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Artikel
2009
PRÜFBERICHT
Canon Pellix
Bei Redaktionsschluß sind folgende Pellix-Preise bekannt: Gehäuse 780 DM, Objektiv Canon FL 1,4/50 429 DM, 1,2/58 528 DM. Eine Kamera (Gehäuse und Normalobjektiv) kostet also 1 209 DM bzw. 1 308 DM. Preis der Lederbereitschaftstasche 35 DM. An auswechselbaren Objektiven sind vorgesehen
FLP 19 mm F 3,5 R 300 mm F 4
FL 35 mm F 2,5 R 400 F 4.5
FLP 38 mm F 2,8 R 600 mm F 5,6
FL 50 mm F 3,5 R 800 mm F 8
FL 50 mm F1,4 R 1000 mm F11
FL 58 mm F1.2
FL 85 mm F 1,8
FL 100 mm F 3,5
FL 135 mm F2,5
FL 200 mm F 3,5
FL 55 mm-135 mm F 3,5
FL 85 mm-300 mm F 5
(Es handelt sich um die gleichen Objektive, die auch an der Canon FX und FP benutzt werden können.)
Generalvertretung für die Bundesrepublik: Euro-Photo Handelsgesellschaft mbH, 4 Düsseldorf, Klosterstr. 2.
Die beiden grundsätzlichen Neuerungen der Pellix sind der fest eingebaute, strahlenteilende Spiegel und das neue System der Innenmessung. Zur Zeit gibt es drei Haupttypen der Belichtungsmessung hinter dem Objektiv. Das erste ist das bei den Topcon-Kameras angewandte Verfahren. Das zweite ist das System der Alpa 9d, der Ultramatic CS und der Spotmatic sowie Nikomat. Das dritte Prinzip, vom zweiten abgewandelt, ist das der Praktica mat. Topcon hat sein CdS-Netz unmittelbar unter dem Spiegel angebracht. Es ist durch zahlreiche Patente geschützt. Die zweite genannte Lösung sieht vor, die Fotowiderstände so im Suchergehäuse am Okular anzuordnen, daß sie die Bildhelligkeit der Mattscheibe messen. Bei der Praktica mat wird ein Teil des Lichtes, ehe es das Pentaprisma erreicht, durch einen Strahlenteiler ausgeblendet. Hier ist nicht der Platz, um die einzelnen Vor- und Nachteile der einzelnen Systeme zu diskutieren, aber ganz offensichtlich ist die beste Lage einer Meßzelle, sie so dicht vor dem Film anzuordnen, wie es nur möglich ist. Das ist am leichtesten möglich bei einer Entfernungsmesserkamera. Bei einer einäugigen Reflex muß der Spiegel aus dem Strahlengang ausgeschwenkt werden, spätestens im Moment unmittelbar vor der Belichtung. Bei einem Gerät, das nach dem Prinzip der Strahlenteilung arbeitet, ist diese Schwierigkeit beseitigt. So hat Paillard-Bolex schon vor einer Reihe von Jahren Filmkameras gefertigt, deren Innenmessung auf diese Art und Weise arbeitet. Andere Unternehmen sind dem gefolgt.
Ein einfallsreicher Weg
In der Pellix wird ein einfallsreicher Weg beschritten, um die Messung zu ermöglichen. Rechts vorne an der Kamera liegt ein Vielzweckhebel. Schwenkt man ihn nach rechts, wirkt er wie gewohnt als Spannhebel für das Vorlaufwerk (Selbstauslöser). Schwenkt man ihn dagegen nach links, richtet sich der Fotowiderstand hinter Spiegel und Objektiv auf. Er liegt normalerweise unten am Kameraboden. Bei der Belichtungsmessung ist die Zelle in die Mitte vor die Bildbühne geschwenkt. Gleichzeitig mit dem Hebelschwung wird der Stromfluß eingeschaltet. Außerdem stellt sich die Blende dabei auf den vorgewählten Wert ein. So kann man gleichzeitig die Schärfentiefe kontrollieren und die Belichtung mit der Blende regeln. Im Gebrauch wird der Mehrzweckhebel nach links geschwenkt. Die im Sucher sichtbare Meßwerknadel wird auf den Indexkreis eingespielt: durch Verstellen des Blendenringes oder des Zeitenknopfes der Verschlußeinstellung. In der Mitte des Sucherbildes ist eine rechteckige, feinmattierte Fläche zu sehen. Sie entspricht genau der Lage des Fotowiderstandes bei der Messung. Der Widerstand hat eine Arbeitsfläche von 10x7 mm. Das ist ein Zwölftel der Bildfläche. Die Messung ist also ein Mittelding zwischen Punkt- und Integralmessung.
Seit sehr vielen Jahren betrachten wir die Integralmessung als das Standardverfahren. Als die CdS- Belichtungsmesser mit ihrem engeren Meßwinkel eingeführt wurden, betrachtete man sie - obwohl sie keine Punktmessung bewirken - ein wenig skeptisch. Jedoch es zeigte sich: sie arbeiten ausgezeichnet. In der Praxis behandelt man sie am besten als Punktbelichtungsmesser.
Belichtungsmessung: Zufriedenstellend
Bei üblicher, alltäglicher Arbeitsweise arbeitete der Pellix- Belichtungsmesser vollkommen zufriedenstellend. Man gewinnt sehr schnell jenes absolute Vertrauen bei der Messung, das nur die Innenmessung bei der Objektmessung vermittelt. Bei Makro- und Mikroarbeiten und bei Objektiven unterschiedlicher Brennweite muß man mit dem Urteil abwarten, bis die notwendige Vielzahl der erforderlichen Hilfsgeräte für die Pellix zur Verfügung steht. Allem Augenschein nach besteht keine Veranlassung, da. ran zu zweifeln, daß das System nicht zufriedenstellend arbeiten sollte. Eine Verstärkereinrichtung soll in Zukunft für bestimmte Anwendungsgebiete zur Verfügung stehen.
Der Pellix-Spiegel
»Pellicle« heißt »hautdünner« oder Membranspiegel. In unserem Fall ist eine dünne Zink-Sulfid-Schicht auf den Spiegel aufgedampft. Die Vorteile sind offensichtlich: die Kamera hat weniger bewegliche Teile. Das reduziert den Preis und die Vibration. Außerdem ist eine ununterbrochene Objektkontrolle beim Blick durch den Sucher während der Belichtung möglich. Bei letzterem Punkt bedarf es einer Klärung. Der Grad der ununterbrochenen Sucherbildkontrolle hängt von der Arbeitsblende ab. Belichtet man zum Beispiel bei Blende 8, so schließt sich die Blende während der Belichtung auf diesen Wert. Folglich hat man nur beim Fotografieren mit voller Öffnung ein vollkommen gleiches Sucherbild. In der Praxis verdunkelt sich das Sucherbild, wenn man mit kleineren Blenden als 8 arbeitet, jedoch nur kürzere Zeit als selbst bei den schnellsten Rückkehrspiegeln. Bei Blende 16 ist die Unterbrechung etwa so wie bei einem Rückkehrspiegel. Bei Zeitaufnahmen ist der Effekt jedoch etwas unterschiedlich. Das Sucherbild verdunkelt sich also gemäß der eingestellten Blende, aber man kann es noch erkennen. Diese Eigenschaft ist besonders bei Aufnahmen mit schlechtem Licht sowie bei Freihandaufnahmen mit langer Verschlußzeit vorteilhaft. Man hat so eine größere Sicherheit, und man sieht, ob das Objekt noch da ist - sofern man nicht überhaupt die Zwei-Augen-Technik anwendet: das Motiv mit einem Auge durch den Sucher beobachtet, mit dem anderen Auge direkt.
Am Rückspulknopf ist ein Ring angebracht, mit dem man das Sucherokular lichtdicht verschließen kann. So ist es möglich, bei Zeitaufnahmen Streulichteinfall durch Sucherokular und Spiegel bis zum Film zu vermeiden.
Welche Nachteile sind zu erwarten ?
Drei Fragen hat sich jeder gestellt, der zum erstenmal und aufmerksam die Konstruktionseigenheit der Pellix las
1. Wie ist die Wirkung auf die effektive Blende des Objektivs ?
2. Wird die Bildgüte herabgesetzt ?
3. Ist der Sucher hell genug ?
Die einfachen Antworten auf die Fragen 1 - 3 sind (nach Messung): Fast genau 3/8 des Lichtes werden in den Sucher gespiegelt, 5/8 gelangen auf den Film. Das Standardobjektiv der Pellix mit der Gravur 1,2 entspricht im Sucherbild rein rechnerisch einem Objektiv 1,75, bei der Aufnahme (auf dem Film) einem Objektiv 1,6. Wenn man jedoch die Sucherhelligkeit beurteilen will, müssen noch andere Faktoren berücksichtigt werden. Ein direkter Vergleich der Sucherhelligkeit der Pellix mit der des Schwestermodells, der Canon FX, zeigt, daß die Pellix mit dem 1,2-Objektiv etwa so hell ist wie die Canon FX nach Abblenden auf 4. Das heißt, der Sucher der Pellix ist um etwa 3 Blenden dunkler. So möchte man annehmen, daß beim Gebrauch von Wechselobjektiven bescheidener Lichtstärken Schwierigkeiten auftreten können. Aber dieser Punkt muß noch gründlich durchforscht werden.
Das 1,2-Objektiv gab zumindest ausreichende Bildhelligkeit bei allen durchschnittlichen fotografischen Aufnahmebedingungen. Der Verfasser benutzte die Pellix bei Aufnahmen eines Sängers in einem kleinen Folklore-Zirkel. Der Belichtungsmesser zeigte bei Messung der Lichter und 30 DIN Filmempfindlichkeit für die effektive Blende 1,6 eine Verschlußzeit von 1/8s an. Dabei gab es bei der Sucherbenutzung oder dem Fokussieren keine Schwierigkeiten. Offensichtlich akkommodiert sich das Auge an die Sucherbildhelligkeit. Nur bei einem direkten Vergleich mit verschiedenen Kameras wird das Helligkeitsgefälle offensichtlich. Letztlich wird es eine Frage des persönlichen Geschmacks und der individuellen Anschauung sein, welche Sucherbildhelligkeit genügt.
Der Spiegel - kein negativer Einfluß auf die Abbildungsleistung
Man hätte angenommen, daß ein Luftbildsucher vom Typ der Leicaflex mit Mikroprismeneinrichtung in der Bildmitte für die Pellix die beste Wahl gewesen wäre. Der Lichtverlust wäre kleiner gewesen. - Der Einfluß des Häutchenspiegels auf die Abbildungsleistung des Objektivs gab bei der Überprüfung eine Überraschung. Wiederholte sorgfältige Untersuchungen bestätigten jedoch das Ergebnis. Die Leistung des Normalobjektivs wurde nicht beeinflußt. Ich habe auch eine zweite Kamera gebraucht, die auf der »Photo Fair« in London für Demonstrationszwecke gedient hatte. Ihr Spiegel war seither nicht gereinigt worden. Wie zu erwarten, war der Bildkontrast etwas geringer. Um diesen Punkt weiterhin zu überprüfen, wurden Vergleiche mit der Canon FX gegenüber der Pellix durchgeführt. Beide Kameras sind im Prinzip gleich, abgesehen vom beweglichen Spiegel der Canon FX. So kann man die Eigenschaften beider Kameras bezüglich innerer Reflexion usw. als identisch betrachten. Die einzige Variante ist in dem »Häutchenspiegel« der Pellix gegeben. Das 1,2/58-mm-Objektiv ist gut und schleierfrei, auch bei voller Öffnung. Man muß jedoch berücksichtigen, daß es bei der Pellix nur einem Objektiv der Lichtstärke 1,6 entspricht. Vergleicht man es mit dem Canon FX-Objektiv 1,8/50 bei voller Öffnung, so war die Bildleistung keineswegs so gut, wie zu erwarten war.
Wenn man Vor- und Nachteile der Strahlenteilung gegeneinander abwägt, muß man diesen Punkt und den effektiven Lichtstärke-Unterschied berücksichtigen. Jedoch besteht gewiß keine Veranlassung zu der Befürchtung, daß der teildurchlässige Spiegel selbst die Bildgüte herabsetze. Solche Spiegel sind in Spezialkameras für wissenschaftliche Zwecke seit einiger Zeit bekannt. Es wird aber interessant sein, diesen Punkt noch genauer mit Objektiven verschiedener - insbesondere langer - Brennweite zu überprüfen. Man stellt sich auch die Frage, ob eine im Laufe der Zeit entstandene schwache Trübung der Spiegeloberfläche die Bildleistung negativ beeinflußt. - Der Spiegel kann mit einiger Vorsicht gereinigt werden. Canon gibt an, daß er atmosphärischen Störungen und aller normalen Handhabung gegenüber widerstandsfähig ist. Wenn, dann sollte man ihn mit Benzin reinigen.
Mögliche Probleme
(Die Redaktion führte drei Versuche durch. 1. Die Kamera wurde mit geöffnetem Okular fünf Minuten lang auf ein sonnenbeschienenes Fensterbrett gestellt. Die Sonne konnte steil von oben zumindest indirekt ins Sucherokular fallen. Der Verschluß blieb während der ganzen Zeit geschlossen. Der Film blieb, wie die Entwicklung zeigte, unbelichtet.
2. Das Objektiv wurde auf 16 abgeblendet und der Objektivdeckel aufgesetzt. Rückwand und Verschluß wurden geöffnet. Hielt man das Auge an die Bildbühne, so konnte schwacher Lichtschein erkannt werden. Das Licht fiel durch das Okular und über den Spiegel ins Auge des Beobachters. Beweis: Störlichteinfall.
3. Versuch: Stativaufnahmen mit Zeitbelichtung bei hellem Licht und stark abgeblendetem Objektiv. Störlichteinfall durch das Okular konnte auch hier einwandfrei nachgewiesen werden: Bild 1 entstand mit Auge am Okular. Für Bild 2 wurde das Okular geschlossen. Bei Bild 3 blieb das Okular geöffnet. Bild 1 und 2 fielen einwandfrei aus. Bild 3 zeigte deutliche Schwärzung durch störenden Fremdlichteinfall. Der Pellix-Fotograf macht es sich am besten zur Angewohnheit, bei Zeitaufnahmen das Sucherokular zu schließen, sobald man mit dem Auge vom Okular weggeht.
Vielleicht sollte dieser Gefahrenpunkt nicht überbewertet werden. Theoretisch besteht beispielsweise bei Schlitzverschlußkameras die Gefahr, daß sich die Sonne auf dem Gummituch des Schlitzverschlusses abbildet und ein Loch hineinbrennt. In der Praxis kommt dies allerdings kaum je vor. D. Ü.)
Ein Nachteil ist, daß konventionelle Ultraweitwinkel-Objektive an der Pellix nicht verwendet werden können. Bei einäugigen Reflexkameras klappt man ja den Spiegel vorm Einsetzen von Ultraweitwinkel-Objektiven hoch. Canon informiert jedoch, daß ein Retrofocus-Objektiv 3,5/19 mm für die Pellix vorbereitet wird. Es ist sicherlich interessant festzustellen, ob hierzu irgendwelche Kompromisse notwendig waren. Alle Objektive und Zubehöre für die Canon FX und FP können auch an der Pellix benutzt werden. Dies beweist, daß kein Ausgleich berücksichtigt werden muß wegen des Transparenzspiegels. Er hat keinen Einfluß auf die optische Leistung.
Einige Objektive werden speziell für die Pellix vorbereitet. Neben dem genannten 3,5/19 mm ein 2,8/38 und ein 35/50 Makro-Objektiv. Ferner ist ein Vario-Objektiv 5/85-300 zu erwarten. Während der feste Spiegel der Pellix den Gebrauch von Ultraweitwinkel-Objektiven einschränkt, erleichtert er dagegen die Konstruktion von normalen Weitwinkel-Objektiven: Die Rücklinse des Objektivs kann näher am Film liegen als bei Kameras mit beweglichem Spiegel.
Die Konstruktion im allgemeinen
Die Pellix ist im Prinzip eine Canon FX, bei der der Strahlenteilspiegel den Klappspiegel ersetzt und die Innenmessung an Stelle des eingebauten CdS-Belichtungsmessers getreten ist. Die Gehäusemaße sind identisch: 145 mm lang, 49 mm tief, 91 mm hoch. Das Gehäuse wiegt etwa 30 g mehr als das der FX. Das 1,2-Objektiv, das in der effektiven Lichtstärke dem 1,8-Objektiv der FX entspricht, wiegt 300g, das 1,8-Objektiv der FX etwa 250g. Die Pellix hat einen verchromten Verschlußstellknopf, jener der FX ist schwarz. Die Zeitenbereiche sind identisch: 1 - 1/1000 s. Verschluß der Pellix: siehe oben. In der allgemeinen Funktion sind die Pellix und FX identisch. Die Pellix hat ein kreisrundes Mikroprismenfeld in der Suchermitte, das von einer rechteckigen, feinmattierten Mattscheibe umgeben ist. (Sein Ausschnitt entspricht, wie gesagt, dem Meßfeld des B-Messers.) Die FX hat Meßkeil, umgeben von einem Mattscheiben-Scharfstellring. Das Finish ist an beiden Kameras gleich.
Es ist sehr schwierig, ein abschließendes Urteil über die Pellix zu fällen. Die Innenmessung ist zweifellos eine ausgezeichnete, vollwirksame Einrichtung. Im Hinblick auf den teildurchlässigen Spiegel bleibt abzuwarten, wie die Verbraucher die Bildhelligkeit bei Objektiven unterschiedlicher Lichtstärken und Brennweiten beurteilen werden. Auch die verringerte praktische Lichtstärke wird in manchen Fällen ein Handicap sein. Hier wird ebenfalls erst die Zeit das endgültige Urteil fällen. Es ist möglich, daß manche wissenschaftliche Fotografen das Pellixgehäuse als ein sehr nützliches Hilfsmittel betrachten werden. Es ist gut denkbar, daß der durchschnittliche Fotograf, der das kurze Verschwinden des Sucherbildes beim Rapid-Spiegel kaum bemerkt, im Pellix-System keinen Vorzug erkennt, trotz der Innenmessung. - Wie insgesamt die Pellix in der Familie der einäugigen Reflexkameras eingereiht wird, dies zu erfahren wird interessant sein. Es ist schwierig zu präzisieren, in welcher Richtung die Kameraentwicklung noch gehen wird. Welche Einrichtung man auch immer gebrauchen könnte, die den beweglichen Spiegel ersetzt, ein Teil des Lichtes müßte immer in den Sucher abgeleitet werden und ginge beim Bildaufbau verloren. Es ist natürlich gegeben, daß verschiedene Methoden zur Bildverstärkung im Suchersystem entwickelt werden, die es erlauben, mit einem kleinen Anteil des Lichtes aus dem Strahlengang des Objektivs ein sehr helles Bild zu erzielen; aber für die unmittelbare Zukunft ist das doch außerhalb der technischen Möglichkeiten und wäre wohl in jedem Fall sehr teuer.
Canon hat einen Weg realisiert, der in der letzten Zeit vielfach Gegenstand theoretisierender Diskussionen war. Die rauhe Wirklichkeit muß nun zeigen, welcher Anklang sich findet. Canon hat wiederum etwas Neues geschaffen wie seinerzeit mit dem Objektiv der Lichtstärke 1: 0,95 und der Demonstration der sich selbst scharfstellenden Kamera auf der photokina 1963. Canon wurde von konservativen europäischen Kreisen kritisiert, weil das Unternehmen diese Neuheiten demonstrierte, obwohl sie teils nach Jahren noch nicht gefertigt wurden. Nun, der Enthusiasmus von Canon und der Mut zur Neuerung sind beachtlich. Zu hoffen bleibt, daß das Unternehmen auch weiterhin mit kühnen Verbesserungen überrascht und somit zum Fundament des fotografischen Fortschritts beiträgt.
(Die Kritik beim 0,9-Objektiv richtete sich weniger gegen Canon als gegen die Tagespresse, die dieses Objektiv marktschreierisch als eine Sensation hinstellte. Sachlich festzustellen ist hierbei, daß Leitz und Zeiss schon Anfang der dreißiger Jahre Objektive noch höherer Lichtstärke für Sonderzwecke fertigten. Diese Objektive waren speziell für Röntgenschirmbild-Fotografie bestimmt. Die hohe Lichtstärke war und ist hier sinnvoll. Lichtstärken über 1:2 werden in der allgemeinen Fotografie recht selten gebraucht, und Lichtstärken über 1,4 sind bei Kleinkameras in der Praxis kaum je erforderlich. Mit dieser Feststellung soll jedoch nicht die konstruktive Leistung von Canon bestritten werden. Die Autofocus-Kamera wirbelte Staub auf, weil dieser funktionsfähige Prototyp gezeigt wurde, obwohl an eine Serienfertigung bis heute nicht zu denken ist. Ungeschriebenes Gesetz aller Aussteller auf der photokina ist jedoch, nur solche Geräte dem breiten Publikum zu zeigen, die spätestens innerhalb weniger Monate nach der photokina auch wirklich im Handel erhältlich sind. Der Übersetzer.)
Deutsche Fassung: Dieder Renner
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