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Werbung & Wahrheit
Nicht nur für Landschaften:
Die universelle Panorama-Kamera Linhof Technorama 6x17 cm
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Panorama-Großbildkamera 6 x 17 cm mit dem Bedienungskomfort einer Kleinbildkamera. Für 4 Aufnahmen auf Rollfilm 120 oder 8 Aufnahmen auf Rollfilm 220. Aufnahmeformat 56 x 170 mm. Fest eingebautes Weitwinkelobjektiv Schneider Super-Angulon 5,6/90 mm in Compurverschluß B, 1 - 1/500 sek. Fokussierung mittels Schneckengang von 1,5 m bis unendlich.
Weitere Ausstattung: Gehäuseauslöser mit Doppelbelichtungssperre, Drahtauslöser-Anschluß, Sucherschuh und zwei Blitzschuhe mit Mittenkontakt, Filmzählwerk kombiniert für 120- oder 220-Film. Optischer Spezialsucher mit eingespiegelter Wasserwaage und Fassung für Augenkorrekturlinsen.
Maße: 265 x 170 x 150 mm (mit Sucher), Gewicht 2185 Gramm. Linhof Kamerawerke, Postfach 701 229, 8000 München 70. Preis ca. 4000 DM, Centerfilter ca. 550 DM.
Wahrheit
Kameras, die Breitbandaufnahmen ermöglichen, gab es schon vor mehr als 70 Jahren. Auch im Hause Linhof ist schon mehrmals damit experimentiert worden. Vor vielen Jahren stellte man bereits eine Spezialkassette her, die auf einem Blatt 13 x 18 cm Planfilm zwei Aufnahmen nebeneinander ermöglichte. Die Kontrolle und Einstellung über die Mattscheibe war allerdings mühsam und zeitraubend. Es fehlte auch nicht an Eigenbau-Rollfilm-Rückteilen in allen denkbaren Varianten. Grundsätzlicher Nachteil all dieser Basteleien war, daß nur vom Stativ aus fotografiert werden konnte.
Das visuell außergewöhnlich wirksame Breitband-Format in Verbindung mit einem ausgezeichneten Weitwinkel-Spezial-Objektiv und die Verwendung üblicher Rollfilme führten schließlich zur Konstruktion der Linhof Technorama.
Mit dieser Kamera ist es möglich, lebendige Freihandaufnahmen mit sehr guter Randschärfe und großer Schärfentiefe herzustellen.
Zur Konstruktion der Technorama: Ins Auge fällt zuerst das weit herausragende Objektiv.
Das Super-Angulon 5,6/90 mm aus dem Hause Schneider-Kreuznach wird üblicherweise als Weitwinkelobjektiv in Großbildkameras 9 x 12 cm oder als Super-Weitwinkelobjektiv in Großbildkameras 13 x 18 cm verwendet. Das Objektiv wird unverändert eingebaut, die Schneckengang-Einstellung stammt von Linhof. Der Verschluß ist mechanisch nicht mit dem Kameragehäuse gekuppelt. Lediglich die Auslösung erfolgt über eine Art starren Drahtauslöser, ist aber theoretisch (und für Doppelbelichtungen!) vorne an der Optik direkt möglich. Der Verschlußaufzug muß ebenfalls separat direkt am Verschluß-Spannhebel erfolgen und ist nicht mit dem Filmtransport gekuppelt. Bei einer Kamera dieser Preisklasse eigentlich unzumutbar. Ähnlich ist es mit der Blitz-Synchronisierung bestellt: Vom Original-Verschlußkontakt am Objektiv wird mit einem sehr dürftigen Spiralkabelchen ein Nippel an der Gehäusevorderseite belegt, der dann intern die beiden Schuh-Mittenkontakte versorgt. Wer die Gebrauchsanleitung nicht gelesen hat, nimmt an, der Kontakt an der Gehäusevorderseite ist ein üblicher, "heißer" Synchro-Anschluß.
Das Gehäuse selbst macht einen sehr soliden, mit feinmechanischer Präzision hergestellten Eindruck. Es ist aus Leichtmetall-Druckguß gefertigt und sauber bearbeitet. Die Filmbahnen sind gefräst und poliert, die zweigeteilte Andruckplatte sicher aber als billige Lösung von einem anderen Linhof-Modell entlehnt. Konstruktion von Transport und Doppelbelichtungssperre waren in einer 50-Mark-Rollfilmkamera vor zwanzig Jahren auch nicht besser oder schlechter. Die Kamerarückwand ist abnehmbar, was das Filmeinlegen erleichtert: Kurzanleitung im Gehäusedeckel. Warum der Sucher ein Monstrum von 5 cm Höhe und 7 cm Breite sein muß - obwohl die eigentliche Sucheröffnung vorne nur ca. 13 x 35 mm beträgt, weiß wohl nur der Konstrukteur selbst. Zugegeben, die Einspiegelung der (im Hoch- und Querformat funktionierenden) Wasserwaage braucht etwas Platz. Der Sucher ist mit Brille überhaupt nicht zu übersehen. Es ist unbedingt eine Korrekturlinse als Brillenersatz in die vorbereitete Fassung zu montieren. Auch mit bloßem Auge kann man den Sucher nicht voll übersehen. Man muß das Auge etwas seitlich wandern lassen, um das sehr große Blickfeld voll zu erfassen. Die über dem Sucherbild eingespiegelte Wasserwaage ermöglicht ein präzises Ausrichten der Kamera in vertikaler Richtung, um die bei diesem starken Weitwinkelobjektiv sehr schnell auftretenden "stürzenden Linien" zu vermeiden. Auf der Kameraoberseite sind zwei Schuhe mit Mittenkontakt im Abstand von ca. 50 mm angebracht. Recht und schön und sicher dazu gedacht, zwei Blitzgeräte gleichzeitig zur besseren Ausleuchtung des superbreiten Formats einzusetzen. Selbst relativ kleine Amateurgeräte mit Schwenkreflektor (z. B. Metz 40 CT 1) sind ca. 40 mm breit. Eine Verschwenkung ist mit ausreichender Wirksamkeit nicht mehr möglich, es muß mindestens ein Geräte über eine Blitzschiene getrennt montiert werden.
Ein weiteres Wort zur Ausleuchtung: Das Super-Angulon 90 mm mit seinem sehr großen Bildwinkel zeigt natürlich einen konstruktionsbedingten Lichtabfall zum Bildrand hin. Vom Zentrum bis zur äußersten Ecke sind das umgerechnet ca. 2 Blendenstufen. Ausgleich ist besonders bei der Verwendung von Diapositiv-Filmen erforderlich: In die Filterfassung wird ein neutralgraues Center-Filter eingeschraubt. Er ist in der Mitte dunkel und wird zum Rand hin farblos. Der Lichtabfall wird somit kompensiert. Insgesamt bleibt die Technorama eine einzigartige Kamera für sehr viele Anwendungsgebiete; egal, ob als Handkamera oder vom Stativ.
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