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Test & Technik Normtest
Leica R 7 und Leica R 6.2
Das Maß der Dinge
Präzise Feinmechanik und zuverlässige Funktion attestiert der renommierte deutsche Kamerahersteller seinen eigenen Produkten in der Werbung. Ob dieser hohe Anspruch durch die neuen Kameras des Hauses Leica auch tatsächlich eingelöst wird, haben wir im Normtest-Institut geprüft.
Die Leica R 7 hat im Normtest durch eine bislang unübetroffene Genauigkeit überzeugt. Die mechanische Leica R 6.2 arbeitet genauer und konstanter als die meisten elektronischen Kameras.
Das elektronische Topmodell aus Solms, die Leica R 7, wurde auf der photokina in einem angemessenen Rahmen der fotografierenden Öffentlichkeit vorgestellt. Ganz anders das mechanische Schwestermodell.
Leise, ja beinahe verschämt hat Leica im Frühsommer dieses Jahres die R 6.2 auf den Markt gebracht. Man war in Solms eben der Meinung, die neue Kamera sei "nur" eine "optimierte" R 6, was sich auch in der Narnensgebung äußerte. So kommt es auch, daß die eigentliche und wichtigste Modellerneuerung, der verbesserte Verschluß nämlich, erst im letzten Drittel der damaligen Pressemitteilung nüchtern vorgestellt wurde. Der neue Verschluß bietet neben der 1/2000 Sekunde auch bessere Ablaufeigenschaften. Außerdem besteht der zweite Vorhang aus Lamellen mit einer, im Vergleich zum R6-Verschluß, deutlich verringerten Masse. Dadurch konnten die ohnehin leisen Ablaufgeräusche der R 6 nochmals reduziert werden. Die R 6.2 wurde auch mit einer neuen Steuermechanik ausgestattet, die, so Leica, eine "perfekte Konstanz der Belichtungszeiten" bietet. Nun gilt es aber als Binsenweisheit, daß ein rein mechanisch gesteuerter Verschluß nicht die Genauigkeit eines elektronisch gesteuerten Verschlusses erreichen kann, so daß wir auf die Meßergebnisse gespannt waren. Und wir staunten nicht schlecht, als die Meßprotokolle der Leica R 6.2 tatsächlich eine nahezu perfekte Konstanz der Verschlußzeiten ohne nennenswerte Abweichungen vom Sollwert bescheinigten. Die größte Abweichung vom Sollwert wurde erwartungsgemäß bei der kürzesten Verschlußzeit (1/2000 Sekunde) gemessen, doch sie beträgt lediglich 0,00001 Sekunden (eine Hunderttausendstel Sekunde!). In Belichtungsstufen umgerechnet, würde das einer Fehlbelichtung von 0,06 EV entsprechen. Wenn man nun bedenkt, daß bekannte High-Tech-Kameras wie beispielsweise die Canon EOS 100 bei gleicher Verschlußzeit (l/2 Sekunde) Abweichungen von 0,17 EV aufweisen, wird das, feinmechanische Leistungspotential der Leica R 6.2 im vollen Umfang sichtbar (genauer war nur die Minolta Dynax 9xi mit 0,04 EV), zumal die Unterschiede zugunsten der mechanischen Leica auch bei anderen Verschlußzeiten bestehen bleiben.
Ebenso genau wie die Verschlußzeitensteuerung arbeitet auch die Belichtungsmessung nach dem Nachführprinzip. Für diese "Normtest-Disziplin" wurde die Leica R 6.2 mit dem Summicron-R 2/50 mm bestückt, wobei nicht nur der TTL-Belichtungsmesser, sondern auch die Verschluß- und Blendensteuerung in die Messung eingegangen sind. Der ruhige und ungemein exakte Verlauf der Kurve in der grafischen Darstellung zeigt die Glanzleistung der Leica R 6.2 auch in dieser Disziplin. Die Abweichung vom Idealwert 0 bleibt im gesamten Kurvenverlauf unter 1/6 EV, was in der Nachführmessung noch von keiner anderen Kamera im Normtest erreicht wurde. Die Meßergebnisse sind bei Integral- und bei Selektivmessung identisch.
Gilt die Leica R 6.2 als Produkt dezenter Modellpflege, so ist die Leica R 7 gewissermaßen als Neuentwicklung zu betrachten. Zum ersten Mal wird bei einer Leica die gesamte Kameraelektronik von einem Mikroprozessor gesteuert. Die digitale Steuerung von Verschlußablauf, Belichtungsmessung sowie Automatikfunktionen erhöht die Genauigkeit und Reproduzierbarkeit der einzelnen Vorgänge. Die Meßergebnisse bestätigen das im vollen Umfang. Die Verschlußzeiten werden mit einer unübertroffenen Genauigkeit und Konstanz gebildet. Die "größte" Abweichung wurde auch hier erwartungsgemäß bei der kürzesten Verschlußzeit (1/8000 Sekunde) gemessen: Sie beträgt 0,000002 Sekunden (zwei Millionstel Sekunden!), was in Belichtungsstufen umgerechnet 0,03 EV ausmacht. Das ist bei dieser Verschlußzeit die bislang geringste Abweichung aller getesteten Kameras, geringer noch als beim bisherigen "Spitzenreiter", der Minolta Dynax 9xi. Das ist umso höher zu bewerten, als die ultrakurzen Verschlußzeiten (in diesem Fall 1/12000 und 1/8000 Sekunde) die genauere Einhaltung der Zeiten zwischen 1/1000 und 1/4000 Sekunde bewirken.
Die Blendenautomatik der Leica R 7 weist einen nahezu idealen Kurvenverlauf ohne nennenswerte Abweichungen auf. Zwischen Blende 4 und Blende 11 verläuft die Kurve nahezu deckungsgleich mit der Null-Linie. Die Meßwerte für Integral- und Selektivmessung waren auch hier identisch. Minimal sind die Abweichungen auch in der Zeitautomatik mit Integralmessung. Sie bleiben unter 1/6 Lichtwert und sind somit für die Praxis unerheblich. Die Programmautomatik mit Integralmessung funktioniert ebenso genau. Der Kurvenverlauf ist geradlinig und bleibt im. gesamten Bereich deutlich unter 1/6 Lichtwert.
Fazit
Noch nie haben wir im Normtest eine Kamera geprüft, bei der die Abweichung sämtlicher Kurven im gesamten Bereich unter 1/6 Lichtwert bleibt. Genau dies aber ist sowohl bei der Leica R 6.2 als auch bei der Leica R7 der Fall. Das ist eine beeindruckende technische Leistung, an der gegenwärtig alle anderen Kameras zu messen sind. Die minimale Abweichung vom Idealwert hat in der Fotopraxis keine Bedeutung.
Aufgrund der tadellosen und harmonischen Leistung erhält sowohl die Leica R 7 als auch die Leica R 6.2 das COLOR FOTO-Prüfsiegel "Normtest Note 1
Normtest-Wertung
Leica R6.2
Belichtung (max. 70): 62
Handhabung (max. 10): 9
Grundausstattung (max. 15): 13,5
Stromversorgung (max. 5): 5
Gesamtwertung: 89,5
Leica R7
Belichtung (max. 70): 67
Handhabung (max. 10): 9
Grundausstattung (max. 15): 11,5
Stromversorgung (max. 5): 4
Gesamtwertung: 91,5
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