, denn das Digital-Modul-R für die SLR-Modelle R9 und R8 wird erst ab Dezember für 4500 Euro erhältlich sein. An einem Vorserienmodell konnte sich die Redaktion aber schon jetzt ein Bild von Konzept, Konstruktion und Bedienbarkeit machen. Fotos ließen sich aufzeichnen, konnten allerdings noch nicht zu Testzwecken herangezogen werden.
Aufbau des Digitalmoduls
Das Digital-Modul-R ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen dem dänischen Hersteller Imacon A/S, bekannt für Scanner und Kamerarückteile im Mittelformat, dem Bildsensor-Spezialisten Kodak I.S.S. und der Firma Leica, die ein entsprechendes Anforderungsprofil für die Kooperationspartner erarbeitete. Mit dem Ziel, den Spiegelreflexkameras Leica R8 und R9 den Weg in die digitale Zukunft zu ebnen. Bei dem von Kodak produzierten Bildsensor handelt es um einen CCD mit 10 Mio. Bildpunkten, einer aktiven Fläche von 26,4 x 17,6 mm und einem Pixel-Abstand von 6,8 pm. Die Empfindlichkeit lässt sich im Normalbetrieb zwischen 100 und 800 ISO variieren, im Push-Modus bis ISO 1600 ausdehnen. Der Bildwinkelfaktor ist mit 1,37 moderat und begünstigt die Tele-Fotografie, ohne Weitwinkelfans massiv einzuschränken. Mitgeliefert wird eine mit Begrenzungslinien versehene Einstellscheibe, die man gegen die Original-Mattscheibe tauscht.
Das Digital-Modul-R besteht aus zwei Teilen: der Rückwand mit dem Bildsensor und einem Handgriff, dessen Unterteil einen Lithium-Ionen-Akku (1800 mAh) beherbergt. Beides kann der Anwender selbst in wenigen Minuten montieren, nachdem er die Filmrückwand abgenommen hat. Die Digital-Rückwand ist federnd gelagert und wird auf die Filmbahn gedrückt, wobei der Sensor über dem Bildfenster zu liegen kommt. Besonderen Wert legt der Hersteller dabei auf folgenden Hinweis: Das Fräsen der Filmbahn sei bei der R9 der letzte Arbeitsschritt, was für ein Maximum an Präzision bürge. Praktischer Nebeneffekt der Rückwand-Konstruktion: Bei keiner anderen Digitalkamera hat man derart ungehinderten Zugriff auf den Bildsensor, wenn dieser mit Blasebalg oder Mikrofasertuch gereinigt werden muss. Über dem Sensor befindet sich nur ein dünnes, mehrfach beschichtetes Deckglas. Auf ein schärfeminderndes Anti-Aliasing-Filter vor dem Bildsensor hat man verzichtet. Stattdessen gibt es ein zuschaltbares, softwareseitig simuliertes Moire-Filter.
Bei Leica geht man davon aus, dass alle Objektive des hauseigenen Programms ohne Einschränkung für die digitale Bildaufzeichnung geeignet sind. Vignettierung soll, wo sie auftritt, Blenden- und brennweitenabhängig aus dem Bild herausgerechnet werden.
Einfache Bedienung
Leica-Anwender sind Traditionalisten, die sich nicht durch komplizierte Menüs hangeln wollen. Mit der R9 besitzen sie eine Kamera, die zwar keinen Autofokus, dafür aber ein klassisches Zeitenrad, ein Programmwahlrad und sogar einen eigenen Schalter besitzt, mit dem man die Spreizung für eine Belichtungsreihe einstellt. Folgerichtig hat der Hersteller auch das Digital-Modul-R auf einfachste Bedienbarkeit getrimmt -und das ist gut so.
Unter dem 1,8-Zoll-Monitor thront ein großes LC-Display mit folgenden Anzeigen: Bildzählwerk, ISO-Wert, Belichtungskorrektur, Batteriezustand, Selbstauslöser, JPG-ompression, Auflösung, Weißabgleich und Moire-Filter (an/aus). Über ein Wahlrad links neben dem LCD hat man direkten Zugriff auf jeden der genannten Parameter. Das im TFT-Monitor auf Knopfdruck erscheinende Menü kommt deshalb mit nur einer Ebene und insgesamt 20 Einträgen aus.
Schärfung, Farbsättigung und Kontrast lassen sich an der Kamera in jeweils drei Stufen einstellen. Möglich ist auch das Neuberechnen einer Bilddatei nach der Aufnahme („Verkleinern"). Zudem gibt es ein RGB-Histogramm oder ein Audio-Histogramm, bei dem Über-, Unter- und Normalbelichtung durch akustische Signale vermittelt werden. Für das Verändern von Werten, das Anwählen von Menü-Einträgen und andere Aktionen bietet die Rückwand dem Anwender eine überaus praktische Kombination aus Datenwahlrad und 4-Weg-Schalter mit integrierter Bestätigungstaste - die bisher konsequenteste Lösung.
Unterm Strich kann das Bedienkonzept voll überzeugen. Mit Individualfunktionen vollgepackte Utermenüs dürften nur Marken-Quereinsteiger vermissen, nicht aber typische R9-Anwender. Was am Rande auffiel: Das Digital-Modul-R wird relativ warm. Ziel war es laut Hersteller, möglichst viel Wärme vom Bildsensor abzuziehen. Dafür wurden an der Rückseite des Sensors Kupferbleche zur Wärmeableitung installiert.
Bilder werden als RAW, TIFF oder JPEG, wahlweise in zwei Kompressionsstufen, aufgezeichnet. Nicht unterstützt wird dagegen das parallele Abspeichern von RAW und JPEG. Als Farbräume stehen sRGB und AdobeRGB ohne weitere Varianten zur Verfügung, was völlig ausreicht. Beim Speichermedium beschränkt sich Leica auf SD-Card, in erster Linie aus Platzgründen, so der Kommentar.
Für den Datentransfer zum PC steht eine FireWire-Schnittstelle (IEEE 1394) bereit. Zum Öffnen und Bearbeiten von RAW-Dateien befindet sich eine Leica-DMR-Version der Imacon-Software FlexColor für Windows/Mac im Lieferumfang, ergänzt durch Photoshop Elements (Win/ Mac) und das Bildverwaltungsprogramm ACDSee PowerPack 6 (Win).
Fazit: Leica liefert mit dem DigitalModul-R eine stimmige Lösung für die R9/8 ab. Wenn die Bildergebnisse halten, was Verarbeitung und Bedienung versprechen, können Leica-Fotografen die Sektkorken knallen lassen - und sich obendrein auf ein Digitalrückteil für die Mess-Sucherkameras der M-Serie freuen. Damit ist aber nicht vor 2006 zu rechnen.
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