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Artikel

2006

KAMERAS TEST

Konica Minolta Dynax 5 Digital

Vernünftig sparen

Kompakte Spiegelreflexkameras mit digitaler Bildaufzeichnung haben Konjunktur. Auch Konica Minolta will da nicht zurückstehen und stellt der Dynax 7D jetzt die vernünftig abgespeckte 5D zur Seite. Auf ein eingebautes Anti-Shake-System muss der Käufer auch hier nicht verzichten.

Unterhalb der 1000-Euro-Marke spielt die Musik im Markt der digitalen SLR-Kameras. Der Preisunterschied zu den Spitzenmodellen der Kompaktklasse schrumpft, zudem locken Wechselobjektive und diverses Zubehör ambitionierte Amateurfotografen. Aus Herstellerkreisen hört man, dass viele Käufer der preisgünstigen digitalen SLR-Kameras nicht etwa markentreue Umsteiger, sondern „Ersttäter" in der Spiegelreflex-Szene sind. Erhältlich ist die Dynax 5D für rund 1000 Euro im Set mit dem Konica Minolta AF DT 3,5-5,6/18-70 mm.

Anti-Shake an Bord

Für Besitzer analoger Dynax-Modelle dürfte die neue 5D erst recht ein wichtiges Argument sein, auf den digitalen Zug aufzuspringen: Sie können ihre vorhandenen AF-Objektive nicht nur an einer digitalen SLR-Kamera mit 6,1 Mio. Pixel Auflösung benutzen, sondern bekommen ein ins Kameragehäuse eingebautes Anti-Shake-System dazu. Dabei gleicht ein beweglich aufgehängter Chip die Bewegungen des Fotografen während der Belichtung aus. Je nach Aufnahmesituation dürfen die Belichtungszeiten bis zu drei Stufen länger sein als üblich, ohne dass das Bild unscharf wird. Das heißt gleichzeitig: Sie können mit niedrigeren ISO-Einstellungen arbeiten und damit das Rauschen reduzieren, gewinnen bei Bedarf mehr Schärfentiefe, weil Sie stärker abblenden können, und benötigen seltener ein Stativ. Auch beim Aufhellblitzen profitieren Sie vom bewegten Chip, weil längere Belichtungszeiten in vielen Fällen die natürliche Lichtstimmung besser erhalten.

Alles auf dem Schirm

Das Kunststoffgehäuse der Dynax 5D wirkt auf den ersten Blick etwas eckig, ist aber gut verarbeitet und liegt angenehm in der Hand: Griff stück und Daumenauflage sind mit einer handfesten Gummierung versehen. Nahezu orientalischen Luxus verströmt die Kamera, wenn der 2,5-Zoll-Farbmonitor nach Antippen des Auslösers anspringt - im Vergleich dazu geben sich die 1,8-Zoll-Monitore bekannter Konkurrenzmodelle wie der Canon EOS 350D reichlich schmalbrüstig.
Typisch für das Bedienkonzept der Dynax: Der Farbmonitor ist nicht nur für die Bildwiedergabe zuständig, sondern zeigt auch die für die Aufnahme wichtigen Einstellungen in optimaler Lesbarkeit. Ebenfalls sichtbar ist dort eine Lichtwert-Skala, an der Belichtungs- und Blitzbelichtungskorrekturen separat ausgewiesen sind. Für Belichtungskorrekturen benutzt man das dem Auslöser vorgelagerte Einstellrad in Verbindung mit der AV-Taste. Zum Korrigieren der Blitzbelichtung wechseln Sie dagegen mit der FN-Taste auf eine zweite Einstellebene. Neben der Blitzbelichtungskorrektur können Sie dort Einstellungen zum Autofokus, zur Belichtungsmessmethode und zum Farbraum (Farbmodus) vornehmen. Schalten Sie anschließend auf die erste Einstellebene zurück, haben Sie alle aktuellen Werte auf dem Schirm.
Erwähnenswert, weil praktisch, ist auch die Farbmodus-Einstellung: Sie können zwischen zehn verschiedenen Presets, darunter Adobe RGB, SW-Modus und motivbezogenen Einstellungen, wählen. Direkt darunter befindet sich die Balkenanzeigen für die manuelle Korrektur von Kontrast, Farbsättigung und Schärfe. Sie sehen dabei auf einen Blick, welche Korrekturen die Kamera bei einem bestimmten Preset vornimmt; bei Bedarf können Sie gegensteuern oder eine bestimmte Tendenz (etwa höhere Farbsättigung) weiter verstärken.
Durch die Größe des Monitors lassen sich alle Einstellungen bestens ablesen, zumal man auf Tastendruck in einen zweiten Anzeigemodus wechseln kann, bei dem weniger Parameter, diese dafür aber in besonders großen Lettern, dargestellt sind. Belichtungskorrekturen werden in diesem Fall als Zahlenwerte mit einer Kommastelle (z. B. +0,3) angezeigt. Verändert man die Kamerahaltung vom Quer- zum Hochformat (oder umgekehrt), wird die Anzeige entsprechend angepasst - so loben wir uns das. Setzt man die Kamera ans Auge, erlischt automatisch die Anzeige am Monitor; Zeit, Blende und Belichtungskorrekturen sind dann immer noch unterhalb des Sucherfelds sichtbar.

Bedienkonzept

Den 4-Wege-Schalter mit integrierter Bestätigungstaste ergänzen bei der Dynax 5D diverse Tasten, die zum Teil doppelt belegt sind. So dienen beispielsweise die erwähnten AV- und FN-Tasten bei der Bildwiedergabe als Plus-Minus-Tasten für die Bildlupe -, was aber kein Problem darstellt. Eine Besonderheit: Drückt man im Wiedergabemodus die Plus-Taste der Bildlupe, so springt das Bild gleich auf maximale Vergrößerung; Sie können dann im Bild mit den Pfeiltasten scrollen. Mit der Minus-Taste reduzieren Sie die Vergrößerung in 16 Stufen bis zum Vollbild. Dank des großen Monitors lassen sich bei der Index-Anzeige bis zu 16 Miniaturen (alternativ 9 oder 4) darstellen.
Eine (scheinbare) Doppelfunktion hat auch die AEL-Taste: Die Taste dieses Namens ist für die Belichtungsspeicherung zuständig -drückt man sie, werden die aktuell gemessenen Belichtungswerte „eingefroren", bis die Taste wieder losgelassen wird.
Bei ausgeklapptem Blitzgerät speichert die Taste ebenfalls die aktuelle Grundbelichtung, was in diesem Fall gleichzeitig den Blitzmodus mit Langzeitsynchronisation (Slow-Sync) ermöglicht. Normalerweise wählt die Kamera bei Voll-, Programm- oder Zeitautomatik keine längere Verschlusszeit als 1/6o s, um Verwackelungen vorzubeugen. Durch das Drücken der AEL-Taste wählt die Kamera aber die zur Blende passende Verschlusszeit bis zum maximalen Wert von 30 s.
Einen ganz unbürokratischen Zugriff ermöglicht die Kamera auf die verschiedenen Varianten des Weißabgleichs. Dazu dient das Einstellrad links oben am Gehäuse mit vier Rastpositionen: AWB (WB-Automatik), Presets, WB-Messung und K (für das Einstellen eines Kelvin-Werts). Wählen Sie die Preset-Position und drücken Sie den Bestätigungsknopf im Wahlrad, zeigt das Display die sechs möglichen Voreinstellungen (Tageslicht, Schatten, Wolken, Kunstlicht, Leuchtstoffröhre, Blitz). Damit aber nicht genug: Nach Anwählen eines Presets mit den Links-rechts-Tasten können Sie jede Voreinstellung abweichend vom Nullwert dreistufig ins Plus oder Minus variieren. Neu im Vergleich zur Dynax 7D ist die Reihenautomatik für den Weißabgleich (WB-Bracketing).

Aufnahmepraxis

Der CCD der Dynax 5 Digital misst 23,5 x 15,7 mm, was bei Kleinbild-objektiven zu einem Bildwinkelfaktor von 1,5 führt. Mit einer maximalen Auflösung von 3008 x 2000 Pixeln werden Bilder wahlweise als JPEG, RAW oder JPEG+ RAW aufgezeichnet. Zwar stand noch kein Serienmodell der Dynax 5D zur Verfügung, doch kann man sich fürs erste an den Messwerten der Dynax 7D orientieren, die den gleichen CDD verwendet (siehe Ausgabe 3/05). ISO-Werte lassen sich zwischen 100 und 3200 einstellen. Die Einstellungen Lo80 und Hi200 beziehen sich auf die so genannte Zonenwahl-Funktion: Dabei wird die Gradationskurve einer Aufnahme für Low-Key- oder HighKey-Aufnahmen optimiert, um optimale Durchzeichnung in Schatten bzw. Lichtern zu ermöglichen. Für Verschlusszeiten von länger als einer Sekunde können Sie eine Rauschreduktion zuschalten.
Die Kameras ist nach dem Einschalten sofort betriebsbereit. Der Autofokus mit neun Feldern und zentralem Kreuzsensor reagiert schnell und erlaubt auch das manuelle Anwählen von Messfeldern. Das Abspeichern eines JPEGs (Extrafine) auf eine Lexar Professional 24x oder SanDisk Ultra II dauert rund 5 s, bei RAW+ JPEG etwa 13 s, was - trotz Vorserienmodell-Status - ungefähr der Dynax 7D entspricht. Das pure Vergnügen ist die Bildbetrachtung am 2,5-Zoll-Monitor: Die Bilder werden brillant, farbneutral und auch bei RAW-Formaten fast verzögerungsfrei wiedergegeben. In den Histogrammmodus inklusive Überbelichtungswarnung wechselt man durch Druck auf die Up-Taste am 4-WegeSchalter. Auch hier bewährt sich die große Monitorfläche: Neben Miniaturbild und Histogramm ist genügend Platz für die Darstellung der Aufnahmeparameter. Auf der Menü-Ebene finden sich weniger Einträge als bei der Dynax 7D: So kommt etwa das Kameramenü mit zwei Untermenüs und acht Einträgen aus (statt drei Untermenüs und 15 Einträgen). Das Custom-Menü beschränkt sich auf zwei Untermenüs und 12 Einträge (Dynax 7D: vier Untermenüs, 20 Einträge). Trotzdem hat man nicht das Gefühl, dass etwas Wesentliches fehlt. Im Gegensatz zum Topmodell ist es aber nicht möglich, Kameraprofile auf mehreren Speicherplätzen abzulegen. Und im Studio könnte man die hier fehlende Blitzbuchse der Dynax 7D vermissen. Aber dieses Manko lässt sich mit einem IR-Auslöser am Blitzschuh der Kamera ausgleichen. 1

Fazit

Karl Stechl

Mit der Dynax 5D ist Konica Minolta der Versuch geglückt, ein Economy-Modell auf den Markt zu bringen, bei dem man nichts Wesentliches vermisst. Im Gegenteil: Vom luxuriösen 2,5-Zoll-Monitor über das gelungene Bedienkonzept bis zum eingebauten Anti-Shake-System bietet die Kamera mehr als sie kostet - eine ernstzunehmende Alternative zur Konkurrenz.

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