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Erfahrungsbericht
Nikonos III
Zu Wasser - zu Lande - in der Luft
Ich weiß nicht, ob es Ihnen auch so geht, aber immer einmal wieder ärgere ich mich, daß mir vielversprechende Fotomotive einfach deswegen durch die Lappen gehen, weil ich mich mit meiner Ausrüstung nie in ihre Nähe wagen würde. Natürlich ist dabei meist das Wasser beteiligt, denn Wasser ist ja bekanntlich für eine normale Kamera so eine Art letzter Ölung... Dabei denke ich nicht einmal an Unterwasseraufnahmen, sondern an die mindestens ebenso vielen Motive am und rund ums Wasser - aktiv gesehen und fotografiert.
Was Wunder also, daß es mich reizte, den neuesten Tausendsassa von Nikon auszuprobieren: die Nikonos III. Neu ist dabei ein wenig relativ, denn als Calypso ist ihre Vorgängerin bereits zu Ruhm und Ehren gelangt. Trotzdem darf man die Nikonos III getrost als einen neuen Anfang betrachten. Sie ist eine völlige Neukonstruktion, die auf dem bewährten Konzept ihrer Vorgängerin aufbaut.
Doch ich glaube, jetzt ist es an der Zeit, daß ich Ihnen erst einmal verrate, was die Nikonos III jeder anderen Kamera voraus hat: sie nimmt Ihnen So gut wie nichts übel. Buddeln Sie sie im schönsten feinkörnigen Sand ein - macht nichts.
Lassen Sie sie mal kurz in den Morast fallen - nicht weiter schlimm. Oder halten Sie sie kurzerhand unter die Dusche die Nikonos freut sich, daß sie wieder sauber wird. So herrlich einfach geht das. Und wenn Ihnen all das keinen Spaß mehr macht, dann können Sie sogar noch damit fotografieren - mit Nikon-Qualität, versteht sich.
Klingt gar nicht schlecht für den Anfang, nicht wahr? Wenn ich Ihnen nun noch erkläre, daß Sie mit dem kleinen schwarzen Ding bis, zu 50 m tauchen können, ohne daß ihm die Puste ausgeht, und daß Sie sogar Objektive wechseln können, dann werden Sie möglicherweise meinen Respekt vor diesem Dickhäuter teilen. Seine Konstruktion ist ebenso sinnvoll wie im Prinzip - einfach. Ein sogenanntes Innengehäuse, das auch sämtliche hermetisch abgeschlossenen "Aufbauten" enthält, sitzt durch Dichtungsringe geschützt in einem abnehmbaren Außengehäuse. Letzteres ist aus einer Aluminiumlegierung gefertigt, deren mikroskopisch kleine Poren durch eine Kunststoffimprägnierung verschlossen wurden. Die endgültige Verbindung zwischen beiden Gehäusen schafft das mit einem Spezialbajonett versehene Wechselobjektiv. Sämtliche Durchführungen vom Verschlußzeitenknopf, Rückspulknopf usw. auf der Oberseite der Kamera sind so abgedichtet, daß sie im Betriebszustand einen absolut hermetischen Abschluß sicherstellen.
Das geht so weit, daß ein Öffnen der Kamera unmöglich wäre, sollten Sie auf 4000 m Höhe Film oder Objektiv wechseln und den gleichen Vorgang ohne zu "lüften" das nächste Mal erst wieder auf Meereshöhe versuchen.
Das Normalobjektiv der Nikonos III ist das Nikkor 1:2,5/35 mm. Ein Weitwinkel also? Ja und nein. Wie alle Nikonos-Objektive ist es nämlich voll wassertauglich - auch im Sinne von "unter" Wasser. Und dort wird es durch den unterschiedlichen Brechungsindex des Wassers zu einem Normalobjektiv. Im Medium Luft andererseits trägt es den Anforderungen an die aktive Fotografie voll Rechnung. Hier ist der gemäßigte Weitwinkeleffekt genau richtig.
Bei zahlreichen Gelegenheiten habe ich es genossen, einmal so gar nicht auf eine Kamera aufpassen zu müssen. Es hat mich einige Überwindung gekostet, mit Gewalt all das zu vergessen, was einem sonst in Fleisch und Blut übergegangen ist. Nehmen wir zum Beispiel das Fallschirmsegeln:
Vor mir war gerade eine Leica baden gegangen. Arme gute Kamera ... Wer bei der Landung nicht gewaltsam an den "Landeklappen" zog, erreichte nicht genügend Abtrift für eine Landung am Strand. Und viel schneller als erwartet vollzog sich die Wasserung. Mit einer Nikonos um den Bauch allerdings bot das wenig Schrecken. Es ist ungemein tröstlich zu wissen, daß die Kamera, die man um den Hals trägt, das Freischwimmer-Abzeichen besitzt ...
Mit der Landung allein war es freilich nicht getan. Hinaufkommen mußte man ja schließlich auch. Schnell tauchte das am Motorboot befestigte Schleppseil aus dem Wasser auf und lieferte dem Fahrtwind reichlich Material für einen lästigen Sprühregen, der sich auf der "Windschutzscheibe" des Objektivs niederschlug. Daß ich ihn mit dem nackten Finger abwischte, schien den Aufnahmen keinen Abbruch zu tun.
Das Objektiv hatte ich kopfstehend eingesetzt, so daß Entfernungs- und Blendenskalen bequem von oben ablesbar waren. Zwei große Gummikappen und Skalen von vorbildlicher Übersichtlichkeit gestatten die Einstellung selbst unter schwierigen Bedingungen. Ganz besonders praktisch auch die automatische Schärfentiefenanzeige nach Art der Compur-Verschlüsse. Apropos Verschluß: mit Zeiten von 1/30 sek. bis 1/500 sek. und B deckt der Schlitzverschluß der Nikonos genau den für diese Art der Fotografie wichtigen Bereich. Und ganz große Klasse der Schalthebel-Auslöser: nach der Aufnahme springt er 900 vor. Ein Druck zum Gehäuse transportiert den Film und spannt den Verschluß, Ein weiterer Druck führt zur Auslösung.
Meine eine freie Hand reicht bequem zur Bedienung der Kamera. Schade nur, daß Nikon dieser Kamera keinen eingebauten Belichtungsmesser spendiert hat. Man dachte wohl zu sehr an Unterwasseraufnahmen. So muß ich die Belichtung - nach einer Orientierungsmessung vor dem Start - schätzen. Doch es geht!
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