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Testbericht über den Stand der Spiegelreflex EE
Reflex EE
Welche Nachteile haben die automatischen Spiegelreflexkameras? Sind die mit Automatik besser oder die mit Elektronik? Die, bei denen die Automatik auf die Verschlußzeit wirkt oder bei denen sie die Blende verändert? Welches System ist am vollständigsten? Das wollten wir bei einem Test fünf automatischer Kameras feststellen.
Was versteht man unter einer automatischen Kamera? Es handelt sich um Kameras, die einen kurzen Augenblick vor der eigentlichen Belichtung den korrekten Belichtungswert aufgrund des vorhandenen Lichtes der Szene, die man aufnimmt, von allein wählen.
Diese Kameras gibt es seit Jahren in einfacher Ausführung mit Zentralverschluß für Anfänger, und weiter entwickelt für fortgeschrittene Amateure. Die meisten sind Sucherkameras, oft mit einem Entfernungsmesser für die Scharfeinstellung ergänzt. Nur selten handelt es sich um eine Spiegelreflex. In diesem Fall steht aufgrund der Lamellenverschlüsse immer nur eine begrenzte Zahl an Wechselobjektiven zur Verfügung.
Dennoch sind dies "echte" Spiegelreflexkameras mit Schlitzverschluß in der fokalen Ebene und mit Lichtmessung durch das Objektiv. Sie stehen im Vergleich zu anderen zur Zeit hergestellten Kameras an der Spitze.
Vor fünfzehn Jahren war es noch ganz gewöhnlich, daß eine 35-mmSpiegelreflex auch von großem Format ohne Belichtungsmesser ausgerüstet war und ein getrenntes Instrument für die Belichtungsmessung benötigte. Danach verbreiteten sich die eingebauten und gekoppelten Belichtungsmesser. Zudem kamen zu Beginn der sechziger Jahre die Meßsysteme mit CdS-Zelle hinter dem Objektiv. All das sind die kleinen Schritte, die ihren Beitrag zur Automatik geliefert haben: einem mechanischen oder elektronischen System, das die Messung des integrierten Belichtungsmessers direkt auf den Verschluß oder die Blende überträgt bzw. umsetzt. Aber ohne jetzt auf die lobenswerte Bequemlichkeit der Automatik einzugehen und nur mit der Absicht, die Methoden, nach denen sie konstruiert wurde, kritisch zu untersuchen, muß man zumindest an die beiden Hauptvorteile des Systems erinnern: die Einfachheit der Bedienung, die dem Fotografen erlaubt, sich ohne einschränkende technische Fragen ganz auf das Motiv zu konzentrieren, und zweitens die schnelle Aufnahmebereitschaft, die sehr nützlich ist, um unerwartete Situationen zu meistern.
Wie sie funktionieren
Eine Kamera mit vollautomatischer Belichtungssteuerung kann mit vorprogrammierter Zeit-Blenden-Kopplung, mit Vorwahl der Verschlußzeit oder der Blende arbeiten. In den beiden letzten Fällen, die uns direkt interessieren, wählt der Fotograf die Zeit oder die Blende, und die Kamera bestimmt folglich das andere Element.
Was ist funktioneller: die Vorwahl der Zeit oder der Blende? Auf den ersten Blick scheint es die erste Lösung zu sein, die das Risiko von verwackelten Aufnahmen wegen der Verwendung einer zu langen Belichtungszeit ausschließt, aber ...
Die Wahl eines der beiden Systeme bringt unvermeidlich einen sehr unterschiedlichen Bau des Mechanismus mit sich. Die Zeitenvorwahl setzt ein mechanisches Antriebssystem des Blendenringes voraus, also Dinge, die an den Druck des Fingers auf den Auslöser gebunden sind.
Tatsächlich wirkt der Meßwerkzeiger grob gesagt wie eine bewegliche Arretierung für den Lauf des Mechanismus, der die Blende schließt. Je nach der Lage des Zeigers (und also nach dem vorhandenen Licht bei der Aufnahme) läßt sich die Blende mehr oder weniger schließen. Die erste Hälfte des Auslöserdrucks dient dazu, die verschiedenen Mechanismen zu bestätigen. Die Bewegung kann weder zu kurz noch zu sanft sein.
Indessen zeigt die andere Lösung keine mechanischen Komplikationen, aber verlangt eine elektrische Kopplung zwischen dem Stromkreis des Belichtungsmessers und der Steuerung des Verschlusses. In diesem Fall müssen natürlich die Vorhänge des Schlitzverschlusses elektronisch und nicht mittels Feder und anderer mechanischer Systeme gesteuert werden.
Praktisch läßt sich das alles auf einen viel einfacheren Nenner bringen.
Eine Kamera mit Blendenvorwahl schafft keine Probleme bzgl. Dauer und Druckwiderstand des Auslösers und benötigt keine Objektive, die für die Kopplung mit dem Belichtungsmesser eingerichtet sind. Andererseits erlaubt eine Kamera mit mechanischem System dem Fotografen eine weit umfassendere Reihe von Lichtverhältnissen zu meistern.
An einem praktischen Beispiel erscheint dies viel klarer. Wenn ich ein Objektiv mit Anfangsöffnung f = 1:2 habe, dessen Blende bis f=1:22 zu schließen ist, und ich die Verschlußzeit z. B. auf 1/125 s vorwähle, hat der mechanische Automatismus die Möglichkeit, acht verschiedene Lichtverhältnisse zu wählen: Das bedeutet also, daß er in der Lage ist, zwei Szenen, von denen die eine 128 x lichtstärker ist als die andere, genau so gut zu reproduzieren.
Unter den gleichen Arbeitsbedingungen sieht es mit einem elektronisch gesteuerten Automatismus ganz anders aus. Wir stellen uns vor, daß die Kamera auf den gleichen Film wie im vorigen Fall eingestellt ist, die kürzeste Zeit 1/1000 s, die längste 10 s beträgt und die Blende auf f = 1:1 1 vorgewählt ist. Das Intervall der auswertbaren Lichtverhältnisse besteht ohne Veränderung der Blende aus nur vier bzw. höchstens fünf Kombinationen. (Theoretisch gesehen stehen alle Zeiten bis zu 10 s zur Verfügung, aber in der Praxis bedeuten die Zeiten über 1/60 s eine zu große Gefahr für die Schärfe des Bildes).
Wir wollen nun sehen, was uns der Markt unter Berücksichtigung des Systems, in dem jede Kamera angeführt ist, bietet.
Ziemlich eigenartig ist, daß die alphabetische Ordnung der fünf Kameras, die es jetzt gibt, eher einem Stellenwert entspricht, wie wir noch weiterhin sehen werden.
Asahi Pentax ES
Diese Kamera mit elektronisch gesteuertem Verschluß und Automatik mit Vorwahl der Blende ist die neueste der automatischen Spiegelreflexkameras.
Ihre Qualitäten machen sie nach unserer Auffassung zum Spitzenreiter innerhalb der idealen Klassifikation automatischer Spiegelreflexe: die Vollautomatik, gültig für sämtliche Objektive und Makrozubehör, unabhängig davon, daß die Lichtmessung bei Offenblende erfolgt, der weiche und gleichmäßige Auslöser, die Möglichkeit des mechanisch funktionierenden Verschlusses und die allgemein hohen Eigenschaften der Kamera. Die Kamera ist in etwa den anderen Spotmatics gleich, deren weitere Ausstattung ohne Probleme für sie verwendbar ist. Das ist eine sehr schätzenswerte Gegebenheit.
Die Hauptschwäche kommt von der integralen Lichtmessung, also einer Ganzfeldmessung. Eine Lösung, die bei einer automatischen Kamera in allen schwierigen Aufnahmesituationen sehr wenig funktionell ist (Gegenlicht, großer Motivkontrast, Porträts). In Aufnahmesituationen also, bei denen es notwendig sein kann, Korrekturen vorzunehmen, um einwandfreie Ergebnisse zu erzielen. Bei der ES gibt es einen dafür bestimmten Korrekturknopf, der aber einen "manuellen und gedachten" Eingriff von seiten des Operateurs benötigt. Ersetzt also die Vorteile der Automatik herab (zumindest, wenn man keine Serienaufnahmen eines gleichen Motivs macht). Es ist im übrigen schade, daß bei einer so evoluierten Kamera die Verwendung eines elektrischen Motors für den Filmtransport nicht vorgesehen ist: Technische Gründe bedingen diese Einschränkung, da der elektronische Stromkreis (Zeitsteuerung des Verschlusses, Gedächtnis ... ), auch wenn er die kleinsten Ausmaße hat, den ganzen Boden der Kamera durchzieht.
Es fehlt auch der Selbstauslöser an der Stelle der eingebauten Silber-Batterie für den Verschluß, aber das ist ein unwesentliches Detail. Es gibt sehr gutes Auslöserzubehör, das nur wenig kostet und sehr gut funktioniert ...
Zusammenfassend sind die praktischen Vorteile, die von der Weichheit des Auslösers und der universellen Automatik herrühren, die wirklich wichtigen Punkte der Spotmatic ES neben der allgemeinen Gestaltung der Kamera, die die Techniker von Asahi in ihrer Tradition beibehielten und eine Kamera bauten, die dem Fotografen keine neuen Probleme stellt.
Konica Autoreflex T
Die zweite Kamera (innerhalb unserer Bewertung) ist zu Recht die Konica Autoreflex T, eine Kamera, die die letzte Version der ersten automatischen Spiegelreflexe mechanischen Typs, d. h. mit Blendenvorwahl, ist.
Durch kontinuierliche Verbesserungen ist es den Konstrukteuren gelungen, aus der Konica wegen der Genauigkeit bis ins Detail und der Weichheit des Auslösers eine wirklich interessante Kamera zu machen. Der Auslöser ist, auch wenn er ein wenig härter ist als der der Asahi ES, auf jeden Fall der weichste und gleichmäßigste unter den automatischen Kameras mechanischen Typs und erlaubt vornehmlich nicht verwackelte Aufnahmen.
Das Lichtmeßsystem ist recht außergewöhnlich. Es handelt sich um eine Teilintegralmessung mit Spotmessung einer zentralen Zone des Sucherbildes, die von einer kleinen Querzone (bei Benutzung stärkerer Weitwinkel) bis zu einer Fläche reicht. Sie kommt dem gesamten Feld näher, wenn man längere Teleobjektive benützt (aufgrund der Überlegung, daß sie normalerweise für weniger komplexe Motive verwendet werden). Auch wenn das System eigenartig und "blind", mangels einer Anzeige der Meßzone, erscheinen mag, zeigt sich das System aber in der Praxis als sehr funktionelle und in den allermeisten Fällen garantiert es genaue und problemlose Belichtungen. Die Wahl der ohne Verlust der Automatik verwendbaren Objektive ist breit gefächert und qualitativ sehr interessant.
Es ist schade, daß auch hier ein elektrischer Motor fehlt. Ein wichtiges Zubehör in einem fotografischen System für Aufnahmen in schneller Abfolge.
Mamiya Auto XTL
Die Mamiya Auto XTL mit mechanischem Lauf und Doppellichtmeßsystem (integral-, d. h. Ganzfeldmessung und Spotmessung in der Mitte des Feldes) ist die neueste automatische Spiegelreflex mit Zeitenvorwahl. Es handelt sich um eine vollendete und gut realisierte Kamera, die die Möglichkeit eines Motoranschlusses bietet.
Beweis für die konstruktiven Anstrengungen der Hersteller sind einige interessante Eigenschaften. Die lichtempfindlichen Elemente befinden sich auf einer beweglichen Platte hinter dem Spiegel und sehr nahe am Schlitzverschluß. Daher kann man mit Recht von einer Messung auf der fokalen Ebene sprechen, und es haben sich sehr präzise Ergebnisse bei der Ganzfeld- wie der Spotmessung herausgestellt. Der Spiegel reflektiert deswegen nur halb (aber das schadet der Helligkeit des Suchers kaum), während der allgemein gute mechanische Bau das Hochklappen des Spiegels und der Zellen vor der Blendenöffnung ohne Vibrationen erlaubt, was sonst die Bildschärfe beeinträchtigen könnte.
Ein fingernahes Knöpfchen auf der rechten Seite der Kamera dient außerdem dazu, die automatisch erhaltene Lichtmessung bis zum Auslösen zu blockieren (danach löst es sich automatisch). Bei kleinen Einzelheiten, die eine nahe, noch selektivere Lichtmessung als die obengenannte erfordern, kann dieses Detail interessant sein.
Der Bajonettverschluß mit großem Durchmesser und die sehr geringe Bildweite (Abstand zwischen Objektivanschluß und Fokalebene) haben auch die Verwendung eines speziellen Adapterringes mit Schraubfassung ermöglicht. Er ist in der Lage, die Automatik der Blende mit allen anderen Objektiven mit Schraubfassung 42x1 mm zu erhalten (andere Modelle: Mamiya, Asahi, Praktica ... ).
Die Verarbeitung der automatischen Optik, von der man ein recht breites Programm verspricht, ohne jedoch genau anzugeben, wann sie zur Verfügung stehen wird, ist sehr präzis.
Miranda Sensorex Auto EE
Diese Kamera ist die einzige automatische, die die Auswechselbarkeit der Sucher anbietet. Sie hat ein doppeltes Lichtmeßsystem (Integral- und in der Mitte Spotmessung). Die lichtempfindlichen Elemente liegen so hinter dem Spiegel, daß die Integrallichtmessung eher zwischen beiden Meßsystemen liegt. Die Wahl der Blende ist vor allem von der Zentralzone beeinflußt, während ein Meßfehler, der von einer übergroßen Lichtstärke einer Zone des Motivs kommt (z. B. Himmel in Panoramaaufnahmen), ausgeschaltet ist. Daraus ergibt sich, daß der Fotograf, der die Spotmessung, die zu einer logisch mehr "gedachten` Handhabung der Kamera zwingt, nicht benützen will, ebenso in den meisten Fällen gute Ergebnisse erzielen kann. Ein interessanter Vorteil vor allem für Reportage und Aufnahme in schneller Abfolge. Der Auslöser verlangt etwas Mühe, aber er hat den Vorteil, sehr regelmäßig zu laufen. Daher gewöhnt man sich leicht daran, ihre mit Sicherheit zu betätigen. Die zwei Punkte, die uns gar nicht gefallen haben, sind die Betätigung des Schnelltransporthebels und die Blitzsynchronisation.
Die Betätigung des Schnelltransporthebels verlangt ungefähr in der Mitte der Umdrehung beachtliche Mühe. Wir haben das bei den etwa zehn Kameras, die wir in der Hand gehabt haben, beobachtet. Daher handelt es sich nicht um eine Zufälligkeit, sondern um ein mechanisches Problem. Für die Blitzsynchronisation indessen bedauern wir den absurden X-Kontakt, der nur bei 1/60s funktioniert. Alle anderen Zeiten (inkl. Langzeit B) haben die FP-Synchronisation. Das begrenzt nicht nur die Möglichkeit, den Elektronenblitz anzuwenden, sondern schließt auch die volle Ausnutzung des Lichtes der gewöhnlilichen kleineren Blitzgeräte fast aus. Es wirft auch große Probleme auf, wenn man auf mehrere durch Relais-Steuerzellen syrnchronisierte Blitzgeräte zurückgreift (Mecalux von Metz). Diese Vorrichtungen haben nämlich immer eine Auslöseverzögerung.
Die Reihe der EE-Objektive (d. h. electric eye = elektrisches Auge) ist ziemlich breit, auch wenn momentan die Verfügbarkeit auf dem Markt recht begrenzt ist. Die Objektive der anderen Miranda-Modelle wie auch alle anderen Fabrikate, die durch ihr auswechselbares Adapterringssystem auf der Miranda anwendbar sind, verlangen das Stop-down-Lichtmeßsystem (bei Arbeitsblende).
Petri FT EE
Die Petri FT ist die einzige dieser automatischen Kameras, die den Auslöser an ungewöhnlicher Stelle hat, nämlich schräg vorn im Stil der Petri. Sie besitzt ein Integrallichtmeßsystem und einen Verschluß bis zu 1/500 s. Darum ist sie das Aschenbrödel der Gruppe, zumal das optische System eher begrenzt ist und keine auffallenden Eigenschaften aufweist. Unter den EE-Kameras ist sie am unauffälligsten gebaut. Es scheint uns, daß sie den anderen keine ernste Konkurrenz sein kann, besonders nicht dem einzigen direkten Gegner Konica Autoreflex A (der billigeren Ausführung ohne 1/1000 s und Selbstauslöser) oder der Autoreflex T. Im Vergleich mit den anderen Kameras hat sie den Vorteil, weniger zu kosten.
Neben den anderen an das Belichtungssystem gekoppelten speziellen Objektiven mit Blendenautomatik kann sie aber die anderen Petri-Objektive selbstverständlich mit Lichtmessung bei Arbeitsblende benützen.
Zusammenfassung
Für den Eiligen ermöglicht die Übersichtliche Bewertungstabelle eine schnelle Orientierung. Wir wollen aber wiederholen, da nach unserer Auffassung alle Kameras qualitativ der vorhergenannten Klassifikation entsprechen: wenig Abstand zwischen der ersten und zweiten, größere Abstand zwischen der zweiten und Mamiya und Miranda, die fast gleich stehen (es ist eine individuelle Geschmacksfrage, die ein oder die andere vorzuziehen), etwas weiter dahinter die Petri.
In dieser Klassifikation haben wie das ganze Kamera-Zubehörsystem, das Funktionelle der verschiedenen Teile (Auslöserweichheit, Einfachheit der Bedienung) und die mechanischen Gegebenheiten berücksichtigt.
Selbstverständlich sollte jeder die verschiedenen Qualitäten entsprechend seinen individuellen Anforderungen betrachten, die unsere Klassifikation aufgrund allgemeiner Betrachtung umwerfen können. Zum Beispiel kann der, der die Sucherauswechselbarkeit benötigt und keine Blitzsynchronisationsprobleme hat, möglicherweise die Miranda vorziehen, während einer, der starke Vorurteile gegen die Schraubenfassung hat, der Asahi Pentax eine andere Kamera vorziehen könnte.
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