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Artikel
2009
FM-KURZTEST
Praktica-mat
Die neue Praktica-mat des VEB Pentacon, Dresden, wurde zur Leipziger Frühjahrsmesse 1965 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt und wird im Laufe des Monats Dezember beim westdeutschen Fotohandel zu sehen sein. Das Spitzenmodell der Praktica-Baureihe stellt nicht einfach eine Weiterentwicklung der inzwischen mit rund einer halben Million auf dem Weltmarkt verbreiteten Prakticas dar. Sie berücksichtigt als ausgesprochene Hochleistungskamera neueste Entwicklungen im Reflexkamerabau und tritt damit unabhängig neben die populären, ebenfalls neuen Praktica-Modelle »nova« und »nova-B«.
Wir haben in letzter Zeit betont ausführlich über die Innenmessung in einäugigen Kleinbild-Reflexkameras berichtet, um möglichst alle Varianten einer Meßmethode vorzustellen, die in Amateurfilmkameras längst eine technische Selbstverständlichkeit ist und sich jetzt auch in der Fotografie als die einer Systemreflex gemäßeste Meßmethode durchzusetzen beginnt.
Für die Praktica-mat, deren Schlitzverschluß Brennweiten von 20 bis über 1000 mm zu verwenden gestattet, ist die Innenmessung eine ebenso zweckmäßige wie sinnvolle Einrichtung, um den praktischen Wert einer faszinierenden optischen Vielseitigkeit durch die Sicherheitsgarantie der bildwinkel-identischen Lichtmessung hinter dem Objektiv zu ergänzen. Dazu kommt die sinnvolle Nutzung aller Möglichkeiten zur Automatisierung des Funktionsablaufs, die ein für Systemkameras bemerkenswert hohes Maß an Bedienungskomfort gewährleistet, ohne den Fotografen in der individuellen Bildgestaltung oder in der Bewältigung komplizierter Spezialaufgaben einzuschränken.
Innenmessung mit Großflächen-Widerstand
Unter den Innenmeß-Systemen, die z.Z. in einer Reihe bekannter Kleinbild-Reflexkameras des Weltmarktes verwendet werden, ist das Meßprinzip der Praktica-mat zweifellos eines der eigenwilligsten: Zwischen Bildeinstellsystem und Umkehrprisma ist im Abbildungs-Strahlengang ein der Größe des Filmbildes entsprechendes, zweiteiliges Prisma angeordnet, dessen einander berührende Flächen als teildurchlässiger Spiegel ausgebildet sind. Dieser »Strahlenteiler« lenkt rund 12% des gesamten, das Bildfeld passierenden Lichts auf einen CdS-Großflächen-Widerstand. Durch den Zeigerausschlag eines Mikro-Amperemeters wird das Meßergebnis im Sucher sichtbar. Die Stromquelle für die Meßeinrichtung, eine Mallory-Knopfzelle PX 13 (bzw. PX 625 bei hauptsächlicher Verwendung bei Temperaturen unter 0xGRADxC) ist im Kameraboden untergebracht. Der Meßstromkreis wird durch eine eigene Meßtaste geschlossen, die gleichzeitig die Objektivblende zur Messung auf den vorgewählten Wert schließt. (Bei Druck auf den Auslöser wird kurz vor der Auslösung der Meßstromkreis nochmals geschlossen. - Dadurch ist unmittelbar vor der Aufnahme eine letzte Belichtungskontrolle möglich.)
Eine mögliche Verfälschung des Meßergebnisses durch von rückwärts in das Sucherokular einfallendes Nebenlicht wird durch Verwendung einer speziellen Lichtschutzkappe auf ein tolerierbares Minimum reduziert.
Die Empfindlichkeit des jeweils verwendeten Films (9-36 DIN) wird als Vorwahlgröße in das Meßsystem eingesteuert - Blende und Zeit sind frei wählbar. Mit jeder der beiden Größen kann der im Sucher sichtbare Meßwerkzeiger auf einen festen Belichtungsindex einjustiert werden (Nachführprinzip). Die Kamera mißt Helligkeitswerte von 8-65000 asb bei Blende 2. Das fest eingebaute Pentaprisma der Praktica mat zeigt ein parallaxfreies und seitenrichtiges Sucherbild von etwas geringerer Größe als das Filmbild (Sicherheitsgarantie bei knappen Ausschnitten). Durch den Einbau des Innenmeßsystems hat der Sucheraufbau der Praktica-mat gegenüber den Modellen »nova« und »nova-B« zwar etwas an Eleganz verloren - insgesamt gesehen ist die Kamera jedoch gewohnt handlich geblieben. Das Bildeinstellsystem besteht aus Fresnellinse, Mikrorasterring und Meßkeilpaar. Damit kann wahlweise nach zwei Methoden und stets motivgerecht scharfgestellt werden. Ein rotes Kontrolldreieck im Sucher erinnert an die Bedienung des Schnellschalthebels - es verschwindet bei Aufnahmebereitschaft.
Schlitzverschluß jetzt bis 1/1000s
Der Zeitenbereich des Schlitzverschlusses reicht von »B« über 1 bis1/1000 s. Praktica- Fotografen verfügen damit jetzt erstmals über die 1/15 und 1/1000s, deren Fehlen bei den bisherigen Prakticas sicher zuweilen als Manko empfunden wurde. Die Praktica-mat hat damit jetzt auch in puncto Zeitenbereich Anschluß an die Weltmarkt-Spitzenkameras ihres Typs gefunden. Ebenfalls neu für eine Praktica ist der in beiden Richtungen verstellbare einstufige Zeiten - Einstellring, der erheblich schneller und sicherer als bisher (wenn auch ziemlich schwergängig) zu bedienen ist. Die kürzeste Synchronisationszeit für Elektronenblitz ist 1/40 s. Über die an der Praktica-mat verwendbaren Wechselobjektive und Zubehöre im einzelnen zu referieren, würde den hier verfügbaren Raum bei weitem sprengen: Es sind Hunderte von Objektiven verschiedenster Fabrikate, Lichtstärken und Brennweiten (von 20 bis weit über 1000 mm), darunter Spezialkonstruktionen mit Makro-, Zoom- und Schnelleinstellung sowie ein universelles Sortiment an Hilfsgeräten für Mikro- und Makroaufnahmen, Reproduktion und Dokumentation und für den Einsatz auf zahlreichen weiteren Gebieten der »angewandten« Fotografie.
Sucherbild ohne »Dunkelpause«
Mit automatischer Druckblende ausgerüstete Praktica-Objektive werden von der Blendenautomatik der Kamera selbsttätig auf den von der Innenmessung ermittelten Wert geschlossen. Sofort nach der Belichtung öffnet sich die Blende wieder auf ihren größten Wert und gleichzeitig kehrt der Rückschwingspiegel in die Sucherlage zurück, so daß man - mit Ausnahme langer Belichtungszeiten - praktisch ständig über ein optimal helles und ununterbrochen sichtbares Sucherfeld verfügt. Bei Verwendung von Praktica-Objektiven ohne Blendenautomatik (bzw. mit Blendenvorwahl) ist die Blendenmechanik unter dem Rückschwingspiegel mit einem rot markierten Umschaltknopf auszuschalten. (Bei einigen, vorwiegend älteren Objektiven ohne Blendenautomatik läßt der Fassungsaufbau die Bedienung der Meßtaste nicht zu. In diesen Fällen kann die Belichtungsmessung bei leicht eingedrücktem Auslöser vorgenommen werden.)
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