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Praxistest

Fujica AZ-1 mit Mini-Zoom als Normaloptik

Welche Brennweite ein Standardobjektiv haben soll, darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Es ist deshalb erfreulich, daß Fuji nun erstmals eine Spiegelreflexkamera alternativ statt mit einem üblichen Normalobjektiv auch mit einem kompakten Varioobjektiv mit dem recht universellen Brennweitenbereich 43 bis 75 Millimeter anbietet. Ich konnte diese neue Fujica AZ-1 sowohl mit dem Fujinon 1,8/55 mm als auch mit dem Fujinon-Z 3,5 - 4,5/43-75 mm testen.

Ein kompaktes und leichtes Vario-Objektiv

M-42-Gewinde, Zeitautomatik und Meßwertspeicher: Äußerlich ist die Zugehörigkeit der AZ-1 zur FujicaFamilie sofort erkennbar. Das Gehäuse ist, wie auch das der anderen Fujicas recht klein. Die Abmessungen mit dem Normalobjektiv Fujinon 1,8/55 mm betragen nur 136x88x96 mm (BxHxT). Das Gewicht dagegen ist mit 585 Gramm für das Gehäuse und 205 Gramm für dieses Normalobjektiv ein wenig höher als bei vergleichbar großen Kameras anderer Hersteller.
Das alternativ angebotene Varioobjektiv Fujinon-Z 3,5-4,5/43-75 mm ist erstaunlich kompakt und leicht; die Abmessungen der Kamera betragen mit diesem Objektiv 136x88x112 mm, und das Objektiv wiegt 305 Gramm. Mit 890 Gramm für die Kamera mit dem Varioobjektiv ist die Fujica AZ-1 in dieser Ausstattung immer noch leichter als manche andere Spiegelreflexkamera mit einem 50-mm-Normalobjektiv von mittlerer Lichtstärke.
Die Kamera hat, wie alle anderen Fujicas auch, das internationale M-42-Gewinde, zu dem es eine Riesenauswahl an Objektiven von den verschiedensten Herstellern gibt. Ich will kein Hehl daraus machen, daß ich ganz klar dem Bajonett den Vorzug gebe. Doch weiß ich, daß es eben sehr viele Fotoamateure gibt, die bereits Gewindeobjektive besitzen und sie auch für eine neue Kamera nutzen möchten oder die das Gewinde aus anderen anwendungstechnischen Gründen favorisieren. Als Besonderheit haben die Fujicas am Gewinde eine Verriegelung, die ein versehentliches Lockern des Objektivs verhindert und außerdem sicherstellt, daß das Objektiv (wie eines mit Bajonett) immer exakt die selbe Lage zum Kameragehäuse einnimmt. Diese letztgenannte Eigenschaft ist für die präzise Blendenwert-Simulation bei Offenblendenmessung, wie sie auch die AZ-1 bietet, wichtig.
Die Fujica AZ-1 ist eine Kamera mit Zeitautomatik mit elektronisch gesteuertem Verschluß. Bei der von mir beim Praxistest verwendeten Kamera arbeitete die Automatik über den gesamten Meßbereich um ziemlich genau eine Stufe zu Jangsam". Für eine korrekte Belichtung mußte ich also beispielsweise an der Kamera statt einer Filmempfindlichkeit von 25 ASA (1 5 DIN) eine solche von 50 ASA (18 DIN) einstellen.
Für gewollte Unter- oder Überbelichtungen bzw. Korrekturen bei ungewöhnlichen Kontrasten (Gegenlicht, extrem helles oder extrem dunkles Motiv) kann die Automatik eine oder zwei volle Blendenstufen verstellt werden.

Der Verschluß wird auch mit Zwischenwerten gesteuert

In Automatikstellung wird die sich ergebende Belichtungszeit durch Leuchtdioden neben einer innerhalb des Sucherbildes liegenden Zeitenskala angegeben. Die Zeitenskala ist gut erkennbar, sofern das Motiv an dieser Stelle nicht zu dunkel ist. Eine bessere Lösung wäre es gewesen, wenn die Zeitenskala außerhalb des Sucherbildes von den LEDs durchleuchtet würden. Die Belichtungsautomatik steuert den Verschluß gegebenenfalls auch mit Zwischenwerten, während die LEDs immer nur die dem exakten Wert am nächsten kommende Zeit der genormten Zeitenreihe signalisiert.
Die Skala gibt die Zeiten 1/1000 sek. bis 1/30 sek. und am unteren Ende in roter Farbe eine Zeit zwischen 1/2 sek. und 1/15 sek. an. Da ich nicht selten auch mit 1/15 sek. oder 1/8 sek. ohne Stativ fotografiere, hätte ich mir eine genaue Anzeige auch dieser beiden Zeiten gewünscht. Bei Überschreitung des Meßbereichs blinkt die oberste oder die unterste LED, und der Verschluß arbeitet, wenn dennoch ausgelöst wird, mit 1/1000 sek. bzw. Mit 1/2 sek.
Für vorteilhaft halte ich den Meßwertspeicher, dessen Einschaltung jedoch anders gelöst werden sollte, um einen wichtigen Nachteil zu vermeiden: Bei leicht gedrücktem Auslöser erscheint die Zeitanzeige durch Aufleuchten einer LED, und dieser Zeitwert bleibt nun solange gespeichert, wie der Auslöser gedrückt gehalten wird. So ist eine Nahmessung oder eine Ersatzmessung an einem anderen Ausschnitt als dem, bei dem ausgelöst wird, möglich.

LED-Anzeige etwas umständlich zu handhaben

Wird jedoch eine zu lange oder zu kurze Zeit angezeigt, und soll deshalb die Blende verändert werden, muß der Auslöser losgelassen und neu gedrückt werden. Bei einem separaten Schalter für den Meßwertspeicher und einer jeder Helligkeitsschwankung folgenden Zeitanzeige bei leicht gedrücktem Auslöser gäbe es diese Umständlichkeit nicht. Zusätzlich zur Automatik werden an der AZ-1 die mechanisch gesteuerten Zeiten 1/1000 sek., 1/250 sek. und (zugleich als Elektronenblitz-Synchronisationszeit) 1/60 sek. sowie die Einstellung B geboten. So kann auch bei Batterieausfall bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen fotografiert werden. Leider haben die Konstrukteure aber offenbar nur an diesen einen Verwendungszweck der manuell einstellbaren Zeiten gedacht, denn bei Einstellung einer dieser Zeiten von Hand arbeitet der Belichtungsmesser nicht.

Anschluß für Spezial-Blitz und preiswerten Winder: Die weiteren Eigenschaften des Kameragehäuses sind schnell aufgezählt: Der Auslöser mit Drahtauslösergewinde ist arretierbar, wobei auch das Meßsystem abgeschaltet ist. Eine Abblendtaste ermöglicht die Arbeitsblendenmessung in Verbindung mit anderen Objektiven ohne Blendensimulation und eine Schärfentiefenkontrolle. Der Selbstauslöser hat eine Vorlaufzeit von 9 Sekunden.
Der Sucher ist - relativ zur Lichtstärke des verwendeten Objektivs - hell. Wenig erfreulich ist, daß ich mit dem Schnittbildindikator, dessen Schnittlinie horizontal verläuft, eine andere Entfernungseinstellung erhielt als mit dem Mikroprismenring. Die Einstellung mit bester Schärfe auf dem Film liegt näher an der mit dem Schnittbildindikator ermittelten, so daß man sich nur daran orientieren sollte, zumindest wenn ein lichtstarkes Objektiv bei weit offener Blende und deshalb geringer Schärfentiefe verwendet wird.
Ebenfalls nicht ganz einverstanden bin ich mit der Funktion des Entriegelungsknopfes für das Rückspulen des Films. Wenn nach der letzten Aufnahme der Schnellschalthebel noch ein Stück, jedoch nicht um den vollen Winkel von 142 Grad bewegt werden konnte, rastet der Entriegelungsknopf nicht ein und muß darum während des gesamten Rückspulens gedrückt bleiben.
Am Aufsteckschuh mit Mittenkontakt fällt auf, daß noch zwei weitere kleine Kontaktpunkte vorhanden sind. Sie werden von einem zur AZ-1 lieferbaren Spezialblitzgerät AZ Auto Flash verwendet, bei dessen Anschluß der Zeiteinstellknopf in Automatikposition verbleiben kann, weil sich dann die 1/60 sek. bei aufgeladenem Blitzgerät von selbst einstellt. Außerdem wird über diesen Kontakt die an der Kamera eingestellte Filmempfindlichkeit an das Computerblitzgerät weitergegeben,so daß unabhängig von der Filmempfindlichkeit immer mit der Programmblende 2,8 oder 5,6 gearbeitet wird. Das Spezialblitzgerät stand jedoch für meinen Test nicht zur Verfügung, so daß ich kein Urteil über praktische Vor- und Nachteile abgeben kann.

Optische Qualität des Mini-Zoom erstaunlich gut

An der Unterseite hat die Kamera den elektrischen und den mechanischen Anschluß für einen Winder, der einfach zu befestigen ist, ohne daß Teile der Kamera entfernt oder verändert werden müßten. Der Winder ist für Einzelbildauslösung eingerichtet. Ihn zu testen hatte ich ebenfalls keine Gelegenheit.

Das Mini-Zoom bietet eine gute Abbildungsqualität: Die optische Qualität des Fujinon-Z 3,5-4,5/43-75 mm ist für ein Varioobjektiv dieser Brennweitenklasse erstaunlich gut. Die Lichtstärke beträgt bei kürzester Brennweite 3,5 und verschiebt sich mit längerer Brennweite bis zum 4,5. Die Verminderung der Anfangsöffnung mit zunehmender Brennweite wurde in Kauf genommen, um das Objektiv klein halten zu können.

Schärfe und Kontrast erst ab Blende 8 zufriedenstellend

Das Sucherbild ist mit dem Zoom freilich nicht gerade als hell zu bezeichnen, doch der Schnittbildindikator arbeitet noch bei dieser Lichtstärke. Bei kürzesterBrennweiteneinstellung nimmt die bei offener Blende sonst zufriedenstellende bis gute Bildqualität zum Rand hin sehr stark ab, und der Lichtabfall ist nicht zu übersehen. Schärfe und Kontrast sind in den Ecken erst ab Blende 8 zufriedenstellend. Bei längeren Brennweiten ab etwa 50 mm ist die Bildfeldausleuchtung erheblich besser, und Schärfe und Kontrast sind kaum schlechter als bei einem guten Objektiv fester Brennweite. Die Neigung zu Reflexen ist stärker als bei einem Objektiv fester Brennweite, hält sich aber im großen und ganzen in einem vertretbaren Rahmen.
Auf der Brennweitenskala sind die Werte 43 mm, 50 mm, 60 mm und 75 mm angegeben, und für diese sind auch farbige Schärfentiefenmarkierungen vorhanden, Warum für die Schärfentiefenmarkierungen nicht durchlaufende Kurven verwendet wurden, ist mir ein Rätsel.
Die Filterfassung dreht sich beim Ändern der Entfernungseinstellung mit, so daß sich bei Verwendung von Prismenlinsen, Polarisationsfiltern und ähnlichen Vorsätzen einige Umstände ergeben. Zum Normalobjektiv 1,8/55 mm ist wenig zu sagen. Es ist recht kompakt und bietet eine für ein Objektiv dieser Brennweite und Lichtstärke durchschnittlich gute Abbildungsqualität.

Fazit

Die Fujica AZ-1 ist eine recht handliche und überwiegend für den "bequemen` Fotografen ausgelegte Kamera mit Zeitautomatik. Einige kleine Mängel können den sonst guten Eindruck nicht wesentlich beeinträchtigen, zumal wenn man den mit etwa 700 Mark mit Objektiv 1,8/55 mm bzw. etwa 930 Mark mit dem Zoom 3,5-4,5/43-75 mm recht günstigen Preis berücksichtigt.

Das kleine und leichte Varioobjektiv hat zwar eine nur geringe Lichtstärke, entschädigt dafür jedoch durch eine für ein derartiges Objektiv gute Bildqualität (außer bei Brennweiteneinstellung unter 50 mm und einer Blende ab 5,6).

Anmerkung der Redaktion

Bereits in der nächsten Ausgabe werden wir neue, eben erst am Markt eingeführte Spiegelreflex-Kameras im Rahmen unseres Praxis-Tests untersuchen und vorstellen: Es handelt sich um die Kleinbild-SLR-Kameras Yashica FR-I und FR-II. Beide verfügen über Motor/Winder-Anschluß, beide sind integrierter Teil des umfassenden Yashica-ZeissSLR-Systems mit Contax-YashicaBajonett. Die FR-I und FR-II ergänzen somit die Yashica-FR-Kamera zu einem nun drei SLR-Kameras umfassenden Modell-System. Die Yashica-FR-Reihe bietet dem Fotografen die Möglichkeiten, die seinen Neigungen entsprechen. Er kann zwischen manueller (FR), automatischer (FR-II) oder manueller und automatischer (FR-I) Meßmethode wählen. Außerdem sind die Winder kompatibel für jedes Modell verwendbar. Auf dem Objektiv-Sektor bringt Praxis-Test außerdem weitere Objektiv-Vergleichstests: Hierbei beschäftige wir uns mit der besonders aktuellen Kategorie der 135-mmBrennweite. Aufgrund des sehr großen Angebots werden wir sie in mehreren Folgen vorstellen.

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