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Artikel

2009

Prüfbericht

Exakta Varex

Der Prüfbericht dieses Monats befaßt sich mit der Exakta Varex. Für diese einäugige Spiegelreflexkamera 24 x 36 mm stehen Wechselobjektive von 20 bis 1000 mm zur Verfügung. In der Ausführung mit Lichtschacht und Domiplan 2,8/50 kostet die Kamera 454 DM, mit Pancolar 2/50 580 DM, mit Xenon 1,9/50 795 DM. Der Prismeneinsatz (auswechselbar gegen den Lichtschachteinsatz) kostet mit durchgehender Mattscheibe 86 DM, mit Mattscheibe und Meßlupe 122 DM. Ein Exakta Varex-Gehäuse kostet 370 DM.

Das Gehäuse der Exakta Varex ist 153 x 49 x 102 mm groß und wiegt 155 g. Obwohl es sich in seinen Ausmaßen nicht wesentlich von anderen Kleinbildkameras unterscheidet, erscheint es - vielleicht infolge seiner Form - weniger voluminös. Die Exakta ist besonders bequem zu halten, da der Daumen an der Rückseite anliegt und sich das trapezförmige Kameragehäuse organisch zwischen Daumen und Finger einschmiegt. Einige Unterschiede in der allgemeinen Anlage an der Exakta Varex gegenüber anderen Kameras rühren vom Lauf des Films von rechts nach links her. Die Filmpatrone liegt gewissermaßen mit dem Kopf nach unten rechts in der Kamera, und die Transporttrommel ist links der Bildbühne. Der Hebel für den Filmtransport liegt infolgedessen auch an der linken Seite der Kamera. Die Rückspulkurbel ist rechts; der Verschluß läuft von links nach rechts ab.

Verschlußzeiten bis 12 s

Auf der rechten Oberseite der Kamera liegen das Stellrad für die langen Verschlußzeiten (einschließlich Vorlaufwerk) und eine Filmmerkscheibe mit den Werten von 9 bis 27 DIN. Am Hauptstellrad für den Verschluß kann man die Zeiten von 1/1000 bis 1/30s einstellen. Für längere Belichtungszeiten wird das Hauptstellrad auf T oder B eingestellt. Das kleinere Verschlußstellrad muß rechts herum bis zum Anschlag gedreht werden. Zum Einstellen der gewünschten Verschlußzeit wird es dann nach Hochheben und Verstellen eingerastet. Es ist wichtig, dieses Rad vor jeder Belichtung mit längeren Verschlußzeiten bis zum Anschlag zu drehen. Die Verschlußzeiten an diesem Rad beginnen bei 1/8 s; eine 1/1, s fehlt also. Man kann jedoch längere Verschlußzeiten, über 1 s hinaus, nämlich 2, 3, 4, 5, 6, 8 und 12s einstellen.
Beim Arbeiten mit längeren Verschlußzeiten darf man beim Gebrauch von automatischen Objektiven den Auslöseknopf während der Dauer der Belichtung nicht freigeben; sonst öffnet sich die Blende zu früh. Andere Abhilfe: Man arbeitet hier mit abgeschalteter Blendenautomatik.
Das Verschlußstellrad für die langen Zeiten hat außer den genannten schwarz gravierten Werten auch noch rote Zahlen von 1/8 bis 6 s. Diese Werte gelten beim Gebrauch des Vorlaufwerks. Belichtet man mit Werten zwischen 1/30 bis 1/1000 s, ist es gleichgültig, auf welchen Zahlenwert man die rote Skala einstellt. Der Verschluß löst in jedem Fall etwa 12 s nach dem Auslösen aus. Das Vorlaufwerk kann nur gespannt werden, wenn der Film weitertransportiert und der Verschluß damit gespannt wurde. Hat man das Vorlaufwerk einmal eingestellt, muß man es auch benützen. Beim Gebrauch des Selbstauslösers ist es zweckmäßig, die Objektivblende von Hand auf den gewünschten Blendenwert einzustellen. Mit der Exakta Varex lassen sich absichtlich Doppelbelichtungen durchführen. Ebenfalls rechts oben auf der Kamera ist ein kleines Fenster. Hier kann man beobachten, ob der Film beim Betätigen des Schnellschalthebels transportiert wird. Dann nämlich bewegt sich ein kleines Rad mit roter Markierung in dem genannten Fenster.
Das Haupt-Verschlußstellrad liegt links vom Sucher. Die Werte sind 1/30, 1/60, 1/125, 1/250, 1/500 und 1/1000 s. Zum Einstellen der Werte wird das Rad angehoben, auf den gewünschten Wert gestellt und wieder freigegeben. Dies kann vor oder nach dem Verschlußspannen geschehen. Während des Verschlußablaufs dreht es sich mit.

Der Schnellschalthebel könnte verbessert werden

Der Transporthebel wird für einen Arbeitsgang (Filmtransport und Verschlußspannen) um 300xGRADx bewegt. Dies ist beträchtlich mehr gegenüber den sonst meist üblichen 180xGRADx. Durch diese Eigenheit ist die Kamera in ihrer Handhabung etwas langsamer als andere moderne Reflex-Kameras. Die Formgebung des Schalthebels ist ideal für Aufnahmen mit dem Lichtschachtsucher. Fotografiert man mit Prismensucher, scheint dagegen der Transporthebel in Form und Anlage weniger praktisch. Wenn man die Kamera in Augenhöhe halten möchte, und das ist ja bei vielen Gelegenheiten erwünscht, so muß man den Schalthebel erst mit dem Daumen und anschließend mit Zeige- oder Mittelfinger bewegen. Da der Schalthebel auch eng an Kamerakörper und Prisma anliegt, ist es etwas schwierig, ihn in der Ruhestellung zu greifen. Nach Ansicht des Verfassers könnte die Schußschnelligkeit der Exakta durch eine Änderung des Filmtransport-Verschlußaufzugs-Systems verbessert werden.
Der Auslöseknopf liegt an der Frontplatte der Kamera. Man kann eine Schutzvorrichtung davorklappen, um unbeabsichtigtes Auslösen zu verhindern. Der Auslöseknopf wird bei der Exakta Varex seltener mit dem Finger berührt. Meist benutzt man Objektive mit Blendenautomatik. Hier löst man am Auslöser des Objektivs aus, der mit dem Kameraauslöser verbunden ist. Auch in diesem Fall arbeitet die Auslösersperre noch. (Die Exakta wird mit der linken Hand ausgelöst. Man hat sich rasch an diese Eigenheit gewöhnt. - Auch bei der Hasselblad und Rolleicord löst man mit der linken Hand aus und fokussiert mit der rechten. D. Ü.)
Die Exakta Varex hat drei Blitzkontakte: X, F und FP. Der FP-Kontakt dient für lang brennende Blitzlampen bei Verschlußzeiten von 1/6xGRADx bis/100o s. Bei Elektronenblitz kann der X- Kontakt bei 1/6c, s benutzt werden. Der F- Kontakt dient bei Verschlußeinstellung 1/30 s für kurz brennende Blitzlampen.
Das Stativgewinde der Exakta Varex liegt direkt unter der optischen Achse, 13 mm hinter der Kamerafront. Seine Lage ist zweckmäßig, besonders auch dann, wenn man mit Zwischenringen arbeitet. Das Gewinde ist in einem 7,5 mm hohen Sockel eingelassen. Dieser gibt zusammen mit der Halterung der Rückspulkurbel und einem Knopf, mit dem die Kamerarückwand verriegelt wird, eine Dreipunktauflage für die aufgestellte Kamera. Zumindest beim Gebrauch mit Objektiven normaler Brennweite ist das nützlich.

Zwei-Kassetten-Betrieb -Filmwechsel in 25 s

In die Exakta Varex ist ein Filmschneidemesser eingebaut. Man kennt es sonst nur noch bei der Zeiss Peggy und der sowjetrussischen Start. Das Messer - es ist durchaus wirkungsvoll - hat eine Sicherungsschraube und zwei Anwendungen. Einmal dient es, um einen teilbelichteten Film rasch entwickeln zu können. Dies ist besonders vorteilhaft bei Zwei-Kassetten-Betrieb. Nach Abtrennen des vorderen Filmteils wird zweimal der Verschluß ausgelöst und transportiert, danach kann man die Kamera öffnen. So hat man keinen Filmverlust, mit Ausnahme des kleinen Stückchens, das man zum Einfädeln des zweiten Filmteils braucht. Die zweite Anwendung: Wenn beim Zwei-Kassetten-Betrieb der Film voll belichtet ist, kann man nach Gebrauch des Filmschneidemessers noch zwei Aufnahmen zusätzlich auf den Film belichten und den Film dann in die Kassette restlos einspulen. Wie es sich zeigte, können praktisch alle handelsüblichen Patronen als Standardkassette verwendet werden.
Benutzt man die Kamera ohne Bereitschaftstasche um den Hals getragen, so kann man beim Zwei-Kassetten-Betrieb mit einiger Übung den Film innerhalb von 25 Sekunden wechseln.

Das Kamerainnere - präzise Filmführung

Die Rückwand öffnet man, indem man an dem Knopf an der linken Kameraunterseite zieht und ihn verdreht. Der Knopf bleibt in dieser ausgerasteten Stellung, bis man ihn nach dem Schließen der Rückwand erneut in die Verriegelungsstellung dreht. Diese Methode ist sicher, aber ein wenig umständlich. Nach Herauslösen einer Sicherung kann man auch die gesamte Rückwand der Exakta Varex abnehmen. Es ist wohl überflüssig noch zu erwähnen, daß die Filmführung innerhalb der Exakta Varex mit hoher Präzision gesichert ist. Der Bildraum im Innern der Exakta (hinter dem Objektiv) ist ziemlich groß und frei von jedem Mechanismus. Er bietet auch gute Sicherung gegen Störreflexe. Dies ist zum Teil auch dadurch möglich gemacht, daß die Übertragungsteile für die Blendenautomatik der Objektive außerhalb der Kamera liegen.

Das Suchersystem - eines der wenigen mit exakter Anzeige

Der Sucher ist fast genau wie das Aufnahmeformat 24x36 mm groß. Ein Abschattieren des Sucherbildes beginnt bei der Exakta Varex bei Brennweiten von ungefähr 180 mm an. Dies hängt natürlich auch von der größten Öffnung des verwendeten Objektivs ab. Das Objektiv Jena S 2,8/180 zeigt bei voller Öffnung keinerlei Schattierung des Sucherbildes. Beim 3,5-Objektiv gleicher Brennweite zeigt sich an der Oberkante des Sucherbildes eine geringfügige Verdunklung.
Die neuen Halterungen für die auswechselbaren Suchersysteme der Exakta arbeiten sicher. Für die Exakta gibt es eine Reihe von Sucherbild-Auffangsystemen, die leicht miteinander auswechselbar sind. Die Fläche des Sucherbildes hat ein Format, das nur bruchstückhaft unter 24x 36 mm liegt. Es hat etwa die Ausmaße 23,5 x 35,5 mm. Dies entspricht etwa den Abmessungen eines Dias im Papprähmchen. Für eine Kamera, die auch für wissenschaftliche Arbeiten entwickelt wurde, ist der Wegfall eines Sicherheitsfaktors im Suchersystem wesentlich. Die Exakta ist eine der wenigen einäugigen Reflex-Kameras, die diese erste Forderung an diesen Kameratyp wirklich erfüllt. Die Forderung nämlich, dem Fotografen exakt das anzuzeigen, was er im Bild hat. Dies ist besonders wichtig bei der bildmäßigen Farbfotografie und natürlich auch für wissenschaftliche Zwecke.

Die auswechselbaren Sucher

Für die Exakta gibt es drei Suchergrundtypen. 
1. Der Lichtschachtsucher: Er öffnet sich durch Fingerdruck. Auch eine rechteckige Sucherlupe, die das ganze Bildfeld erkennen läßt, ist mit einem weiteren Handgriff in Sekundenschnelle ausgeschwenkt. Mit einem einzigen Griff ist der Lichtschacht wieder ganz geschlossen. Die Mattscheibe ist durch die Höhe des Lichtschachtes sehr gut gegen Fremdlichteinfall geschützt. Die Lupe vergrößert etwa zweifach. (Das Sucherbild ist insgesamt etwa sechsfach vergrößert. D. Ü.)
2. Objektivlupeneinsatz ist im Prinzip auch ein Lichtschachtsucher. Nur dient hier als Lichtschacht bzw. Lupe ein Exakta-Objektiv, das in seinem Bajonett eingesetzt werden kann. Zusätzlich gibt es eine eigene Lupe. Er ist besonders bei Mikroaufnahmen sehr zweckmäßig. Bei Brennweiten über 50 mm kann man das ganze Sucherbild übersehen. Der Vergrößerungsfaktor bei den einzelnen Objektivbrennweiten ist
35 mm 8,1 fach 
100 mm 2,8 fach
50 mm 5,7 fach 
135 mm 2,1 fach
80 mm 3,6 fach
3. DasPentaprisma der Exakta arbeitet nach dem gleichen Prinzip wie die anderen Suchersysteme.
Auch hier kann man das Einstell-System leicht auswechseln. Der Lichtverlust im Exakta- Prisma ist minimal.

Suchereinstellsystem

In den Exakta- Listen werden an die 20 verschiedene Systeme geführt. Man kann sie in vier Hauptklassen einteilen: Der Standardtyp besteht aus einer Plankonvexlinse, die Planfläche ist die fein mattierte Mattscheibe. Der zweite Grundtyp, die Klarglasscheiben, unterscheiden sich durch das Fehlen der Mattierung. Sie sind vor allem für Mikro- und Makroaufnahmen u. ä. gedacht. Der dritte Grundtyp ist besonders zum Gebrauch in Verbindung mit dem Objektiv als Sucherlupe gedacht. Bei ihnen ist keine Plankonvexlinse verwendet, sondern ein Flachglas. Der vierte Grundtyp sind Meßlupen. Sie werden von der Jenoptik hergestellt. Ihr Meßkeilprinzip ist bekannt. Sie sind besonders beim Gebrauch langer Brennweiten nützlich.

Die Exakta-Objektive

Die Wechselfassung der Exakta ist das gut bekannte Drei-Zungen-Bajonett. Das Objektiv wird - Rotpunkt gegenüber Rotpunkt - an die Kamera gesetzt und gedreht, bis ein Haken an der linken Seite der Objektiv-Halterung in einen Stößel am Objektiv einrastet. Zum Abnehmen des Objektivs wird der Haken abgeklappt und das Objektiv in umgekehrter Reihenfolge abgenommen. Es gibt ein inneres und ein äußeres Bajonett. Die Objektive kurzer Brennweite werden im inneren Bajonett gehalten, die langbrennweitigen im äußeren. Dies erlaubt es, für die langen Brennweiten den vollen Durchmesser der Kameraöffnung zu nutzen, um ein Vignettieren zu vermeiden. Die Enge der Objektivöffnung des Exakta-Bajonetts - 38 mm - ist für den Objektivkonstrukteur etwas problematisch, besonders bei hoch lichtstarken Objektiven und längsten Brennweiten. Immerhin, das Problem läßt sich meistern: es gibt für die Exakta ein Objektiv 1,5/75 (Jena B). Die Halterung für die im Bajonett eingesetzten Objektive wirkt äußerlich etwas schwach, aber in der Praxis hat es nie irgendwelche Schwierigkeiten gegeben. Alle Objektive haben festen Halt und lassen sich leicht und sicher wechseln.
Die Zahl der Exakta-Objektive der verschiedenen Hersteller ist Legion. Vom Werk werden die Kameras in erster Linie mit Objektiven der Jenoptik GmbH, Jena, und des VEB Feinoptisches Werk in Görlitz geliefert. (In der Bundesrepublik gibt es die Exakta Varex ganz nach Wunsch des Käufers auch mit Objektiven der Firmen Angenieux, Enna, lsco, Kilfitt, Ludwig, Novoflex, Rodenstock, Schacht, Schneider-Kreuznach und Steinheil. D. U.) Beide Firmen liefern ihre Objektive, abgesehen von den längsten Brennweiten, mit Blendenautomatik. Die Fassungen der Jenoptik sind aus Leichtmetall-Legierung niedrigen Gewichts gefertigt. Alle mechanischen Teile arbeiten weich und zuverlässig. Das Finish ist ausgezeichnet. Diese Objektive sind zweifellos die besten osteuropäischer Fertigung, die der Verfasser gesehen hat.

Flektogon 4/20

Es hat den größten Bildwinkel (93xGRADx) aller Kleinbildobjektive für Reflexkameras, bei denen der Spiegel für die Sucherbenutzung nicht hochgeklappt werden muß. Die ungewöhnlich große Frontlinse fällt auf. Man kann bis auf 15 cm an das Objekt herangehen, gemessen von der Filmebene aus! Für technische Aufnahmen, bei denen vollkommene Schärfe von Bildecke zu Bildecke unerläßlich ist, muß das Flektogon bis 11 abgeblendet werden. Für nicht ganz so anspruchsvolle Aufgaben genügt auch Blende 8. Bei 5,6 ließ die Bildgüte in den Ecken etwas nach, war aber an den Rändern noch befriedigend. Bei Abblendung ergab das Objektiv brillante Detailwiedergabe. Ein wenig Verzeichnung muß bei exakter Arbeitsweise berücksichtigt werden. Das Objektiv ist in der Praxis ein ungewöhnliches Hilfsmittel.

Flektogon 4/25

Dieses Objektiv hat nicht die gleichen griffigen Erhöhungen am Entfernungsstellring wie das Flektogon 4/20. Man kann mit ihm fast genauso nahe an das Objekt herangehen wie mit dem 20-mm-Objektiv. Die Wiedergabequalität des 25-mm-Flektogon ist ausgezeichnet. Bei voller Öffnung zeichnet es detailscharf von Bildrand zu Bildrand und fällt lediglich an den äußersten Rändern etwas ab. Bei 5,6 ergibt sich gute Wiedergabe bis in die Ecken. Bei starkem Abblenden tritt kein Nachlassen ein. Wie bei vielen Weitwinkelobjektiven war ein Unterschied in der Konturenschärfe (Kontrast/Auflösungsvermögen) zwischen Bildzentrum und Bildrand. Die Verzeichnung ist besser behoben als beim 20 mm, sie ist ohne praktische Bedeutung. Das Objektiv arbeitet auch im Nahbereich sehr gut.

Flektogon 2,8/35

Dies ist das Standard-Weitwinkelobjektiv Jenaer Fertigung für die Exakta. Das Scharfstellen könnte etwas erleichtert werden, da der Griffring für das Fokussieren etwas eng ist. Die Formgebung des Objektivs ist elegant, die optische Leistung ungewöhnlich gut. Schon bei voller Öffnung ergibt sich bis zum Bildrand feine Zeichnung. Der Kontrast nimmt
bei Blende 4 noch etwas zu. Bei Blende 8 ist sie über das ganze Bildfeld gleichmäßig verteilt. Bei Abblenden kein Leistungsnachlaß. Man kann das Objektiv als verzeichnungsfrei bezeichnen. Das Flektogon 2,8/35 zählt nach dem heutigen Stand zu den besten seiner Gattung.

T 2,8/50

Die optische Qualität des Objektivs zeigt, bis zu welchem Grad man mit Hilfe moderner Gläser und Vergütung das vierlinsige, modifizierte Cooke-Triplet steigern konnte. Bei voller Öffnung leistet es ungefähr dasselbe wie das Pancolar 2/50 bei Blende 2. Der Kontrast ist an den Bildrändern etwas niedriger. Die Bildfeldebnung konnte gesteigert werden, die Brillanz blieb erhalten. Höchste Leistung ergibt sich bei Blende 8. Das Objektiv ist ein überdurchschnittliches Beispiel einer modernen vierlinsigen Konstruktion. Es ist ein ausgezeichnetes Standard-Objektiv mittleren Preises.

Pancolar 2/50

Die äußeren Maße sind mit denen des T 2,8/50 identisch. Es ist das kleinste Standard-Objektiv der Lichtstärke 1:2 mit Blendenautomatik für Reflexkameras, das der Verfasser kennt. Die optische Leistung ist ungewöhnlich gut. Schon bei Blende 2 hohe Schärfeleistung mit geringem Abfall lediglich in den Bildecken. Die Leistung nimmt bis etwa 4-5,6 zu ohne Nachlassen bei weiterem Abblenden.

Domiron 2/50

Dieses Meyer-Objektiv 2/50 ist etwas größer und schwerer als das Pancolar. Es läßt sich aber genausogut fokussieren und überhaupt handhaben. Auch hier ist die Bildleistung bemerkenswert. Sie erreicht jedoch nicht ganz die des Pancolars. Der Preisunterschied zwischen beiden Objektiven ist nicht groß. Dafür bietet das Pancolar die etwas höhere Konturenschärfe.

Trioplan 2,8/100

Die kleinste Einstellungsentfernung dieses optisch ausgezeichneten Objektivs ist etwa 1 m. Es ist sehr handlich. Die Brennweite ist sehr vielseitig verwendbar. Bei 2,8 gute Korrektur mit einer schwachen Weichheit der Zeichnung, die bei Blende 4 aufgehoben ist. Mit Ausnahme der Bildecken weitere Steigerung bei 5,6 und kleineren Blenden bis 11. Gleichmäßigkeit bis 22.

Jena S 4/135

Es wird in einer alten, verchromten Ausführung mit manueller Blendeneinstellung geliefert und in der neuen schwarzen Ausführung mit Blendenautomatik. Das neue automatische Objektiv ist sehr handlich im Gebrauch. Die optische Leistung bei beiden ist gleich gut. Bei voller Öffnung eine schwache Weichheit. Bei Blende 8 ausgesprochener Scharfzeichner.

Jena S 2,8/180

Das Sucherbild wird bei diesem Objektiv bei keiner Blende vignettiert. Die Bildleistung war auch hier ungewöhnlich gut. Bei voller Öffnung ein geringer Schleier, der bei Abblenden um einen halben Wert verschwand. Bei 4 geringe Kontrastzunahme, gleichbleibende Leistung bis 16. Hier trat ein geringfügiges Nachlassen in der Bildmitte ein. Das S 2,8/180 gehört mechanisch und optisch in die erste Reihe moderner Objektive.

Primotar 3,5/180

In der optischen Leistung kam dieses Objektiv nicht mit dem Jena S 2,8/180 mit. Berücksichtigt man aber den weitaus niedrigeren Preis, sind beide vergleichbar. Bei voller Öffnung wurde das Format nicht ganz ausgezeichnet, doch trat schon bei Abblenden auf 4 eine sichtbare Verbesserung ein. Bei 5,6 wurde eine ausgezeichnete Leistung über das ganze Bild erzielt, die sich bis 22 hielt (Anmerkung des Übersetzers: Neuerdings liefert der VEB Feinoptisches Werk Görlitz das Domiron 4/200, das das Primotar qualitativ deutlich übertrifft).

Das Ihagee-Exakta-System ist eines der beiden großen Kleinbildkamera-Verfahren noch aus den frühen Zeiten dieses Formats. (Das andere ist natürlich das Leica-System.) Beide haben von den ersten Anfängen her gemeinsam viel Eigentümliches beibehalten. Dies ist heute noch so bei der Exakta Varex und bei der Leica bis zum Modell III g. Bei der M 3, die zwar noch manches von der ersten Orginalkonstruktion Oskar Barnacks hat, wurde doch auch Grundlegendes geändert, um durch den Lauf der Zeit bedingte Veränderungen mitzumachen. Die Exakta sieht sich jetzt einem ähnlichen Dilemma gegenüber wie die Leica, ehe die M3 gefertigt wurde. Diese Ansicht bedeutet nicht, daß die Exakta heute nicht mehr in vollem Umfange einsatzfähig wäre. Bei Schnappschußaufnahmen und im Fotojournalismus ist die Exakta zweifellos langsamer in ihrem Gebrauch als viele andere einäugige Reflexkameras. Auf der anderen Seite machen sie ihr Zwei-Kassetten-System und das eingebaute Filmtrennmesser zur 35-mm-System-Kamera, die man am schnellsten laden kann. (Mit einer Einschränkung: Contarex und Contaflex mit ihrem Kassettenprinzip. D. Ü.) Der Verfasser ist jedoch der festen Überzeugung, daß durch eine Umkonstruktion der Filmtransport- und Verschlußaufzugmechanik die Exakta an Schnelligkeit gewinnen kann, ohne auf der andern Seite irgend etwas an ihrer Vielseitigkeit und ihrem Prestige zu verlieren.
Es ist ganz besonders das Gebiet der wissenschaftlichen und angewandten Fotografie, auf dem sich die Exakta ihren Ruf geschaffen hat. Und sie ist ohne Zweifel in der Vielzahl ihrer Ergänzungsgeräte und in der Fülle ihrer Anwendungsmöglichkeiten unübertroffen.

(Deutsche Fassung von Dieder Renner)

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