← Zurück
Artikel
Report
Calypso/Nikkor als Spezial-Nahaufnahmegerät
Mein Bergkamerad und ich rasteten gerade an einem Dorfbrunnen in den Dolomiten, als mein Spezi seine Kamera mit den Worten "eigentlich müßte ich sie wieder einmal waschen" - in den Brunnen tauchte:
Es handelt sich natürlich um die Calypso/ Nikkor, die uns beim Kajak-Sport ebenso wie auf hohen Gipfeln begleitet und der das Leben im Zelt und Biwaksack nichts ausmacht: sie ist nämlich wasserdicht! Aber auch leicht, handlich und hat viel Zubehör. Mit einem Wort: eine wahre Amphibienkamera - und das will schon einiges besagen.
Eigentlich ist diese CALYPSO/ NIKKOR als Unterwasserkamera konstruiert und gebaut. Für Taucher eine unerhört patente Sache. Mein Freund und Kollege Meisnitzer hätte Ihnen das auch gern in der Praxis vorgeführt, aber eine Testreise auf die Bahamas ist bei COLOR vorläufig noch nicht drin, und bei uns, selbst im Süden, ist das Wasser noch viel zu kalt. Aber COLOR und Fritz Meisnitzer werden das nachholen.
Ich möchte Ihnen aber heute eine ganz andere, und meines Erachtens nicht weniger interessante Seite dieser vielseitigen Kamera vorführen: Die CALYPSO/NIKKOR als reines Nahaufnahmegerät.
Sie bekommen zu dieser Kamera einen kompletten Nahaufnahme-Set im Koffer. In der Hauptsache besteht er aus einem korrigierten Nahvorsatz-Linsensystem und drei Rahmen.
Normalerweise wird die CALYPSO mit einem normal korrigierten Objektiv W-Nikkor 2,5/35 mm geliefert. Eine Glasscheibe, die bereits zum System gehört, schützt das eigentliche Objektiv in erster Linie . . . vor Wasser. Darüber hinaus aber auch vor Staub und vor allem vor Sand: Sie können Ihre CALYPSO, sehr zur Verwunderung anderer Leute, also nicht nur getrost waschen, wenn Sie nach einem Sandbahnrennen verdreckt ist, sondern Sie können sie, ebenso zum Entsetzen aller Zuschauer, auch ruhig am Strand in den Sand werfen! Das macht ihr nichts aus, abblasen genügt.
Mit zwei großen Knöpfen stellen Sie die wichtigsten Funktionen ein, über oder unter Wasser: Die Entfernung und die Blende, wobei zugleich der jeweilige Schärfentiefenbereich mit abzulesen ist. Die Verschlußzeiten werden oben auf dem Gehäuse eingestellt. B und 1/30, 1/60, 1/125, 1/250 und 1/500. Bei Stellung auf "R" wird der Film zurückgespult. Der Transporthebel ist zugleich Auslöser, eine der sinnreichsten und praktischsten Arten, eine Kamera auszulösen, die ich kenne.
Ihr Motiv visieren Sie durch einen Leuchtrahmensucher an, im Wasser gibt es Rahmensucher aus Plastik für die verschiedenen Objektive, die ich der Vollständigkeit halber jetzt noch aufführen möchte:
Ein Tele-Nikkor R-Q 1:4/80 mm, wie das Standardobjektiv auch über Wasser zu gebrauchen, und ein spezielles Unterwasserobjektiv UW-Nikkor 1:3,5/28 mm. Alle Objektive sind mit einem Handgriff auszuwechseln, allerdings nur über Wasser.
Das Filmeinlegen ist konventionell einfach, die Negative sind normal 24x36 auf 20er oder 36er Patronen.
Soviel zur Kamera selber. Für Nahaufnahmen stellen Sie das Objektiv auf unendlich und befestigen das Vorsatzlinsensystem einmal direkt auf dem Objektiv, zur Sicherung noch über eine Stange, die im Sucherschuh geführt wird. So ist das eine sehr stabile Angelegenheit.
Schließlich wird noch das Distanzrohr mit dem entsprechenden Rahmen befestigt, und damit ist eigentlich gesagt, was zu sagen ist.
Die Fotos erklären alles Übrige. Noch zu bemerken wäre: Die Belichtung muß mittels normalem Belichtungsmesser gemessen und auf Blende und Verschlußzeit übertragen werden. Das scheint uns automatik-verwöhnten Leuten im ersten Augenblick ein wenig mühsam und rückständig, aber in der Praxis macht es nicht viel aus: man verwendet diese Kamera nicht als Schnappschuß-Kamera bei allen Gelegenheiten. Für Nah- und Reproaufnahmen ist das präzise Messen beinahe ein Vorteil.
Und wenn Sie diese CALYPSO, was durchaus nicht absurd ist, als Allwetterkamera in den Bergen oder beim Sport einsetzen wollen, machen Sie es eben so, wie wir es früher alle einmal gemacht haben, ohne dabei schlechte Ergebnisse zu bekommen: Einmal messen, das ergibt heute immer noch Standardwerte für ein bestimmtes Licht, und dann eben fotografieren. Manchmal die Blende eine halbe Stufe weiter auf oder weiter zu, je nach Motiv. Jedenfalls ist die Schärfenleistung auch bei der Überwasserfotografie tadellos: Ich habe detailreiche Straßenaufnahmen mit dieser Kamera gemacht, und die Bilder, 18x24 vergrößert, unterscheiden sich nicht von denen, die ich mit anderen Kameras aufgenommen habe. ich weiß, daß es viele Amateure gibt, die sich auf Nahaufnahmen, z. B. Gesteine, Blüten, Schmetterlinge oder anderes kleines Getier, spezialisiert haben. Ich wage es zu behaupten, daß Sie mit dieser CALYPSO und den Meßrahmen schneller und besser zum Ziel kommen, als mit jeder Spiegelreflexkamera. So habe ich z. B. bei Bild 6, der Schnecke, einfach nur gewartet, bis sie aus ihrem Haus herauskam, den Rahmen hingehalten und ausgelöst.
Und was kostet nun das Vergnügen, mit einer CALYPSO fotografieren zu können?
Für die Kamera mit dem 35 MM Objektiv müssen Sie etwa DM 700, bezahlen, für das 80er Tele ungefähr DM 500,-, und der Nahaufnahme-Set kostet DM 600 (selbstverständlich funktioniert dieser erst recht gut unter Wasser, wo es bekanntlich schwer ist, Entfernungen zu schätzen).
{ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}