← Zurück

Artikel

2009

NÖRGELMANN ÜBER:EDIXA ELECTRONICA TL

Schon einmal habe ich, wegen der Lichtmessung mit der Arbeitsblende, eine sonst höher zu bewertende Kamera abgewertet. Ich weiß nicht, ob ich immer gerecht teste, aber die deutsche Justiz ist es ja auch nicht und kommt doch ganz gut zurecht. Kann sein, ich bin es diesmal auch nicht, aber das hängt mit der Vorgeschichte zusammen.
„Herr Wirgin", sagte ich vor langer, langer Zeit in Wiesbaden, „Ihre EDIXA ist großartig. Wir Amateure nach dem Kriege sind froh, überhaupt eine Spiegelreflex kaufen zu können, das ist Ihr Verdienst, aber wenn ich meine Dias anschaue, dann ist immer der Himmel links in bayerischem Hellblau, rechts ist er neapolitanisch marineblau: - Ihr Schlitzverschluß läuft ungleichmäßig. ab, Sie müssen das unbedingt ändern!"
Herr Wirgin schaute mich damals verständnislos an und sprach die klassischen Worte: „Warum ändern? Die Leut' kaufense doch!"
Herr Wirgin geht heute als Privatmann durch Wiesbadens Straßen, und die neue EDIXA GmbH., na also, ich nehme es auf meinen Eid: Schlitzverschlüsse können die jetzt bauen!
Und noch einiges mehr, aber da ist nun wieder diese elende Belichtungs-Meßmethode mit der Arbeitsblende! Sie wird davon nicht besser, daß einige Hersteller es behaupten. Es liegt an einem winzigen Stiftchen, welches man bei Schraubgewinden nicht genau .... usw.
Kurz und gut: Sie müssen, um die Belichtungszeit oder die Blende zu messen, abblenden. Dann wird das Bild natürlich immer dunkler, und, verdammt nochmal, immer wenn ich fotografiere, steht just an dem Bildrand, wo ich das Meßzeigerwerk beobachten will, ein Mann im dunklen Anzug. Und so sehe ich nicht, wo die Nadel pendelt. Schwenke ich die Kamera, dann stimmt ja meine Messung nicht mehr.
(Ein Tip an die Hersteller: Vielleicht kommt mal jemand auf den Gedanken, das zu ändern, und das Licht, das man mißt, evtl. auch zu gesonderter Beleuchtung des Zeigermeßwerks im Sucher zu verwenden?)
Und weil wir gerade vom Licht und vom Beleuchten reden: Man kann mit der EDIXA auch von oben messen, dann sieht man den Zeiger in einem kleinen, beleuchteten Feld, was bei Dämmerung oder Nachtaufnahmen großartig funktioniert.
Nachtaufnahmen? Die Zeitenskala des elektronischen Verschlusses reicht von vollen 16 Sekunden bis zur 1/l000!
Und dabei summt oder schnurrt gar nichts: Die Elektronik regelt das völlig lautlos, man muß sich schon ab 1/2 Sekunde dran gewöhnen, weil man nichts mehr hört. Beim ersten Mal nahm ich die Kamera herunter, weil ich dachte, sie hätte die Arbeit eingestellt, und mittendrin machte sie das 2. Klick!

Auch beim Selbstauslöser funkt Licht nach vorne, deutlich sichtbar, aber völlig unhörbar. Das Sucherprisma ist fest eingebaut und gibt ein helles, klares Bild, auch mit Brille und ohne Augenmuschel! (Im Gegensatz zur Gebrauchsanweisung, wo man die Augenmuschel noch braucht, aber die EDIXA-Leute haben inzwischen schon wieder etwas verbessert.)
Eine eingebaute Klappe verschließt von hinten den Sucher, wenn man von oben messen will. Der Auslöser arbeitet weich, aber er ist mir um einen Millimeter zu kurz, ich muß meine Fingerkuppe abbiegen, und da ... erklärte mir ein Herr vom Werk, man könne die Fingerkuppe besser seitlich einfach draufschieben. Gut, so geht es, aber man muß sich dran gewöhnen, also nein, - sparen Sie bei der nächsten Serie diesen einzigen Millimeter bitte nicht!
Wunderschön die Scharfstellung mit schrägem Schnittbild plus Mattscheibenring! Blitzsynchronisation: Birnchen, Elektronenblitz, dazu Mittelkontakt oder Kabel! Die Spannung der beiden Batterien kann getestet werden.
Durch das Standardgewinde der Praktica können unendlich viele Objektive verwendet werden, die Originale haben vollautomatische Springblende.
Gesamteindruck von Qualität und Handlichkeit: ausgezeichnet. Ich schreibe mit voller Absicht: „Bei technisch gleichem Angebot würde bei mir nur der Preis entscheiden", was meiner Note 3 entspricht, - aber ich kenne kein technisch gleiches Angebot.
Niemand, der mich kennt, kommt in die Versuchung, mich einen Nationalisten zu nennen, aber ein wenig Freude habe ich doch an den beiden Pionieren für ein neues „Made in Germany" - im Schwarzwald und hier in Wiesbaden! Und wie neue Besen bekanntlich gut kehren, müssen neue Werke Gutes bringen, ehe sie, wie die andern, auf ihren Lorbeeren einschlafen dürfen. (Lassen Sie sich mal den in Text und Aufmachung geradezu vorbildlichen Prospekt geben, der bekommt
meine Note 1!)

{ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}