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Artikel
2006
FOTO-KLASSIK TEST
Nikon F6
Professionell
Mitten im digitalen Zeitalter überrascht Nikon mit einer neuen analogen Profi-SLR der F-Serie. Die neue F6 bietet modernste Autofokus- und Blitztechnik, die bisher den digitalen Topmodellen vorbehalten war.
So richtig geglaubt hat daran wohl keiner mehr: Auf der photokina Ende September präsentierte Nikon eine neue analoge Kleinbild-Spiegelreflexkamera. F6 heißt der jüngste Spross der legendären F-Serie. Das Beste aus zwei Welten, modernste analoge und digitale Highend-Technik vereint in einem stabilen Gehäuse, so die Werbebotschaft des Herstellers.
Dass Nikon neun Jahre nach der erfolgreichen Markteinführung der längst legendären F5 und mitten im digitalen Aufbruch nochmals ein analoges Topmodell bringt, mag zunächst verwundern - zumal die F6 stolze 2000 Euro kostet und man für gleiches Geld bereits eine professionelle Digital-SLR erhält. Die professionelle Ausstattung und hohe Robustheit der neuen Analog-SLR überzeugen jedoch auf Anhieb: Die F6 glänzt im neuen Design eines extrem stabilen, schwarzen Druckgussgehäuses au Aluminiumlegierung, das an strategisch wichtigen Stellen durch eine Gummitextur beidseitig für handfeste Griffigkeit sorgt.
Kleiner, leichter, schneller
Beim näheren Hinsehen fällt auf: Die F6 ist etwas kleiner und trotz 975 g Gewicht leichter als ihr Vorgänger; zudem liegt sie besser in der Hand. Dabei finden sich von der F5 bekannten Funktionstasten schnell wieder: Die beides Einstellräder und der AF-Betriebsartenwähler z. B. lassen sich an gewohnter Stelle sicher bedienen.
AE-L/AF-L-Taste zur Belichtungs- und Autofokus-Messwertspeicherung sowie die AF-Starttaste wurden zum besseren Handling leicht diagonal versetzt. Auf der Rückseite prangt jetzt mittig ein große LCD-Monitor mit 4 cm Diagonale Neu: Über den Multifunktionswähler rechts daneben navigiert man bequem durch ein ausgereiftes Menüsystem, das einen ersten Eindruck des komplexen und innovativen Innenlebens der F6 verrät.
Die Nikon-Tradition - Kombination von Bewährtem mit Neuem -macht den analogen Profi-Boliden nicht nur für Liebhaber konventioneller Kameras zu einer lohnenden Investition: Bekannte Funktionen des F5-Vorgängers wurden überarbeitet, etwa die 3-D-Matrixmessung mit 1005-Pixel-CCD-Sensor, flexibler mittenbetonter und Spot-Messung. Als Highlight haben die Entwickler der F6 zudem neueste Features der digitalen Liga spendiert, allen voran das hochpräzise Autofokussystem mit elf Messfeldern und neun Kreuzsensoren, das bei unseren Tests auch unter ungünstigen Lichtverhältnissen mit hoher Präzision und schneller Motiverfassung überzeugte.
Neben dem Einzel-AF, dem kontinuierlichen AF oder dem manuellen Fokus, der sich bequem über einen separaten Klappschalter wählen lässt, bietet die F6 Einzelfeld-, dynamische Messfeldsteuerung mit Schärfenachführung und Lockon TM, das eine bereits erfolgte Scharfstellung erhält, wenn kurzzeitig ein anderes Objekt das scharfgestellte Motivdetail verdeckt. So hält der Autofokus das Haus scharf, auch wenn ein Lastwagen es kurz abdeckt. Die dynamische Messfeldsteuerung kann nun auf ausgewählte Felder beschränkt werden, etwa für Schnappschüsse bewegter Objekte mit vorhersehbarem Bewegungsablauf. Bei der dynamischen Messfeldsteuerung hält die Kamera ein einmal fokussiertes Objekt scharf, auch wenn dieses durch das Bildfeld wandert; der Fotograf kann sich also voll und ganz der Bildgestaltung widmen.
Individuell konfigurieren
So richtig actiontauglich wird die F6 durch ihre Serienbildfunktion von 5,5 Aufnahmen pro Sekunde - dabei arbeitet sie übrigens rundum flüsterleise und vibriert so gut wie nicht. Allerdings: Für die angepriesene Spitzenfrequenz von acht Bildern pro Sekunde muss man nochmals kräftig drauflegen und rund 400 Euro in den Multifunktionshandgriff MB-40 investieren, der unter anderem einen Hochformatauslöser bietet.
Als Bonus hat der Hersteller seinem neuen Spitzenmodell zudem jede Menge Sonderfunktionen draufgepackt. Insgesamt offeriert die F6 41 Individualfunktionen, anhand derer Sie die Kamera für jede erdenkliche Betriebsart konfigurieren können - genügend Einarbeitungszeit vorausgesetzt, denn die Menüliste lässt sich zwar durchwegs rein intuitiv bedienen - die komplette Funktionsvielfalt offenbart aber erst das beigelegte Benutzerhandbuch. Neben Sprachwahl, verschiedenen Display-Optionen, einer individuell belegbaren Funktionstaste steht die Dateneinbelichtung im Bild oder auf dem Filmsteg sowie die Speicherung der Aufnahmedaten auf einer externen CompactFlash-Card (via optionalem MV-1-Datenlesegerät) zur Auswahl - um nur wenige zu nennen.
i-TTL-Blitz und mehr
Zum umfangreichen F6-Zubehör gehört das komplette Sortiment aktueller Nikon-Nikkor-Objektive, auswechselbare Sucherscheiben und nicht zu vergessen: die beiden brandneuen externen SB-600und SB-800-Blitze mit verfeinerter i-TTL-Blitzsteuerung, die neben kabelloser Multiblitzsteuerung eine automatische FP-Kurzzeitsynchronisation mit Verschlusszeiten von bis zu 1/8000 s unterstützen.
Fazit
Sabine Schneider
Wer der klassischen Fotografie treu bleiben will, bekommt mit Nikons neuer analoger Spiegelreflex ein hochprofessionelles Kamerasystem. Bei der F6 kommen die neuesten technischen Entwicklungen zum Einsatz, und es wurden bewährte F5-Funktionen in puncto Mechanik, Optik und Elektronik nochmals entscheidend verbessert. Die extrem hohe Robustheit, gute Bedienbarkeit und professionelle Ausstattung rechtfertigen dabei den verhältnismäßig hohen Preis des Gehäuses. Um den kompletten Funktionsumfang des F6-Gehäuses zu nutzen, sind allerdings nochmals mindestens 1000 Euro für Zubehör fällig. Damit bleibt die F6 - wie auch ihr Vorgänger - ein ausgemachtes Spitzenmodell für analoge Profis und Liebhaber der konventionellen Fotografie.
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