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Artikel
2009
PHOTO-SPIEGEL
„DIE BESTE 35-mm-KAMERA IN DER GESCHICHTE DER FOTOGRAFIE"
- so nennt in schlichter Bescheidenheit die Canon Camera Co. Inc. ihr neues Modell, die Canon V. Sich selbst bezeichnen die Unternehmer als „die neuen Welt-Ersten".
Die konstruktiven Neuerungen der Canon V sind: ein eingebauter Schnellaufzug am Kameraboden, dem Leicavit entsprechend, daneben zusätzlich normaler Filmtransportknopf an der Kameraoberseite. Der Universalsucher (wird in den Sucherschuh eingeschoben) hat automatischen Parallaxenausgleich - mit welchen Objektiven, geht aus den Veröffentlichungen nicht hervor. Der eingebaute Meßsucher ist umschaltbar auf das Bildfeld für 35 und 50 mm Brennweite und auf vergrößerte Wiedergabe des Entfernungsmesserbildes. Die Kamerarückwand ist ganz abnehmbar.
Die Canon V hat immer noch zwei Verschlußstellknöpfe mit sich drehendem Kurzzeitknopf. Ihre Objektivserie wurde ergänzt und umfaßt jetzt 3,5/25-, 2,8/28-, 1,8/35-, 1,2/50-mm-Objektive neben lichtschwächeren und Brennweiten 85 mm, 100 mm, 135 mm, schließlich zwei Teleobjektive zur Verwendung am Spiegelkasten: 4,5/400 und 8/800.
KRITISCHE STIMME IN BERLIN-OST
Der Leiter des Industrieladens Foto-Kino-Optik - Berlin-Ost Heinz Ahlfeld, schrieb in der ostzonalen Zeitung DIE WIRTSCHAFT, Ausgabe vom 5. 4. 1956, über die „Probleme des sozialistischen Fotohandels". Die zum Teil sehr kritischen Ausführungen bestätigen, was aus der Sowjetzone kommende Photofachleute oft berichten: Die Qualität der dort angebotenen Photogeräte ist uneinheitlich, sachlich berechtigte Reklamationen der Verbraucher sind weitaus häufiger, als man es früher bei Markenerzeugnissen gewohnt war.
Im folgenden einige Ausschnitte aus dem Artikel. Um Sinnentstellungen zu vermeiden, werden keine aus dem Zusammenhang herausgerissene Einzelsätze zitiert
„Ohne Zweifel hat sich der Umfang der Kamerafertigung im Wiederaufbau unserer Wirtschaft in erstaunlichem Maße vergrößert - die Qualität ist jedoch nicht der Quantität entsprechend mitgewachsen."
„Im ersten Quartal des vergangenen Jahres hatte der sozialistische Fotohandel besonders viel Beanstandungen bei den Kameraverschlüssen, die Zeiss Ikon in Dresden herstellt. Und zwar waren 13-15% der Tempo-Verschlüsse 00 fehlerhaft, 12,5xGRADx10 der Prionat- Verschlüsse und mehr als 140/o Vebur- Verschlüsse. Durch unsere Aussprache mit der Industrie erreichten wir, daß ein Kollektiv gebildet wurde, das sich speziell mit der Verbesserung der Verschlüsse befaßt. Hier wurde nun tatsächlich eine gute Arbeit geleistet. Die Reklamationen bei Verschlüssen sind jetzt nahezu normal."
„Auf dieser Besprechung wurden auch eine Reihe anderer nützlicher Vorschläge zur Verbesserung der Kameraproduktion gemacht, es wurden von der Industrie sogar Beschlüsse gefaßt, Beschlüsse, an die man sich aber kaum gehalten hat. Besonders in bezug auf Sorgfalt in der Behandlung von Gütebeanstandungen und Zuverlässigkeit der Gütekontrollen blieben die alten Forderungen des Einzelhandels nach wie vor offen."
„Bei Neuentwicklungen und Verbesserungen der Erzeugnisse ist ebenfalls so gut wie nichts getan worden. Mit diesem Schneckentempo kann man aber nicht weiterarbeiten. Damit erklärt sich der Fotohandel auf keinen Fall einverstanden. Außerdem muß darauf bestanden werden, daß auch die der eigenen Bevölkerung angebotenen Erzeugnisse den Exporterzeugnissen nicht nachstehen. Auch unsere Inlandsabnehmer haben das Recht, Weltspitzenerzeugnisse zu verlangen."
„Wenn man bedenkt, daß der Durchschnitt der Reklamationen ( ohne Verschlußfehler) bei der Taxona, der Reflecta II, der Weltax, der Perfecta II u. a. über Gebühr hoch liegt, dann sollte dies doch ein sehr ernstes Zeichen für die Industrie sein. Es ist selbstverständlich, daß der Käufer bei der Anschaffung von solchen Wertobjekten verärgert ist, wenn er Fehler feststellt. Noch mehr aber ärgert er sich, wenn seine Kamera nach 5 bis 6 Wochen erst wieder aus dem Werk zurückkommt. Noch dazu hält es kaum ein Kamerawerk für notwendig, diese Apparate wieder original zu verpacken und einen Garantieschein beizufügen."
„Über schlechtes Zusammenpassen von Zubehör und Kamera könnten wir ebenfalls Bücher füllen...!"
„... Daß sich der ungenügende Qualitätsstand auch volkswirtschaftlich negativ auswirkt, scheint noch immer nicht in die Köpfe der Betriebsleiter unserer volkseigenen Kamerawerke gedrungen zu sein. Sie selbst haben ihre Lager mit unausgereiften Erzeugnissen voll, und auch der Groß- und der Einzelhandel können sich über zu niedrige Überplanbestände nicht beklagen. Man muß sogar offen davon sprechen, daß wir Absatzsorgen haben. Es fehlt nicht allein an einer die Bevölkerung ansprechenden Werbung. Die Produktion tut so gut wie gar nichts, um für ihre Erzeugnisse zu werben. Genau so dringend aber ist die Forderung nach neuen Formen bei den Geräten, nach Abwechslung, die dem Interesse neuen Auftrieb geben."
Nach Ansicht H. Ahlfelds ist ein jetzt veröffentlichtes Programm des Ministeriums für Allgemeinen Maschinenbau, HV Feinmechanik/Optik ein „Anfang dazu, daß sich in der Kameraproduktion Entscheidendes ändern wird..." Das Programm sieht vor: Maßnahmepläne jedes einzelnen Betriebes, die die Überwindung aller Mängel oder Unvollkommenheiten zum Ziel haben. Die Reparaturzeiten sollen auf 8 Tage gesenkt werden, Einrichtung von Reparaturwerkstätten durch die Betriebe in vorerst 2 bis 3 Bezirken. (Anm. d. Red.: Die früheren Länder und Provinzen der Ostzone bestehen nicht mehr. An ihre Stelle traten, nach dem Vorbild in der Sowjet-Union, kleinere „Bezirke".)
Schließlich sind noch vorgesehen: Verpackung der Apparate nach Instandsetzung, mit Garantieschein als fabrikneue Erzeugnisse ; ständige und systematische Gemeinschaftswerbung sowie Photowettbewerbe. Schließlich noch
„Zur Vermeidung von unvertretbaren Überplanbeständen und des Zustandes, daß veraltete und neue Modelle zum gleichen Preis auf dem Markt erscheinen, ist die Preisregulierung bei Fotoerzeugnissen noch vor Beginn der Fotosaison zu klären."
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