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Artikel

2006

KAMERAS TEST

Zwei 7-Megapixel-Kompakte von Canon

Die neue Generation

Canon pflegt im Top-Segment seit Jahren die Kameralinien S und G mit ähnlicher Bedienung und fast gleicher nahezu professioneller Ausstattung. Nur die Gehäusekonzepte sind völlig verschieden. Nun erscheint die aktuelle Generation mit 7-Megapixel-Sensor als Powershot S70 und Powershot G6.
Bei der S70 setzt Canon weiterhin auf ein kompaktes Gehäuse mit maximaler Ausstattung. Bei der G6 kommen einige Punkte hinzu, die für das Arbeiten im Studio und vom Stativ aus wichtig sind, wie ein schwenkbarer Monitor und ein Blitzschuh. Das Duell S gegen G könnte man also auch als ein Duell der Reisekamera S70 gegen die Studiokamera G6 deuten. Das größere Marktpotential hätte dann die S-Reihe, da im Studio die günstigen Spiegelreflexkameras den Canon-G-Modellen das Leben immer schwerer machen. Doch vielleicht ist die G ja auch für die Reise der bessere Kauf?

Canon Powershot G6

Große Erwartungen haben Semiprofis an die neue Powershot G6 mit dem Vierfachzoom und dem Schwenkdisplay der G-Serie. Die erste Überraschung bei dieser Kamera: Statt der vom Namen suggerierten 6 Megapixel, löst die G6 mit satten 7 Mio. Bildpunkten auf. Geschrumpft ist nur das Gehäuse, dessen bequeme Handhabung und Bedienkomfort den Vorgängerinnen G3 und G5 in nichts nachsteht. Die Kamera liegt solide in der Hand und alle Bedienelemente sind gut zu erreichen.
Sehen lassen kann sich auch die professionelle Ausstattung: Am Modusrad stehen zwölf Aufnahmesymbole bereit: Automatik, Programmautomatik, Motivprogramme sowie Videomodus. Wer mehr individuellen Einfluss auf die Bildgestaltung nehmen möchte, der nutzt die Blenden- oder Zeitvorwahl oder komplett manuelle Einstellungen; einzig ein Aufnahmehistogramm wäre noch wünschenswert. Um eigene Kameraeinstellungen abzuspeichern, bietet die G6 zwei Custom-Modi für den Schnellzugriff.
Mit dem griffgünstig beim Auslöser platzierten Pushdialrad werden Blende und Belichtungszeit eingestellt. Über die Funktionstaste sind weiterhin die wichtigsten Parameter schnell aufrufbar und können dann ebenfalls per Pushdialrad justiert werden, etwa: Lichtempfindlichkeit bis ISO 400, Schärfung, Sättigung, Kontrast, Fokusreihen, Blendenbracketing, Blitzlichtkorrektur, Effekte, Bildkompression und Größe. Im Menü findet der Ambitionierte die Parallelspeicherung von JEPG- und RAW-Daten, Blitzen auf dem ersten oder zweiten Vorhang, Langzeitsynchronisation, Serienbildeinstellung, Spotfeldmessungen und Autofokusfunktionen. Ein Neutraldichte-Filter reduziert bei Bedarf die Helligkeit um drei Blendenstufen und macht damit
längere Belichtungszeiten oder größere Blendenöffnungen bei hellem Licht möglich.
Sehr nützlich ist das Zusatzdisplay, das auch die Parameter der fünf Schnellzugriffstasten für Blitzmodus, Makroaufnahmen, Fokusfeldwahl, manuelle Scharfeinstellung und Displayeinstellungen sichtbar macht. So behält man auch dann die Kontrolle über alle Einstellungen, wenn man das - aus gutem Grund immer öfter kopierte - Schwenkdisplay ausschaltet, um Strom zu sparen. Ideal ist das Schwenkdisplay beim Fotografieren vom Stativ aus. Dazu passend bietet die G6 auch einen Blitzschuh für externe Blitze. Das bekannte Vierfachzoom ist mit Blende 2-3 extrem lichtstark. Es deckt einen Brennweitenbereich ab, der 35-140 mm im Kleinbildformat entspricht. Im Makromodus liegt die Naheinstellgrenze bei 5 cm. Das Objektiv besteht aus acht Linsen; davon sind zwei asphärisch geschliffen, was chromatische Farbfehler korrigieren soll. Die Auflösung beträgt beeindruckende 973 Linienpaare pro Bildhöhe. Mit diesem Wert übertrifft die Canon sogar Konkurrentinnen wie die Sony DSC-F 828 und Konica-Minolta A2 aus der 8-Megapixel-Liga. Kräftige Farben und gute Kontraste dominieren in den Bildern und lassen sie plastisch wirken. Schwächen in der Bildqualität zeigen sich hingegen bei schlechtem Umgebungslicht: bei ISO 400 steigt das Rauschen von 34,6 S/N auf unübersehbare 17,5 S/N, und die abbildbaren Kontraste rutschen in den Keller. Ein weiterer Schwachpunkt ist der langsame Autofokus.

Canon Powershot S70

Bei der S-Serie verpackt Canon die 7 Megapixel deutlich kompakter. Doch mit ihrem Preis von 510 Euro richtet sich die S70 ebenfalls an ambitionierte Fotografen. Diese Ausrichtung unterstreicht das schwarz-metallicfarbene, hochwertig verarbeitete Gehäuse. Der Objektivschutz dient - typisch für die S- Klasse - gleichzeitig als Ein- und Ausschalter. Das Objektiv deckt mit einem Brennweitenbereich, der 28-100 mm im Kleinbildformat entspricht, einen etwas kleineren Bereich ab als das der G6. Dafür gehört die S70 zu den wenigen Digitalkameras, die ein ordentliches Weitwinkel bieten. In punkto Lichtstärke kann die S70 der G6 mit Blende 2,8-5,3 nicht das Wasser reichen. Auch auf die praktische Bajonettfassung für Vorsatzlinsen muss der S-Fotograf verzichten. Allerdings bietet Canon erstmals für die S-Serie Vorsatzlinsen, die am Stativgewinde befestigt und oben am Gehäuse mit einem Bügel eingeklinkt werden. Funktionsseitig steht die S70 der G6 nicht nach. Alle Parameter sind ganz nach Wunsch mit mehr oder weniger automatischer Hilfestellung gegeben. Wie die G6, gehört auch die S70 zu den ganz wenigen Kompakten, die Daten parallel zum JPEG-Bild auch im RAW-Format speichern können. Im Gegensatz zur G6 bietet die S70 bei gleicher Auflösung einen etwas kleineren 1,8-Zoll-Monitor, der außerdem nicht dreh- oderschwenkbar ist. Ferner muss man auf einen Blitzschuh und einen zweiten Speicherplatz für eigene Parameter sowie ein Graufilter verzichten.
Die Auflösung fällt mit 876 Linienpaaren pro Bildhöhe geringer aus, dürfte aber für die meisten Anwendungen mehr als ausreichen. Zudem überzeugen auch hier die Aufnahmen mit sehr guter Farbwiedergabe und kräftigen Kontrasten. In der Kritik stehen wiederum der Autofokus und die sichtbaren Schwächen bei ISO 400: das Rauschverhalten steigt deutlich an und der abbildbare Kontrast sinkt ab. Zudem muss die S70 einen halben Punkt wegen Vignettierung im Weitwinkelbereich abgeben.
Im Vergleich zur fast baugleichen S60 mit 5 Megapixeln schneidet die S70 bei der Bildqualität noch etwas besser ab und löst erwartungsgemäß feine Strukturen genauer auf. Für die S60 sprechen der nicht ganz so langsame Autofokus und der um 100 Euro niedrigere Preis. Unter diesem Aspekt könnte bei einer Kaufentscheidung ein Verzicht auf die höhere Auflösung der S70 Sinn machen.

Fazit

Joachim Sauer

Zwei fast professionell ausgestattete Topkameras mit sehr guter Handhabung, aber einem langsamen Autofokus, mit einer ausgezeichneten Bildqualität bei ISO 100, aber deutlichem Rauschen bei ISO 400 - ein Manko der meisten Kompaktkameras. Die Unterschiede liegen im Detail: Für die S70 sprechen der Weitwinkelbereich ab 28 mm, das wesentlich kompaktere Gehäuse und der günstigere Preis. Die große G6 lockt mit Detailfunktionen wie einem Graufilter, schwenkbarem Monitor, Blitzschuh sowie dem höher auflösenden und lichtstärkerem Objektiv. Da Lichtstärke und Schwenkmonitor auch unterwegs große Vorzüge bieten, erhält die Canon G6 unseren Kauftipp - als Top-Reisekamera.

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