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Test & Technik photokina-nachlese
Neuheiten im Mittelformat
Nicht nur Modellpflege
Sensationen im Mittelformat hat niemand auf der diesjährigen photokina erwartet. Die Neuheiten haben eher den Charakter der Modellpflege. Lediglich die verstärkte Präsenz der Digitalisierung setzt neue Akzente.
Hasselblad
Der schwedische Kamerahersteller hat die Zeichen der Zeit rechtzeitig erkannt und nun durch die Gründung der Tochtergesellschaft Hasselblad Electronis Imaging AB der zunehmenden Bedeutung der digitalen Fototechnik Rechnung getragen. Auf der photokina hat Hasselblad Teile eines digitalen Systems präsentiert, das vor allem in der Studiofotografie zur Anwendung kommt.
Die digitale Kamerarückwand Hasselblad DB 4000 ist ein vollelektronisches Bildaufzeichnungssystem für die Hasselblad-Kameras in Verbindung mit Computern der Serie Macintosh 11.
Die Bildaufzeichnung erfolgt über einen CCD-Chip ("Charge Coupled Device") mit einer Auflösung von 2048x2048 Bits. Jedes Bildelement kann in 16348 Graustufen (14 Bits) dargestellt werden, woraus der Fotograf 256 Graustufen (8 Bits) zur Speicherung in den Computer auswählen kann. Der CCD-Chip befindet sich in der Filmebene der Kamera, so daß, wie gewohnt, über das Objektiv und der Sucherscheibe fokussiert werden kann. Das genutzte Bildfeld hat eine Größe von 3x3 Zentimeter. Zum Lieferumfang gehört auch eine Mattscheibenmaske, die nur das benutzte Bildformat freigibt. Die DB 4000 wird einfach anstelle des Magazins befestigt. Sehr wichtig ist, daß keine spezielle Beleuchtung benötigt wird und somit die Belichtung bei Tageslicht oder herkömmlichen Blitzlicht erfolgen kann. Es können Belichtungszeiten zwischen 1/125 und einer Sekunde eingestellt werden, wobei die Belichtung in etwa einer Empfindlichkeit von ISO 300/26' entsprechen würde. Die Einsatzgebiete der Hasselblad DB 4000 sind Studioproduktionen für Kataloge, Zeitschriften, Zeitungen, technische Dokumentationen oder Layouts in Schwarzweiß. Bei Verwendung spezieller Filter sind auch farbige Reproduktionen möglich. Die Bildergebnisse sind laut Hasselblad bis hin zum Format 20x 20 Zentimeter identisch mit Abzügen vom Silberfilm.
Ebenfalls zur Herstellung von Druckvorlagen hat Hasselblad den Multiformat-Scanner TCS 4000 auf den Markt gebracht. Der Scanner liest alle gängigen Filmformate von 24x36 Millimeter bis 4x5 Inch ein. Speziell für die Digitalisierung von Polaroid-Sofortbildern wurden zwei Hochgeschwindigkeitsscanner entwickelt: der Hasselblad RCS 1000 und RCS 4000. Das Einlesen der Sofortbildaufnahmen dauert 3 bis 12 Sekunden.
Hasselblad präsentierte jedoch auch Interessantes für die Freunde der Silberbildfotografie: einen Mattscheibenadapter für die 903 SWC. Der Adapter wird wie ein Filmmagazin an das Gehäuse angeschlossen. Die Mattscheibe des Adapters ist mit einem Schnittbildindikator, einem Gitternetz und einer Randbegrenzung für das Format 4,5x6 versehen. Der Adapter SWC kann auch an jedes andere Hasselblad-Modell angeschlossen werden.
Mamiya
Ein wenig Modellpflege soll die Mamiya 6 erfahren. Unter der Bezeichnung Mamiya 6-MF wird voraussichtlich 1993 eine Mittelformat-Sucherkamera mit Formatmasken für 4,5x6 Zentimeter und 24x54 Millimeter auf den Markt kommen. Neu sind bei dem modifizierten Modell auch zwei Reduzierspulen für Kleinbildpatronen, so daß Kleinbildfilme ebenfalls benutzt werden können. Allerdings erhöht sich durch die kleineren Aufnahmeformate nicht die Anzahl der üblichen zwölf Aufnahmen pro Film, da der Transporthebel stets die gleiche Filmlänge wie bei 6x6-Aufnahmen weitertransportiert. Für jedes der drei Objektive gibt es einen eigenen Leuchtrahmen mit zusätzlichen Formatmarkierungen (für die reduzierten Formate) durch gestrichelte oder gepunktete Linien.
Die eigentliche Mamiya-Neuheit, die 645 Pro haben wir in COLOR FOTO-Ausgabe 8/92 bereits ausführlich beschrieben und getestet.
Rollei
Zuerst die schlechte Nachricht für die Freunde der Marke: Die Produktion der Rolleiflex 6008 wird eingestellt. Die gute Nachricht: Es gibt ein neues Spitzenmodell aus Braunschweig, die Rolleiflex 6008 Professional SRC 1000. Die Zusatzbezeichnung "SRC" steht für "Scan Remote Control" und besagt, daß die Kamera über die ein gebaute 14polige Anschlußbuchse, das SRC-Spezialhandstück und den Rollei Digital ScanPack für die digitale Bildaufzeichnung und die elektronische Bildverarbeitung bestens gerüstet ist. Damit kann auch auf recht einfache Weise der Spiegel vorausgelöst, können die Blende und die Verschlußzeit auf Scannerbetrieb eingestellt und kann die Kamera für die Dauer des Scanvorgangs abgeschaltet werden. Der Zusatz " 1000" weist darauf hin. daß die PQS-Objektive von Zeiss und Schneider in allen Betriebsarten mit Verschlußzeiten bis zu 1/1000 Sekunde eingesetzt werden können (bei den PQ-Objektiven kann "nur" die 1/500 Sekunde gebildet werden). Wichtig ist zudem, daß alle Zeiten zwischen 30 Sekunden und 1/1000 Sekunde blitzsynchronisiert sind. Die 6008 Professional SRC 1000 wird voraussichtlich ab Ende dieses Jahres erhältlich sein. In der Grundausstattung mit Planar 2,8/ 80 mm HFT soll sie etwa 8000 Mark kosten.
Auf der photokina wurde auch ein neuer Videoaufsatz für die Rolleiflex 6008 Professional SRC 1000 präsentiert. Der Rollei V-finder kann bei der Arbeit mit dem Digital ScanPack oder auch bei klassischen
Studioaufnahmen für die Bildbeurteilung und -korrektur eingesetzt werden. Auf dem Monitor erscheint ein aufrecht stehendes und seitenrichtiges Bild.
Der Rollei V-finder wird anstelle des Lichtschachtsuchers angesetzt und mit einer der handelsüblichen Videokopf-Kamera verbunden. Der Strahlengang des Videoaufsatzes kann wahlweise zwischen Sucherbetrachtung und Bildschirmübertragung umgeschaltet werden.
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