← Zurück

Artikel

Normtest

Leica R3

Die neue Leica in Schlagworten: Elektronisch gesteuerte Zeitbelichtungsautomatik; zwischen selektiver und integraler Belichtungsmeßmethode umschaltbar. Belichtungsmeßwertspeicher. Unübertroffen helles Sucherbild durch feinstmattierte Mikroprisma-Mattscheibe.

Was ist das Besondere an der Leica R3?

Das besondere Merkmal, das die Leica R 3 aus der Reihe der übrigen Spiegelreflexkameras mit Belichtungsautomatik heraushebt ist zweifellos, daß zwischen Selektiv- und Integralmessung umgeschaltet werden kann. Dieses Belichtungsmeßsystem arbeitet bei der integralen Meßmethode mit einem automatischen Kontrastausgleich und bietet die besten Voraussetzungen für optimal belichtete Aufnahmen, die mit einer automatischen Belichtungssteuerung derzeit erreicht werden können.
Darüber hinaus ist das Belichtungsmeßsystem der Leica R 3 auf das von "Könnern` bevorzugte Selektiv- bzw. Spotbelichtungsmeßsystem mit definierter Meßzone im scharfgestellten Entfernungsbereich umschaltbar.
Zusätzlich ist der bei der Spotbelichtungsmessung gemessene Belichtungswert durch leichten Druck auf den Auslöseknopf für ca. 30 Sekunden zu speichern. Dadurch können auch Belichtungswerte von Bildmotiven, die bei der späteren Bildkomposition nicht in der Bildmitte sind, gemessen werden und der dazu gehörige Belichtungswert wird bis zum Auslösen des Verschlusses gespeichert. D. h. mit dem in der Kamera gespeicherten Belichtungsmeßwert wird die Bildkomposition optimiert und dann der Verschluß ausgelöst. Die so durch Zwischenspeicherung gewonnenen Belichtungsmeßwerte gestatten eine optimale Bildgestaltung mit richtiger Belichtung, die sogar automatisch übernommen wird. Dieses "richtig" belichtet bedeutet auch, daß sich die Verschlußzeit stufenlos, also gleitend im Bereich von 1/1000 sek. bis 4 sek. einstellt.
Welche Verschlußzeit die Automatik ausgewählt hat, ist rechts im Sucher an der Belichtungszeitenskala und dem zugehörigen Zeiger zu erkennen, während die gewählte Objektivblende über dem Sucherbild zu sehen ist.
Selbstverständlich ist die Kamera auch auf manuellen Meßbetrieb, sowohl für integrale als auch Selektivbelichtungsmessung, umschaltbar.
Die eben erläuterten Zusammenhänge gelten nicht nur bei der Offenblendenmessung, bei der während der Scharfstellung des Sucherbildes die Springblende des Objektivs voll geöffnet ist, sondern auch bei der sogenannten Arbeitsblendenmessung, wie es bei einigen Sonderobjektiven ohne Springblende oder auch bei Nahaufnahmen mit einem Balgengerät vorkommen kann. Bei Nahaufnahmen, wenn die Kamera auf einem Stativ montiert ist könnte unter Umständen störendes Fremdlicht durch das Sucherokular auf die 2 zusätzlichen Belichtungsmeßzellen für die integrale Belichtungsmessung fallen und möglicherweise den Meßwert verfälschen, wenn man nicht durch den Sucher blickt und dabei evtl. einfallendes Fremdlicht blockiert. Damit irrtümliche Belichtungsmeßfehler bei der integralen Belichtungsmeßmethode bei Stativaufnahmen mit Sicherheit vermieden werden können, kann die Okulareinblicköffnung mit einem kleinen Hebel links neben dem Suchereinblick verschlossen werden. Bei der Anwendung der selektiven Meßmethode ist eine Beeinflussung des Belichtungsmeßwertes durch in das Einblicksokular eindringende Fremdlicht unmöglich!
So erfüllt das Belichtungsmeßsystem der Leica R 3 die Wünsche und Erwartungen des "Profis", der unter 24 Objektiven mit der berühmten "Leitz-Qualität" mit dem Brennweitenbereich von 16 mm bis 800 mm die Wahl hat, aber auch die Wünsche und Erfordernisse für den Fotoamateur, der sich bewußt nicht mit Technik, "Belichtungsmesserei" usw. belasten möchte, aber trotzdem zu richtig belichteten Aufnahmen, Dias und Bildern, z. B. von seiner Urlaubsreise, kommen möchte.
Es ist jedoch meine Überzeugung, daß auch Fotoanfänger mit der Leica R 3 nach kurzer Einarbeitungszeit die selektive Belichtungsmeßmethode systematisch und gezielt einsetzen wird. Da gerade die besonders interessanten Bildmotive mit starken Kontrasten in der Helligkeit der einzelnen Bildzonen eine gezielte Belichtungsmeßtechnik erfordern.
Eine weitere Besonderheit der Leica R 3 ist die außergewöhnlich helle Sucherrnattscheibe. Die Außenzone, außerhalb des Schnittbildindikators und des Mikroprismas zum Scharfstellen, wird durch ein feinstmattiertes Mikroprismensystem bewirkt. Der Helligkeitsunterschied zwischen dem Mikroprisma in der Mitte und dem Mikroprisma im Außenfeld ist nur sehr gering. Der Helligkeitsunterschied bei Mattscheiben, die in der Außenzone eine übliche Fresnellinse aufweisen, ist im allgemeinen deutlich größer.

Verschluß

Der Verschluß ist ein vertikal (von oben nach unten) ablaufender CLS-Metallamellen-Schlitzschluß, der auf eine Basisentwicklung des Hauses Leitz Wetzlar zurückgeht. Der exakte Ablauf erfolgt durch ein für Leitz patentiertes Steuerschiebesystem. Der Vorzug dieses Schlitzverschlusses ist eine relativ geringe Masse, die beschleunigt werden muß, andererseits werden die Verschlußlamellen "weich` beschleunigt und abgebremst. Dadurch wird ein besonders leiser und weicher Verschlußablauf gewährleistet.
Die Verschlußablaufzeit beträgt ca. 6 ms (Millisekunden) für 24 mm, d. h. die Verschlußlamellen bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von 4 m/sek. während des Verschlußablaufs.
Die Unregelmäßigkeit r des Verschlußablaufs des Schlitzverschlusses ist bei der gemessenen R 3 zwischen oberem und unterem Bildteil ganz hervorragend und hat den sehr günstigen Wert von 1,007.
Von der Bildmitte zu den Bildrändern ist die Ungleichmäßigkeit r mit ca. 1,14 etwas größer, aber immer noch bedeutend besser, als es die DIN 19016 mit einem zulässigen Wert von r=1,5 zuläßt.
Die symmetrische Ungleichmäßigkeit von 1,14 entspricht einem Belichtungsunterschied über das Bildfeld in der Größenordnung von 1/5 Blendenstufen, ist also völlig zu vernachlässigen.
Verschlußzeituntersuchungen, die bei -20xGRADxC durchgeführt wurden, ergaben eine Verschiebung der Verschlußzeit von 1/4 Blende, einem ebenfalls zu vernachlässigenden Wert. Die DIN 19016 schlägt für die Temperaturmessung eine Minustemperatur von nur -10xGRADxC vor. Eine Veränderung der Verschlußzeiten während des Tests war trotz mehrerer Temperaturschleifen nicht signifikant.
Für die Blitzsynchronisation steht eine zusätzliche mechanisch definierte Belichtungszeit von 1/90 sek. (Position X) zur Verfügung. Diese Verschlußzeit ist auch wirksam wenn die Kamera ohne Batterie betrieben werden sollte
Die Verschlußoffenzeit für die Blitzsynchronisierung ist beim X-Kontakt 5,04 ms entsprechend 1/198 sek. Bei einer 1/60 sek. ist die Verschlußoffenzeit bezogen auf den X-Synchronkontakt 9,5 ms entsprechend 1/105 sek. Für eine 1/30 sek. beträgt die Verschlußoffenzeit 24,2 ms entsprechend 1/41 sek. Die Verschlußoffenzeit in Position X ist auch für leistungsfähige "Semi-Profi"-Blitzanlagen ausreichend.

Verschlußauslösung

Der Verschlußauslöser verfügt über einen Druckpunkt nach etwa 1,2 mm Hub ' Bei diesem Druckpunkt wird auch der Belichtungsmeßwertspeicher eingeschaltet. Die Auslösung des Verschlusses erfolgt nach einem weiteren Hub von 0,5 mm.
Um Auslöseerschütterungen zu vermeiden, wird der Schwingspiegel nicht wie bei anderen Kamerakonstruktionen vielfach üblich schlagartig nach oben gegen ein Gummipolster geschleudert und dort abrupt abgebremst, sondern durch ein Kurbelschleifengetriebe langsam beschleunigt, wobei die Geschwindigkeit zunehmend größer wird, aber vor Erreichen des oberen Endpunktes an der Mattscheibe dynamisch durch das Kurbelschleifengetriebe abgebremst in die Endposition gebracht wird. Vor dem Endanschlag befindet sich nicht einmal ein Gummipolster!
Der Schwingspiegelablauf ist in der Phase vor der Belichtung praktisch erschütterungsfrei. Erst wenn der Schwingspiegel nach der vollendeten Aufnahme in die Ausgansposition federnd zurückspringt, ist ein geringer Spiegelschlag zu bemerken. Wegen der kinematisch überzeugend gelösten Schwingspiegelbewegung konnten es sich die Konstrukteure erlauben, die Dicke des Schwingspiegels auf 1,25mm auszulegen und federnd verspannungsfrei zu montieren. Es ist sonst oftmals üblich, dünne Spiegel (um Gewicht zu sparen) auf dünne Schwingspiegelträger zu verkleben, was aber zu Bildverzerrungen führen kann.

Das Belichtungsmeßsystem

Über die besonderen Gegebenheiten und Umschaltmöglichkeiten des Belichtungsmeßsystems wurde schon eingangs berichtet.
Bei Beleuchtungsverhältnissen die hellem Sonnenschein entsprechen wird etwas knapp belichtet. Während bei geringerer Lichtintensität, die Beleuchtungsintensitäten entsprechen, wie sie bei trübem Wetter auftreten, wird die Belichtungszeit etwas reichlicher bemessen. Dies entspricht der bekannten Regel, daß bei Sonnenschein Dias knapp belichtet werden müssen, wenn volle Farbsättigung der Dias gewünscht wird. Bei trübem Wetter ist eine reichliche Belichtung für Dias notwendig, um zu einer ausgewogeneren helleren Diawiedergabe zu kommen. Die Korrektureinflüsse sind in der Größenordnung einer 1/2 Blende.
Auf Farbnegativ- und Schwarzweißmaterial haben diese Korrekturen keinen Einfluß, weil ja hier beim Negativ-Positivprozeß, also dem Vergrößern, durch geeignete Belichtung des Positivs die gewünschte Bildwirkung erzielt werden kann. Die Korrektureinrichtung bis zu +2 und -2 LW (Lichtwerten) oder die gezielte Verstellung der Filmempfindlichkeit, die in 1/3 Blendenstufen gerastet ist, erlaubt jede gewünschte Beeinflussung des Belichtungsmeßsystems nach individuellen Gesichtspunkten.
Zu der Abbildung 7, die die Zonen gleicher Empfindlichkeit für Selektiv- und Integralmessung zeigt, ist folgendes anzumerken: Die Bestimmung der selektiven Meßzone ist eindeutig und von den Kontrastverhältnissen des Umfeldes weitgehend unabhängig. Es fällt besonders positiv auf, daß die Empfindlichkeit des Meßfeldes für die Selektiv- bzw. Spotmessung über das gesamte Meßfeld (Zone des Mikroprismas) nahezu gleichmäßig empfindlich ist. Der Abfall an den Rändern ist dagegen außerordentlich steil und gestattet dadurch ein sicheres "Ausmessen" von einzelnen Bildzonen.
Die Messung und Bestimmung der Empfindlichkeitsverteilung der integralen Meßzonen hängt von der, für das angenommene Fotomotiv angenommenen Helligkeit und Kontrastverteilung ab. Dies ist durch die Wirkungsweise der Kontrastkorrektur begründet. Für die dargestellten Meßkurven wurde keine extreme Verteilung von Kontrastunterschieden für das Fotomotiv angenommen, da man gerade bei der Leica R 3 davon ausgehen kann, daß der Fotograf extreme Kontrastunterschiede durch die selektive Belichtungsmessung erfassen wird. Viele Details an der Leica R 3, die zum Teil in den technischen Daten schon beschrieben wurden, sind erwähnenswert.
Aber mehr als viele Worte könnte Sie ein Besuch bei Ihrem Fotohändler, der Ihnen die Leica R 3 gerne unverbindlich vorführen würde, von den vielen positiven Eigenschaften der R 3 überzeugen. Sie würden das hervorragende Finish der mattverchromten Kameraoberfläche (üblicherweise sind die schwarzen Teile bei anderen Kameras nur schwarz lackiert) bemerken. Die hervorragend helle Sucherscheibe würde Sie genauso wie viele andere Details davon überzeugen, daß die neue Leica R 3 sowohl für den Profi aber auch für den Fotoanfänger eine begehrenswerte Kamera ist. Hierzu noch einige Einzelheiten:
Das Streben der Firma Leitz nach einem sehr hohen Qualitätsniveau äußert sich z. B. darin, daß laufend Untersuchungen an Kameras mit 50.000 Verschlußauslösungen durchgeführt werden. Dies bedingt, daß alle sich bewegenden Metallteile sorgfältig gefertigt und gehärtet sein müssen. Verschiedene Einzelteile werden aus Kostengründen bei einer Zweigfirma der Firma Leitz (Leitz Portugal) gefertigt, um Ihnen die Kamera preisgünstig anbieten zu können ' Die Montage der Kamera erfolgt im Leitz-Werk

Können die bisherigen Leitz-Objektive zur Leicaflex auch an der Leica R 3 verwendet werden? 

Ja! Es ist jedoch erforderlich, um alle Meßbetriebsarten wie zum Beispiel Arbeitsblendenmessung durchführen zu können, daß an Ihrem Objektiv von der Fa. Leitz eine kleine Rastnocke montiert wird.

{ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}