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Artikel
2009
BLICK NACH DRAUSSEN
KAMERAS FÜR DEN AUSLÄNDISCHEN BILDREPORTER
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Bei der seit dem ersten Weltkrieg ständig anwachsenden Nachfrage nach authentischen Photos aktueller Ereignisse war es eigentlich erstaunlich, daß bis vor einiger Zeit die ausländische Photoindustrie keine Pressekamera herausgebracht hatte, die sich von den „konventionellen" Großformatigen durch mehr als den „Anbau" von Entfernungsmesser, Blitzeinrichtung usw. unterschieden hätte. Erst vor einem reichlichen Jahr erregte in Amerika die „Kalart" als ein speziell für den Bildjournalisten zugeschnittenes Gerät starkes Interesse. Jetzt kommt auch aus England und Italien die Kunde von entsprechenden Apparaturen. Es sind dies die „Nelrod-Liteflash-Press Camera" und die „Bectar". Hier ihre Konstruktionsmerkmale
Die Bectar ist eine balgenlose 9X12-Kamera für Platten und Filmpack. Durch Verwendung von Leichtmetall konnte das Gewicht bei großer Stablität sehr gering gehalten werden. Das Objektiv in Schneckengang 'ist auswechselbar und mit einem Großbasis-Entfernungsmesser gekuppelt. Neben dem Schlitzverschluß (B, T, 1/15-1/t000 Sek.) wird für die kurz- und normalbrennweitigen Objektive ein blitzgekuppelter Compurverschluß verwendet (für die langbrennweitigen Objektive sah man von einer Blitzkupplung ab, da diese Objektive meist für Aufnahmen auf größere Entfernungen verwendet werden).
Die Bectar ist „voll elektrifiziert". Sechs Stabbatterien haben auf der linken Apparatseite Platz. Dicht daneben sitzt ein Arm, der einen Blitzlampenreflektor trägt. Ein Sicherheitskontakt verhindert das Zünden des Vakus bei angespanntem Verschluß. Die Kamera wurde so gebaut, daß jeder Teil leicht ausgewechselt werden kann. Gewisse Parallelen lassen sich zwischen der „Bectar" und der „Nelrod-Flash" ziehen. Auch sie ist eine balgenlose 9X12-Kamera mit Objektiv-Schneckengang. Die Scharfeinstellung erfolgt über ein robustes, griffiges Drehrad mit gekuppelter, gut lesbarer Entfernungsskala. Der Koinzidenzentfernungsmesser arbeitet mit zwei Lichtstrahlen, die auf das Objekt gerichtet werden, auch unter ungünstigster Beleuchtung; seine Basis: 10 cm. Sein Gesichtsfeld wurde groß gehalten, so daß er in „eiligen Fällen" als Sucher verwendet werden kann. Der Zentralverschluß ist mit der eingebauten (!) Hochspannungs- und Vacublitzeinrichtung gekuppelt. Im Kamerakörper untergebrachte Stabbatterien liefern den Strom für den Entfernungsmesser-Leuchtstrahl und die Blitzeinrichtungen. Eine Neonröhre zeigt an, ob die Kondensatoren aufgeladen und der Elektroblitz schußbereit sind. -- Als Pionier dieses Presskameratyps kann in gewissem Sinn die „Kalart" bezeichnet werden. Im Gegensatz zu den erstgenannten besitzt sie Balgenauszug. Das Entfernungseinstellrädchen verriegelt sich automatisch in jeder Stellung nach Wegnahme der bedienenden Hand. Das Format entspricht etwa 9X12 cm. Der Verschluß wird elektrisch gespannt und ausgelöst (lange Belichtungszeit aus freier Hand möglich). Sucher, Entfernungsmesser und ein Teil der Blitzeinrichtung einschließlich des Batteriebehälters sind in die Kamera eingebaut. Sucher, Entfernungsmesser wie auch die Einstellknöpfe sind doppelt vorhanden: Linkes und rechtes Auge (und Hand) können beliebig arbeiten. Auch bei der Kalart kann die Auslösung des Verschlusses und Blitzes nur erfolgen, wenn der Verschluß gespannt, die Kassette eingeschoben und geöffnet ist. Auch hier zusätzlicher Lichtstrahl-Entfern.-Messer.
EIN BLITZBELICHTUNGSMESSER
Dr. Harold E. Edgerton, der als erster um 1935 die elektrische Stoßentladung für Blitzlichtzwecke anwandte, und auf den schließlich die Entwicklung des modernen Elektroblitzes zurückgeht, hat weitergearbeitet. Bisher konnte man die Leuchtkraft eines solchen Elektroblitzes nur durch zeitraubende Vergleichsaufnahmen bestimmen. Ein von Edgerton neuentwickeltes und von der General Radio Corporation in den USA jetzt auf den Markt gebrachtes, noch recht kostspieliges Instrument erlaubt es jetzt, die Lichtstärke eines Elektroblitzes wie mit einem Belichtungsmesser festzustellen. Ein solcher spräche natürlich bei der sehr kurzen Blitzdauer von meist 1/5555 Sekunde nicht mehr an. So arbeitet der neue Blitz-Belichtungsmesser mit einer lichtempfindlichen Zelle, wie sie in Tonfilmprojektoren angewandt werden. Diese Zellen, an die eine höhere Spannung angelegt werden muß, sind eher mit veränderlichen Widerständen zu vergleichen, deren Widerstand praktisch trägheitslos mit der Intensität des einfallenden Lichtes sinkt. Der durch den Blitz ausgelöste Stromstoß einer solchen Vakuum-Photozelle lädt nun einen Kondensator auf. An der proportional der Lichtstärke entsprechenden Kondensatorspannung kann die Lichtintensität dann unmittelbar in Lichteinheiten abgelesen werden. Ein Prinzip, welches, nebenbei bemerkt, bei den sogenannten „ballistischen Galvanometern" schon seit langen Jahren angewandt wird. (Nach „Miniature Camera" 4/50). Kn
SUPER-LUFTBI LDKAMERA
Das optische Forschungslaboratorium der Universität Boston, USA, entwickelt seit längerer Zeit eine Luftbildkamera von so zyklopenhaften Ausmaßen, daß eine „gewöhnliche" langbrennweitige Aerokamera für Aufklärungszwecke (f = 60 cm) dagegen wie eine verkümmerte Kleinbildkamera wirkt. - Das Objektiv dieser Monster-Kamera hat eine Brennweite von über 6 m, sein vorderes Glied den stattlichen Durchmesser von 80 cm. Es wird 100 cm breiter Film auf Rollen von 130 m Länge verwendet. Trotz eines zweimal geknickten Strahlenganges ergeben sich Abmessungen wie die eines respektablen Lieferwagens von 4X1,5 X2 m. Der Bildwinkel ist etwa 12-14xGRADx, das Öffnungsverhältnis ungefähr 1:8. - Wie verlautet, ist die Boston-Kamera nur für reine Forschungszwecke vorgesehen, und zwar in Flughöhen von 30 km. Theoretisch müßte das Objektiv bei solchen Entfernungen noch Gegenstände von der Größe eines einzelnen Spaziergängers gut erkennbar abbilden, vorausgesetzt, daß die atmosphärischen Bedingungen dies zulassen.
Die Hauptschwierigkeit bei der Konstruktion, die Beschaffung einwandfreien Glases für das Objektiv, ist schon lange überwunden, die Entwicklungskosten sind jedoch noch nicht zu überblicken. Man rechnet mit Zahlen, die ebenso phantastisch anmuten wie die Abmessungen. Für eine etwas kleiner geratene Spielart des Bostoner Riesen mit einer Brennweite von 3,60 m waren 1 000 000 Dollar veranschlagt worden. (Photogrammetric Engineering) Kg.
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