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2009

PRÜFBERICHT

Canon Demi

Der Prüfbericht dieses Monats behandelt die Canon Demi. Diese 18x24-mm-Kamera wird mit üblichen Kleinbildpatronen geladen. Ihr Halbformat ergibt die doppelte Aufnahmezahl gegenüber den gewohnten des Formats 24x36 mm. Der Preis der Kamera ist 198 DM. Der Reißverschluß-Leichtlederbeutel mit Handgelenk-Tragschlaufe kostet 16 DM. Die Generalvertretung für die Bundesrepublik und West-Berlin liegt in den Händen der Firma Euro-Photo GmbH, 4 Düsseldorf, Klosterstraße 2.

Solid und durchgearbeitet

Wie man es von Canon nicht anders erwartet, ist dies eine der solidesten und am besten durchgearbeiteten Halbformatkameras auf dem englischen Markt (oder dem kontinentalen, da das Angebot weitgehend identisch ist. D. Ü.). Alle Ecken der Kamera wurden abgerundet, so daß sie weiche Konturen hat. So sieht die Demi gefällig aus und liegt gut in der Hand. Steckt man sie in einen Kunststoffbeutel, der gegen Staub schützt, paßt sie auch leicht in die Jackentasche. Das Objektiv braucht dank der kurzen Brennweite zur Aufnahme nicht herausgezogen zu werden. Ober- und Unterseite der Kamera sind in vorzüglichem Mattchrom gehalten, in das schwarze, mattierte Felder eingelassen sind. Das Gesamtbild ist so elegant.
Links oben an der Kamera ist die ausklappbare Rückspulkurbel und daneben der Einblick zur Kontrolle der Nadeln des Belichtungsmessers. Der rechte Oberteil des Kameragehäuses ist etwas niedriger gelegen. Hier findet man den Schnellschalthebel, das Bildzählwerk und den Auslöser. Beim Öffnen der Kamerarückwand stellt sich das Zählwerk von selbst auf Null. Die Skala rückt bei jeder zweiten Aufnahme weiter. Sie trägt die Gravuren 0, 4, 8, 12 usw. mit Punkten für den geraden Zwischenwert. Der Schnellschalthebel sieht auf den ersten Blick etwas klobig aus, ist aber im Gebrauch sehr bequem. Bei Nichtgebrauch wird der Hebel eingeklappt, so daß er nicht über die Kamera heraussteht. Er muß für einen Arbeitstakt um etwa 170xGRADx bewegt werden. Er ist am Anfang seiner Arbeitsstellung weit genug vom Suchereinblick entfernt, so daß der Daumen nicht weggenommen werden muß, wenn man durch den Sucher blickt (mit dem rechten Auge. D. Ü.). Der Verschluß läßt sich sehr weich auslösen, der Knopf muß nur ganz wenig bewegt werden.

Der Sucher - kleines, sehr helles Bild

Ihm muß bei der Entwicklung zukünftiger 18x 24-mm-Kameras viel Aufmerksamkeit gewidmet werden. Von ihm hängt vielleicht der Erfolg der Kameras dieses Formats ab. Canon sagt, ihr Sucher beruhe auf dem Keppler-Typ und bestehe aus vier Linsen und drei Prismen. Die Prismen sind vermutlich notwendig, da der Suchereinblick links von der optischen Achse des Aufnahmeobjektivs liegt, der Sucherausblick dagegen genau über ihr. Beim Blick durch den Sucher sieht man ein helles Bild scheinbar am Ende eines kurzen, schwarzen Tunnels. Die Sucherfrontlinse ist klein: Durchmesser 4 mm. Das Bild ist jedoch sehr hell. Blickt man in umgekehrter Richtung durch das System, hat man eine Art Weitwinkel-Fernrohr mit zweifacher Vergrößerung. Auch der Suchereinblick ist mit 6 mm Durchmesser klein. Brillenträger dürften einige Schwierigkeiten haben, das ganze Sucherbild zu überblicken. Das Sucherbild hat den Abbildungsmaßstab 1:2. Das erscheint dem, der durch das 1:1 einer modernen Reflex verwöhnt ist, klein. Berücksichtigt man aber die Grenzen jener Aufgaben, für die die Kamera geschaffen wurde, so reicht der Sucher aus; seine Helligkeit wirkt anziehend. Das Sucherbild hat auf der rechten Seite keinen Sicherheitsfaktor gegenüber dem Aufnahmebild, einen großen jedoch auf der linken Seite (3xGRADx). Dies ist wahrscheinlich als eine Art Parallaxenausgleich gedacht, wenn man die Kamera für Querformataufnahmen um 90xGRADx dreht. Entsprechend ist auch im unteren Rand des Sucherbildes kein Sicherheitsfaktor, wohl aber im oberen vorgesehen. Bei einer neuen Ausführung der Kamera sollte man Parallaxmarken im Sucher vorsehen. Die Rückwand der Kamera öffnet sich nach Aufschieben eines einfachen Verschlusses auf der linken Seite. Die Rückwand der Demi umschließt das Kameragehäuse ganz. Als Lichtschutz dient Latex-Schaumgummi. Die konventionelle Andruckplatte benutzt eine Doppelblattfeder, eine Rolle führt den Film über eine Zahntrommel. Das Finish besitzt hohe Qualität. Der Filmtransport wird durch die Aufwickelspule durchgeführt. Die Filmbahn läuft, wie üblich, über zwei Gleitschienen über die ganze Länge des größeren »Bruderformats« 24 mal 36 mm. Die Bildbühne benutzt die rechte Hälfte dieser Fläche. Dies scheint bei sehr vielen Halbformatkameras so zu sein, obwohl man eine bessere Planlage erwarten möchte, wenn die Bildbühne in der Mitte der Fläche liegt. Die Filmpatrone läßt sich dank eines Ausschnitts in der Basis der Kamera bequem einlegen.

Der Belichtungsmesser

Das große Linsenfenster an der Kameravorderseite fällt besonders auf. Die Belichtungssteuerung beruht auf dem programmierten Verschluß. Zuerst wird die ASA- oder DIN-Skala am äußeren Ring der Objektivfassung eingestellt. Hierdurch wird der Arbeitsbereich einer Indikatornadel im Einblickfenster des Belichtungsmessers festgelegt. Zum Einstellen der Belichtungswerte dreht man den äußeren Ring der Objektivfassung, bis sich beide Nadeln im B-Messerfenster decken. Mit dem Drehen dieses Rings variiert man die Verschlußzeit von 1/30 bis 1/250 s. Dabei verstellt sich gleichzeitig die Blende hinter dem Objektiv. Der Bereich erstreckt sich von l/30s bei 2,8 bis 1/250s bei 22. Die gerade eingestellte Blende kann man an einer Skala ablesen.

Keine kurzen Verschlußzeiten bei großen Blenden

Das Verfahren schließt es natürlich aus, daß man etwa bei voller Öffnung mit kurzer Verschlußzeit arbeitet. Diese Einschränkung findet man auch nur bei 1/30 und 1/250 s exakt ablesen. Immerhin hat man aber doch eine annähernde Angabe über die wirksame Verschlußzeit, und selbst der Unerfahrene kann sehen, wann er wegen der eingestellten längeren Verschlußzeit vorsichtig auslösen muß. Der Empfindlichkeitsbereich ist 10 bis 400 ASA, 11 bis 27 DIN. Die praktische Empfindlichkeit ist Lichtwert 8 bis 17 bei 21 DIN. Dreht man den großen Stellring über 113o s hinaus, erhält man den Rastwert B, dreht man noch weiter, hat man die Einstellung für Blitzaufnahmen (1/30s). In beiden Fällen kann die Blende manuell auf alle Werte von 2,8 bis 22 eingestellt werden.

Belichtungseinstellung: gut

Die mit der Kamera erzielten Resultate waren ausgezeichnet belichtet. Unter durchschnittlichen Bedingungen wäre selbst bei bester manueller Einstellung nur geringe oder gar keine Überlegenheit zu erzielen gewesen. Auch unter schwierigen Belichtungsverhältnissen erwies sich die Belichtungseinstellung als gut. Bei Schwarzweißaufnahmen lag die Belichtung nach knapp, wie sie für transparente, fein abgestufte Negative für Vergrößerungen guter Qualität benötigt werden. Bei Farbaufnahmen werden so farbsatte Dias ohne ausgefressene Lichter gesichert.

Das Objektiv: hoher Kontrast bei beachtlicher Schärfe

Das Canon 2,8/28 mm dieser Kamera ist ein Fünflinser. Seine Ausführung ist wirklich ausgezeichnet für die Anforderung, die man an diesen Kameratyp stellt: hoher Kontrast bei beträchtlicher Schärfe. Aufnahmen bei schwacher Beleuchtung zeigten, daß das Objektiv auch bei großen Öffnungen sehr gut ist.
Fokussiert wird nach der Zonenmethode; man hat am Objektiv die drei bekannten Symbole; Kopf mit Schultern, Gruppe und Landschaft. Der Stellring für das Objektiv (es hat Gesamtbewegung, Verschluß und Blende liegen dahinter. D. Ü.) rastet bei den Symbolen ein. Zusätzlich gibt es noch Punkte mit Zwischenwerten. - Auf der Rückseite der Kamera ist eine Skala eingelassen. Sie gibt die Bedeutung der Symbole in Fuß und Metern genau an. Diese Werte sind: 0.8-1-1.5-3-5 und 15. Auch für Blitzaufnahmen ist diese Skala wichtig. Man sollte annehmen, für den Benutzer wäre es einfacher, wenn er die Entfernungswerte gleich an der Einstellung des Objektivs hat und nicht erst auf der Kamerarückseite nachschauen muß.
Die Canon Demi ist 119 x 68 x38 mm groß und wiegt einschließlich Patrone mit Film für 72 Aufnahmen 395 g. Die Tragschlaufe wird in das Stativgewinde eingeschraubt, rechts unten am Kamerakörper. Ein Lederbeutel mit Reißverschluß dient als Tasche.

Gesamteindruck

Ein Gerät hoher Qualität mit einem Finish, das für sich selbst spricht. Die Kamera gefällt durch ihr Äußeres sicherlich auch Frauen sehr. Man könnte die Schußschnelligkeit noch steigern, indem man die Nadeln des Meßwerks in den Sucher einspiegelt. Das würde auch eine gewisse Unsicherheit wegnehmen, die bei manchen gegeben ist, wenn sie den Apparat nach dem Messen in Brusthöhe zur Aufnahme vors Auge halten. Es ist sehr angenehm, daß man eingestellte Blende und Verschlußzeit immer ablesen kann. Man erwartet es nicht anders von einem Unternehmen, dessen Hauptgebiet Kameras für den Professionellen sind.

(Deutsche Fassung und Aufnahmen: Dieder Renner)

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