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Prüfstandtest
Test-Stenogramm
Canon F-1 mit Canon Motorantrieb MF
1. Beurteilung der technischen Eigenschaften
Die Canon F-1 ist keine neue Kamera mehr. Sie hat ihre Bewährungsprobe bisher gut bestanden und gehört zur internationalen Spitzengruppe. Ihre besonderen, technischen Eigenschaften liegen daher auch mehr in ihrer Vielseitigkeit und Anpassungsfähigkeit. Die Sucherelemente, die Einstellscheiben sind ebenso auswechselbar wie Objektiv und Rückwand. Mit dem Servosucher wird die Canon F-1 zur Kamera mit automatischer Blendensteuerung bei Zeitenpriorität. Die Kamera ist sehr solide gebaut und macht technisch einen sehr guten Eindruck. Verschlußfunktionen und Belichtungsmesser arbeiten einwandfrei. Das Batterieprüfen ist zwar etwas kompliziert, und das Ausschalten der Batterie kann leicht vergessen werden (gesonderter Schalter an der linken Seite der Kamerarückfront), doch kann dies alles nicht als Mangel angesehen werden. Wir haben es also mit einer braven und soliden Kamera zu tun. Für den Motorantrieb ist sie mechanisch gut vorbereitet. Das Canon FD-Objektiv 1:1,2/55 mm ist, insbesondere bei voller Öffnung, nicht so überragend gut, wie ich es erwartet hatte. Allerdings konnte ich das Objektiv nur auf dem Kollimator (an sich die genaueste Prüfung, nur nicht ganz praxisgerecht) durchmessen. Ich muß daher auch auf Kennlinienbilder verzichten. Grund: Man hatte mir eine vollkommen abgehalfterte Demonstrationskamera zum Testen geschickt, bei der anscheinend die Andruckplatte und Filmführung derart ramponiert waren, daß die dadurch hervorgerufene, schlechte Filmplanlage keine einwandfreie Einstellung auf eine mit dem Sucherbild übereinstimmende Entfernung zuließ. Auf unendlich war überhaupt nicht einzustellen. Es tut mir leid, das sagen zu müssen und wenn ich nicht die vorzügliche Canon F-1 eines Freundes unter ständiger Beobachtung hätte, hätte dieser Test schlecht ausfallen müssen. Also bitte in Zukunft einwandfreie Testkameras. Ich spiele ja nicht damit.
Weil ich aber die Kamera kenne, beurteile ich sie gut. Das Objektiv, trotzdem ich es praktisch nicht testen konnte (durch das spezielle Canon-Bajonett läßt es sich ja an keine andere Kamera adaptieren, also leider auch nicht an meine Testkamera), halte ich für nicht ganz so gut. Das betrifft die volle Öffnung. Bei Blende 5,6 erreicht es gute Standardwerte.
Ausgezeichnet dagegen ist der Motorantrieb. Der seitliche Griff, der auch die Batterien beherbergt (10x1,5 Volt Mignon Typ AA), sorgt dafür, daß die Kombination Motorkamera relativ klein und handlich ist. Es ist ein einfacher und robuster Motor. Da er nicht von der Kamera gesteuert wird, sind bei Serienaufnahmen nur die Zeiten von 1/60-1/2000 sek. benutzbar. Bei Einzelaufnahmen können alle Verschlußzeiten außer B benutzt werden. Da der Motor bezüglich Stromaufnahme recht genügsam ist, kommt man mit einem Satz Alkali-Mangan-Batterien (wie Mallory MN 1500) recht weit. Der Frequenzabfall bleibt auch bei teilentladenen Batterien gering. Nach 50 Filmen schaffte der Motor immer noch 3,5 Bilder/Sekunde. Ein besonderes Lob verdient die Batteriekontrolle für die Motorbatterien im Handgriff. Bei Druck auf einen kleinen Knopf leuchtet bei intakten Batterien ein kleines Lämpchen auf. Das Motorbildzählwerk wird manuell eingestellt, zählt rückwärts und stoppt bei 0. In Stellung "FC" ist es außer Betrieb. Dann läuft der Motor ständig. Diese Stellung ist für das ansetzbare Filmmagazin 250 gedacht. Motor- und Kamerageräusch sind relativ gering. Ebenfalls an der Motorrückwand befindet sich der Betriebsschalter mit seinen drei Stellungen: "off", "C" und "S", wobei C=Serie, S=Einzelbild bezeichnen.
2. Beurteilung der Handhabung
Die Canon F-1 mit Motorantrieb MF ist leicht zu bedienen. Bei Serienaufnahmen hat man lediglich auf die Einhaltung der möglichen Verschlußzeiten, auf die Einstellung des Zählwerkes am Motor und auf das Einschalten des Hauptschalters auf "C" oder "S" zu achten. Alle übrigen Funktionen wie Belichtungsmessung, Zeitkontrolle etc. sind bequem und gut zu erledigen. Das Sucherbild ist hell und frei von Einspiegelungen. Meßfeld des Belichtungsmessers (rechteckig!) und Schnittkeile sind gut erkennbar. Die gesamte Einstellscheibe ist sehr feinkörnig und eignet sich gut zur Schärfenkontrolle.
Die Kamera liegt infolge des seitlichen Motorgriffes sehr gut in der Hand. Dank der Erschütterungsfreiheit von Kamera und Motor ist die Verwacklungsgefahr sehr gering. Auch das Arbeitsgeräusch ist kultiviert gedämpft. Gewicht und Größe werden nicht als störend empfunden. Den Motorhandgriff mit den Batterien kann man zwar abnehmen, doch ist dies etwas umständlich (man braucht eine Münze, um die Schraube zu lösen). Daher ist es auch etwas kompliziert, die Batterien zwecks Warmhaltung in die Tasche zu stecken.
Der Motor spult den Film nicht zurück. Man muß ihn in der normalen Art mit der Rückspulkurbel in die Patrone zurückspulen. Für die Freigabe der Rückspulung befindet sich am Motor ein kleiner Hebel. Achtung! Er läßt sich nur betätigen, wenn das Motor-Zählwerk auf 0 steht!
Filmeinlegen ist keine Anstrengung, aber auch nicht übermäßig vereinfacht. Es geht "normal". Die Aufwickelspule wickelt dabei im Sinne der Filmtransportrichtung auf.
Der Belichtungsmesser ist insofern interessant, weil er sein Licht über einen Strahlenteiler in der Einstellscheibe bezieht. Dadurch wird eine gute, selektive Messung möglich, und das System bleibt praktisch unanfällig für Fremdlicht durch das Sucherokular. Die relativ große, rechteckige CdS-Zelle liegt in der Kamerarückwand. Der Belichtungsmesser wird durch einen Schalter (links an der Kamerarückseite) eingeschaltet. Wer einmal eingeschaltet hat, vergißt diesen Schalter mit Sicherheit.
3. Beurteilung der meßtechnischen Prüfung
Verschluß: Alle Zeiten liegen innerhalb der zulässigen Toleranzen. Insbesondere die schnellen Zeiten (l/500-1/2000) liegen eng am Sollwert. Beurteilung: gut.
Belichtungsmesser: Alle Meßwerte liegen innerhalb der Toleranzen, jedoch etwas nach der knappen Seite. Die Kamera belichtet also etwas knapp. Da die Kurve der Meßwerte gleichmäßig verläuft, ist das kein Fehler.
Filmplanlage: Müßte theoretisch gut sein. Da jedoch die getestete Kamera eine enorme Abweichung der Filmlaufebene zeigte, war das Canon FD-Objektiv
nicht auf unendlich zu justieren. Dies liegt mit Sicherheit an der fehlerhaften Andruckplatte bei der Testkamera.
Motor: Stromaufnahme relativ gering (kleiner als 500 mA). Der Motor ist gut geregelt und liefert sehr gleichmäßige Bildfrequenzen (3,5 Bilder/Sekunde werden bis zum 50. Film gut eingehalten).
Objektiv: Canon Lens FD 1:1,2/55 mm. Prüfung war nur auf dem Kollimator möglich, da praktische Aufnahmen mit der Kamera wegen der dejustierten Filmebene zu keinen testmäßig verwertbaren Ergebnissen führten. Nach dem vorliegenden Meßergebnis handelt es sich um ein gutes Objektiv, dessen beste Leistung ab Blende 5,6 beginnt. Bei voller Öffnung ist es, gemessen an dem optischen Aufwand, mäßig. Hier noch zwei Meßwerte: Angegebene, relative Öffnung: 1:1,2; effektive, relative Öffnung 1:1,37. Angegebene Brennweite: 55 mm, effektive Brennweite 55,8 mm. Diese Abweichungen sind sehr gering.
4. Gesamtbeurtellung
Ich hatte mich auf diesen Test gefreut, weil ich die Canon F-1 meines Freundes Fritz Meisnitzer sehr schätze. Nun bekam ich eine Kamera, die bereits allzu harte Zeiten am Demonstrationstisch hinter sich hatte. Wir alle wissen ja, wie sehr Demonstration die Kamera mitnimmt. Außerdem wurde ich unter Zeitdruck gesetzt, weil ich die Kamera nur kurze Zeit behalten konnte. Wenn trotzdem noch viel Gutes in diesem Test steht, dann spricht das absolut für die Robustheit dieser bewährten Konstruktion.
Sie ist fraglos eine Profikamera. Allein schon Ausstattung und Objektivprogramm sind hervorragend. Wenn ich das 1:1,2 nicht so gut beurteilte, muß man folgendes bedenken: 1. hatte ich keine Vergleichsmöglichkeiten zwischen Messung und Praxis und 2. gibt es von Canon eigentlich nur gute Objektive. Daher halte ich es für möglich, daß ich auch hier einen Ausreißer" erwischt habe.
Als Motorkamera würde ich sie besonders für Atelierserien und schnelle Außenarbeit des kreativen Profis empfehlen, denn sie ist einfach zu bedienen und sehr leise. Außerdem ist sie mechanisch ausgezeichnet und wenig störanfällig.
Trotz "Testpech": Sie ist gut und reiht sich würdig in die Reihe der getesteten Motorkameras ein. Eine Übersicht wird folgen.
Soviel schon jetzt: Die getesteten sind, abgesehen von den kleinen "Unebenheiten" alle ausgezeichnete Kameras - die Nikon, die Leicaflex SL mot, die Minolta SR-M und die Canon F-1 mit Motorantrieb MF. Was jetzt noch folgt, ist höhere Mathematik! Ich freue mich darauf: Auf die Hasselblad Motorkamera und den Carl Zeiss Superachromat.
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