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Normtest
Yashica FX-1
Die Yashica FX-1 ist eine 35-mmSpiegelreflexkamera mit automatischer Zeitbelichtung und kommt aus demselben Haus, in dem die neue Contax RTS gefertigt wird. Trotzdem sind die beiden Kameras völlig unterschiedlich, wenn auch vereinzelt gleiche Bauteile, wie z. B. die Filmandruckplatte, in beiden Kameras verwendet wird.
Objektivbajonett
Das Objektivbajonett beider Kameras ist völlig gleich, so daß die Objektivserie zur RTS von Zeiss und die Yashica-Objektivserie von 28 mm bis 1000 mm Spiegelobjektiv an beiden Kameras verwendet werden können. Sicher führt dies dazu, daß die FX-1 als preisgünstiges Zweitgehäuse zur Contax RTS von manchem Amateur begrüßt wird. Details zum Objektivbajonett bitte ich dem Contax-Test in COLOR 12/75 zu entnehmen.
Der Verschluß:
Wie bei der Contax RTS ist der Verschluß ebenfalls ein horizontal ablaufender Gummituchverschluß mit relativ langsamer Ablaufgeschwindigkeit (12,9 ms für 35 mm). Für die, von Amateuren bevorzugten statischen Motive ist die langsame Verschlußablaufgeschwindigkeit ohne Bedeutung. Sollen schnell bewegte Motive scharf abgebildet werden, so ist eine möglichst kurze Verschlußzeit zu wählen, die unter den gegebenen Belichtungsverhältnissen möglich erscheint.
Bei der Contax und der FX-1 muß eine etwa 1,5-fach höhere Verschlußgeschwindigkeit eingestellt werden als bei den Vergleichskameras Asahi K2, Minolta XE-1 und Nikkormat EL, um auf dem Film die gleiche Bewegungsunschärfe zu bekommen. (Die Zusammenhänge, warum dies so ist, werden in einem der folgenden Beiträge erläutert.)
Der Verschluß der FX-1 arbeitet sehr genau und reproduzierbar bei allen Verschlußgeschwindigkeiten.
Bei -20xGRADxC fällt die 1/1000 sek. etwas länger aus, was einem Belichtungsfehler von 1/2 Blende entspricht. Dieser Wert ist sicher noch zu tolerieren, insbesondere, wenn man berücksichtigt, daß entsprechend der DIN-Vorschrift nur bis -10xGRADxC die Verschlußzeittoleranzen eingehalten werden brauchen. Natürlich muß bei so starken Minusgraden auch mit Kameraexemplarstreuungen gerechnet werden. Eine zu beanstandende Veränderung der Verschlußzeiten konnte nicht festgestellt werden. Hierzu jedoch eine Anmerkung: Bei den ersten Verschlußmessungen der fabrikneuen Kamera traten Streuungen auf, entsprechend einem VK von 14,7%. Nach ca. 500 Verschlußauslösungen war der Verschluß "eingefahren" und erreichte den sehr guten VK von 5,7% bei 1/1000 sek. Dieses Kameraverhalten ist technisch verständlich und in keiner Weise zu beanstanden.
Die Verschlußoffenzeit (siehe Meßwerte) ist für Amateurblitzgeräte bei einer 1/60 sek. ausreichend.
Der Verschlußzeitenwählknopf rastet bei den einzelnen Verschlußzeiten präzise ein.
Der Automatikbetrieb ist arretiert.
Verschlußauslösung
Der feststellbare Verschlußauslöser verfügt über einen weichen Druckpunkt. Wird der Druckpunkt erreicht, erfolgt bei gespanntem Verschluß die Belichtungsmessung und die Anzeige der Belichtungszeit. Die Kombination der Belichtungsmessung, gekoppelt mit dem Auslöser, ist sehr angenehm und sehr praxisgerecht. Natürlich muß man etwas "Fingerspitzengefühl` bekommen, um nicht den Verschluß auszulösen, wenn nur eine Belichtungsmessung beabsichtigt war.
Sucher
Das Aufnahmemotiv ist im Sucher hell und klar, leicht bläulich getönt (wie bei der Leica SL 2) in einer Maskengröße von 32,6x21,7 mm zu sehen.
Über dem Sucherbild wird die Blendenreihe mit der größten Öffnung des Objektivs und die gewählte Blende sichtbar. Die gewählte Blende ist durch einen zartgrünen Film, der sich hinter die Blendenzahl schiebt, zu er kennen. Anordnung, Zifferngröße und Anzeige sind mit der Blendenanzeige in der Contax RTS identisch. Die Ziffern und die Anzeige sind bei guter Beleuchtung bei aufmerksamer Betrachtung zu erkennen. Bei schlechten Lichtverhältnissen ist es zweckmäßig, die Kamera abzusetzen und am Objektiv die eingestellte Blende abzulesen. Rechts am Bildrand, jedoch noch innerhalb des Bildmotivs im Sucher, ist die transparente Verschlußzeitenskala und der Belichtungsmeßzeiger zu sehen. Brillenträger werden eine leichte Vignettierung des Sucherbildes wie auch bei der Contax RTS beanstanden.
Belichtungsmessung
Die Belichtungsmessung erfolgt mit zwei CdS-Fotoempfängern und ist bei dem getesteten Kameramodell Nr. 50201141 ausgezeichnet genau und linear, im Gesamten durch die technischen Daten angegebenen Meßbereich von LW 0 bis 18. Bedingt durch die CdS-Zellen muß jedoch ab Belichtungswertbereich 5-0 zunehmend mit einer Einstellzeitkonstante gerechnet werden.
Dies gilt im Vergleich zur Einstellzeit der Belichtungsmessung bei geringen Lichtintensitäten zur RTS. Gegenüber anderen Kameras, die ebenfalls mit CdS-Meßzellen ausgestattet sind, ist kein abweichendes ungünstiges Verhalten der Belichtungsmessung festzustellen. Andererseits muß die relativ geringe Änderung der spektralen Empfindlichkeit des Belichtungsmeßsystems in Bereich von 450-750 nm gelobt werden. Die gewählte Ausbildung der Zonen gleicher Empfindlichkeit im Sucher gewährleistet problemlose Belichtungsmessung bei nicht zu starken Beleuchtungskontrasten des Aufnahmemotivs. Bei sinnvoller Anwendung der Belichtungskorrektur von ± 2 Blenden kann jedoch jede Beleuchtung bzw. jede Belichtungsmessung "gemeistert" werden.
Batterie
Für den Betrieb der FX-1 ist eine 6 Volt-Silberoxydbatterie wie bei der Contax erforderlich. Ohne bzw. mit verbrauchter Batterie läßt sich der Verschluß jedoch noch auslösen. In der Bedienungsanleitung ist hierfür keine Spezifikation angegeben, so daß auf eine Verschlußzeitmessung verzichtet wurde. Belichtungsmessung ohne Batterie ist nicht möglich. Die Batteriekontrolle, bei der auch das Filmzählwerk beleuchtet wird, gestattet eine wirkungsvolle Batteriekontrolle.
Schlußbemerkung
Es scheint so, als ob die FX-1 etwas im Schatten der Contax RTS steht, obwohl es die Kamera eigentlich wegen der vielen guten und braven Eigenschaften nicht verdient. Die FX-1 ist sicher für den Amateur besonders interessant, der mit einer preisgünstigen automatischen Spiegelreflexkamera starten möchte und der erwägt, die Contax RTS mit den entsprechenden Objektiven in Zukunft zu erwerben. Oder für den stolzen Contax RTS Besitzer, der noch ein gutes, preisgünstiges systemkonformes Zweitgehäuse sucht.
Resümee
Objektivbajonett:
Positiv: Ausgezeichnet präzise, kompatibel mit Contax RTS.
Negativ. Fühlbare Tastmarke zum Einsetzen des Objektivs fehlt.
Verschluß:
Positiv: Gute Zeitgenauigkeit und sehr hohe Reproduzierbarkeit,
Negativ: Langsamer Verschlußablauf. Verschlußoffenzeit bei 1/60 sek. nur für Amateurblitzgeräte.
Verschlußauslösung:
Positiv: Weich mit Druckpunkt. Verschluß arretierbar.
Negativ: -
Sucher:
Positiv: Helles, klares Sucherbild. Sucherscheibe leicht bläulich getönt. Alle Informationen zur Bildgestaltung im Sucher.
Negativ: Schlecht ablesbare, bei Dunkelheit nicht ablesbare Skalen. Leichte Vignettierung für Brillenträger.
Belichtungsmessung mit Automatik:
Positiv: Genaue Belichtungsmessung, problemlose Belichtungsmessung.
Negativ: Einstellzeitkonstante bei geringen Beleuchtungsintensitäten. Belichtungsmeßwert kann nicht gespeichert werden (kein Memorybetrieb).
Elektrische Funktion:
Positiv: Hochleistungsfähige Batterie für ca. 5000 Auslösungen. Unabhängigkeit der Belichtungsmessung von der Batteriespannung. Wirkungsvoller Batterietest mit Beleuchtung des Filmzählwerks. Batterie leicht auswechselbar auch ohne "Werkzeug".
Negativ: Bei erschöpfter Batterie keine Kamerafunktion, Verschlußablauf nicht spezifiziert.
Gesamteindruck:
Positiv: Design und Fertigung sind ordentlich, sauber und präzise, preisgünstig.
Negativ: -
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