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2009
Die Biennale 1961 in Fotoneuheiten von A bis Z
Adox zeigte das von der »photokina« her bekannte Programm.
Agfa zeigte zwei fertige Neuigkeiten: die Isoly-mat für 4 X 4; Rollfilm B 28 = 16 Fotos. Ein Ableger der Optima, offensichtlich sehr preisgünstig, ebenfalls mit Ampelbetrieb (Rot = nicht belichten, Grün = knipsfrei), einer festgelegten Belichtungszeit von 1/80 s und dem Agfa-Objektiv Color-Agnar 5,6/55, B und X-Kontakt. Sehr leicht! Die Selecta-m (m = Motor) für »selektive Automatik«. Auf deutsch: wahlweise automatisch für verschiedene Belichtungszeiten. B = Zeit, schwarzer Pfeil etwa 1/30 s - blaues Rechteck etwa 1/125 s - gelbes Zeichen 11500 s (Compurverschluß). Color-Solinar 2,8/45. Blitzanschluß. Und der Clou: Nach jedem Tastendruck spult sich der Film selbsttätig weit r, d. h. etwa jede Sekunde ein Bild. Mit ausklappbarer Rückwickelkurbel. Das Ganze dürfte ein Schlager werden.
Balcar demonstrierte einen Vergrößerungsapparat, der einen mit vier Lampen versehenen, rotierenden (!) Lichtteil hat, sowie die vielseitigen Atelier-Blitzgeräte. Die Fotoschirme sind innen weißer Kunststoff, außen grau, den Geräten angepaßt, mit Schraubgewinde.
Carl Braun zeigte die bekannten Modelle der Paxette und des Paximat. Bronocolor. Das Schweizer Unternehmen zeigte die bekannte Studioblitz-Ausrüstung mit dem hochmodernen Kommandogerät.
Couffin Pierre & Cie. verband sich mit der Societe Generale d'Optique. Die beiden Firmen brachten einige Neuigkeiten heraus. Darunter den Varimalik für Diaprojektion mit verschiedenen Formaten und die bekannten Modelle des Hauses Eumig.
Ferrania bot eine niveauvolle Bildschau und zeigte den Prototyp einer neuen Farb-Entwicklungsanlage für Negative. Außerdem wurden der Ferrania P 3o (8o ASA) und der P33 (6o ASA) eingeführt. Beides bei uns bekannte Schwarzweiß-Negativfilme. Die gezeigten Laboreinrichtungen sind noch nicht in der laufenden Produktion. Ein »ferrania espresso« und ein »ferrania-Fotostudio« mit »Miss ferrania« stand für jedermann zum Aufnehmen zur Verfügung. Neu war die kleine Entwicklungsanlage für Farbnegativ und Umkehr mit gekoppelter elektrischer Temperaturmessung für jedes einzelne Bad. (Modell Ferrania DP. 2.)
Foca. Die Focamatic ist das neue Modell. Die Franzosen bezeichnen sie selber als typisch französisch in der Form. Sie sieht auch aus wie ein kleines Taschenradio, da es keine abgerundete Ecken gibt. Der Sucher ist schön hell, die Auslösetaste betätigt auch die automatische Blendeneinstellung. Ist nicht genügend Licht vorhanden, kann nicht ausgelöst werden. Bei Stellung B kann Blitzanschluß erfolgen. Automatikbereich: iz12 bis 400 ASA. Objektiv Foca Neoplar 2,8145 mm. Die Produktionsfirma, Optique et Precision de Levallois S. A., lockte die Besucher auch mit dem Miroplar-Foca, einem Teleobjektiv mit Spiegel, kann mit Zwischenring auch auf verschiedenste Kleinkameras gesetzt werden. Für seine Brennweite von 500 mm ist es jedoch kurz (Teleskop). Gevaert hatte mit Voigtländer zusammen einen Stand, der vielleicht als Modell ganz imposant ausgesehen haben mag. Dem Besucher hingen die schönen Farbbilder leider zu dicht vor der Nase.
Grundig hatte als einziger Tonbandgeräte-Hersteller einen Stand. Es wurden die bereits bekannten Modelle TK 4, TK 42 und T. K gezeigt. Schade, daß hier nicht auch die Sprechzelle für Tonbandbriefe, wie in Berlin, aufgestellt wurde. Es fehlte eine Attraktion.
Honeywell zeigte den neuen Heiland Futuramic II Elektronenblitz. Angenehm und neu die Schiene mit einem bajonettartigen Anschluß ans Blitzgerät. Kein langwieriges Schrauben mehr!
Hasselblad bot ebenfalls Neues an: Das Zeiss Distagon 4/6o. Das »Timic«, ein Synchro-Compur-Zwischenstück für den Mikro-Adapter. Ferner zwei neue Sonnenblenden, zwei neue Filter und eine Wasserwaage.
Graflex zeigte seine Großformatkameras und neu den Graflex 16-mmProjektor »Galaxy«. Neben dem »Galaxy Super« ein Stumm- oder Ton-Projektor mit all den technischen Vorteilen, die man erwartet. Neu ist die verstellbare Umlaufblende mit zwei oder drei Flügeln.
Kodak hatte den größten Stand und zeigte unter vielem anderem Apparate, die nicht überall zu haben sein werden. Ein Modell, die Brownie 8 Cine, gibt es in Frankreich, nicht aber in der Schweiz. Die Kodak Zoom 8 soll es in Italien und der Schweiz geben, nicht in Deutschland. Wie auch die Abmachungen auf höchster Ebene sein mögen, es ist verwirrend, wo es was von Kodak gibt bzw. nicht gibt. Neuigkeiten: der Karussell-Projektor oder das Magnetband in vier verschiedenen Stärken. Neu ist das Schneider-Kreuznach Xenar 4,8/200mm, passend für die Retina Reflex. Aus der Bildschau ragten einzelne Farbbild-Motive hervor. Auch hier war man von der Qualität des Kodachrome II überrascht. Das größte Farbbild der Biennale befand sich ebenfalls auf dem Kodak-Stand - ein Ektacolor Print 8 X 2,40 m, ebenso die größte bisher zusammenhängende Röntgenaufnahme eines Motorrades.
Lamer-Ocina. Das Spezialunternehmen für Unterwasser-Zusatzgeräte zeigte als Neuigkeit lediglich Kassetten für Filme mit im Deckel untergebrachter Trockensubstanz.
Monte!, der größte französische Fachverlag für Foto und Film, brachte zwei Sondernummern »le photographe« mit jeweils rund 600 Seiten sowie eine Sonderausgabe »Photo/Cinema« heraus.
Macbeth. »Macbeth Avlite« ist ein querliegender Schrank, in dem man Farbbilder in Aufsicht und Durchsicht bei gleichbleibender 3900xGRADx Kelvin-Farbtemperatur beurteilen kann. Für die Reproduktionstechnik interessant. Das Neue ist eine Fluoreszenz-Röhre besonderer Art. Die Firma stellt auch noch das »Macbeth Quantalog« her, ein Meßgerät für Densitometrie, Fotometrie und Colormetrie.
Mag bezeichnet eine bereits bei der »photokina« gezeigte, jetzt konstruktiv vollendete Lösung für 6 x 9-Rollfilm-Kassetten. Mit dieser Kassette kann man 15o Aufnahmen machen, jedoch nur mit der Rolleiflex, Rolleicord oder Semflex. Man kann auch belichtete Teilfilme zur Entwicklung entnehmen. Nur für Berufsfotografen, die einen prallen Geldbeutel haben. (985 N. Fr. !)
Rallyfix, eine holländische Firma, zeigte den »Rallyfix-S« für Kontakte von Schwarzweiß- und Farbnegativen. Das Gerät arbeitet recht schnell und liefert gute Kontakte. Die Belichtungszeit stellt sich automatisch durch Tastendruck ein, Formate bis zu 2i x 35 cm.
Realt, bekannt durch ihre Belichtungsmesser, zeigte als Neuigkeit den Kindermann 505-Kleinbild-Projektor sowie den Realt »automatic 300«. Neu ist, daß sich im Tragekoffer eine Leinwand befindet, sozusagen als Seitenwand zur Versteifung der Tragetasche.
Rodenstock zeigte erstmalig das Helivaron 1,4/8-38 mm. Ein Varioobjektiv für 8-mm-Film. Der Brennweitenbereich ist so gewählt, daß er hauptsächlich für freihändige Aufnahmen in Frage kommt.
Planbel bot große Überraschungen. Gleich zwei sehr ansprechende Modelle sah man auf der Biennale zum ersten Male. Die einäugige Spiegelreflex-Kamera Makiflex, die sehr gut in der Hand liegt, ansprechende Form und Farbe hat und interessante Daten bietet: Spezial-Schlitzverschluß von 4 bis1/400 s. Die Objektive sind auswechselbar, auch mit der Peco-Studienkamera benutzbar, Brennweite etwa 125 bis etwa 36o mm. Auswechselbare Adapter erlauben folgende Formate: 9 X 9 für Platten und Planfilm - 9 x 12/6 x 9 hoch und quer für
Platten, Planfilm und Rollfilm - 6 x 6 für Rollfilm. Die Einstellung erfolgt über einen doppelten Zahntrieb mit etwa 7 cm Auszug.
Die Pecoflex ist ebenfalls eine einäugige Spiegelreflexkamera, mit automatischer Springblende, Format 9/9 cm. Die Brennweite reicht etwa von i5omm bis 36o mm. Größter Auszug 3z cm. Sonst sind es dieselben Daten wie bei der Makiflex. Außerdem sah man ein Studiostativ und einen neuen Peco-Zentralverschluß für die Peco-Studio-Kamera.
Sonocolor stellt Tonbänder her, vertritt die BASF für Frankreich, die selbst einen Stand hatte.
Sartony, ein Studio, das sich auf Vergrößerungen spezialisiert hat. Die Muster imponierten an Schärfe und Farbe. Neu ist die patentierte Technik, Farbvergrößerungen mit Kunststoff zu versehen und so als Dekorationsmaterial zu verwenden.
Österreich war mit Eumig und Goerz vertreten. - Die sowjetisch besetzte Zone trat nicht stark in Erscheinung. Fünf Firmen wurden durch französische Importeure vertreten.
Die für eine Fotomesse wichtige Bildausstellung war vorhanden. Sie zeigte 4000 Fotos aus allen Bezirken der Fotografie. Das Bild in Wissenschaft und Technik zeigte die interessantesten Motive. Leider waren die Bilder lieblos aufgehängt, ohne Rahmen, manchmal nur mit Nadeln an die Rupfenwand befestigt.
Zahlreiche Kongresse fanden statt, darunter einer unter Schirmherrschaft der Unesco. Projektionen und Demonstration, wie auch Konferenzen standen bei den einzelnen Ausstellern täglich im Programm. Leider erfuhr das Publikum dies nur in französischer Sprache, was die vielen Ausländer bedauerten. Manchmal wurde über Lautsprecher in drei Sprachen ausgerufen.
Wenn auch die III. Biennale keine welterschütternden Neuigkeiten bot, so benutzten die Franzosen die Gelegenheit, nachdrücklich darauf hinzuweisen, daß Frankreich das Geburtsland der Fotografie ist. Amüsant war in diesem Zusammenhang die Ausgabe der Zeitung »Le Lithographen, scheinbar aus dem Jahr 1839, in der nun im heutigen Stil, mit Zeichnungen, eine Reportage über Daguerre gezeigt wird. Ein Interview mit M. Niepce und sonstige historische Betrachtungen von damals sowie der Abdruck der ersten authentischen Fotografie der Seine von Daguerre machen diese amüsante »Zeitung« der Publications Paul Montel zu einem netten Erinnerungs-Souvenir an die III. Biennale Internationale Photo, Cinema, Optique. H. K.
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