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Artikel
2009
Nörgelmann über: VX 500
Im Januar startete das „Foto-Magazin" eine Serie von Kameratests für die Amateurpraxis. Autor ist Alexander Borell alias „Herr Nörgelmann". Er behält sich vor, nur Kameras und Ausrüstungen von Herstellern oder Importeuren zu testen, die seine bewußt subjektiven Wertungen akzeptieren und seinen unkonventionellen Stil „schlucken". Wir meinen nämlich, daß er nicht Werkskontrollen wiederholen, sondern Eigenschaften beurteilen soll, die - neben der selbstverständlichen optisch-mechanischen Qualität - für den Kauf einer Kamera oder eines Zubehörs entscheidend sind: Zukunftssichere Konzeption und Bedienungskomfort mit Blick auf den leistungsgerechten Preis. Unser zweiter Test nimmt die VX 500 aus Dresden unter die Lupe - unseres Wissens die derzeit preisgünstigste Kleinbildreflex auf dem deutschen Markt.
Redaktion
Aus verschiedenen Gründen stehe ich dieser Kamera nicht objektiv gegenüber, das heißt, ich beurteile sie noch subjektiver, als alle anderen. Denn erstens erinnert sie mich an eine Zeit vor zwölf Jahren, als ihre Vorgängerin noch „Exakta" hieß und ich mir diese Kamera kaufte, weil ich keine auf der Welt für so universell hielt.
Das war sie auch, das ist heute noch, obwohl sie nur noch „VX 500" heißt und die kleine Schwester der „VX 1000" ist. Aber ein ganzer Film damals war total verwackelt. Warum? Ich kann keine Kamera auslösen, wo ich axial, also zu mir her, auslösen muß: da bekommt das Ding jedesmal einen „Dreh" um die Mitte und alles, sogar die 1/125 s, ist bei mir verwackelt! Außerdem bin ich fanatischer Rechtser, und da funktioniert's links ohnedies nur schlecht, aber - wen das nicht stört, der ist überrascht, wie schön sich diese Kamera aus dem Osten auslösen läßt. Vermutlich, wenn man das Ding genau betrachtet, tut sie das auch die nächsten 300 Jahre.
Denn darin gleicht sie wohl auch den Dingern aus dem Osten, vor denen ich schon mal davongerannt bin: sie hießen T 34 und fuhren, fuhren, fuhren ...
Aber das alles wäre ja nicht so aufregend, wenn ich nicht gleich eine ganze Ausrüstung bekommen hätte: Kamera, Domiplan 2,8/50 mit automatischer Druckblende, Berogon 3,5/35 mit Vorwahlblende, Isconar 4/135 ... und das alles noch unter 400.- DM!
Sehen Sie, mit Geld ist das Leben schön und leicht. Aber ein guter Fotograf macht mit dieser kompletten VX-500-Ausrüstung für noch nicht 400.- DM bessere Bilder, als ein schlechter, der sich das gleiche mit einem anderen Namen für 4000.- DM gekauft hat. Das müssen sogar Contarex-Besitzer neidlos zugeben.
Ich nehme also dieses Stück Ganzmetall zum ersten Male ans Auge - Lichtschacht mit Mattscheibe und Sucherlupe - und bin natürlich nicht mehr gewöhnt, rechts und links zu verwechseln. Der Komfort verdirbt uns Amateure - aber das hat man ganz schnell wieder in den Fingern. Außerdem: wer will, kann sich ein Prisma dazukaufen. (Ohne kostet alles zusammen keine 400.- DM!)
Und dann suche ich natürlich den Nachführzeiger für die Belichtungsmessung durchs Objektiv.
Ist nicht ...
(Drum auch alles zusammen unter 400.-DM.) Wer aber die Belichtung durchs Objektiv messen will, kann das auch: man kauft sich das entsprechende Meß-Prisma dazu. Ich messe also wieder mal mit meinem alten, treuen CdS und - bekomme einen Film von so ausgezeichneter Belichtung, daß ich mir ernsthaft überlege, ob die bequeme Innenmessung wirklich das Tüpferl auf dem „i" ist?
Für das Bajonett gibt es etwa 700 Objektive - wem das nicht reicht, dem ist auch nicht mehr zu helfen, und ein Tip: VX 500 kaufen und dann im FM Gelegenheiten an Objektiven suchen!
Blitzsynchron, selbstverständlich X und F- wie bei der Ex ..., Verzeihung, der VX 1000 bekannt. Ich weiß nicht, ich bin kein Politiker, aber der liebe Gott heißt ja hier und drüben auch gleich und nicht auf einer Seite der „L. G." - also, aber bitte - ein simpler Fotoamateur wird so was nie ganz begreifen.
Und vielleicht haben die Neuen auch Mut, und dann teste ich demnächst genauso subjektiv mal eine Exakta aus Japan.
Aber die VX 500 - nun, die VX 1000 hat die längeren Zeiten und den Selbstauslöser. Ich habe es mir zwei Tage lang überlegt: die letzte Selbstauslöseraufnahme machte ich 1932 am Gardasee ...
Und die langen Zeiten? Bei der VX 500 ist es mit 1/30 Schluß - genau das reicht, wenn man, wie ich, etwa Ektachrome High Speed 23 DIN hineintut, dann auf 27 DIN belichtet - haben Sie eine Ahnung, was man damit und der 1/30 alles noch machen kann! Kein Problem und - mit drei Objektiven noch keine 400.- DM!
Ob die Objektive scharf sind? Wissen Sie, es gibt hin und wieder mal einen Scherben, aber die meisten lösen heute mehr auf, als der Film. Die Drei, die guten Drei, weichen in der Farbe so wenig voneinander ab, daß man sie gut kombinieren kann. Und die Schärfe? Na ja - ich habe halt nicht alles vom Stativ gemacht, und Sie wissen ja, bei mir ist auch die 1/125 -aber andere Leute können das, und ich schwöre: es liegt nicht an den Objektiven. Denn das habe ich vorn Stativ getestet.
Und sonst, Qualität und so?
Auch, möchte man doch bei uns auch alles so solide, so sauber, so bemüht malen, wie diese VX 500! Der Sohn und die Enkel werden sagen: nicht mehr ganz neu, aber funktioniert immer noch großartig.
Und das alles für noch nicht 400.- DM.
So, und jetzt machen Sie mal einen Schaufensterbummel und vergleichen Sie, was Sie da sonst noch so für etwa 400.- DM zu sehen bekommen.
(Nehmen Sie die VX 500 in die Hand, wechseln Sie das Suchersystem - die Objektive -und das alles für noch nicht 400.- DM.)
Meine Note
Note 1 (weil es mir nichts ausmacht, zu meinen 22 Kameras diese noch als 23. zu besitzen - vielleicht nur, um sie zu vererben, vielleicht auch mal für eine Sonderaufgabe, oder weil ich ein billiges Tele mit 1000 mm als Gelegenheit dazu bekomme: es lohnt sich, diesen T 34 ... ach nein, die VX 500 zu besitzen!).
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