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Artikel

2009

PRÜFBERICHT

Zeiss Ikon Colora - Adox Golf I A

Diesmal befaßt sich unser Prüfbericht mit zwei Kameras der unteren Preisklasse, der Zeiss Ikon Colora und der Adox Golf IA. Strenggenommen sind
es drei Modelle, denn die Colora gibt es in zwei sonst identischen Ausführungen, jedoch mit und ohne eingebaute Blitzleuchte für AG-1-Blitzlampen.
Sie kosten 84 und 94 DM. Die Golf IA - übrigens weitgehend aus Plastik gefertigt - wird bei Drucklegung mit 75 DM im Fotohandel geführt. Adox wird Ende Juni die Fertigung aller Kameras und Projektoren einstellen.

Außergewöhnlich verarbeitet

Die Colora hat den niedrigsten Preis aller Kameras der Zeiss Ikon-Fertigung. Es ist interessant zu sehen, welche Einzelheiten das Unternehmen für diesen Preis bieten kann. Die Colora ist 130 mm lang, 83 mm hoch, 70 mm tief. Ihr Gewicht: 480g. Das Gehäuse ist Metall-Spritzguß, mit einem schwarzen Kunststoff bezogen. Die Oberseite des Kameragehäuses ist matt verchromt. Es hat einen ganz schwachen goldenen Ton, der das »Kalte« großer, silberner Chromflächen nicht aufkommen läßt. Die Kamera sieht ein klein wenig klobig aus, doch hat man bei der Formgebung auf die zweckmäßige Anordnung der Funktionsteile Wert gelegt.
Die Kameraoberseite enthält links den Rückspulknopf, einen Zubehörschuh dicht rechts neben der optischen Achse und den Entsperrknopf zum Filmrückspulen. Die Kamerarückwand läßt sich nach Druck auf zwei Schieber in gegenläufiger Richtung öffnen. Die Kamerarückwand verriegelt sich beim Schließen selbsttätig. Das Innere der Kamera ist für ein Gerät dieser Preisklasse außergewöhnlich verarbeitet. An der Rückwand ist eine Rolle, die den Film zum Weiterschalten über der Transporttrommel hält. Sie besitzt außerdem zwei Federn, die die Patrone im Kamerainnern festhalten.

Präzisions- Filmführung

Die Filmführung ist mit Präzision gefertigt. Die Transportwalze ist aus Plastik. Die Aufwickelspule hat großen Durchmesser. Diese erleichtert dem Anfänger das Einschieben des Films. Auch die Fixierung des Films in der Trommel ist sicher.
Der Filmtransport ist mit dem Verschlußaufzug kombiniert. Er wird durch einen langen Hebel betätigt, der zwischen Kamerakappe und dem Gehäuse gleitet.
Obwohl die Kamera im Innern keine Blenden gegen Störlicht besitzt, so ist durch gute Schwärzung keine Schleiergefahr gegeben. Die Patronenkammer ist groß, so daß jeder Kassettentyp bequem eingelegt werden kann. Man muß die Kassette zum Einlegen auch nicht schräg halten, da sie sich nach Herausziehen des Rückspulknopfes, dank einem Ausschnitt in der Basis, ohne weiteres einsetzen läßt. Der Rand der Bildbühne ist 1 cm vom Kassettenmaul entfernt; man verliert also beim Einlegen nur sehr wenig Film. Das Filmzählwerk liegt auf der Kamera-Unterseite; ein Ausschnitt in der Bereitschaftstasche gibt den Blick darauf frei. Das Zählwerk wird von Hand eingestellt und zählt von 36 bis 0. Der geriffelte Stellring für das Zählwerk läßt sich bequem verstellen und ritzt auch nicht die Haut, wie es bei manchen Geräten der Fall ist. Das Stativgewinde ist schwerpunktgünstig und unter der optischen Achse angebracht.

Sucherbild 1:1

Der Sucher zeigt ein Bild natürlicher Größe mit hellem Leuchtrahmen und kleinem zusätzlichem Feld. Der Brillenträger wird vielleicht beim Durchblick nur den Leuchtrahmen sehen, obwohl das Okular eng in die Kamerarückwand eingebettet ist. Der Farbton des Sucherbildes ist schwach rosa gefärbt. Nicht so viel, um das Bild spürbar zu dunkeln, aber es verschiebt die Farben ein wenig. Dieses Färben ist reine Geschmacksache. Der Sucher hat eine Parallaxmarkierung für eine Aufnahmeentfernung von 1 m. In der Bedienungsanleitung wird angegeben, daß der Sucher genau das zeigt, was man später auf dem Bild hat. Bei Versuchsaufnahmen auf mittlere und große Entfernung waren die Bildränder oben und unten exakt. Die seitlichen Begrenzungen waren auch genau, doch muß man mit dem Auge zentrisch durch den Sucher blicken. Dies wird durch einen hellen Fleck in der Mitte des rechteckigen Sucherbildes erleichtert.

Bequemer Auslöser

Der Auslöser an der Kameravorderseite hat die Form eines Schiebers mit einer Auflage für den Finger. Das Auslösen erfolgt sehr bequem und ohne plötzlichen Widerstand unmittelbar vor der Verschlußfreigabe. Der Drahtauslöseranschluß liegt unten am Auslöser. Er arbeitet weich. Der einzige mit dieser Anordnung verbundene Nachteil ist, daß ein mechanischer Selbstauslöser hier nicht angesetzt werden kann. (Ein Selbstauslöser in Verbindung mit Drahtauslöser läßt sich natürlich benutzen. D. Ü.) Der Objektivtubus ragt hervor. Das Objektiv hat 50 mm Brennweite. Der Prontor-Verschluß hat drei Zeiten: 1/30, 1/60 und 1/125 s und B. Rastwerte, kein Vorlaufwerk. Der Verschluß hat Standard- Blitzkontakt.

Colora F - mit eingebauter Blitzleuchte

Die Colora F besitzt eine eingebaute Blitzleuchte für AG1 -Blitzlampen. Diese Leuchte ist in die Kamera eingeklappt und springt nach Druck auf einen Hebel an der Kamerarückseite auf. Die Batteriekammer für 1,5 Volt Monozellen liegt an der rechten Kameraseite. Das Fach läßt sich mit einer Münze leicht öffnen.
Das Novicar 2,8/50 mm der Colora F (es wird von Rodenstock gefertigt. D. Ü.) läßt sich in Rastwerten bis 22 abblenden. Kleinste Einstellentfernung: 1 m. Die üblichen Zeiss Ikon-Entfernungssymbole sind nicht graviert. Entfernungsskala in Meter und Fuß. Das Objektiv wird durch Drehen der Frontlinse fokussiert.

In ihrer Klasse gut

Beim kritischen Überprüfen zeigte sich ausgezeichnete Zentrierung des Objektivs. Das Objektiv gab für eine Kamera dieser Preisklasse sehr gute Bildleistung. Bei voller Öffnung war die Schärfe in der Bildmitte gut. Die Randschärfe nahm beim Abblenden zu, Optimum bei Blende 8. Die Wiedergabe im gesamten Bildfeld, das Kriterium gerade bei einem Gerät niedriger Preisklasse, war ausgezeichnet. Auch die Unendlichkeitseinstellung war präzis. Die Zeiss Ikon Colora ist in ihrer Gruppe ganz offensichtlich ein guter Gegenwert. Sie ist schnell in der Handhabung und läßt sich leicht laden. Obwohl sie etwas unzierlicher aussieht als Konkurrenzgeräte, so wird sie doch den Käufer anziehen, der eine preiswerte Kamera erstehen will, die in ihrem Gesamtbild an eine der höheren Preisklasse erinnert.

Prüfbericht Adox Golf I A

Hübsch, sachlich, leicht

Diese Kamera ist die billigste aus der Reihe der Adox-Apparate. Man hat sich bemüht, sie möglichst modern und mit glatten Flächen zu formen. Das Äußere ist mattsilber und schwarz. Das Schwarz variiert zwischen einem weichglänzenden Schwarz (Plastik) an einigen Teilen und einer rauheren Oberfläche an anderen. Der rückwärtige Teil der verchromten Oberplatte und der Unterteil der Chromvorderplatte - wo die Finger die Kamera halten - besteht aus griffigem Plastik. Dies ist eine hübsche Abrundung der sachlichen Formgebung dieser Kamera. Ihre Ausmaße: 123 mm Länge, 73 mm Höhe, 66 mm Tiefe. Gewicht 330 g. Das geringe Gewicht der Kamera ist das Ergebnis des verwendeten Kunststoffgehäuses.

Plastik - völlig zufriedenstellend

Mancher mag diese Eigenheit etwas mit Argwohn betrachten. Die Praxis hat bei dieser Kamera, aber auch bei solchen höherer Preisklasse, gezeigt, daß das Material völlig zufriedenstellend ist. Natürlich sieht das Kamerainnere nicht so attraktiv aus wie ein sauber gearbeiteter Metallkörper.
Die Kamerarückwand läßt sich nach Verstellen eines Schiebers ganz abnehmen. Da die Rückwand ganz aus Kunststoff gefertigt ist, fürchtet man etwas um sie, wenn sie auf harten Fußboden fällt. In der Praxis erwies sich, daß der elastische Kunststoff solch einem Fall widersteht und sich nicht so leicht verbiegt, wie dies bei Metall der Fall wäre. Lichtstreuung ist durch ein Blendrahmensystem vermieden. Die Andruckplatte - sie hat eine einzelne Blattfeder - hat weniger Spiel als üblich. Der Film läuft mit geringem Abstand von der Rückseite der Kamera. Dieses und die Flachheit des Rückteils selbst helfen, den Kamerakörper schlank zu halten. Die Kamerarückseite enthält eine Filmmerkscheibe.
Wie bei der Exakta Varex erfolgt der Filmtransport von rechts nach links. Die Kassette wird umgekehrt wie sonst rechts eingesetzt. Das Kassetten-maul liegt 4 mm vom Filmrand entfernt. Der Film läuft über eine Kunststoff-Transporttrommel und wird in eine Öffnung der Aufwickelspule eingeschoben. Die Öffnung ist weiß gekennzeichnet, so daß sie leicht sichtbar ist. Der Film wird nicht mit der Perforation gefaßt, so daß keine Gefahr des Herausreißens und des Herumirrens von Filmteilchen gegeben ist. Bei der Innenausarbeitung der Kamera hat man sich alle Mühe gegeben, um Reflexgefahren zu beseitigen und den Kontrast des Objektivs voll zu erhalten. 
Die Rückspulmethode ist interessant. Man könnte sie mit Gewinn auch an teueren Apparaten anwenden. An der rechten Kameraunterseite ist eine ausklappbare Rückspulkurbel, klappt man sie aus, so ist die Filmtransport-Walze ausgekuppelt. So braucht man zum Rückspulen nicht eigens einen Knopf zu drücken. Die Handhabung ist also schnell und einfach. Die Filmuhr ist ebenfalls an der Kameraunterseite. Sie liegt tief - ohne Glas - und zählt bis 0. Beim Offnen der Kamerarückwand stellt sie sich selbsttätig auf Durchmesser zurück. Ein in dieser Preisklasse ungewöhnliches Merkmal.

Besser mit dem linken Auge

Filmtransport und Verschlußaufzug sind miteinander verbunden. Sie werden durch einen Hebel an der linken Kameraunterseite bewegt. Hebelbewegung 130xGRADx. Wenn die Kamera in schneller Schußfolge benutzt werden soll, sieht man besser mit dem linken Auge durch den
Sucher, da das Gesicht sonst dem Schnellschalthebel im Wege ist. Es scheint am zweckmäßigsten, den Schnellschalthebel in seiner Ruhestellung mit der Daumenspitze zu erfassen und ihn allmählich beim Herumschwenken mehr seitlich zu fassen. Die Lage des Schnellschalthebels an der Kamera ist mehr eine Sache des Geschmacks, und es hat sicherlich keinen großen Einfluß, wenn man hier vom Gewohnten abgeht. Der Suchereinblick liegt in der linken Ecke der Kamera mit einer schwarzen Umrandung. Das Sucherbild ist auf etwa zwei Drittel der natürlichen Größe verkleinert und leicht rotbräunlich gefärbt. Ein heller Leuchtrahmen wird von einem großen Umfeld umgeben. Der Sucher hat eine der nützlichsten Parallaxangaben, die der Verfasser bisher gesehen hat. Sie wird sowohl in der Höhe wie in der Seitenabweichung durch weiße Punkte angegeben. Der Leuchtrahmen wird durch ein zweites Sucherfenster eingespiegelt. Dies ergibt eine weitere Sicherheitsmarkierung. Das von ihm gegebene Bildfeld ist das eines 50-mm-Objektivs, während die Golf I 45 mm hat.

Neuartige Auslöserform

Auf der Kameraoberseite finden wir den Sucherschuh und den Auslöser. Im Sucherschuh ist ein Bodenkontakt für die Adox-Blitzleuchte. Der Auslöser hat eine neue und interessante Form. Er besteht aus einer 33 x21mm großen Platte, die an der rechten Seite angelenkt ist. Zum Auslösen drückt man auf die linke Seite. Der rechte Zeigefinger hat so einen festen Halt. Man winkelt ihn am besten an der Kamera an. Ein weiterer Vorteil ist mit dieser Auslöseranordnung nicht verbunden. Ein Standard-Drahtauslöser läßt sich in der Auslöseplatte einschrauben. Bei seinem Gebrauch bewegt sie sich beim Auslösen nicht.
Die Golf I A hat Pronto-Verschluß mit den Zeiten 1/125, 1,60 und 1/30 s und B. Sie rasten ein, kein Selbstauslöser. Das Objektiv Adoxon 2,8/45 hat Frontlinseneinstellung. Sein breiter Fokussierring ist bequem anzufassen. Kleinste Einstellentfernung: 1 m. Ferner Schnappschußeinstellungen 2 m und 7 m bei Blende 8. Das Objektiv ist gut zentriert und hat auch exakte Unendlicheinstellung. Die Bildleistung war für eine Kamera dieser Preisklasse sehr gut. Die Rastblende läßt sich bis 22 schließen. Bei größeren Öffnungen hat sie die Form eines vierstrahligen Sterns, dessen Spitzen zu den Bildecken gerichtet sind. Bei weiterem Abblenden hat die Öffnung der Irisblende quadratische Form, und schließlich bei den beiden kleinsten Blenden rechteckige. - Die Golf IA ist eine im Gebrauch und Tragen sehr handliche Kamera.

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