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Artikel

2009

PRÜFBERICHT

DIE POLAROID AUTOMATIC 100 LAND KAMERA

Eine kritische Betrachtung der ersten Kamera mit einem gänzlich neuen, lichtgesteuerten, elektromagnetischen Verschluß und dem ebenfalls neuen Polarid Land Filmpack. Der Beitrag stammt vom Technischen Redakteur des englischen „The British Journal of Photography", der angesehenen, ältesten Fotozeitschrift der Welt. Der Autor machte sich neben seinen zahlreichen fototechnischen Publikationen in jüngster Zeit auch durch Erfindungen auf fotochemischem Gebiet einen Namen.

Nimmt man die neue Kamera in die Hand, fällt als erstes ihr leichtes Gewicht auf. Man merkt sofort, sie läßt sich bequem um die Schulter hängen. Das zweite: Der Film ist im Nu eingelegt und die Kamera innerhalb weniger Sekunden bereit zur Aufnahme. Zur Automatik: Für den Benutzer ist kein großer Unterschied, ob er den neuen, über einen Fotowiderstand und Transistoren gesteuerten »elektronischen« Verschluß oder eine Selenzellen-Blendenautomatik gebraucht. Die Automation erlaubt es dem Fotografen, die Mechanik zu vergessen. Man merkt jedoch bald, daß bei der 100 eine andere Art der Automatik benutzt wird. Am augenfälligsten wird dies bei der größeren Gleichmäßigkeit einer genauen Belichtung. Beim Polaroidmaterial, mit seinem kleinen Belichtungsspielraum, können schon kleine Fehler die Bildqualität stärker beeinflussen. Der Verfasser stellte fest, daß die Automatik der 100 weitaus gleichmäßiger arbeitet als die der J 66, obwohl schon die letztere mit ihren Ergebnissen vollkommen befriedigt. Der Fotowiderstand der 100 hat einen engeren Meßwinkel als das Selen- Meßinstrument der 66. Einige Fragen drängen sich auf, z. B. Parallaxe zwischen Objektiv und Fotozelle bei Nahaufnahmen. (Nebenbei, die Fähigkeit, ganz dicht an das Aufnahmeobjekt heranzugehen, wäre bei Polaroid-Kameras ein sehr großer Vorteil.) Die gleichmäßigfunktionierende Belichtungsautomatik des elektronischen Verschlusses klärt ein umstrittenes Problem der Belichtungstechnik. Seit langer Zeit nahm man an, daß die Lichtmessung (im Gegensatz zur Objektmessung) die beste Hilfe bei der exakten Berechnung der Belichtungswerte für Aufnahmen auf Umkehrmaterial, insbesondere Farbumkehrmaterial, sei. Der Verschluß der 100 bringt den Gegenbeweis. Er wird von einem Gerät gesteuert, das das reflektierte Licht mißt (Objektmessung). Zur Verteidigung der Lichtmessung muß gesagt werden, daß die einzigen Fehlbelichtungen bei Farbaufnahmen in direktem Sonnenlicht vorkommen. Hier fand der Verfasser es als notwendig, den Steuerungsring bis zum Anschlag auf »Heller« zu drehen. Bei Gegenlichtaufnahmen am Strand war es notwendig, um 11/2 bis 2 Blenden reichlicher zu belichten. Noch ein anderer Faktor kann die Bildgüte bei Aufnahmen im direkten Sonnenlicht beeinflussen. Im England ist es am besten, den Polacolor wie 50 ASA (70 DIN) zu belichten. Es ist bekannt, daß die Außentemperatur Einfluß auf die Filmempfindlichkeit hat. Es ist durchaus möglich, daß in einem so schlechten Sommer wie im Jahre 1963 die höchste Empfindlichkeit des Films gewissermaßen nie erreicht wurde. Ist der Lichtkontrast - etwa durch leichten Dunst - ein wenig gemildert, kann die Belichtung nach 75 ASA (19 DIN) erfolgen.

Eine weitere Möglichkeit einer Fehlbelichtung besteht bei extrem kurzen Belichtungszeiten. Die kürzest mögliche Verschlußzeit beim Gebrauch des Polacolor ist 1/600 s. Der Verfasser neigt zur Ansicht, daß die Zuverlässigkeit der CdS-Zelle bei sehr hellem Licht nachläßt. Unterbelichtung entstand bei jenen Bedingungen, bei denen CdS-Belichtungsmesser im allgemeinen zu knappe Belichtungswerte angeben. Auf die Frage des Wärmeeinflusses in den Transistoren wird noch weiter unten eingegangen werden. Jedenfalls ist dieser Punkt absolut eine Sache der Theorie. Die 100 wird dem Fotografen immer annehmbare Bilder geben, wenn auch unter den genannten Bedingungen manchmal etwas dunkle. Zur Abhilfe muß man dann lediglich bei der folgenden Aufnahme den Belichtungssteuerungsring etwas korrigieren; die Praxis kennt keine weiteren Probleme Die Funktionssicherheit des elektronischen Verschlusses auch bei Farbaufnahmen unter allen anderen Lichtverhältnissen sollte all jenen eine Lehre sein, die da glauben, daß das Übertragen der Meßangabe eines Belichtungsmessers auf die Kameraskala eine Art höhere Magie ist.
Bei Aufnahmen unter ganz schwachen Lichtverhältnissen wird die Sache technisch wieder interessant. Wie zu erwarten, ist man etwas unsicher, ob der Verschluß nicht etwa so langsam abläuft, daß die Aufnahme verwackelt. Schon nach kurzer Zeit bekommt man eine Fertigkeit, deckt das Objektiv ab und läßt den Verschluß versuchsweise ablaufen. Dann sieht man, ob die Belichtung kurz genug ist.
Das ist besonders praktisch, da die Automatik bei zu langen Belichtungen es ermöglicht, interessante Aufnahmen bei Mischlicht und in der Dämmerung zu machen. Obwohl man Farbaufnahmen bei Mischlicht (Kunst- und Tageslicht) aus theoretischen Erwägungen nicht machen sollte, so sind doch die Resultate auf Polacolor-Film mit seinen weicheren Farben eher annehmbar als mit konventionellem Farbmaterial. Es ist mit diesem Film tatsächlich möglich, sehr schöne Effekte zu erzielen. Bei Belichtungszeiten bis zu 10s - besonders bei Kunstlicht - verhält sich der Film sehr gut. Bei noch längeren Belichtungszeiten fällt Grün blaustichig aus. Die längste Belichtungszeit, die der elektronische Verschluß bei den Versuchen ermöglichte, war 11/2 Minuten. Hier leidet ganz besonders die Grün-Wiedergabe. Natürlich kommen so lange Belichtungszeiten normalerweise nicht vor, und andere Farbaufnahmematerialien verhalten sich ähnlich.

Dann wurden einige Versuche angestellt, ob der Verschluß auch dann noch funktioniert, wenn er für richtige Belichtung 15 Minuten lang offen bleiben müßte. Nach 40 Minuten hatte sich der Verschluß noch nicht wieder geschlossen. Als Experiment wurde ein Elektronenblitz ausgelöst, der hinter der Kamera stand. Sofort schloß sich der Verschluß und ein einwandfrei belichteter Druck konnte der Kamera entnommen werden. Dies war natürlich keine »gemessene Belichtung«, da ein Elektronenblitz zu kurz aufleuchtet, wie wir weiter unten sehen werden. Für lange Belichtungszeiten ist ein Hilfsgerät notwendig, das den Verschluß offenhält. Es wird von Polaroid geliefert. Noch einmal aber sei gesagt: obwohl es für den begeisterten Fotofreund faszinierend sein mag, auch bei sehr langen Belichtungszeiten eine sichere Automatik zu haben, der Durchschnittsbenutzer, für den die Kamera bestimmt ist, wird ihre Möglichkeiten nur selten ganz ausschöpfen.
Die Belichtungsautomatik beim Abbrennen von Blitzlampen ist wohl die überraschendste Eigenheit der 100. Wenn das Hauptmotiv groß genug ist, spielt es überhaupt keine Rolle, ob eine reflektierende Fläche dahinterliegt. Einige Versuche wurden durchgeführt, um festzustellen, wie groß das Motiv im Vordergrund sein müßte, um den Verschluß richtig ablaufen zu lassen, ohne daß der Hintergrund negativ beeinflußt wird. Dabei stellte sich heraus: am wichtigsten ist es, das Hauptmotiv ins Blickzentrum zu rücken. Bei Aufnahmen aus knapp zwei Meter Entfernung funktionierte die Automatik des Verschlusses problemlos. Die Genauigkeit wird dem Fotografierenden, der es gewohnt ist, Leitzahlrechnungen durchzuführen, eine große Erleichterung sein. Da das Objektiv die Lichtstärke 1:8,8 hat, waren Aufnahmen in einem Bereich nicht möglich, in dem man an sich zu blitzen gewohnt ist. Freilich, in der Praxis wird man selten Blitzaufnahmen aus größeren Entfernungen als 5m machen wollen. Auch Blitzaufnahmen mit an die Decke gerichtetem Blitz klappen leicht. Natürlich ist das reflektierte Licht schwächer; man sollte also auf nicht zu große Entfernung fotografieren.
Selbstverständlich muß man auf die Farbe der reflektierenden Fläche achten, wenn man Polacolor- Film in der Kamera hat.

Tageslicht und Blitz

Die Genauigkeit der Belichtungsautomatik der 100 illustriert vielleicht am besten die Tatsache, daß bei zwei Aufnahmen - die eine mit vorhandenem Raumlicht, die andere mit Blitz aufgenommen - beide korrekt belichtete Positive ergaben, bei weitgehend gleicher Hautwiedergabe. Natürlich ist die Beleuchtung des Motivs in beiden Fällen ganz unterschiedlich.
Eine naheliegende Frage ist, ob der Verschluß später einmal auch mit Elektronenblitz funktioniert. Die Schwierigkeit liegt hier bei der Kürze der Entladung, heute meist 1/500 - 1/1000 s. In seiner gegenwärtigen Form kann der elektronische Verschluß nicht schnell genug reagieren. Aber vielleicht schafft eine zukünftige Konstruktion Abhilfe. Die sichere Funktion des Verschlusses bei allen Blitzlampen ist sehr interessant, da man im allgemeinen annimmt, daß eine CdS-Zelle langsam auf Licht reagiert. Immerhin haben ein oder zwei der neuesten Modelle der CdS-Belichtungsmesser einen viel rascheren Meßwert- Nadelausschlag. Trotzdem ist es noch nicht möglich, die Nadel eines CdS-Belichtungsmessers in den Rhythmus einer gleichmäßig in seiner Stärke schwankenden Lichtquelle zu bringen, wie dies bei Fotozellen-Meßgeräten möglich ist. Auf die Frage, wie sich die Zellen nach einer Belichtung mit intensivem Lichterholten, wird weiter unten eingegangen. Die Ergebnisse bei praktischer Arbeit mit der 100 waren hochbefriedigend. Die Kamera wird ein ganz neues fotografisches Mittel in der Hand jedes Foto-Interessenten. Beim durchschnittlichen Benutzer, für den die 100 gedacht ist, führt ihre gleichmäßige Arbeitsweise zu sichtbarer Perfektion.

Längste Zeiten

Später wurde der elektronische Verschluß der 100 von der Kamera getrennt überprüft. Bei Belichtungszeiten bis zu 20s funktionierte er gleichmäßig bei unterschiedlichen Beleuchtungsverhältnissen. Erst als das Licht auf die Hälfte verringert wurde, blieb der Verschluß statt der korrekten 40 s,72s lang offen. Bei wiederholten Versuchen schwankte der Wert zwischen 70 und 73s. Als die Belichtungsstärke abermals auf die Hälfte verringert wurde und 80s die richtige Belichtung ergeben hätten, blieb der Verschluß zwei Minuten lang offen. Bei noch schwächerem Licht schloß sich der Verschluß nicht mehr. Die längste mit der Kamera erzielte Belichtungszeit war 11/2 Minuten. Ein merkwürdiges, aber gewiß zufälliges Zusammentreffen war, daß bei zahlreichen Versuchen mit langen Belichtungszeiten jedesmal die dritte Aufnahme einer Serie eine etwas kürzere Verschlußzeit ergab. Die Abweichung lag aber nie über 5%.
Der Einfluß der Außentemperatur wurde erprobt. Der Verschluß wurde zwei Minuten lang einem starken Luftstrom von 38xGRADxC ausgesetzt. Der Verschluß blieb zweimal so lang offen, wie errechnet war. Dieser Effekt ist wahrscheinlich zurückzuführen auf einen thermischen Verlust innerhalb der Transistoren. Freilich muß hinzugefügt werden, daß wir in England kaum je solche Temperaturverhältnisse erleben.

Im Tiefkühlfach

Der Verschluß wurde einer Temperatur von -35xGRADxC ausgesetzt. Bei heller Beleuchtung arbeitete er mit Verzögerung. Bei Zeitbelichtung öffnete sich der Verschluß, aber schloß sich nicht wieder. Nach kurzer Erwärmung in Raumtemperatur funktionierte der Verschluß noch nicht einwandfrei. Erwärmen bei einer Temperatur von 38xGRADx C für die Dauer von zwei Minuten hatte zur Folge, daß der Verschluß wieder normal arbeitete. Nach 12 Stunden hatte sich der Verschluß wieder vollkommen »erholt«. Bei diesem Versuch kann sich bei dem starken Temperatursturz im Inneren Kondenswasser gebildet haben. Unter normalen Bedingungen dürfte dies kaum eintreten.

Grelles Licht schadet nicht

Der Verschluß wurde nach einigen Belichtungen unter sehr schwachem Licht fünf Minuten lang von jedem Licht abgeschirmt. Daraufhin wurde er sehr intensivem Licht ausgesetzt. Anschließend wurde er abermals überprüft bei einer Beleuchtung, die 20s Belichtungszeit erfordert. Die effektive Belichtungszeit lag innerhalb jener normalen Abweichung, die in diesem Bereich festgestellt wurde. Daraus kann man schließen, daß die Automatik auch dann nicht zu Fehlresultaten führt, wenn sie vorher intensivem Licht ausgesetzt war. Dies war einer der Hauptfehler der ersten CdS-Belichtungsmesser.
Die oben beschriebenen strengen Versuche wurden durchgeführt, um mögliche Fehlleistungen des elektronischen Verschlusses in der Aufnahmepraxis festzustellen. Es muß gesagt werden, daß der Verschluß der 100 sich durchaus besser verhält, als man erwarten möchte. In den Händen des Normalverbrauchers kann man anhaltend zufriedenstellende Arbeitsweise erwarten.

Die Filmkassette

Obwohl die 100 durch ihren elektronischen Verschluß die meiste Aufmerksamkeit erregen dürfte, so ist vom Standpunkt der Weiterentwicklung des Polaroid-Systems aus gesehen die neue Filmpack-Kassette genauso wichtig. Bei den früheren Polaroid-Kameras war der Film auf einer Spule, das Band mit dem Positiv auf einer anderen angebracht. Die Handhabung fiel nach einiger Übung nicht schwer. Das neue Filmpack-System ist im Gebrauch aber weitaus leichter und schnell. Die Konstruktion des Filmpacks ist klug durchdacht. Sie braucht nur wenige Teile, um niedrige Herstellungskosten zu ermöglichen. Im Prinzip besteht die leere Einrichtung aus zwei Kunststoffkästchen und einer Andruckplatte. Die Zeichnung zeigt ihre Handhabung. Abgesehen von der unkomplizierten Bedienung ist noch ein zweiter Punkt genauso bedeutsam: Zum Entwickeln wird das Bild völlig von der Kamera getrennt, der Fotograf kann sofort eine weitere Aufnahme machen. Er muß das sich entwickelnde Bild so lange aufheben oder einer anderen Person geben.

Auch ohne Kamera

Zur Zeit kann der Filmpack nur an der 100 benutzt werden. Offensichtlich aber beabsichtigt Polaroid, das Filmrückteil unabhängig vom Kameragehäuse zu liefern. Auch für größere Formate wird es ein entsprechendes neues Rückteil in absehbarer Zeit geben. Damit kann die Polaroid-Land-Kamera noch mehr in Gebieten eingesetzt werden, die bisher nur der konventionellen Kamera vorbehalten waren.
Der Filmpack kann benutzt werden, wenn man sehr schnell von einem Farbdiapositiv ein Papierbild braucht. Man legt die Kassette hierzu unter den Vergrößerungsapparat. Für die Beleuchtung des Vergrößerungsapparates muß bei Polacolor natürlich eine Lichtquelle passender Farbtemperatur benutzt werden. In einem leeren Filmpack läßt sich leicht eine geeignete Scharfstellfläche einsetzen.
Obwohl die 100 an sich nicht für solche Zwecke bestimmt ist, kann man sie auch für Mikroaufnahmen benutzen. Wenn man das »Auge« des Belichtungsmessers in den Tubus des Okulars hält und den Verschluß ohne eingelegten Film auslöst, wird die Belichtung exakt ermittelt. Die Belichtungszeit liest man am Sekundenzeiger seiner Uhr ab und belichtet anschließend entsprechend. Bei der eigentlichen Aufnahme muß man dann natürlich die Fotozelle abdecken.

Filmwechsel bedingt möglich

Ein weiterer Vorteil des neuen Filmpacks ist die Möglichkeit, jederzeit von Farb- auf Schwarzweißfilm und umgekehrt wechseln zu können. Dabei verliert man 'allerdings jeweils eine Aufnahme, es sei denn, man besitzt einen kleinen Wechselsack. Es spricht nur für die praktische Brauchbarkeit des Filmpacks, daß man von selbst auf eine Reihe von »Do it yourself-Methoden« stößt, die ihre Möglichkeiten erweitern. Die Erfindungen von Polaroid sind für zwei verschiedene Spielarten von Fotofreunden interessant: Einmal wird die Aufnahmetechnik vereinfacht, zum anderen sind die wissenschaftlichen und technischen Mittel, mit denen diese Vereinfachung erreicht wurde, für alle aufschlußreich, die sich für die fotografische Technik interessieren und sie handhaben. Ganz Unentwegte versuchen, die Grenzen der Automatik zu ergründen, um sie mit eigener Geschicklichkeit auszudehnen. Man sollte dabei immer berücksichtigen, welche Ziele man mit einer Automatik verfolgt. Hier erfüllt die 100 alle Ansprüche.
Zusammenfassend: Polaroid hat einen Verschluß erfunden, der ein neues Prinzip einer automatischen Kamera ermöglicht. Sie erlaubt gleichmäßigere Bildqualität als das bisher benutzte Automatiksystem, und die automatische Belichtungssteuerung funktioniert auch bei sehr schwachem Licht. Dies sind die beiden Hauptfakten. Die Mittel, mit denen sie erreicht wurden, sind für den Kamerabau bemerkenswert. Wir werden in nicht allzu langer Zeit elektronische Verschlüsse in anderen Kameras wiederfinden. Der Berufsfotograf freilich muß schon vor der Aufnahme wissen, mit welcher Verschlußzeit er arbeiten wird. Insofern ist die neue Polaroid-Kamera - berücksichtigt man ihren Verschluß -in der Hauptsache ein Amateurgerät. Ein Professional, der bisher mit der Polaroid-Pathfinder gearbeitet hat, wird mit der neuen Kamera viel Zeit sparen, auch wenn ihr Objektiv nicht ganz so gut ist oder die Lichtstärke geringer. Das Filmpack-System eröffnet dem Berufsfotografen eine ganze Reihe von Möglichkeiten, wenn es erst einmal an anderen Kameras mit auswechselbarem Rückteil benutzt werden kann. Es ist schade, daß kein Schieber zur Lichtsicherung im Magazin eingebaut werden konnte, ohne die weitere Handhabung hoffnungslos zu komplizieren. Vielleicht findet man einen Ausweg bei einem Filmpack für andere Kameras. Das Polaroid-System ist jetzt nicht mehr an etwas unhandliche Rollfilme gebunden. Der Berufsfotograf betrachtet das Polaroid-System zur Zeit als ein nützliches Hilfsmittel. Je umfassender und bequemer es wird, um so mehr wird es als tägliches Handwerkszeug eingesetzt. Der Polaroid Corporation machen wir unser Kompliment für die Unbekümmertheit, mit der sie ihre Neuentwicklung geschaffen und konsequent durchdacht hat - und warten, welche Weiterentwicklung das Filmpack-System noch bringt. Der elektronische Verschluß hat seine Premiere gehabt. Nun liegt es an anderen Herstellern zu zeigen, ob und wie er mit Vorteil an konventionellen Kameras gebraucht werden kann. Man darf annehmen, daß eine der ersten Anwendungen dazu dienen wird, in Filmkameras die Sektorenblende des Verschlusses zu steuern.
Polaroid hat zwei Meilensteine gesetzt, mit dem Polacolor-Film und dem Verschluß der 100. Das Polaroid-System und die konventionelle Fotografie sind enger aneinander gerückt. Die Bedeutung des Polaroid-Verfahrens für die Fotografie hat wesentlich zugenommen. Der Verfasser hatte bei der Kamera zum erstenmal den Eindruck, daß es einem fast zu leicht gemacht worden ist. Sich mittels der Fotografie selbst ausdrücken zu können, wird immer von Bedeutung sein.
(Aus dem Englischen von Dieder Renner)

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