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Normtest
Olympus OM-2
Die neue, in diesen Tagen auf dem europäischen Markt erscheinende OM-2, ist zur Zeit die kleinste, die leichteste, die leiseste 35-mm-Spiegelreflexkamera mit dem zur Zeit fortschrittlichsten und modernsten Belichtungsmeßsystem für die automatische Belichtungssteuerung, die mit dem kleinsten und leichtesten Kameramotor ausgerüstet werden kann, der dabei auch bis zu 5 Bilder pro Sekunde "durchzieht".
P. S.: Wie in Heft 3/76 angekündigt, wollten wir in dieser Ausgabe auch über die Fujica ST 901 berichten, was uns aus Termin- und Platzgründen leider nicht möglich war. Dieser Test wird nachgeholt. Wir bitten unsere Leser um Verständnis für diese Umdisposition. Red.
Die OM-2 im Testinstitut
Das Objektivprogramm umfaßt ca. 30 Objektive, das Zubehörprogramm ca. 280 Teile, wobei auch die Zubehörteile mitgezählt sind, die zur Adaption der OM-1 und der OM-2 an das umfangreiche Mikroskopprogramm der Firma Olympus lieferbar sind. Die Firma Olympus stellt außer einer Reihe von Fotokameras auch hochwertige Mikroskope und andere optische Präzisionsgeräte her. Sie reiht sich dadurch in die Gruppe der Hersteller wie Leitz, Zeiss, Nikon usw. ein, die außer Fotokameras auch noch andere hochwertige optische Präzisionsgeräte für Forschung, Technik und Produktion herstellen. Die Produktion von Fotokameras geschieht in völlig anderen Abteilungen, zum Teil räumlich getrennt von der Produktion der optischen Präzisionsgeräte; trotzdem gibt es in solchen Betrieben so etwas wie ein gewachsenes Qualitätsbewußtsein, das auch den Kamerabau, also den Konsumbereich im positiven Sinne beeinflußt.
Die Belichtungsmeßsysteme der in den bisherigen Tests besprochenen Kameras mit Belichtungszeitautomatik arbeiten alle nach dem gleichen Grundprinzip: Das Objektiv, mit voll geöffneter Blende , projiziert das Bild über den Schwingspiegel auf die Suchermattscheibe. Das Auge des Fotografierenden sieht dieses Mattscheibenbild durch die Okularlinse vergrößert (dank des Pentaprismas aufrecht und seitenrichtig).
Ein bis zwei Lichtempfänger, wie CdS-Zellen oder Siliziumzellen neben dem Okular bzw. an geeigneter Stelle am Pentaprisma "sehen" die Beleuchtungsintensität des Fotoobjektes und steuern damit den durch sie beeinflußten Strom. Wird nun der Verschluß ausgelöst oder die Memorytaste betätigt, so wird der unmittelbar vor dem Auslösen durch die Lichtempfänger gemessene Strom bzw. Spannungswert in einem kleinen Kondensator gespeichert. Durch das Verschlußsystem wird nun dieser Speicherwert unter Berücksichtigung der gewählten Blende, Filmempfindlichkeit etc. in eine entsprechende Schlitzbreite des Schlitzverschlusses, d. h. Belichtungszeit, umgesetzt.
Jeder Hersteller modifiziert dieses Grundprinzip etwas und baut nun mit Patenten und Schutzrechten einen regelrechten Schutzwall um die Arbeit seiner Entwicklungsabteilung auf, um wenigstens gegen plumpen Nachbau der erarbeiteten technischen Lösung geschützt zu sein.
Gelingt es einem Hersteller nicht nachzuweisen, daß er von Anfang an "dabei" war, d. h., daß in seiner Entwicklungsabteilung schon vor Veröffentlichung oder Anmeldung von Schutzrechten von anderen Herstellern, an einer gleichen technischen Lösung mit Erfolg gearbeitet wurde (wobei er ein sogenanntes Vorbenutzungsrecht eingeräumt bekommt), bleibt ihm nichts weiter übrig als Lizenzgebühren an den schnelleren Konkurrenten zu zahlen. Solche Lizenzgebühren betragen, je nach Bedeutung der Schutzrechte für das Endprodukt 1% bis 10% des Verkaufswertes und werfen damit die nicht selten gesamte Kalkulation für das Produkt über den Haufen. Bei technischen Artikeln, die in großer Serie gefertigt werden, sind die Gewinnspannen der Produktion bzw. der Hersteller bedeutend geringer, als im allgemeinen angenommen wird. Dazu kommt, daß der lizenzgebende Konkurrent unerwünschte Informationen über die Produktionszahlen des Lizenznehmers bekommt. In solchen Zwangssituationen fällt den Technikern in der Entwicklungsabteilung oft etwas völlig "Neues" ein.
Und den Technikern von Olympus ist etwas Neues eingefallen:
Das wohl interessanteste und fortschrittlichste Belichtungsmeßsystem zur automatischen Belichtungssteuerung in Fotokameras, das wir zur Zeit diskutieren können.
Die Messung und Steuerung der Belichtungszeit erfolgt nicht vor der Belichtung, sondern während der Belichtung des Films! Anerkennung und Respekt den Olympus-Technikern für ihre Idee und die Ausführung dieses neuartigen automatischen Belichtungsmeßsystems!
Die manuelle Belichtungsmessung erfolgt, wir können es jetzt so nennen, konventionell wie bei der OM-1 mit 2 CdS-Zellen (eingangs beschrieben).
Zur Einstellung der richtigen Belichtung wird die Objektivblende oder die Verschlußzeit so verändert, bis sich der Belichtungsmeßzeiger in der Mitte von zwei Marken eingependelt hat. Schaltet man nun bei der OM-2 auf Automatikbetrieb um, erscheint links im Sucher eine Zeitskala von 1/1000 sek. bis 1 sek. Der Meßzeiger zeigt die Belichtungszeit an, mit der die Automatik beim Auslösen belichten würde: Unter der Voraussetzung, daß die Beleuchtungsverhältnisse während der nun folgenden Filmbelichtung gleich und konstant bleiben.
Durch die Voranzeige der zu erwartenden Belichtungszeit wird dem Fotografen die Möglichkeit gegeben, die Objektivblenden-Verschlußzeit-Kombination entsprechend dem Motiv und den Beleuchtungsverhältnissen nach seinen Vorstellungen zu gestalten. Wird der Verschluß ausgelöst, schwingt der Schwingspiegel hoch und zwei blauempfindliche Siliziumzellen messen die reflektierte Lichtintensität des sogenannten "Phantombildes", das als Rastermuster auf dem ersten Verschlußvorhang aufgedruckt ist. Das Objektiv projiziert ja das Motiv auf den Film und auf den ersten Verschlußvorhang.
Wie wir von Olympus erfahren, wurde das "Phantombild" (auch als Computogramm bezeichnet) durch Auswertung der Lichtverteilung der Schwarzweißwerte von ca. 10.000 typischen Aufnahmen gewonnen. Während nun nach der Verschlußauslösung der erste Verschlußvorhang startet und mit etwa 3 m/ sek. die zu belichtende Filmfläche freigibt (in ca. 11 ms), messen kontinuierlich durch Integration die beiden Siliziumzellen das vom Phantombild und von der bereits freigegebenen Filmfläche reflektierte Licht.
Wird der durch Filmempfindlichkeit und Blendenvorwahl gegebene Belichtungscomputer-Sollwert durch die kontinuierliche Aufintegration der Lichtintensität erreicht, was ja bedeutet, der Film ist richtig belichtet, startet der zweite Verschlußvorhang und beendet die Belichtung.
Die von Olympus so bezeichnete "Auto-dynamische Meßwertsteuerung" berücksichtigt auch Änderungen der Objektbeleuchtung während der Filmbelichtung. Die Wirkung der "Auto-dynamischen Meßwertsteuerung` läßt sich vielleicht am Beispiel von Zeitaufnahmen am besten erläutern:
Sie beabsichtigen eine Nachtaufnahme, z. B. die Fassade eines beleuchteten Gebäudes, zu fotografieren. Entsprechend den Beleuchtungsverhältnissen und den sonstigen Einstellparametern würde sich, so nehmen wir an, eine Belichtungszeit von 10 sek. einstellen. Sie lösen den Verschluß aus und nach ca. 4 sek. wird, angenommen, die Fassadenbeleuchtung ausgeschaltet. Der Belichtungscomputer berücksichtigt nun sofort die neuen Beleuchtungsverhältnisse und belichtet nun z. B. 45 sek., die erforderlich sind, um zu einer richtigen Filmbelichtung zu kommen. Die Umkehrung dieses Beispiels, das die praktische Wirksamkeit der "Auto-dynamischen Meßwertsteuerung" beschreiben soll, imponiert Ihnen möglicherweise mehr. Sie beabsichtigen, die Aufnahme einer unbeleuchteten Häuserfassade oder beabsichtigen z. B., die Innenaufnahme einer nur schwach beleuchteten Kirche etc. Sie stellen Ihre Kamera auf ein Stativ und lösen den Verschluß im Automatikbetrieb aus. Die zu erwartende Belichtungszeit sei länger als 1 Minute. Nun blitzen Sie mit Ihrem Blitzgerät durch Handauslösung Ihr Fotomotiv an und "feuern" im Abstand von 3-10 sek., was eben Ihr Blitzgerät schafft, weiter. Sie können nun auch Ihren Standpunkt hinter der Kamera verlassen und durch seitliches Anblitzen Ihres Fotomotivs besondere Beleuchtungseffekte erzielen. Reicht nun die "abgeschossene` Lichtmenge nach 5, 10 oder mehr Blitzen aus, schließt sich der Verschluß automatisch bei der richtigen Belichtung!
Die "Auto-dynamische Meßwertsteuerung" berücksichtigt auch Aufhellblitze bei Tageslichtaufnahmen bei der Bestimmung der Gesamtbelichtungszeit. Dies funktioniert sogar bis zu ultrakurzen Belichtungszeiten von 1/40.000 sek., wie sie bei Computerblitzgeräten im Nahbereich durchaus auftreten können.
Oft möchte man jedoch die natürliche Stimmung der Raumbeleuchtung bei der Aufnahme erhalten, womit gemeint ist, das Blitzgerät soll mit seinem intensiven Licht nicht die ganze Stimmung zerstören. Auch diesen Fall meistert die "Auto-dynamische Meßwertsteuerung". Sie stellen Ihre Kamera auf ein Stativ und lösen den Verschluß aus. Nach einigen Sekunden Belichtungszeit wird nun ein Computerblitzgerät ausgelöst, das z. B. auf 1 Blende geringere Lichtintensität eingestellt ist, als zur Ausleuchtung des Raumes erforderlich ist. Der Kameraverschluß schließt automatisch, wenn die Aufnahme richtig und stimmungsvoll belichtet ist.
War die Lichtintensität des Blitzgerätes falsch gewählt und z. B. 2-3 mal zu hoch, so führt dies zu einer überbelichteten 'Aufnahme! Das Blitzgerät gibt innerhalb 2-3 ms seine gesamte Lichtintensität ab. Die "Auto-dynamische Meßwertsteuerung" sieht zwar die hohe Lichtintensität und startet sofort den zweiten Verschlußvorhang, der jedoch trotz seiner Geschwindigkeit von ca. 3 m/sek. ungefähr 11 ms benötigt, um die Belichtung zu beenden.
Dies hat natürlich die im Systemdenken geschulten Techniker von Olympus nicht ruhen lassen; sie haben ein neues Blitzgerät entwickelt, dessen Lichtdosierung durch den Belichtungscomputer der OM-2 kontrolliert wird. Das neue Blitzgerät, Quick Auto 310, das auch als normales Computerblitzgerät verwendet werden kann, wird im Herbst im Handel sein. Aus den bisher dargelegten Eigenschaften der "Autodynamischen Meßwertsteuerung" ist natürlich auch zu erkennen, daß z. B. bei Aufnahmen mit Motor (mit bis zu 5 Bildern/sek.) jede einzelne Aufnahme der Sequenz richtig belichtet wird, auch wenn sich die Objekt- oder Motivhelligkeit während der Aufnahmeserie ändern. Der dynamische Umfang der automatischen Belichtungssteuerung umfaßt den Bereich von 1/1000 sek. bis ca. 60 sek.
Das "Phantombild" oder Computogramm auf dem ersten Verschlußvorhang ergibt eine mittenbetonte Belichtungsmessung für den Belichtungszeitbereich von 1/1000 sek. bis 1/60 sek. Im Belichtungszeitbereich von 1/15 sek. bis 60 sek. wird integral gemessen, da bei diesen Belichtungszeiten die gesamte Filmfläche als Reflektor für die beiden Siliziumzellen wirksam ist. Der Obergang von der mittenbetonten zur integralen Belichtungsmessung erfolgt automatisch und stufenlos.
Ich bin überzeugt, daß dieses neuartige Belichtungsmeßsystem und die damit verbundenen aufnahmetechnischen Möglichkeiten von vielen Amateuren mit Begeisterung begrüßt werden wird. Darum noch einmal ganz klar: Die besonderen Eigenschaften der "Auto-dynamischen Meßwertsteuerung" sind besonders im Langzeit-Belichtungsbereich 60 sek. bis zu maximal 1760 sek. wirksam. Auch im Langzeitbereich gibt es wegen der mechanischen Trägheit und der endlichen Geschwindigkeit der Verschlußvorhänge Grenzen für die Wirksamkeit der "Auto-dynamischen Meßwertsteuerung". Im Verschlußzeitenbereich von 1/125 sek. bis 1/1000 sek. ist keine grundsätzliche Überlegenheit der "Auto-dynamischen Meßwertsteuerung" gegenüber anderen hochentwickelten automatischen Belichtungssteuerungen zu erkennen.
Durch das Funktionsprinzip bedingt, fehlt ein Belichtungswertspeicher, um besonders kritische Beleuchtungssituationen zu "meistern". Dieser Nachteil kann jedoch durch Umschalten auf manuellen Meßbetrieb ausgeglichen werden.
Olympus-Objektivbajonett
Das Objektiv rastet leicht im Uhrzeigersinn ein. Der Winkelbereich, mit dem das Objektiv in das Objektivbajonett eingesetzt werden kann, ist erfreulich groß. Die Objektiventriegelungstaste und die Schärfentiefenkontrolltaste, beide am Objektiv, können als Tastmarken das richtige Einsetzen des Objektivs erleichtern. Beschädigungen des Objektivs und des Blendenmechanismus erscheinen ausgeschlossen.
Drehrichtung für Blende und Fokussierung
Die Kamera in Aufnahmeposition vor dem Auge: Die Blende wird bei Drehung im Uhrzeigersinn kleiner (f 1,4 in Richtung f 16). Die Fokussierung wird bei Drehung im Uhrzeigersinn von unendlich gegen Nah eingestellt. (Die Angabe des Drehrichtungssinns ist eine wertfreie Angabe!).
Verschluß
Der Verschluß ist ein horizontal ablaufender Tuchverschluß mit Kunststoffbeschichtung auf der Innen(Objektiv)seite. Die Ablaufrichtung ist von links n ach rechts, bezogen auf die Kamera in Aufnahmerichtung.
Die Toleranz der Verschlußzeiten bleibt im wesentlichen unter 1/6 Blende Abweichung gegenüber dem Sollwert. Lediglich die Verschlußzeit mit 1/1000 sek. fällt aus dem Toleranzschema entsprechend DIN 19016 und weist einen Fehler in der Größenordnung einer halben Blende auf. Es kann sich hierbei aber durchaus um einen Einzelausreißer bei dieser Testkamera handeln.
Der Verschluß der getesteten Kamera zeigte bei -20'C eine verhältnismäßig große Streuung, besonders bei kurzen Belichtungszeiten. Bei -15'C wurde jedoch ein, wie die Meßwerte zeigen, gutes Verhalten des Verschlusses festgestellt. Zu DIN 19016 wird jedoch als niedrigste Temperatur zur Verschlußprüfung nur eine Temperatur von -10xGRADxC vorgeschlagen. Das Verhalten des Verschlusses bezüglich Variationskoeffizienten (VK), Temperaturverhalten und Absolutgenauigkeit ist mit Ausnahme der 1/1000 sek. als gut zu bezeichnen und in keiner Weise zu beanstanden.
Die Ungleichmäßigkeit "r" mit nur 1,03 ist ausgezeichnet. Die DIN 19016 läßt eine Ungleichmäßigkeit "r" von 1,5 zu. Die Verschlußoffenzeit ist bei der Blitzbelichtungszeit von 1/60 sek. für Amateurblitzgeräte ausreichend groß (l/200 sek.). Der Verschlußzeitenkranz, der nur bei der manuellen Belichtungsmessung wirksam ist, rastet bei den einzelnen Verschlußzeiten präzise ein. Der unbeabsichtigte Übergang von der Belichtungszeit 1 sek. auf die Verschlußposition B ist gesperrt. Die Sperre kann jedoch mit Druck auf einen kleinen Hebel am Kameragehäuse aufgehoben werden. Bei Übergang von der Position B auf eine der Verschlußzeiten ist die Sperre nicht wirksam.
Durch die neue Anordnung des Verschlußzeitenkranzes zwischen Kameragehäuse und Objektivbajonett kann nun die gesamte Kameraeinstellung, d. h. Fokussierung, Vorwahl der Objektivblende und gegebenenfalls Einstellen der Belichtungszeit, bei manuellem Meßbetrieb, mit der linken Hand vorgenommen werden. Auch die Kontrolle der Tiefenschärfe durch Drücken der Tiefenschärfentaste am Objektiv bei gleichzeitiger Fokussierung ist sehr gut mit der linken Hand möglich.
Der rechten Hand kommt also nur noch die Funktion zu: Kamera halten und Verschluß auslösen.
Verschlußauslösung
Der Verschlußauslöser verfügt Über einen deutlichen Druckpunkt. Der Verschlußauslöseknopf ist nicht zu arretieren.
Sucher
Das Aufnahmemotiv ist im Sucher hell und klar und dank der Suchervergrößerung von 0,92x relativ groß zu sehen. Die Suchermaske mit der Begrenzung 34,1 x 22,3 mm ist sehr gut zum Bildfenster der Kamera justiert. Die Sucherscheibe ist auswechselbar. Es stehen 12 Sucherscheiben zur Auswahl, wovon einige jedoch für Sonderaufgaben und Mikroskopaufnahmen vorgesehen sind.
Der Sucher ist sehr gut zu Übersehen. Für Brillenträger ist die Vignettierung der Bildecken minimal.
Skalen im Sucher
Bei der gewählten Belichtungsmessung manuell werden ± Balken links im Sucher sichtbar. Wird auf Automatikbetrieb umgeschaltet, so wird links im Sucher zusätzlich eine Skala von 1/1000 sek. bis 1 sek. in das Sucherbild geschoben. Bei guter Beleuchtung ist die Skala, die ja eigentlich nur eine Orientierung über die zu erwartende Belichtungszeit gibt, gut abzulesen. Bei geringer Objekthelligkeit ist es wie bei allen Skalen im Sucher, die nicht beleuchtet sind, nicht immer möglich, die Ziffern zu erkennen. Steht der Betriebsschalter "Auto-Manual" in Stellung "Off", ist keine Skala im Sucher zu sehen und gestattet dadurch eine zusätzliche Kontrolle der Betriebsbereitschaft. Objektivblende oder gewählte Verschlußzeit bei manueller Belichtungssteuerung werden genauso wenig wie eine evtl. Belichtungskorrektur im Sucher angezeigt.
Natürlich klingt das Argument, im Sucher sind alle zur Bildgestaltung erforderlichen Informationen enthalten, gut. Wie ist das nun bei der OM-2? Die OM-2 bietet ein überdurchschnittlich großes und übersichtliches Sucherbild mit Anzeige der zu erwartenden Belichtungszeit bei Automatikbetrieb und verzichtet auf Anzeigen und Skalen, die im Eifer möglicherweise übersehen werden oder bei ungünstigen Beleuchtungen nicht abgelesen werden können.
Belichtungsmeßsystem
Das Belichtungsmeßsystem wurde bereits eingehend besprochen. Der Meßschwerpunkt in der Bildmitte liegt relativ symmetrisch, ist jedoch nicht besonders stark ausgeprägt. Die Belichtungskompensation ermöglicht einen Kompensationsbereich von ± 2 Blenden mit deutlichen Rastmarken im 1/3 Blenden Abstand. Bei besonders schwierigen Beleuchtungsverhältnissen, z. B. bei Gegenlichtaufnahmen und, wenn keine Erfahrungen über eine erforderliche Belichtungskorrektur vorhanden sind, empfiehlt sich eine Nahbelichtungsmessung, wobei wegen des fehlenden Speichers auf manuellen Meßbetrieb umgeschaltet wird. Vollständigkeitshalber soll noch erwähnt werden, daß bei der automatischen Belichtungssteuerung Fremdlicht, das durch das Okular (z. B. bei Stativaufnahmen) in die Kamera eindringt, bei der Belichtung durch den hochgeklappten Spiegel blockiert wird und zu keiner Verfälschung der Belichtungszeit führen kann.
Die Genauigkeit und Reproduzierbarkeit der "Auto-dynamischen Meßwertsteuerung" (solange nur das Phantombild von den beiden Siliziumzellen gesehen wird) ist gut, eindeutig und von Filmeigenschaften unbeeinflußt.
Bei langen Verschlußzeiten, bei denen die Siliziumzellen die vom Film reflektierte Lichtintensität sehen, konnte bei verschiedenen Filmen ein geringer Einfluß auf die von der Kamera gefundenen Belichtungszeiten beobachtet werden. Der meßtechnisch erfaßbare Einfluß ist für die automatische Belichtungssteuerung praktisch unbedeutend.
Die Messung der Reflexionswerte (Remissionswerte) der verschiedenen im Handel befindlichen SW-, Farbnegativ- und Diafilme konnte wegen der Vielzahl der Messungen aus Zeitgründen nicht abgeschlossen werden.
Batterie
Für den Betrieb der OM-2 sind zwei Silberoxyd-Batterien Typ 76 erforderlich.
Ohne Batterien konnte bei der für den Test zur Verfügung stehenden OM-2 eine mechanische Verschlußzeit von ca. 1/180 sek. gemessen werden.
Mit dem Betriebsarten-Wählschalter "Manual"-"Auto" erfolgt in der Position "Check" die Batteriekontrolle. Sind die Batterien gut, so brennt eine LED-Diode links neben dem Okular mit Dauerlicht. Bei schwachen Batterien blinkt das Batteriekontrollämpchen. Bei blinken der Batteriekontrolle können noch etliche Filme belichtet werden, es ist aber mit einem Belichtungsmeßfehler in der Größenordnung von 1/2 Blende zu rechnen.
Motor
Die OM-2 ist wie die OM-1 MD für Motorbetrieb ausgerüstet. Die Kamera OM-2 mit Motor und Pistolengriff (mit Batteriemagazin)ist eine der Betriebsmöglichkeiten und sicher auch in Kombination mit Teleobjektiven ideal. Der Pistolengriff mit dem Batteriemagazin ist mit einem Griff vom Motor zu trennen. Dadurch ergibt sich die zweite Möglichkeit für den Betrieb der OM-2 mit Motor. Die OM-2 mit angesetztem Motor ist die kleinste und leichteste Motorkamera und dabei ausgezeichnet in der Hand zu halten und zu bedienen. Die Verbindung zu den Batterien stellt ein als Zubehör lieferbares Kabel her. An dieses Kabel können Sie auch eine externe Spannungsversorgung oder eine Fernsteuerung für die Motorkamera anschließen. Die gemessenen Kamerareaktionszeiten, d.h. die Zeit vom Auslösen der "Remote"-Control, die den Verschluß startet, bis der X-Kontakt den voll geöffneten Verschluß anzeigt, beträgt:
Bei horizontaler Kamera (=Querformat) 89,8 ms (1 ms=1/1000 sek.); bei vertikaler Kamera (= Hochformat, Auslöser oben) 80,2 ms; bei vertikaler Kamera (Hochformat, Auslöser unten) 89,3 ms.
Der überzeugende Motor, der bis zu 5 Bilder pro Sekunde schafft und die Betriebsmöglichkeit Einzelbild (Single) und Serie (Sequenz) gestattet und dabei erst den Filmtransport, auch bei langen Belichtungszeiten nach Beendigung der Belichtung weiterschaltet, hat natürlich seinen Preis.
Olympus wird zur Ergänzung des Zubehörprogramms im Herbst einen preisgünstigen Motor ohne Sequenzschalter herausbringen.
Resümee
Objektivbajonett:
Positiv:
Objektiv kann über einen relativ großen Winkelbereich in das Bajonett eingesetzt werden.
Objektiventriegelungstaste und Tiefenschärfenkontrolltaste erleichtern das Einsetzen des Objektivs im Dunkeln.
Negativ: -
Verschluß:
Positiv:
Gute Zeitgenauigkeit der wichtigsten Verschlußzeiten.
Negativ: -
Mittlerer Verschlußablauf, Verschlußoffenzeit bei 1/60 sek. für Amateurblitzgeräte ausreichend.
Verschlußauslösung:
Positiv: Weich mit deutlichem Druckpunkt.
Negativ:
Keine Verschlußarretierung.
Sucher:
Positiv:
Helles, überdurchschnittlich großes Sucherbild. Anzeige der Belichtungszeit.
Negativ:
Minimale Vignettierung für Brillenträger.
Keine Anzeige der Blende bzw. der am Verschluß gewählten Verschlußzeit bei manuellem Meßbetrieb.
Belichtungsmessung mit Automatik:
Positiv:
Neuartige "Auto-dynamische Meßwertsteuerung" ermöglicht und vereinfacht einige Aufnahmetechniken bei Automatikbetrieb. Problemlose Belichtungsmessung.
Negativ:
Einstellkonstante bei manueller Belichtungsmessung und geringer Lichtintensität.
Belichtungsmeßwert kann nicht gespeichert werden (kein Memorybetrieb).
Motor:
Positiv:
Sehr kleiner und leichter, durchzugskräftiger Motor.
Kombination Kameramotor sehr gut in der Hand zu halten.
Negativ: -
Gesamteindruck:
Design und Fertigung sind gut, ansprechend und präzise.
Schlußbemerkung:
Die OM-2 ist die gelungene Erweiterung des Olympus-Kamerasystems. Die OM-2 ist sicher ganz besonders für den Amateur interessant, der eine leichte und handlich-kleine Spiegelreflex-Systemkamera mit vielen, sehr guten Eigenschaften sucht. Ihr supermodernes Belichtungsmeßsystem, der Motor mit Sequenzschafter und das geringe Gewicht wird aber auch für Reporter und Profis von Interesse sein.
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