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Artikel

2009

NÖRGELMANN ÜBER:KONICA AUTOREFLEX T

Genau in einem Jahr wird Konishiroku, Japans ältester Fotokonzern, hundert Jahre alt. Die „Cherry"-Box und die „Minimum Idea" aus der Zeit vor 1914, die „Lily" und die „Pearlette" aus den zwanziger Jahren sind heute gesuchte Sammlerstücke in Japan.

Kurz nach der Jahrhundertwende etablierte sich Konishiroku auch als Fotochemie-Gigant. Mit einem Angebot an Aufnahmematerialien, das von der „Sakura Dry Plate" des Jahres 1904 bis zum Sakura-Farbfilm reicht, der 1940 marktreif war.

1948 schließlich beginnt die Entwicklung der Konica-Kameras - mit einer imponierenden Modellfolge bis hin zur „Konica New Autoreflex T", dem derzeitigen Spitzenmodell.

Mit einem Vorgängermodell der Autoreflex war Konishiroku einige Jahre lang unter der Quelle-Marke „Revue" auf dem deutschen Markt vertreten. Im März 1971 schließlich übernahm das Camerawerk Carl Braun, Nürnberg, den Deutschland-Vertrieb der Konica-Erzeugnisse unter der Original-Fabrikmarke.

 „... liegt für mich die Vermutung nahe, daß es sich um die Konica handelt."
Solche Briefstellen und telefonische Anfragen (woher erinnern sich nur so viele Leute, daß ich unter Durchmesser 80 41/ 29 34 zu erreichen bin?) häuften sich bei mir in beängstigender Weise, und ich habe mich stets möglichst elegant um die Antwort herumgedrückt, denn schließlich betreibe ich kein Werbebüro, - für keine Firma! Aber recht hatten Sie alle mit Ihrer Vermutung: am Ende meines Tests in FM 10/71 meinte ich tatsächlich diese Kamera. Fangen wir ausnahmsweise einmal von hinten an, beim Filmeinlegen: eine Aussparung im Gehäuse erleichtert das Einlegen der Patrone wesentlich, es geht mit Schihandschuhen. Die Aufwickelspule hat, inzwischen nicht mehr neu, aber auch noch nicht Allgemeingut, viele Schlitze, das Einstecken des Films geht reibungslos und rasch.
Ich hatte die Konica u. a. auch acht Tage (und Nächte!) mit in einem Zirkus, brachte über 250 Aufnahmen mit nach Hause, und nicht eine war daneben. Absichtlich alle mit der „EE"-Stellung, also vollautomatisch! Und das ist einfach herrlich: scharfstellen, (Sucherbild hell, Scharfstellung deutlich!) und nach der vorgewählten Zeit abdrücken. Die Blende kommt unerhört rasch automatisch mit, der Zeiger ist aber im Sucher deutlich zu sehen. Man kann also notfalls mit der Zeit variieren. Und die ist ebenfalls deutlich eingespiegelt. Meßversuche und die Praxis haben es mir bewiesen, daß die Konica dabei noch einen veränderlichen Meßwinkel, je nach Objektiv, zuwege bringt, etwa Selektivmessung durch den Kreis für die Scharfeinstellung, beim Weitwinkel ein elliptisches Mittelfeld,
und bei den längeren Brennweiten etwa 3/4 des Sucherbildes. Außen in praller Sonne, innen im verdunkelten Zirkus beim Spot der Scheinwerfer, Tigergruppen in der Manege und Trapezkünstler, rasche Schnappschüsse an den Wohnwagen - immer nur scharfstellen und auf den Auslöser drücken. Wünschen sich nicht viele Amateure eine Verriegelung des Auslösers? Bei der Konica kann man das, und schaltet damit auch noch zu gleich das Elektrizitätswerk ab. Blitzsynchronisation 1/125 (!), die tatsächlich auch funktioniert, dazu natürlich die Abblendtaste zur Kontrolle der Schärfentiefe. Die Hexanon-Objektive, die ich qualitativ für sehr gut halte, sitzen in einem Bajonett, das sich beim Umfassen des Objektivs mit dem Zeigefinger entriegeln läßt. Das Bildzählwerk ist ohne Lupe deutlich abzulesen, die Auslösung selbst scheint mir überraschend weich und leise für eine Spiegelreflex. Warum eigentlich können die das, was anderen offenbar nicht gelingt? Die ganze Kamera ist leicht und handlich, ganz enorm handlich, die Handlichste der Handlichen, um im Waschmittelreklamejargon zu sprechen.
Natürlich können Sie die Automatik abstellen, dann haben Sie das, was andere noch als Spitze bezeichnen: wahlweise Offenblendemessung oder Arbeitsblende, und über einen Adapterring können sogar die M42-Objektive verwendet werden - dann natürlich mit Arbeitsblende. An Brennweiten hatte ich 21 mm, (randscharf und verzeichnungsfrei genug für normalen Bedarf!), 57 mm, 100 mm und 200 mm. Dazu noch ein 55-mm-Makroobjektiv. Das ganze hat mir ausgesprochen Freude gemacht.

Schade finde ich, daß auch dort die Konstrukteure wieder einmal, wie so oft, 5 Minuten vor 12 Uhr ihre Denktätigkeit eingestellt haben: fünf Minuten später hätten sie vielleicht auch noch den Sucherschuh gleich fest eingebaut und ihn darüber hinaus noch mit einem Mittelkontakt versehen.
Zwei von den „Richtigvermutern" schrieben ähnlich gute Fotoresultate, einer jedoch beklagte es, daß sich bei ihm während des Rückspulens die Patrone gegen die Rückwand klemmte, so daß der Film blockiert war. Ich konnte diesen Fehler bei insgesamt 22 Filmen nicht feststellen, aber vielleicht nimmt die Vertriebsfirma, Braun/Nürnberg, dazu Stellung. (Ihr Service wird übrigens gelobt, ich habe ihn nicht gebraucht.)
Vier eingeschworene Automatikgegner habe ich, anhand schwieriger Aufnahmen, davon überzeugt, daß sie noch langsamer denken als ihre Kameras, und urteilen, ohne die Sache zu kennen.
Um Aufklärung im Nachhinein zu verhindern: ich weiß, daß es auf dem Markt noch weitere Automatik-Spiegelreflexkameras gibt. Aber - ich fand sie nur in Katalogen, zum Testen bekam ich keine. (Ich möchte hier nochmals betonen, daß alle getesteten Kameras mir freiwillig auf Lob oder Verriß anvertraut werden!)
Übrigens Automatik grundsätzlich: es gibt für die Praxis nur eine, die was taugt. Nämlich die, wo man die Zeit einstellt und die Blende nachkommt. Andersherum macht Ihnen jedes dunkle Auto aus Ihrer 1/125 für eine verkehrsreiche Straße eine Dreißigstel, und alles ist unscharf. Mit der Konica ist mir das nie passiert, nicht einmal als mir ein Elefant durchs Bild ging und ich das erst merkte, als ich nur noch Grau sah: das Grau war hingegen scharf!
Sie können das Geräusch hinter mir nicht hören: es ist meine Frau, die murrt, weil mich meine Note 1 wiederum verpflichtet, eine Kamera zu kaufen. Die Konica aber kaufe ich nicht für meine Sammlung, sondern um mit ihr zu fotografieren. Besonders dann, wenn es darum geht, keine einzige Aufnahme zu verschießen.

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