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Asahi Pentax ES

Die letzterschienene unter den automatischen Spiegelreflexkameras mit elektronischer Steuerung funktioniert anders als alle anderen. Die Blende wird vor der Verschlußzeit eingestellt. Die Kamera ist eine der schnellsten und kompaktesten.
Wenn die Canon-F1 ein Ereignis der photokina 1970 gewesen ist, so war es das Erscheinen der Nikon F2, das die Aufmerksamkeit der Fotografen im vergangenen Herbst polarisiert hat. Folgerichtig war zu erwarten, daß die anderen japanischen Hersteller sich beeilten, auch ihrerseits automatische Spiegelreflexkamera auf den Markt zu bringen. Eine von ihnen ist die Asahi Pentax ES (Electro Spotmatic): eine 24x36-mm-Spiegelreflex mit elektronisch gesteuertem Schlitzverschluß, Lichtmessung Typ Innenmessung TTL und Automatik mit "Blendenvorrang". Das bedeutet, daß im allgemeinen der Fotograf die Blende einstellt und die Kamera die Zeit wählt. Aber es ist nicht notwendig, so vorzugehen.
Vor fünf Jahren hatte beider photokina 1966 die Asahi (nicht offiziell) einer begrenzten Gruppe von Journalisten den Prototyp einer Kamera, mit Namen Asahi Metalica 235 gezeigt: Die Kamera, die heute gebaut wird, scheint die Realisation und Ergänzung des technischen Konzepts, auf dem die Metalica basiert war, darzustellen.
Von außen unterscheidet sich die neue ES nicht sehr von der traditionellen Spotmatic. Als neu bemerkt man nur den Boden der Kamera, der um 6 mm erhöht wurde, um den Stromkreis des elektronischen Verschlusses einbauen zu können, und einen runden Vorsprung neben dem Objektiv, in den eine 6-V-Batterie eingesetzt ist. Alle ES werden in schwarzer, mehr "professioneller" Ausführung hergestellt. Aus Platzmangel (der elektronische Verschluß mit seiner Batterie benötigt mehr Platz als der mechanische) sind der Selbstauslösermechanismus und die manuelle Einstellung der längeren Zeiten weggelassen worden. Die Anordnung aller anderen Elemente ist gleich der traditionellen Spotmatic.

Das Gedächtnis

Auch die ES hat Schraubfassung als Objektivanschluß (42 x 1 mm), so daß für die Kamera die neuen Takumar "multicoated"-Objektive verwendet werden können. Im übrigen ist das ganze Zubehör des Pentax-Systems an der ES zu verwenden.
Das Gehirn der Kamera besteht aus dem elektronischen Verschluß, mit Namen ES (electro shutter) patentiert.
Die für entsprechende Lichtverhältnisse geeignetste Verschlußzeit wird über vier gedruckte Schaltkreise (IC) ermittelt und gespeichert. Dies auch mit Rücksicht auf die Filmempfindlichkeit und eventuellen Korrekturen der Automatik, die dem Fotografen zufallen. In dem Augenblick, in dem der Spiegel nach oben klappt und folglich das Licht nicht mehr auf die lichtempfindlichen Zellen trifft, wird die Voltzahl, die in dem Belichtungsmessungsstromkreis erreicht wurde, "gespeichert" und bestimmt die Belichtungszeit.
Alle diese Vorgänge finden in dem Augenblick, in dem man leicht auf den Auslöser drückt, statt. Indem man ihn ganz drückt, setzt man den elektronischen Verschluß in Betrieb, der mittels eines Elektromagneten die Vorhänge des Schlitzverschlusses losläßt.
Man könnte fürchten, daß ein zu rascher oder heftiger Druck die Wirkungsweise des "Gedächtnisses` zeitlich beeinträchtigen und Belichtungsfehler hervorrufen würde.
Aber man braucht keine Bedenken zu haben: Die Zeit die der Stromkreis braucht um in Betrieb gesetzt zu werden, beträgt nur 2/10 s.
Außerdem sind einige Korrekturen der Automatik für besondere Beleuchtungsverhältnisse des Motivs vorgesehen, wie Gegenlichtaufnahmen oder Situationen, bei denen der Kontrast zwischen Hauptmotiv und übrigem Bild zu kraß ist.
Man wird in diesem Fall zu der Skala, die auf derselben Achse wie die Schnellrückspulkurbel liegt und auf der die Faktoren 1/2, 1,2 und 4 eingetragen sind, greifen. Normalerweise ist die Kamera auf den Faktor 1 eingestellt. Die Korrekturen 2 und 4 werden für Gegenlichtaufnahmen oder Motive vor weißem Hintergrund, die 1/2 für Motive vor dunklem Grund genommen.
Die Lichtmessung erfolgt bei voller Öffnung für die neuen Takumare (Multicoating-Teleobjektive), während man bei den alten Takumaren und allen anderen Objektiven mit Schraubfassung das Meßsystem bei Arbeitsblende anwenden muß.

Blendenvorwahl

Wie schon gesagt, ist die Automatik im allgemeinen mit "Blendenvorrang", d. h. der Fotograf stellt die Blende ein, und die Kamera bestimmt automatisch die Belichtungszeit. Auf jeden Fall ist es sehr einfach, die Kamera mit Verschlußvorrang (wie alle anderen automatischen Spiegelreflexkameras, die es heute gibt) arbeiten zu lassen: Es genügt, den Blendenring zu drehen, bis auf der im Sucher sichtbaren Skala die gewünschte Zeit erscheint. Mit den neuen Objektiven ist es möglich, unter Beibehalten der Belichtungsautomatik die Messung auch bei Arbeitsblende anstatt bei Offenblende vorzunehmen. Zu diesem Zweck müßte der ehemalige Belichtungsmessereinschaltknopf (siehe Spotmatic-Modelle) nach oben geschoben werden. Natürlich ist nur die letzte Meßmethode möglich, wenn man die alten Takumar-Objektive oder Fremdfabrikate benützt.
Jetzt können wir uns fragen, ob die Belichtungsautomatik mit Blendenvorwahl der ES (einzig unter allen automatischen Spiegelreflexen) ein Vor- oder Nachteil ist. Es ist ,nicht zu leugnen, daß es für einen Fotografen viel natürlicher ist, die Belichtungszeit einzustellen und die Automatik die Blenden regulieren zu lassen. Wenn andererseits die Asahi vorgezogen hat, daß die Automatik auf die Verschlußzeit wirkt, so kommt es daher, daß so die Möglichkeit des elektronischen Verschlusses, die Belichtung in jedem Augenblick zu unterbrechen, rationell ausgenutzt wird, ohne auf Federn und andere mechanische Kompliziertheiten angewiesen zu sein. folglich erweist sich die ES nicht nur als die kompakteste, sondern auch schnellste unter den automatischen Kameras mit elektronischer Steuerung.
Die beiden CdS-Zellen befinden sich an den Seiten des Pentaprismensuchers und bewirken eine Integral-, d. h. Ganzfeldmessung.
Im Vergleich mit dem Spotmaticbelichtungsmesser fällt auf, daß der Meßwinkel der beiden CdS-Zellen leicht geändert wurde, um nach der Aussage des Herstellers die gleiche Meßgenauigkeit, auch wenn die verschiedensten Objektive vom Weitwinkel bis zum starken Teleobjektiv verwendet werden, zu garantieren. Während der Langzeiten kann man das Okular mit einem speziellen Schieber schließen, damit, wie der Hersteller erklärt, Lichteinfall vom Okular aus vermieden wird.
Der fest eingebaute Pentaprismensucher hat eine Einstellscheibe mit Mikroprismenfleck in der Mitte. Mit dem 50-mm-Standardobjektiv ergibt der Sucher ein Sucherbild in 0,88-facher Vergrößerung, also kaum kleiner als in Natur. Der Sucher-Bildwinkel ist gleich 93% der tatsächlichen Bildfläche. Beim Durchschauen durch den Sucher ist rechts der Zeiger, der die Belichtungszeit angibt, zu sehen (der beim Drücken des geeigneten Knöpfchens auch als Anzeige zur Batterieprüfung dient). Die Zeitenskala reicht von 1 s bis 1/1000 s. In der Tat ist er auch für viel längere Belichtungszeiten geeignet: praktisch bis ca. 12 s. Es ist aber nicht möglich, die genaue Zeit zu kennen, da die Skala bei 1 s endet. Selbstverständlich kann der Verschluß stufenlos alle Zeiten zwischen der Maximal- und Minimalgrenze ermöglichen. Auf den äußeren Zeiteinstellknopf sind indessen die Zeiten, bei denen der Verschluß mit mechanischer Steuerung funktioniert, von 1/60 s bis 1/1000 s und B eingetragen. Die Elektronenblitzsynchronisation erfolgt bei 1/60 s. Der Funktionsbereich des Belichtungsmessers liegt zwischen 20 und 1600 ASA. Die Energiequellen die den elektronischen Stromkreis versorgt, besteht aus einer 6-V-Silberbatterie.

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