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Foto-Historica

Die Ermanox: Ein Kamera-System!

Einige der ständigen Leser dieser Kolumne werden beim Lesen der Überschrift kaum die Bemerkung verkneifen können: 
"Schon wieder Ermanox!". Allerdings glaube ich, daß es eine Unterlassungssünde wäre, wenn ich in "Foto-Historica" nicht wenigstens einmal auf diese Kamera eingehen würde, die doch eine neue Epoche des Bildjournalismus begründete.
Gleichfalls soll noch einmal darauf hingewiesen werden, daß die Ermanox nicht nur ein Kameramodell war, sondern verschiedene Bautypen unter diesem Namen erhältlich waren. Es sind gewiß nicht nur die Bilder des heute oft zitierten Dr. Erich Salomon, die diese Kamera berühmt gemacht haben. Man muß in gleichem Atemzug auch Felix H. Man nennen, der manche seiner berühmten Bildreportagen mit der Ermanox ausführte.
Diese Ermanox war die erste einer neuen Reihe von Reporterkameras mit hochlichtstarken Objektiven. Im Grunde ist sie die Kombination verschiedener Bauteile der Ernemann-Werke, Dresden, mit einem neuen Objektiv. Dieses neue Ernostar ist eine Konstruktion Ludwig Berteles aus dem Jahre 1924. Den Schlitzverschluß baute Ernemann schon länger in die Miniatur-Klappkamera ein. Das erste Modell der Ermanox - sie trug zunächst den Namen Er-Nox war die Kombination dieser beiden Bauteile in einem starren Kamerakörper. Zunächst wurde das Ernostar mit der Lichtstärke 1:2,0/10 cm eingebaut. Die Entfernungseinstellung funktionierte durch Schneckengang. Die Kamera war eingerichtet für Platten 4,5x6 cm. Der Schlitzverschluß reichte von 1/20-1/1000 Sekunde.
Daß eine solche Kamera auch die Skala der Möglichkeiten für den Fotografen - insbesondere den Reportagefotografen - um ein völlig neues Gebiet erweitern würde, war sicherlich die Absicht ihrer Konstrukteure. Die inzwischen Geschichte gewordenen Aufnahmen von Salomon sind wohl überzeugende Beispiele dieser "available light photography" - des Fotografierens mit vorhandenem Licht.
Im Juni 1925 brachte die Ernemann AG. eine neue Version der Ermanox heraus, bei der die Objektivplatte herausziehbar und durch einen Balgen und Metallspreizen mit dem Kameragehäuse verbunden war. Die Lichtstärke des Ernostar war bei dieser Version auf 1:1,8 erhöht worden. Außer im Format4,5x6cm war diese Version auch für Platten 6,5x9 und 9x12 cm erhältlich, die Formate 10x15 und 13x18 cm konnten auf Bestellung gefertigt werden. Allerdings sind mir bisher noch keine größeren als 6,5x9 cm bekannt geworden.
Im Juni 1926 wurde erstmals eine Reflexversion der Ermanox vorgestellt. Sie war als einäugige Spiegelreflexkamera für das Format 4,5x6 cm ausgelegt. Bauteile des Gehäuses wurden gleichfalls bei der Ernoflex verwendet. Allerdings war diese eine kleine Klappreflex-Kamera, während die Ermanox Reflex ein starres Gehäuse hatte. Verschiedentlich wird auch für die Ermanox Reflex der Name Ernoflex benutzt. Sie hatte das Ernostar 1:1,8/105 mm in der gleichen Ausführung, wie es für Spreizenversion der Ermanox verwendet wurde.
Das Ernostar wurde aber nicht nur in die Ermanox-Kameras eingebaut. Es war auch als Kino-Objektiv in den Brennweiten 4,2 bis 10 cm für Kinokameras, z. B. der Ernemann Kinette, erhältlich.

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