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Artikel
Trends der Wissenschaft
Neues von Nikon:
Kameras, Änderungen, System
Das Nikon AI-System zeichnet sich durch zahlreiche Verbesserungen aus - unter Wahrung der Systemtreue!
Über die neue Nikon-Kamera-Generation mit AI-Bajonettfassung wird nachfolgend ausführlicher berichtet: Unlängst hatte ich diese Kameras auch zu einer eingehenden Betrachtung in der Hand. Für Nikon ist dieser Übergang auf die interne Blendenwerteingabe in die Belichtungsmessung ein bedeutender Schritt. Grundsätzlich ist aber nichts so Neues daran: Die Firma Nikon hat sich lediglich einen Stein vom Hals gebunden, den sie - zugegeben freiwillig - seit ca. 12 Jahren herumtrug. Denn diese Blendenmitnehmer-Kupplung ist heute ein ausgesprochener Anachronismus, den Nikon aus Systemtreue aufrecht erhielt.
Das kam so: Als die Mitnehmerkupplung erstmalig 1959 erschien, gab es noch keine Belichtungsmessung durch das Objektiv. Der erste Sucheraufsatz Photomic maß das Motiv mit einer externen Meßzelle direkt an. Eine Blendenkupplung erforderte hier die Eingabe des am Objektiv eingestellten bzw. vorgewählten Blendenwertes, da die Blende nur auf diese Weise überhaupt berücksichtigt werden konnte. Nikon erreichte das mit einem über die bekannte Mitnehmergabel gekoppelten Blendensimulator. Bei der Lichtmessung durch das Objektiv - bei Nikon ab 1965 - kommt es weniger auf die Eingabe des absoluten Blendenwertes an, sondern auf die Abblendungsstufen. Denn die Messung durch das Objektiv berücksichtigt ja automatisch die maximale Lichtdurchlässigkeit; wenn die Messung bei Offenblende erfolgt, muß z. B. bei einem Objektiv 1: 2 eine eingegebene Blende 8 um 4 Stutenintervalle verschoben sein, dagegen bei einem Objektiv 1: 4 nur um 2 Stufen. Da Nikon aber der ursprünglichen Blendenkupplung treu bleiben wollte, mußten hier einerseits die Abblendstufen und andererseits zusätzlich die größte Blende mit in Betracht gezogen werden. Das führte zur etwas umständlichen Hin- und Herdrehung beim Objektiveinsetzen.
Das Nikon AI-System
Während nun manche Kamerahersteller ihre Objektivkupplung umstellten (z. B. Leitz durch Einbau einer zusätzlichen Steuerkurve), konnten sich andere ohne die gleiche lange Systemtradition mit einer viel einfacheren Blendeneingabe über das ganze Problem hinwegsetzen. Mit dem AI-System tat das Nikon eben auf eine Weise, die die Systemtreue trotzdem noch vom ältesten (1959) bis zum neuesten Al-Objektiv wahrt. Es sind also alle neuen Objektive auch an den ältesten Kameras verwendbar und bei einem ziemlich einfachen entsprechenden Umbau auch die alten Objektive an den neuen Kameras.
Wie sieht nun die AI-Kupplung aus? Prinzipiell handelt es sich nur um einen am Fassungsrand hervorstehenden Kantensektor, der beim Objektiveinsetzen gegen einen Mitnehmerhebel anschlägt und diesen in die Anfangsstellung des Blendensimulators mitschiebt. Damit ist die Blendeneingabe für alle Objektive automatisch gekuppelt. So einfach ist das.
Drei weitere Neuerungen an den Al-Objektiven sind eine zusätzliche Blendenskala, die parallel mit der Hauptskala am hintersten Fassungsrand graviert ist, ein kleiner Vorsprung ebenfalls rückwärts an der Fassung und ein Schutzfinger am Rand der Hinterlinsenmontur. Dieser Schutzfinger schützt die Hinterlinse vor Beschädigung, wenn man das Objektiv mit der Linsenfläche nach unten auf den Tisch stellt. Der kleine Vorsprung ist ein Kupplungsstück für eine neue Ansatz-Blendenautomatik DS-12EE, die zur ähnlichen schon bekannten Blendenautomatik DS-1EE hinzukommt. Die zweite Blendenskala schließlich liegt beim Ansatz des Objektivs an die Nikon FM, F2AS sowie F2A unmittelbar unter einem kleinen Fenster im Prismenaufsatz, über den der eingestellte Blendenwert direkt in den Sucher eingespiegelt wird. Die Mitnehmergabel ist weiterhin an diesen Objektiven angebracht; sie ist zur besseren Beleuchtung dieser hinteren Blendenskala durchbrochen.
Die Anpassung bisheriger Nikon-Objektive
Der Umbau eines alten in ein neues Objektiv erfordert lediglich den Wechsel des Blendensteuerringes, der am Al-Objektiv eben die Kupplungskante und den Kupplungsvorsprung für die DS-Automatik sowie die zusätzliche Blendenskala trägt. Besitzer der neuen Kameras, die nicht schon eine ältere Nikon bzw. Nikkormat besitzen, können sich diese Gabel abmontieren lassen. Dieser Umbau ist für zahlreiche ältere Objektive möglich; Nikon hat eine ausführliche Liste der umbaufähigen Objektive veröffentlichen. In England ist dieser Umbau besonders billig und kostet praktisch nur eine Schutzgebühr von ca. DM 25,(der hintere Schutzfinger der neuen Objektive wird dabei allerdings nicht eingebaut). Wie bekanntgegeben, sind nicht umgebaute Objektive an den neuen Kameras mit Arbeitsblendenmessung verwendbar, wobei der Mitnehmerhebel ausgeklappt wird. Es gibt nicht nur Millionen von umbaufähigen Nikon-Objektiven, sondern auch fast noch mehr Optiken anderer Fertigung mit der Nikon-Mitnehmergabel. Nikon hat selbstverständlich nicht vor, derartige Fremdobjektive umzubauen. Harry Collins (Marketing Manager der britischen Vertretung) bestätigte mir aber, daß Fremdhersteller auch die neue AI-Fassung unter Lizenz ein- bzw. umbauen werden dürfen.
Der bisherige Dreh und Rückdreh der manuellen Blendeneingabe war zwar etwas umständlich, aber man gewöhnte sich dran. Beim Hantieren mit den neuen Kameras drehte ich gewohnheitsmäßig aber nun unnötig beim Einsetzen noch alle Objektive hin und her! Muß ich mir also abgewöhnen. Weniger gewöhnt habe ich mich auch nach Jahren an die linksgängige Nikon-Bajonettverriegelung. Nun, die muß ja aus Systemgründen bleiben. Aber alle anderen Kameras haben ein rechtsgängiges Bajonett (oder Schraubfassung), was für mit mehreren Kameras arbeitenden Fotografen doch ärgerlich ist. Und abgesehen von Nikon sind es nicht nur Kameraobjektive, die man nach rechts eindreht, sondern praktisch alle Haushaltsartikel vom Senfglasdeckel bis zu Glühlampen (bei uns in England ebenfalls mit Bajonettfassung). Und Filter schraubt man ja selbst in die Nikon nach rechts ein. Warum eigentlich? Nun, wenn man beim Objektivwechsel den hinteren Deckel in Eile aufsetzt, fällt er dann in der Kameratasche runter, weil man ihn eben gewohnheitsmäßig (wie Senfglasdeckel) verkehrt angedreht hat.
Die neuen Sucheraufsätze
Zu den neuen Nikon-Kameras ist noch hinzuzusetzen, daß bei den Modellen F2AS und F2A nur der Sucheraufsatz neu ist; das Kameragehäuse ist die gleiche Nikon F 2, die es schon seit 1971 gibt. Der Sucheraufsatz DP-11 der F2A entspricht (abgesehen von der Al-Kupplung) funktionsmäßig dem Sucheraufsatz DP-1 mit Cadmiumsulfidzelle, der Aufsatz DP-12 der F2AS entspricht dem auf der letzten photokina vorgestellten Aufsatz DP-3 mit Siliziumzelle und Leuchtdiodenanzeige. Besitzer der jetzigen Nikon F2 brauchen sich also nur den entsprechenden neuen DP-11 bzw. 12 dazukaufen. Allerdings werden diese Aufsätze getrennt nicht vor 1978 lieferbar sein - Nikon will eben auch komplette Kameras verkaufen. Die Nikkormat FT3 entspricht weitgehend der FT2 und die Nikon EL2 der Nikkormat ELW, allerdings mit Siliziumzelle. Nicht Nikkormat EL2, denn neuerdings sollen alle mit Motorantrieb verwendbaren Kameras Nikon heißen und nur jene ohne Motorisierungsmöglichkeit Nikkormat.
Die interessanteste Neuentwicklung der Nikon-AI-Reihe ist zweifellos die Nikon FM, über die in Deutschland noch nicht viel an technischen Daten bekannt ist. Sie ist die langerwartete "Kompakt"-Nikon mit Gehäuseabmessungen 60x89,5x142 mm. Nicht ganz so kompakt wie Olympus (Gehäuse 50x83x136 mm) und auch 90 Gramm schwerer. Um die paar Millimeter braucht man sich vielleicht nicht zu streiten; für manche ist ja Olympus etwas zu klein. Jedenfalls ist es nicht mehr eine verhältnismäßig klobige Nikon. Wenn nur nun auch die Objektive kleiner werden.
Die kompakte Nikon FM
Die Kamera hat die übliche mittenbetonte Messung, verwendet aber Gallium-Arsen-Fotodioden, die der Siliziumdiode noch überlegen sein sollen (erstmalig wurden diese neuen Dioden in der ebenfalls auf der letzten photokina vorgestellten Pentax ME und MX eingesetzt). Die Belichtungseinstellung ist halbautomatisch: Man wählt die Blende und/oder Belichtungszeit, bis eine mittlere Leuchtdiode am rechten Sucherrand aufleuchtet. Weitere Leuchtdioden signalisieren Über- und Unterbelichtung. Im Sucher erscheint auch die Belichtungszeit und - über das fest eingebaute Pentaprisma vom Objektiv her eingespiegelt - die Blende. Der Kupplungsbereich mit Filmempfindlichkeit 100 ASA und Objektiv 1: 1,4 erstreckt sich von Belichtungswert (EV) 1 bis 18, also Empfindlichkeitsbereich von 0,25 bis ca. 32.000 cd/M2 . Das Meßsystem wird von zwei Silberoxydbatterien zu je 1,5 V gespeist. Der Verschluß ist eine Copal-Neukonstruktion verkleinerter Bauhöhe (anscheinend besonders für Kompaktkameras entwickelt) mit senkrechtem Ablauf von unten nach oben (und nicht wie üblich von oben nach unten) mit 5 Ober- und 3 Unterlamellen (Verschlußzeiten 1 bis 1/1000sek., Elektronenblitzsynchronisation bis 1/125 sek.). Die FM ist für Motorantrieb eingerichtet und es gibt dazu einen neuen Motor MD-11, der sich elektrisch und mechanisch beim einfachen Ansetzen an die Kamera kuppelt. Bei Motorantrieb erfolgt die Auslösung elektrisch.
Der Motorantrieb MD-11 wird von 8 Kleinbatterien der Größe AA gespeist, macht bei kurzen Verschlußzeiten (kürzer als 1/125 sek.) Serienaufnahmen bis 3,5 Bilder/ sek., wobei die Folgezeit von der eingestellten Verschlußzeit gesteuert wird. Ein Batteriesatz soll für 100 Filme zu je 36 Aufnahmen ausreichen. Der Motor läßt sich auch mit verschiedenen anderen Fernbedienungsgeräten der anderen Nikon-Motorantriebe verwenden. Noch eins: Durch einen Sonderschalter läßt sich der Filmtransport für paßgenaue Mehrfachbelichtungen entkuppeln. Diese Möglichkeit ist auch beim Motorantrieb vorhanden.
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