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2006
KAMERAS TEST
Canon EOS 300X - Kleinbild-SLR-amaera für Einsteiger
Schneller, leiser
Mit nahezu professioneller Autofokusgeschwindigkeit und drei Bildern pro Sekunde tritt die Canon EOS 300X die Nachfolge der über zwei Jahre erfolgreichen EOS 300V an.
Zwar stehen die neuen Digitalkameras im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, doch gibt es auch bei den Kleinbildkameras Neuheiten - wie die Canon EOS 300X. Das zeigt, dass selbst ein ausgereiftes System immer noch verbessert werden kann.
Äußerlich fällt bei der EOS 300X das in ergonomischer Hinsicht optimierte Gehäuse aus glasfaserverstärktem Polycarbonat mit seiner höherwertigen Oberflächenlackierung im Titan-Look auf. Durch die Gummiarmierung des Handgriffs liegt die Kamera sicher in der Hand. Ein Metallbajonett sorgt schon bei diesem Einsteigermodell für dauerhaft sicheren Sitz der Objektive. Die wichtigeren Fortschritte finden jedoch im Inneren statt.
Wie schon in der EOS 300N, sind auch in der EOS 300X fünf der sieben Autofokus-Sensoren horizontal angeordnet. Sie bilden damit nach wie vor das breiteste Autofokus-Messfeld bei Einsteiger-Spiegelreflexkameras. Dazu kommen zwei weitere AF-Sensoren ober- und unterhalb des zentralen Kreuzsensors. Zusammen decken sie einen so großen Bildbereich ab, dass außermittig platzierte Objekte meist ohne Schärfespeicherung erfasst werden können. Wenn man nach einer Digitalkamera der gleichen Preisklasse die 300X in die Hand nimmt, ist es faszinierend, mal wieder zu erleben, wie schnell und präzise so ein Autofokus sein kann. Soll die Sensorwahl manuell erfolgen, steht neben der bekannten Einstellmöglichkeit über Rändelrad eine neue Joystick-Wippe zur Verfügung - nett, aber ohne einen wirklich entscheidenden praktischen Vorteil. Unverändert sind die Autofokus-Betriebsarten: One-Shot-AF für statische Motive, AI-Servo-Autofokus für bewegte Objekte mit Schärfenachführung und AI Focus mit Bewegungserkennung und automatischer Umschaltung zwischen statischem und dynamischem Autofokus. Neu und praktisch ist, dass man zwischen den Autofokus-Betriebsarten jetzt frei wählen kann. Belichtungsmessung und -steuerung mit 35 Messfeldern, Belichtungsreihenautomatik, ein halbes Dutzend Motivprogramme und zahlreiche manuelle Einstellmöglichkeiten verrichten zuverlässig ihre Dienste. Der bei der 300X auf 1/4000 s erweiterte Verschlusszeitenbereich macht sich praktisch erst bemerkbar, wenn man mit Filmen von ISO 400/27xGRADx oder noch höherer Empfindlichkeit fotografiert. Interessanter ist da schon die endlich von 1/90 s auf 1/125 s verkürzte Blitzsynchronzeit.
Auch die Blitzsteuerung wurde verbessert. Die E-TTL-II-Blitzsteuerung funktioniert nicht nur mit externen Speedlite-EX-Blitzgeräten, sondern auch mit dem eingebauten Kamerablitz. Dabei berücksichtigt die EOS 300X mit einem neuen Algorithmus die Daten aus der Entfernungsmessung für die Analyse der Vorblitzmessung. Das hilft, Fehlbelichtungen durch stark reflektierende Flächen im Motiv zu vermeiden und ermöglicht eine fein dosierte, dezente Blitzaufhellung, ohne die natürliche Lichtstimmung des Bildes zu zerstören. So bleibt bei Hochzeitsaufnahmen das weiße Brautkleid wirklich weiß. Die Erhöhung der Blitzleitzahl von 12 auf 13 erweitert den Blitzbereich in der Praxis nicht wirklich, sondern reduziert eher die Gefahr von Unterbelichtungen im Grenzbereich.
Neu gestaltet hat Canon den Filmtransport. Nach Einlegen der Filmpatrone transportiert die 300X den Film bis Bild 36 vor - so schnell wie manche Digitalkamera vom Einschalten bis zum Erreichen der Auslösebereitschaft braucht. Nach dem Auslösen wird jedes belichtete Bild in das im Notfall schützende Dunkel der Patrone gezogen. Bei Serienbelichtungen kann die 300X in der Autofokus-Betriebsart One-Shot jetzt eine für ihre Klasse überdurchschnittliche maximale Bildfrequenz von drei Bildern pro Sekunde erreichen, wobei sie vorbildlich leise bleibt und somit dezentes Fotografieren erlaubt.
Von der Praxisnähe der Canon-Konstrukteure zeugen Details wie das große, gut ablesbare, bei Dunkelheit beleuchtete Rückseitendisplay mit 4,2 cm Diagonale, sechs Individualfunktionen mit zwölf Einstellungen sowie die neu hinzugekommene Auslösesperre, die automatisch in Funktion tritt, wenn kein Film in oder kein Objektiv an der Kamera ist. Die Abblendtaste erlaubt nicht nur einfach die Schärfentiefenkontrolle. Hält man sie gedrückt, während man die Blende verändert, erlebt man die Veränderung der Schärfentiefe auf der Sucherscheibe „live" mit, solange es nicht zu dunkel wird.
Neu ist das im Set mit der EOS 300X erhältliche handlich-kompakte Standardzoom 4-5,6/28-90 mm III. Es wiegt nur 190 Gramm, unterstützt den neuen Algorithmus für die E-TTL-II-Blitzsteuerung und gefällt an der EOS 300X mit seiner schnellen und leisen Fokussierung.
Das attraktive Technik-Paket von EOS 300X samt Objektiv bietet Canon für 300 Euro an. Natürlich kann man auch das Gehäuse allein für 230 Euro erwerben. Wer in die Kleinbild-Spiegelreflexfotografie einsteigen oder ihr treu bleiben will, kann mit dem Kauf der EOS 300X nichts falsch machen.
Fazit
Horst Gottfried
Die Canon EOS 300X markiert trotz ihres niedrigen Preises einen Höhepunkt in der Entwicklung analoger Spiegelreflexkameras. Mit Ihrer einfachen Bedienung empfiehlt sie sich für Einsteiger und anspruchsvolle Gelegenheits-Fotografen. Gleichzeitig steht sie in ihrem Funktionsumfang größeren und teureren Kameras - so auch der EOS 30/33V - kaum nach und lässt weitestgehende Freiheiten in der Bildgestaltung. Mehr Kameratechnik für weniger Geld wird es auch in Zukunft kaum geben.
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