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2009
HINTER DEN KULISSEN
Darüber gibt es heute wohl keinen Zweifel mehr: Die Schmalfilmkamera hat, was ihre Formschönheit angeht, die Stehbildkamera ausgestochen. Der äußerliche Appeal einer Bauer, Eumig oder Leicina erfreut das Herz eines Kamerabesitzers mehr als die überladene Zweckverbundenheit einer Contarex, Leica oder Rolleiflex. Die Formgestaltung einer Schmalfilmkamera ist - über ihre Funktionstüchtigkeit hinaus - zum i-Tüpfelchen auf jeder modernen 8-mm-Gerätekonstruktion geworden. Der Kunde dankt es dem Hersteller, indem er diese Sondermühe beim Kauf mit honoriert und die erstandene Kamera wie ein Juwel hütet und hegt.
Das dachte wohl auch Nikolaus Karpf (Linhof Nikolaus Karpf KG Präzisions-Kamera-Werke, 8 München 25, Rupert- Mayer-Straße 45), als er seine hausintern unter den Arbeitstiteln »Technika Rapid« und »Technika 220« laufende neueste Stehbildkamera (Maße: etwa 100 mm breit, 280 mm hoch, 125 mm breit) konzipierte. (Nicht vor Ende dieses Quartals soll sie frühestens der Öffentlichkeit vorgestellt werden, auf jeden Fall aber zur kommenden »photokina«.) Selbst immer schon darauf bedacht, seine Erzeugnisse - trotz der an sich zur Langweiligkeit verführenden, seit Anbeginn der Fotografie kaum geänderten Grundkonzeption der Großformat-Balgenkamera - auch formschön auszubilden, nahm er sich die schlanke, hohe Form der heutigen Schmalfilmkameras zum Vorbild und machte daraus eine Fotokamera. Genau gesagt: eine Schnellschuß-Mittelformatkamera ohne Verstellungen. Wie bei jeder Schmalfilmkamera ist unter dem Gehäuse ein Handgriff, verstellbar für Rechts- und Linkshänder, mit Revolvergriffauslösung angebracht.
Die Konstruktion soll mehr noch, als es die bisherigen Linhof-Kameras für den gehobenen Amateur vermochten, das »Idealformat«
56 x 72 mm unter die Leute bringen. Sie ist bewußt mit einem nicht auswechselbaren Normalobjektiv bestückt (Technikar 3,5/95 mm in Synchro-Compur-O-Verschluß für B und 1 bis 1/“, s). Eine zweite Kamera mit einem Weitwinkelobjektiv 5,6/65 mm ist als Gerätevariante vorgesehen.
Alles ist an ihr so angelegt, daß man von narrensicher sprechen kann: ein Novum für das sonst so schwerfällige Instrumentarium dieses Kalibers.
Rollfilme der Konfektionierungsarten B 11/120 für 10 Aufnahmen und No. 220 für 20 Aufnahmen können wahlweise verwendet werden. Die Belichtung erfolgt halbautomatisch über einen eingebauten Selenzellen-Belichtungsmesser mit Nachführzeiger. Man betrachtet das Motiv durch einen Meßsucher mit Mischbild-Entfernungseinstellung und eingespiegelter Leuchtrahmen- Formatbegrenzung. Parallaxausgleich und Bildfeldschwund sind berücksichtigt.
Andere Kleinigkeiten, die zumindest in einer Linhof-Kamera mehr oder weniger neuartig sind: Blitzkontakt im Sucherschuh: Sperre gegen eine versehentliche Betätigung der Auslösetaste; Zählwerk mit Doppelbelichtungssperre und Aufzugskontrolle nach dem 10. Bild (Rollfilm B 11/120) bzw. 20. Bild (Rollfilm No. 220); Filmladeanzeige; Verschlußspann-Kontrollanzeige; Stativgewinde unter dem Handgriff und seitlich am Gehäuse (für Queraufnahmen).
Und der Preis ? Nun, er wird vermutlich zwischen 1250 DM und 1500 DM mit Objektiv liegen. Sicherlich eine bemerkenswerte, wenn auch ungewöhnliche Kamera!
Konkurrenz für Minox kündigt sich durch Yashica (hierzulande: Yashica-Europe GmbH, 2 Hamburg 28, Billstraße 28) an. Der bisher einzigartigen Minox- Kleinstbildkamera 8x11 mm für 9,5-mmFilm mit ihrem vorbildlich ausgebauten Zubehörprogramm wird sich vermutlich schon in den allernächsten Wochen Yashica-Atoron hinzugesellen. Einzelheiten der Kamera: Fixfokus-Objektiv Yashicon 1:2,8/18 mm. Belichtungsautomatik zwischen 15 und 27 DIN. Verschlußzeiten: 1/45 bis 1/250 s. M-Synchronisation. Optischer Sucher mit Parallaxausgleich. Eingebautes UV- und Mittelgelbfilter. Doppelbelichtungssperre. Es ist zu erwarten, daß Yashica auch fertig konfektionierte Filme liefern wird, obwohl die Minox-Patronen verwendet werden können. In den USA liefert Yashica Inc., Woodside, N.Y., jedenfalls seit Dezember vorigen Jahres die Kodak-Sorten Kodachrome II, Ektacolor-S, PanatomicX und Plus-X. In Deutschland gibt es zu Minox A und 8: Schwarzweiß-Agfa-lsopan FF 13 DIN, Adox KB 14 14 DIN, Adox KB 17 17 DIN, Agfa-Isopan F 17 DIN, Agfa-Isopan ISS 21 DIN, Kodak Plus-X Pan 24 DIN, Dokumentenfilm 12 DIN. Farbnegativfilm: Agfacolor CN 14 DIN. Farbumkehrfilm: Agfacolor CT 18 18 DIN, Minochrome 13 DIN.
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