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Artikel
2006
FOTO-KLASSIK KAMERAS
Die Steky-Kleinstbildkamera
Mit vielen Finessen
Fotografen, die Wert auf eine kompakte Ausrüstung legten, aber auf Wechselobjektive nicht verzichten wollten, waren mit der Steky gut bedient.
Unter den unzähligen Kleinstbildkameras, die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Japan hergestellt wurden, sticht die Steky durch ihre Qualität hervor. Außerdem ist sie wahrscheinlich die kleinste jemals serienmäßig hergestellte Kamera mit voll auswechselbarem Objektiv und speziellen Wechseloptiken. Nur 61 x 29 x 25 mm misst ihr Gehäuse ohne Anbauteile.
Das Negativformat beträgt 10 x 14 mm. Als Filmmaterial diente 16mm-Kinofilm, der in speziellen Kassetten mit 20 Negativen erhältlich war oder vom Fotografen selbst umgefüllt werden musste. Die Anordnung des Suchers auf der einen Seite und des großen Filmtransportrades auf der gegenüberliegenden Seite wirkt etwas unbeholfen. Aber die Kamera ist geschickt konstruiert und gut verarbeitet.
Der Zentralverschluss bietet 1/ 100, 1/50, 1/25 s und B. Die Zeiten werden an dem Schiebehebel in dem sichelförmigen Ausschnitt neben dem Objektiv eingestellt und in dem kleinen runden Fenster angezeigt. Der geschwungene Hebel daneben ist der Auslöser. Der Verschluss ist selbstspannend, wird also durch einen Hebelschwung des Auslösers zunächst gespannt und dann ausgelöst. Das geht hier seidenweich und beugt dem Verwackeln vor, für das Kleinstbildkameras sonst besonders anfällig sind. Eine Doppelbelichtungssperre ist nicht vorhanden.
Zum Filmtransport wird das große Rad bis zum Anschlag gedreht; die skalierte Scheibe daneben zeigt die Bildzahl an. Da der Filmtransport unabhängig vom Auslöser arbeitet, muss vor dem nächsten Transportdreh die Rastung durch den kleinen Knopf gelöst werden. Die radförmige Erhebung neben dem Sucher dient der Aufbewahrung des Gelbfilters.
Blick in das Gehäuse
Der Verschlussmechanismus befindet sich unter der 5 mm breiten Abdeckung entlang der Objektiv-platte. In der mittleren Abbildung rechts deutlich zu sehen ist das Zahnrad, das beim Filmtransport die Schritte von Bild zu Bild abtastet. Der kleine Draht erfüllt eine ungewöhnliche, aber gut durchdachte Funktion: Für das Filmeinlegen schwenkt er die Filmandruckplatte nach hinten, so dass der Film sich leichter in den Schlitz einführen lässt.
Die besondere Raffinesse offenbart sich schließlich, wenn man das Normalobjektiv abschraubt und durch das Tele ersetzt - für den Kameraliebhaber und Sammler zweifellos ein besonderer Moment, erweist sich doch die Steky hier trotz ihrer spielzeughaften Erscheinung als Systemkamera. Der Anschluss besteht aus einem 11-mm-Gewinde. Beim Abnehmen des Objektivs werden die beiden Verschlusslamellen sichtbar.
Objektiv betrachtet
Das winzige Normalobjektiv „Stekinar-Anastigmat“ - soweit erkennbar ein Dreilinser - hat eine Brennweite von 25 mm und eine Lichtstärke von 1:3,5. Das vierlinsige Tele bringt es bei 40 mm Brennweite nur auf die Lichtstärke 1:5,6, was sicher kein schlechter Wert ist, angesichts der Größe jedoch verwundert. Des Rätsels Lösung liegt in dem engen Durchlass der Verschlusslamellen, der eine besondere optische Konstruktion des Teles erfordert.
Außer dem hier gezeigten gab es noch ein lichtstärkeres Teleobjektiv; für den Weitwinkelbereich war ein Vorsatz für das Normalobjektiv lieferbar. Weiteres Zubehör wie spezielle Filter, Blitzgerät und Ministativ betonten den Systemgedanken.
Die Steky erschien 1947 und wurde bis 1955 mit kleinen Variationen von der Firma Riken gebaut, aus der später Ricoh hervorging.
Den Weg nach Deutschland fanden damals nur wenige Exemplare, aber im Zuge des weltweiten Handels mit Photographica ist diese Kamera heute bei uns keine absolute Rarität mehr. Für eine Steky mit zwei Objektiven rechnen die Preisführer mit 125 bis 200 Euro. Wenn dann noch so niedliches Zubehör wie die Ledertaschen, der Tele-Suchervorsatz, die Bedienungsanleitung und sogar die originalen Holzkästchen dabei sind, dürfte die Obergrenze preislich realistisch sein.
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