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2009
STEREOAUFNAHMEN MIT DER BELPLASCA
In den ersten Nachkriegsjahren konzentrierte sich die Stereo- oder Raumbild-Fotografie zunächst auf das „amerikanische" bzw. „Fünf-Loch"-Format. Dieses leitet sich bekanntlich vom perforierten Kleinbildfilm ab, der von fünf zu fünf Perforationslöchern in Halbbildpaare von 2 x 24X 23 mm Breite unterteilt wird. Ein solches Nennformat läßt sich noch als quadratisch ansprechen, schon weniger aber das daraus abgeleitete Nutzformat. Denn nach dem Zerschneiden des Films wird jedes Bildpaar hierbei halb- oder vollautomatisch in Doppelrähmchen montiert, dessen Fenster eine Höhe von jeweils 23 mm und - je nach Aufnahmebereich und damit gemeinsamem Bildinhalt - eine Breite von nur noch 19 bis höchstens 21 mm aufweist. Tatsächlich ist der endgültige Bildausschnitt (das Nutzformat) also nicht sehr erheblich größer als bei einäugigen Kleinbildkameras mit vorgeschaltetem Prismen- oder Spiegelvorsatz, die zwei stereoskopische Halbbilder von 23 X 16 mm Endgröße liefern. Ein wesentlicher Unterschied verbleibt nur dann, wenn man derartige Stereovorsätze an Standardobjektiven benutzt und deren Bildwinkel somit halbiert, was lediglich beim Contax-Stereotar und beim Leica-Stemar als speziellen Zwillingsobjektiven vermieden wird. Die letzteren Stereosysteme bedingen dank geeigneter optischer Abstimmung praktisch keinerlei Bildverlust selbst bei extremen Nahaufnahmen. Sie sind daher letzten Endes - bei nur geringfügig kleinerem Nutzformat -bedeutend wirtschaftlicher und sogar vielseitiger als das von Seton Rochleite eingeführte „amerikanische" oder „Fünf-Loch"-Format.
Eingefleischte Stereoskopiker erhoben freilich schon vor Jahrzehnten ihre Stimme zum Wunsch nach einem querformatigen Stereosystem. Dabei führten sie vor allem den naturgemäßen „Breitwandblick" der menschlichen Augen gegenüber dem „Schießschartenblick" aller Stereovorsätze ins Feld. Solchen Wünschen kam die Industrie zunächst nur zögernd entgegen, und vor allem waren es Pariser Firmen, die das „französische" oder „Sieben-Loch"-Format mit 2 x 24 x 30 mm Nenn- bzw. 2 x 23X 28 mm Nutzgröße aus der Taufe hoben. In keiner der darauf bezogenen Kameras jedoch waren auch die Forderungen nach einer automatischen Bildmontage erfüllt; man konnte also keineswegs von Stereosystemen im heutigen Sinne sprechen.
Einen Wandel brachte erst die Belplasca deutscher Provenienz. Sie fußt auf Konstruktionsgrundlagen von Dr. Fritz Köber und konnte sich seit ihrem ersten Erscheinen vor wenigen Jahren bereits einen hervorragenden Platz in internationalen Stereoskopikerkreisen erobern - ja, hat zumindest im alten Europa das „amerikanische" Format schnell überflügelt.
Tatsächlich vereint die „Belplasca" alle Vorzüge des Querformats mit jenen einer zwangsläufigen Bildmontage. Für einen echten „Breitwandblick" sorgen zwei gestochen scharf zeichnende Vierlinser der nicht überzüchteten Lichtstärke 1:3,5 bei gleichzeitig relativ sehr kurzer Brennweite von 37,5 mm; durch serienmäßige Weitwinkelvorsätze kann diese Brennweite sogar auf 26,3 mm heruntergedrückt werden. Unter Berücksichtigung alles Wesentlichen wurde indessen auf überflüssigen Ballast verzichtet. So besticht zunächst die aufeinander abgestimmte Bildlage in bezug zur Filmperforation und zum Filmtransport. Daher beschränkt sich die gesamte und gerade von Anfängern so gefürchtete „Pusselmontage" auf einfaches Einhängen der auseinandergeschnittenen Filmdias in entsprechende Noppenrähmchen. Das sogenannte Scheinfenster der Stereobilder, das allein eine sinngemäß räumliche Abgrenzung des Bildinhalts verbürgt, ergibt sich ohne Verlust an Bildfeld - unter Benutzung eines prismatischen Nahvorsatzes auch bei Großaufnahmen - völlig selbsttätig. Der eingebaute Durchblicksucher enthält einen sehr exakt arbeitenden, automatischen Parallaxenausgleich; für Anspruchsvolle ist zusätzlich ein aufsteckbarer Leuchtrahmensucher verfügbar, der den Gebrauch beider Augen auch während der Aufnahme erlaubt, den Bildausschnitt der Weitwinkelvorsätze ins Sucherfeld einspiegelt und außerdem eine absolut horizontale Kamerahaltung verbürgt, also Verkantungen ausschließt. Auf einen für tiefenscharfe Stereobilder ohnehin überflüssigen Entfernungsmesser wurde hingegen verzichtet. Selbstverständlich aber ist ein Blitzlichtkontakt vorhanden, und Ausmaß und Gewicht der Kamera sind so bemessen, daß der Ausdruck „Kleinbildkamera" wirklich zutrifft und weder Bauchläden noch Geigenkästen umfaßt.
Mehrjährige Erfahrungen namhafter Praktiker haben nicht zuletzt auch auf Grund der sehr einfachen Bedienung und geringen Störanfälligkeit bei überraschender Leistung dazu geführt, daß die Belplasca und ihr Zubehör - Stereorähmchen, Stereobetrachter und (dieser zunächst nur beschränkt) Stereoprojektor - zum Standardgerät führender Stereobildverlage wurde. Wie das verstärkte Auftauchen der Belplasca nun auch an den Weideplätzen des europäischen Fremdenverkehrs beweist, ist die Zahl derjenigen Feinschmecker, denen die bisherigen Stereokleinbilder zu schmalbrüstig sind, ständig im Anwachsen begriffen. Hierbei spielt die Preiswürdigkeit des Belca-Stereosystems natürlich auch eine Rolle. Wenn aber anfangs noch Stockungen in der Auslieferung eintraten, so bleibt nunmehr festzustellen, daß das gesamte Belca-Stereosystem heute allen Interessenten kurzfristig zur Verfügung gestellt werden kann. Den westdeutschen Alleinvertrieb versieht dabei „Der Stereo-Derpsch" in Hanau-Bruchköbel - eine Firma, die seit langem Stereogerät und -zubehör aller Art aus einer Hand bietet und ihren Kunden in Raumbildfragen beratend zur Seite steht.
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