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Artikel

2006

KAMERAS PRAXIS

Der andere Weg

Das Anti-Shake-System der Konica Minolta Dynax 7D

Konica Minolta geht beim Bildstabilisator mit seiner Dynax 7D eigene Wege. Was die Bildstabilisierung mit dem bewegten Sensor bei Spiegelreflexkameras bringt, hat Horst Gottfried mit der Dynax 7D ausprobiert.

Die schärfsten Objektive nützen nichts, wenn ein Foto am Ende verwackelt ist. Optische Bildstabilisierungssysteme sollten in Kameras deshalb genauso selbstverständlich sein wie Belichtungsmessung und Autofokus. Ihre Wirksamkeit in der Praxis haben sie mehrfach bewiesen.
Bei den Bildstabilisatorsystemen nimmt Konica Minolta eine Sonderrolle ein. Während Canon, Nikon, Panasonic und Sigma zum Verwacklungsausgleich mit beweglichen Linsen im Objektiv arbeiten, wird bei Konica Minolta der CCD-Sensor bewegt. In den Zoom-Kompaktkameras funktioniert das Prinzip genauso gut wie die Systeme mit Ausgleichslinsen. Bei der Dynax 7D, einer 6-Megapixel-Spiegelreflexkamera, muss das exklusive Sensor-Shift-System jetzt seine Tauglichkeit auch in der SLR-Klasse unter Beweis stellen. Dabei gilt es, eine nicht auf den ersten Blick ersichtliche Herausforderung zu bewältigen, vor denen die Systeme mit beweglichen Linsen in dieser Form nicht stehen. Der 6-Megapixel-CCD der Dynax 7D ist 15,7 x 23,5 mm, also 369 mm2 groß. Der typische 2/3- Zoll-CCD von Zoom-Kompaktkameras wie der Dimage A2 bringt es mit ca. 6,5 x 9 mm nur auf rund 59 mm2 Fläche. Das bedeutet: in der Dynax 7D will ein rund sechsmal so großer Sensor genauso schnell und präzise bewegt sein. Das stellt hohe Anforderungen an die Steuermotoren, die eine relativ große Masse schnellstmöglich beschleunigen und abbremsen müssen. Der Sensor im Konica-Minolta-“Anti-Shake"-Modul hat +/-5 mm maximalen Verschiebeweg. Wie groß der effektiv genutzte Verschiebeweg ist, gibt Konica Minolta nicht an.

Ein Bildstabilisator für alle Objektive

Das Konica-Minolta-Prinzip der Sensorverschiebung zum Wackelausgleich hat bei Systemkameras mit Wechselobjektiven einen entscheidenden Vorteil gegenüber den ins Objektiv integrierten Bildstabilisatoren: Die Minolta-Lösung funktioniert mit allen aufgesetzten Objektiven - vom Spezialfall AF-Makrozoom 3x-1x/1,7-2,8 mal abgesehen. Das bedeutet zum einen, dass alle Besitzer von Minolta-AF-Objektiven, selbst der mittlerweile fast 20 Jahre alten der ersten Generation, nachträglich in den Genuss der neuen Technik kommen. Einsteiger ins KonicaMinolta-System profitieren zum anderen davon, dass sie beim Kauf neuer Objektive nicht jedes Mal die Bildstabilisierungseinheit neu bezahlen müssen.
Für den praktischen Versuch wurde auch ein „altes" AF-Zoom 4,55,6/100-300 mm benutzt, das mit seiner geringen Lichtstärke und einem effektiven Brennweitenbereich von 150-450 mm in der Digital-Dynax den Bildstabilisator auf eine harte Probe stellte. Blende 5,6 erforderte schon bei hellem Tageslicht und heiterem Wetter eine Belichtungszeit von 1/25o s. Mit dieser Zeit und 450 mm Brennweite entstandene Aufnahmen sahen zwar auf den ersten Blick scharf aus, zeigten in der Vergrößerung auf dem Monitor aber mehr oder weniger ausgeprägte Verwacklungsunschärfen.
Mit aktiviertem Bildstabilisator war die Detailerkennbarkeit bei starker Vergrößerung dagegen deutlich besser. Das bedeutet eine erhebliche Erweiterung der Einsatzmöglichkeiten weniger lichtstarker Objektive, ohne dass man ein Stativ benutzen muss.
Telezooms wie das 2,8/70-200 mm mutieren so zu Lichtriesen. Selbst wenn man sich nur eine zwei Zeitenstufen längere Freihand-Zeit zutraut, wirkt das, als hätte man ein um zwei Blenden lichtstärkeres Objektiv, ein 1,4/ 70-200 mm.

Freihandaufnahmen mit langen Belichtungszeiten

Bei Innenraum- und Nachtaufnahmen kam an der Dynax 7D das AF-Zoom 2,8-4/17-35 mm (entspricht 27-50 mm) zum Einsatz. Auch damit gab der Bildstabilisator der Dynax ein überzeugendes Bild ab, wie ebenso scharfe wie stimmungsvolle Freihand-Aufnahmen mit 1/4 s und längeren Zeiten bewiesen.
Festgehalten werden muss jedoch, dass der Bildstabilisator keine Garantie für unverwackelte Aufnahmen am laufenden Band bietet.
Auch mit Bildstabilisator empfiehlt es sich, bei Aufnahmen mit längeren Belichtungszeiten mehrere Fotos zu machen. Als Faustregel für die kritische Grenze kann gelten: „längste Zeit = 1/Brennweite". Mit Bildstabilisator ist dann mit ziemlicher Sicherheit ein unverwackeltes dabei.
Mehr Spielraum schafft der Bildstabilisator auch bei Nahaufnahmen, denn dabei geht es im Prinzip um das gleiche Problem wie bei Teleaufnahmen: Der größere Abbildungsmaßstab erhöht die Verwacklungsgefahr.
Schließlich droht Verwacklungsgefahr auch bei Blitzaufnahmen mit Langzeitsynchronisation. Der aktive Bildstabilisator sorgt dabei für Bilder, bei denen nicht nur das Licht ausgewogen ist, sondern der vom Dauerlicht erhellte Bildanteil auch länger scharf bleibt.
Das Wirken des Bildstabilisators in der Dynax 7D wird von einer Anzeige mit fünf Balken neben dem Sucherbild begleitet, die die Intensität der Bildstabilisierung symbolisiert. Der praktische Aussagewert ist aber bestenfalls mit der Wettervorhersage vergleichbar. Egal, wie viele Balken glühen - ob das Foto wirklich scharf geworden ist, lässt sich erst hinterher mit Bestimmtheit feststellen. In der Langzeit-Einstellung „B" funktioniert der Bildstabilisator übrigens nicht.
Im Vorfeld gab es die Vermutung, dass die Bildstabilisierung über den Sensor zu Problemen beim Sucherausschnitt führen könnte. Bei einem optischen Bildstabilisator im Objektiv zeigt der SLR-Sucher immer den effektiven Bildausschnitt. Verschiebt die Kamera dagegen den Sensor, ist die mögliche Verschiebung im Sucherbild nicht zu sehen. In der Praxis trat dieses Problem nicht auf.
Ganz zuletzt musste sich die Dynax 7D noch einem Vergleichstest stellen und gegen Kompaktkameras mit im Zoom integriertem Bildstabilisator sowie einer Canon EOS 20D mit IS-USM-Objektiv (Bildstabilisator im Objektiv) antreten. Auch dieser Test fiel positiv aus: Die Konica Minolta lieferte vergleichbar viele scharfe Aufnahmen wie die Konkurrenz.

Fazit

Horst Gottfried

In der fotografischen Praxis zeigte sich die Konica-Minolta-Konstruktion den Anforderungen bei den unterschiedlichsten Aufnahmebedingungen gut gewachsen. Genauso wirksam wie die Systeme mit bewegten Linsen, bietet das sensorbasierte System bei Spiegelreflexkameras den Vorteil, dass es mit allen Wechselobjektiven funktioniert und nicht mit jedem Objektiv bezahlt werden muss.

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