← Zurück

Artikel

2009

photokina 72

Super-Systemkameras

Minolta XM und XM-Motor

Jetzt ist sie da, die „Super-Systemkamera" von Minolta, auf die insbesonders so viele Anhänger der weltweit erfolgreichen SR-T 101 gewartet haben. Und die Minolta XM (sowie das Schwestermodell Minolta XM-Motor) sind voll in das bereits bestehende Minolta-Spiegelreflexsystem integriert. Mit anderen Worten: Alle Zubehörteile, die über 30 Rokkor-Objektive, ja sogar die elektronischen Steuerungsgeräte für die SR-M-Motorkamera, passen ohne Einschränkungen auch an die neuen Modelle. Daß wir etwas länger auf die Minolta XM warten mußten, liegt an der außergewöhnlich sorgfältigen Entwicklung über viele Jahre hinweg. Beispielsweise hatte der Autor schon vor 2 Jahren ein funktionsfähiges Vormodell der Minolta XM in der Hand. Nach dieser langen Entwicklungs- und Erprobungszeit kann man einer ausgereiften Konstruktion sicher sein. Um ihr Ziel - leicht zu handhabende und gleichzeitig äußerst universelle Kameras - zu erreichen, setzten die Wissenschaftler und Techniker bei Minolta alle Möglichkeiten der modernen Technik und Physik ein: Optik, Mechanik und Elektronik. Und das hat man unter Einsatz dieser Mittel geschaffen

Die Minolta XM ...

... ist eine Kleinbild-Spiegelreflexkamera mit Bildformat 24X36 mm. Von den Vorgängermodellen wurde das nunmehr über fast 15 Jahre bewährte, weit geöffnete und stabile Minolta-Bajonett übernommen. Somit lassen sich alle vorhandenen und zukünftigen Minolta-Wechselobjektive gleichermaßen an älteren Minolta-Spiegelreflexkameras und an der Minolta XM verwenden. Überhaupt wurde auf vollkommene Austauschbarkeit des Zubehörs großer Wert gelegt. So ist z. B. auch der Zubehöranschluß an den Sucher-Okularen beibehalten worden. Hervorstechend an der neuen Minolta-Systemkamera ist die elektronische Verschlußsteuerung mit dem extrem großen Zeitenbereich von 16 bis 1/2000 s. Für die hochgenaue und verschleißsichere Zeitenbildung werden ausgesuchte Festwiderstände über einen Stufenschalter abgetastet (Potentiometer lassen zwar Zwischenstellungen zu, erwiesen sich aber bei den Minolta-Versuchen als zu ungenau und verschleißanfällig). Die Verschlußzeitensteuerung kann auch vollautomatisch durch den „Automatik-Suchereinsatz" erfolgen. Der Titanoxyd-Schlitzverschluß läuft in bewährter Weise horizontal ab, und zwar mit hoher Geschwindigkeit, so daß Elektronenblitzgeräte mit 1/100 s synchronisiert werden.. Die Auslösung hat wegen des geringen Drucks und Wegs den Touch, den man sonst nur Sucherkameras zuschreibt. Ähnliches läßt sich vom leichtgängigen Filmtransporthebel sagen, der mit nur 110xGRADx Aufzugswinkel (plus 20xGRADx Leerlauf in die Bereitschaftsstellung) auskommt. Interessant für experimentierfreudige Fotografen dürfte die Einrichtung für Mehrfachbelichtungen sein. Damit die Minolta XM allen nur denkbaren Anforderungen optimal angepaßt werden kann, sind die Einstellscheiben und Suchereinsätze auswechselbar. 9 verschiedene Einstellscheiben (eine davon nach einem völlig neuen Prinzip) werden zusammen mit der Kamera vorgestellt, weitere befinden sich in Vorbereitung. Vorerst werden 5 Suchereinsätze angeboten: Drei Prismensucher und zwei Spezialsucher. In die Prismensucher sind Blenden und Verschlußzeiten eingespiegelt! An die Okulare der Prismensucher paßt das bereits für die Minolta SR-T 101 verfügbare Zubehör, wie ein exklusiver Winkelsucher, eine Sucherlupe, Augenkorrekturlinsen und eine Augenmuschel. Der Standardprismensucher besitzt keinen Belichtungsmesser und ist sehr flach. In den Prismensucher mit Nachführsteuerung von Zeit und Blende ist eine Innenmessung nach dem CLC-Prinzip eingebaut. Das Nonplusultra an Elektronik und Automatik: Der Automatik-Prismensucher mit selbsttätiger Verschlußzeitensteuerung durch die CLC-Innenmessung! Die von der Automatik eingesteuerten Verschlußzeiten und selbstverständlich auch die vorgewählten Blenden werden im Sucher angezeigt. Eine Leuchtdiode signalisiert die Grenzen des Arbeitsbereichs. Und das schönste am Automatik-Prismensucher ist die Tatsache, daß man damit ebensogut manuell im Nachführprinzip arbeiten oder willkürlich irgendwelche Verschlußzeiten und Blenden einstellen kann - ohne vorher eine Umschaltung vornehmen zu müssen.
Interessant: Über 50 Transistorfunktionen - zusammengefaßt in wenigen integrierten Schaltungen mit winzigen Abmessungen - sorgen für die perfekte elektronische Steuerung in der Kamera und im Automatik-Prismensucher. Wäre es nicht zu abgedroschen und für vergleichsweise simple Elektroeinrichtungen mißbraucht worden, müßte man hier wirklich von einem Computer in der Kamera sprechen. Zum Vergleich: Die meisten Fernsehgeräte kommen mit erheblich weniger Transistorfunktionen aus. Bei alledem ist durch die Verwendung der schon erwähnten integrierten Schaltungen für allerhöchste Funktionssicherheit gesorgt. Sogar die Batterie-Kontrolle wird elektronisch mittels Transistor und Leuchtanzeige vorgenommen. Weiterhin ist noch ein Suchereinsatz mit starker Vergrößerung (überblickt das gesamte Bildfeld) und ein Lichtschachtsucher verfügbar.
Noch einige Stichworte zur Kamera-Ausstattung: Bildzählwerk mit automatischer 0-Rückstellung und Lupe - unabhängig auslösbares Vorlaufwerk - Rückspulkurbel - Zubehörschuh mit Blitzkontakt und Verriegelung - von der übrigen Kameramechanik völlig unabhängig arbeitende manuelle Spiegelschwenkung - Abblendtaste - Filmmerkscheibe usw. Dazu noch folgende Features: Die beiden Prismensucher mit Innenmessung funktionieren normalerweise nach dem modernen und praktischen Offenblendeprinzip, arbeiten jedoch ohne jede Umschaltung genausogut mit Gebrauchsblende. Um Fremdlichteinfluß absolut sicher auszuschalten, kann das Okular des Automatik-Prismensuchers lichtdicht verschlossen werden. Last not least: Wem ist es noch nicht passiert, daß er wegen abgeschalteter Batterie einen Schnappschuß verpaßte oder zumindest falsch belichtete? Mit der Minolta XM kann das nicht mehr vorkommen. Eine an der Kamerafront sehr handgerecht angebrachte Taste überbrückt den Batterieschalter und stellt volle Schnappschuß-Bereitschaft her. Selbstverständlich konnten wegen des beengten Raumes nur wenige Details über die neue Minolta XM aufgeführt werden (der komplette Datenblock würde allein 2 volle Druckseiten umfassen) und bei der Beschreibung des Systems müssen wir uns auf eine globale Übersicht beschränken.
Das Minolta-Spiegelreflexsystem beinhaltet über 150 Teile und Geräte. Darunter sind wiederum Zubehör-Einheiten, die selbst aus vielen Systemteilen bestehen. Bsp.: Sucher-Einsätze, Einstellscheiben, Minolta Auto-Flash-Blitzsystem, Kompaktblitzgerät, Sucher-Zubehör, Nah-Zubehör (mit VSB/MC-Automatic-Zwischenringen und M-Adapter für Photar-Objektive als Neuheiten), mikrofotografische Geräte und Zubehöre (als Neuheit die Leitz Mikro-Systemkamera), Kleinzubehöre aller Art und nicht zuletzt die Licht- und Farbmeßgeräte für die professionelle Fotografie.
Im Minolta-Spiegelreflexsystem sind zum Zeitpunkt der photokina 31 Objektive zu finden (Neuheiten in Klammern): Es handelt sich um die Rokkore 2,8/16 mm; 2,8/21 mm; (2,8/24 mm); 2,5/28 mm; 3,5/ 28 mm; 1,8/35 mm; 2,8/35 mm; 1,2/58 mm; 1,4/58 mm; 1,7/55 mm; (1,4/50 mm); (1,7/ 50 mm); 1,7/85 mm; 2,5/100 mm; 2,8/135 mm; 3,5/135 mm; 3,5/200 mm; 4,5/200 mm; 4,5/300 mm; (5,6/300 mm); die Spiegelobjektive 8/800 mm und (11/1600 mm); die Makro-Objektive 3,5/50 mm und (3,5/ 100 mm); der Objektivkopf 4/100 mm; die neuen Zoom-Rokkore 5,6/100...200 mm; 4,5/80...200 mm und 8/100...500 mm. Weiterhin die Leitz-Objektive Telyt-S 6,3/ 800 mm sowie die Photare 1,9/12,5 mm und 2,5/25 mm (für Lupenfotografie).

Die Minolta XM-Motor

... ist wieder - wie die für ihre sichere Funktion bekannte Minolta SR-M - mit einem fest angebauten und voll in die Kameratechnik integrierten Motorantrieb ausgerüstet. Die Minolta XM-Motor verfügt über alle Ausstattungsmerkmale der Minolta XM, nur ist sie etwas höher und schwerer. Der Handgriff enthält den Batteriesatz und kommt ohne Kabelverbindung aus. Am Bildfrequenzschalter können 1; 1,5 und 2 Bilder/s sowie die Höchstgeschwindigkeit „H" (je nach Gegebenheit bis über 4 Bilder/s) und die Einzelauslösung „S" eingestellt werden. Exklusiv ist die motorische Rückspulung eines 36er-Films in etwa 8,5 s. Völlig neuartig auch die automatische Abschaltung bei überhöhter Zugkraft (z. B. am Filmende). Für die Minolta XM-Motor gibt es zusätzlich über 20 spezielleZubehöre, wie z. B.: 10-m-Magazin (dazu Kassetten und Umspuler), Fernauslösekabel unterschiedlicher Längen, zwei verschiedene Funk-Fernsteuerungen (eine neue mit 4 Schaltkanälen zum Anschluß von max. 3 Kameras), Intervalometer PM (0,5...60s), elektronischer Programmgeber Intervalometer S (max. 10 Min.), Anschlußkabel für externe Spannungsversorgungen, wiederaufladbarer Akkusatz, elektronisches Batterie-Prüfgerät, Netzgerät, Langzeitentimer, sensorische Steuerungen und Programmsteuerungen aller Art (z. B. Lichtschranken, akustische Schalter, Fußschalter usw.).
Die neuen Minolta-Kameras verfügen über eine phantastische Ausstattung, größtmögliche Universalität - sind aber ohne jeden technischen Ballast. Durch geschickte konstruktive Lösungen bleiben diese Kameras bei jeder der beinahe unzähligen Kombinationsmöglichkeiten elegant, handlich und leicht zu bedienen. Beim Fotografieren mit den Minolta-XM-Kameras spürt man erstmals, daß sich extreme Vielseitigkeit und einfache, sichere Bedienung durchaus „unter einen Hut bringen lassen". Die Minolta XM soll - wie man hört - im Frühjahr 1973 ausgeliefert werden, die Minolta XM-Motor etwas später. Beide Kameras vervollständigen das bisherige Minolta-Spiegelreflexsystem und lösen keineswegs die jetzigen Kameras ab. In Zukunft bilden vier Minolta-Kameras die Kernstücke des Systems: Minolta XM, Minolta XM-Motor, Minolta SR-T 101 und Minolta SR-M.

{ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}