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Oldtimer

Die KB-Spiegelreflexkamera Gamma Duflex

Jenö Dulovits -ungarischer Pionier der Fototechnik:

Er war seiner Zeit weit voraus...

Die Weit ist voll von sogenannten Erfinderschicksalen - dies gilt auch für die Welt der Fotografie. Es gab Männer, deren Ploniergeist bahnbrechende Erfindungen schuf - Erfindungen, die ihrer Zeit um zwei und mehr Jahrzehnte voraus waren. Aber die Ungunst der Zeiten, beispielsweise während des Krieges, oder die Not der Nachkriegszeit verhinderten den Durchbruch dieser genialen Erfindungen.

Es gab den Erfinder und sein Werk, allein der ausführende Partner, die zukunftweisende Industrie fehlten. Und so gingen Ideen und Werke großartiger Genies im Wandel der Zeit verloren. Was blieb, ist die Erinnerung und auch diese verlor sich Im Laufe der Jahre.

Die Gamma Duflex, entstanden und vorgestellt im Oktober 1949, war eine KB-SLR mit Entfernungsmesser; das Bildformat betrug 24x32 mm auf normalem KB-Film; trotz des ungewöhnlichen Formates können wir von einer KB-SLR sprechen.
Der Sucher zeigte ein aufrecht stehendes, seitenrichtiges Bild, das natürlich in Augenhöhe betrachtet werden konnte. Im Augenblick der Verschlußauslösung schloß sich die Objektiv-Blende auf den vorgewählten Wert: Beides, der Prismensucher und die Springblende sind als sensationell zu bezeichnen. Das Tüpfelchen auf dem I aber war der Rückschwingspiegel, der so rasch funktionierte, daß keinerlei Probleme auftraten. Als Schlitzverschluß diente ein Metallfolienschlitzverschluß! Dieses Kameradetail können wir im nachhinein als Krönung der Gamma Duflex bezeichnen: Handelte es sich doch nicht um einen Metallrollo-Verschluß a la Contax, sondern um eine hauchdünne Metallfolie, die einer "papierdünnen, elastischen Stahlschleife" glich. Der einstellbare Zeitenbereich umfaßte 1 sek. bis 1/1000 sek. und B.
Die Zeiteinstellung konnte vor oder nach dem Spannen des Verschlusses erfolgen. Die Wechselobjektive mit Bajonettfassung waren ebenfalls ihrer Zeit weit voraus: Es gab nicht nur Zwischenringe für Nahaufnahmen, sondern ebenso war das Standardobjektiv bereits bis zu max. 50 cm im Nahbereich fokussierbar. Aus einem zeitgenössischen Bericht sei noch zitiert:
"Objektive mit Extrabrennweite und Extrablickwinkel sind noch in Vorbereitung. Der Apparat wird auch mit Sportsucher ausgerüstet, wo kontrastvoll gezeichnete Rahmen die Bildflächen der Objektive mit einer Brennweite von 35, 50 und 90 mm begrenzen.` Wir sehen: Letzteres Detail stand erst Jahre später mit den Leicas der M-Serie zur Verfügung.
Die Rückseite der Gamma Duflex war total abnehmbar, Filmwechsel und Reinigungsarbeiten einfach durchführbar. Die eingebaute Doppelbelichtungssperre war abschaltbar.
Halten wir uns einmal vor Augen, wie weit diese Kamera ihrer Zeit voraus war, so können wir nur bedauern, daß das Werk Jenö Dulovits' nicht weltweite Verbreitung fand.
Die Bedienung der Gamma Duflex war fast identisch mit einer unserer hochmodernen KB-Spiegelreflexkameras, Details seien daher hier außer Acht gelassen. .
Wesentlich interessanter dagegen ist der Inhalt von drei Patentabschriften des Landeserfindungsamtes Budapest, datiert vom 23. August 1943 (!!!). Alle drei Abschriften weisen folgende "Patentanspruchspunkte" nach: 
1. "Spiegelreflexkamera mit solchem Spiegel, der kann in eigener Ebene verschieben werden" (Zitat).
2. "Spiegelreflexkamera, die das durch Spiegel auf das mattierte Glas projizierte, sichtbare Bild, in der parallelen Richtung der optischen Achse des Objektives veranschaulicht . . . mit Umkehrprisma und/oder Spiegel" (Zitat).
3. "Photoapparat mit Vorhangverschluß, wobei typisch ist, daß der Vorhangverschluß aus den elastischen, einschichtigen Metallplatten gemacht ist!" (Zitat).
Sic transit gloria mundi - so vergeht der Ruhm der Weit, könnte man wohl sagen, wenn wir bedenken, zu weicher Zeit ein Ungar namens Jenö Dulovits (vergessene) Grundlagen allermodernster Kameratechnik schuf. Wir aber sollten diesen Mann und sein Werk wenigstens nicht vergessen.

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