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Kamera-Test
Minox C
Die berühmte "Kamera der Spione" stellt sich heute in einer neuen, superautomatischen und transistorisierten, Ausführung vor. Das Ladesystem und der Filmtransport sind stark verbessert.
Eine leistungsfähige Kleinstkamera zu entwerfen, bedeutet nicht, einen normalen fotografischen Apparat zu nehmen und seine Größenmaße zu reduzieren. Um die theoretischen und praktischen Probleme des Kleinstformates zu lösen, braucht man viele Einfälle neuer Konstruktions- und Herstellungsmethoden.
Das neue Modell MINOX C stellt zweifelsohne einen weiteren und wichtigen Fortschritt gegenüber den vorhergehenden Modellen dar, und zwar nicht nur wegen der angewandten Einfälle, sondern auch wegen der praktischen Handhabung.
Automatic
In ihrer letzten Fassung hat die MINOX eine perfekte Automation erreicht; eine Automatik, die man jedoch ganz nach Belieben ausschalten kann. Um dies zu erreichen, hat man sich vielfältig der Elektronik bedient: Transistoren und Druckschaltungen. Die technische Ausstattung des Apparates hat natürlich eine gewisse Vergrößerung der Masse und des Gewichtes mit sich gebracht, was jedoch die Möglichkeit, die Kleinstkamera in der Tasche zu tragen, nicht beeinträchtigt. Die Höhe der MINOX C (geschlossen) beträgt 122 mm, die Breite 19 mm und die Stärke 28 mm. Das Gewicht - ohne Film - ist etwa 110 g. Die Bedienungsteile sind in rationeller Lage angebracht und somit leicht zu betätigen.
Praktisch sind es vier: Der Ring für Empfindlichkeitseinstellung des Films (von 9-27 DIN); der Ring für Zeiteinstellung, derjenige für die Entfernungseinstellung und der Auslöser. Die Zeiteinstellung von 1/1000 bis 1/15 sec ist von Hand möglich. Stellt man hingegen den Ring auf "A", arbeitet der Apparat völlig automatisch. An der Vorderfront sieht man - oberhalb des Suchers das kleine Fenster des Kadmiumsulfatwiderstandes. Dieser reguliert durch den Belichtungsmeßstromkreis die Bewegung der beiden kleinen Magnete, welche den Verschluß öffnen und schließen. Die Automatik ist fähig, die Zeitaufnahme von einem Minimum von 1/1000 bis 7 Sekunden zu kontrollieren (mit allen unendlichen Zwischenwerten). Die Automatik ist auch während der Aufnahme aktiv: Sie kürzt oder verlängert die Aufnahmezeit im Falle einer Veränderung der Beleuchtung. Es ist nicht möglich, die vom Belichtungsmeßstromkreis benötigte Zeit abzulesen, man kann jedoch kontrollieren, ob sie unter oder oberhalb von 1/30 sec liegt. Es genügt, den sich auf dem Zeitring befindlichen kleinen Hebel (bei gespanntem Verschluß) zu drücken, während man die Kamera auf das zu fotografierende Objekt richtet. Ist die vom Belichtungsmesser "vorgesehene" Verschlußzeit länger als 1/30 sec, leuchtet eine Kontrollampe auf. Dies ist eine sehr einfache und sinnvolle Lösung, um sich zu vergewissern, ob es möglich ist, die Aufnahme aus freier Hand ohne Verwacklungsgefahr durchzuführen. Mit ein wenig Erfahrung kann man aufgrund der Lichtintensität die Belichtungszeit auch ziemlich gut beurteilen. Der Verschluß sowie die Kontrollampe werden durch eine 5,6Volt-Batterie gespeist, die bei offener Kamera leicht ersetzt werden kann. Das Laden der Batterie wird durch Einstellung der Zeit auf 1/1000 sec und Niederdrücken des Auslösers kontrolliert: wenn der im Objektivfenster sichtbare kleine Kreis, bei geladenem Verschluß, nicht verschwindet, muß die Batterie ausgewechselt werden.
Verbesserung des Filmtransportes
Verschlußspannen und Filmtransport werden wie bei den anderen Modellen durch das teleskopische Auf- und Zumachen der Kamera ausgeführt (der Verschluß ist gesperrt, wenn der Apparat nicht völlig geöffnet ist).
Die MINOX C stellt jedoch einen bedeutenden Fortschritt dar: Bei erneutem Schließen des Apparates bewegt sich der Film nicht vorwärts, solange der Verschluß nicht betätigt wird. Wenn wir uns also nach Spannen des Verschlusses entscheiden, die Aufnahme doch nicht zu machen, geht bei Wiederverschluß der Kamera keine Aufnahme verloren. Das Aufnahmezählwerk ist als subtrahierender Typ angelegt; es zeigt an, wieviele Aufnahmen noch gemacht werden können.
Die Entfernungsskala ist von 20 cm bis Unendlich geeicht. Richtet man den roten Punkt der Bewegungsskala auf den festen Zeiger aus, wird das Objektiv derart reguliert, daß das aufzunehmende Objekt von 2 m bis Unendlich scharf eingestellt ist (fokussiert).
Für Entfernungen unter 1 m wird eine ausreichend genaue Schätzung durchgeführt, indem man sich der Kette mit dazu geliefertem Etui bedient. Diese Kette hat mehrere kugelförmige Markierungen, die mit den auf der beweglichen Skala aufgezeichneten Entfernungen (20, 24, 30, 40 und 60 cm) im Zusammenhang stehen. Die Messung kann auch mit der Kamera am Auge durchgeführt werden.
Der Sucher (galileischer Typ), mit hellem Viereck zur Einrahmung des Aufnahmeobjektes, ist gut korrigiert. Die Parallaxekorrektion ist automatisch, je nach Entfernung. Der Apparat hat einen Synchronkontakt für Blitz; bis 1/250 sec für den E-Blitz und bis 1/30 sec für Blitzlichtlämpchen.
Das Objektiv
Das Objektiv Complan 15 mm f/3,5 ist ein Triplet mit 4 Linsen (Tessar-Typ). Die Helligkeit kann auf den ersten Blick zu gering erscheinen. Sie ist aber meistens ausreichend. Da das Objektiv keine Blende hat und immer bei größter Öffnung arbeitet, war es notwendig es auf einen Wert zu begrenzen, der eine gute Korrektion erlaubt. Auch diese Lösung scheint eine weise Anwendung der am Anfang erwähnten "Philosophie des Kleinstformates" zu sein. Der einzige ungünstige Aspekt der festen Öffnung ist, daß bei Filmen mit einer größeren Empfindlichkeit als 14 DIN sowie bei sehr klaren Szenen die Zeit von 1/1000 sec für eine korrekte Einstellung noch zu lang sein kann. In diesen Fällen muß man sich dann des eingebauten Graufilters bedienen. (Der Belichtungsmesser korrigiert automatisch). Das Objektiv ist durch eine dünne, flachparallele Glasscheibe geschützt: Dies ist einer der wenigen Punkte des Systems, der eine gewisse Aufmerksamkeit vom Fotografen erfordert. Man muß regelmäßig kontrollieren, ob sie verstaubt ist. Letzteres würde zu einer Verschlechterung der Bildqualität führen.
Der Test des Objektives hat bestätigt, daß es sich um eine Optik bester Qualität handelt. Das Auflösungsvermögen ist sehr hoch und verändert sich sehr wenig zwischen Zentrum und Rand der Aufnahme (nicht mehr als 10%). Dies ist vor allem der Art und Weise zu verdanken, in der die Wirkung der Bildfeldkrümmung verringert worden ist. Wie bekannt, bildet sich das Bild einer von Objektiven wiedergegebenen ebenen Oberfläche nicht auf einer Ebene, sondern auf einer kreisförmigen Kugelhaube ab. Folglich liegen die Bildpunkte nicht alle in der Brennebene. An den Rändern ist das Bild etwas weiter vorn, erscheint also nicht völlig scharf auf dem Film. Anstatt zu versuchen, diese Erscheinung völlig auszumerzen, hat der Konstrukteur der MINOX das Problem glänzend gelöst, indem er die Andruckplatte und somit die Auflagefläche des Films gewölbt hat. Die Schärfe ist sehr gut, besonders, wenn man in Betracht zieht, daß es sich um ein Triplet handelt. Der allgemeine Kontrast des Bildes ist ganz besonders hoch.
Gut ist auch die chromatische Korrektion; unbedeutend sind die sphärischen und astigmatischen Verzerrungsspuren. In der Praxis kann man ohne Schwierigkeiten mit einem ausreichend feinkörnigen Film 30fache lineare Vergrößerungen, die einem Format von 24x33 cm entsprechen, erreichen.
Zusammenfassung
Die technischen Neuerungen an der MINOX C haben ohne Zweifel die bereits bei den früheren Modellen hervorragenden praktischen Eigenschaften und die einfache Bedienung nochmals verbessert.
Der Apparat liegt gut in der Hand. Man lehnt ihn während der Aufnahme fest an die Stirn, sei es waagerecht oder senkrecht (dies ist wegen des Vibrierens bei einer so leichten Fotokamera ausschlaggebend). Der Auslöser arbeitet sanft.
Das Lade- und Transportsystem arbeitet sehr zuverlässig. Die Belichtungsautomatik hat in den meisten Fällen zufriedenstellende Ergebnisse gebracht. (Zu bemerken ist, daß der Belichtungsmesser, obwohl für ein integrales Ablesen auf dem völlig sichtbaren Bild geeignet, die Mittelzone "begünstigt".) Das heißt, er zieht hauptsächlich das Ablesen im Zentrum des Bildes in Betracht. Der Mittelteil, welcher 25% des Bildes darstellt, ergibt 60% des Gesamtwertes beim Ablesen. In der Praxis wendet man fast immer die Automatik an und schaltet sie nur in Sonderfällen aus (z.B. Gegenlicht, Blitzlichtaufnahmen usw).
Auf Grund der speziellen Ausführung des Apparates ist es nicht möglich, die Zeitkontrolle mit dem Elektrontester durchzuführen. Die gemäß Norm DIN 19016 durchgeführten sensitometrischen Kontrollen haben jedenfalls erlaubt, festzustellen, daß sich die Nominalwerte weitgehend in den Normen bewegen.
Filme
Für die MINOX sind verschiedene Filme vorrätig, in Patronen für 15 und 36 Aufnahmen. Schwarzweiß für 36 Aufnahmen: Mikrofilm Agepe (12 DIN) - Agfa IFF (15 DIN) - Agfa IF (17 DIN) - Agfa ISS (21 DIN) - Kodak Plus-X (24 DIN).
Filmkassetten für 15 Aufnahmen: Agfa IFF und Kodak Plus-X.
Für Farbaufnahmen gibt es den Agfa-Negativfilm CN 14, für 36 Aufnahmen und für 15 Aufnahmen; außerdem Umkehrfilme alle für 36 Aufnahmen - Minochrom 13 DIN und Agfa CT 18 DIN.
Zubehörteile
Die Gebrauchsanleitung ist klar und reichhaltig illustriert.
Unter den zahlreichen Zubehörteilen ist das auf dem Tisch aufstellbare Taschenstativ, auch mit Drahtauslöser, sehr nützlich.
Im Katalog sind auch aufgeführt: Eine elektronische Miniblitzvorrichtung und eine Blitzvorrichtung für Kubuslämpchen, ein Winkelsucher, eine Serie von 3 Filtern (Skylight, Grün und Korrektion R6, Anschluß für Fernrohr oder Mikroskop; Filmschneidevorrichtung; eine Negativbetrachtungslupe und ein Mikrofilmleger. Zum MINOX-System gehören ferner die Zubehörteile für Entwicklung, Projektion und Vergrößerung: Die Entwicklungsdose für Tageslicht; der Projektionsapparat mit Handbedienung "Minotact" und der automatische Projektionsapparat mit Fernleitungskabel "Minomat N" und schließlich 2 Vergrößerungsvorrichtungen mit punktförmiger Lichtquelle: Der "Minox" und der "Farbminox".
Fazit
Die MINOX C ist eine äußerst rationelle Kleinstkamera und sorgfältig ausgearbeitet. Es handelt sich um ein ausgesprochenes Präzisionsgerät. Seine Grenzen liegen eben in der Sorgfalt und Genauigkeit, mit der man das so reduzierte Gerät behandeln muß und für das es fast unerläßlich ist, die Dunkelkammerarbeit selbst auszuführen.
Es ist jedoch ohne Zweifel, daß sie wegen der Einfachheit und Schnelligkeit ihrer Anwendung nicht ihresgleichen findet. Die MINOX ist auch als "Zweitapparat" sehr schätzenswert, da sie in der Rocktasche getragen werden kann.
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