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Test & Technik Praxisbericht
Jubiläum: 40 Jahre Leica M-Kameras
Fotografie pur
Leicas dienstälteste Kamera wirkt immer noch frisch wie eh und je, ihre Faszination ist auch im "Autofokus-Zeitalter" ungebrochen. Denn es gibt kein anderes Modell, das die Idee der ursprünglichen Kleinbildfotografie besser verkörpert, als die Leica M. Warum dem so ist, erfahren Sie im nachfolgenden Beitrag.
Die Leica M ist ein Fotografie-Werkzeug und als solches hat sie die Geschichte der Fotografie wie keine andere Kamera geprägt. Etwas pathetisch formuliert, könnte man sagen, daß schon die ersten Leica-Modelle die Fotografie "entfesselt" haben. Die Faszination und die Aktualität der Leica M-Kameras sind aber vor allem in ihrem Werkzeug-Charakter begründet. Daß die Umschreibung der Leica M-Kameras als Fotografie-Werkzeug keine Metapher ist, hat mehrere Gründe. Die Leica M-Kameras sind praxisgerechte, zu Ende gedachte Konstruktionen, die mit unerreichter feinmechanischer Präzision gefertigt werden. Bereits die ersten Leica M-Modelle waren Präzisionskameras, die vor vierzig Jahren das Maß der Dinge im Kamerabau verkörperten. Und heute, im Zeitalter computergesteuerter Kameras? Die Leica M6 verkörpert auch heute noch das Maß der Dinge im Kamerabau, wenn es um Präzisionsmechanik, Robustheit, Langlebigkeit und die Qualität der Fertigung geht. Denn während die anderen Kamerahersteller längst auf Großserienfertigung und Massenproduktion umgestiegen sind, pflegt man bei Leica die Kleinserienfertigung, die unter anderem mehrere manuelle Justiervorgänge impliziert. In der Qualitätskontrolle der Leica M6 gibt es keine Stichprobenkontrolle, wie andernorts üblich. Jede M-Kamera und jedes M-Objektiv wird nämlich einzeln geprüft, Leica spricht in diesem Zusammenhang von Qualitätssicherung.
Vorteile der Meßsucherkamera
Über die Leica-Faszination, das Leica-Phänomen, den Leica-Mythos, die Leica-Philosophie oder das Leica-Feeling wurde oft geschrieben, und auch an mehr oder weniger peinlichen Liebeserklärungen an die eine oder die andere Kamera, in schriftlicher Form und hoher Auflage verbreitet, hat es nicht gefehlt. Natürlich hat jede Leica, vor allem aber die Leica M6, eine besondere Ausstrahlung, die Gefühle und Emotionen wecken kann. Jenseits dieser subjektiven Faktoren befindet sich die technische Wirklichkeit der Leica M6, einer Kamera, die ein Höchstmaß an feinmechanischer und optischer Präzision verkörpert. Aber das wirklich Faszinierende an der Leica M6 ist gerade diese Kombination aus warmer Ausstrahlung und kühner, perfekter Technik. Um die Ausstrahlung wahrzunehmen, muß man die Kamera sehen, in die Hand nehmen, ans Auge führen, scharfstellen, auslösen. Die Technik und die Vorteile der Leica M6 lassen sich jedoch sachlich präsentieren:
Das Wichtigste bei einer Meßsucherkamera ist der Meßsucher. Und weil dem so ist, werden wir uns im nächsten Abschnitt ganz dem Meßsucher widmen.
Die Leica M6 ist eine rein mechanische Kamera, elektronisch ist lediglich die TTL-Belichtungsmessung. Der mechanische Ablauf sämtlicher "vitalen" Funktionen macht die Kamera unabhängig von der Stromversorgung. Das heißt nichts anderes, als daß die Leica M6 auch ohne Batterie voll funktionsfähig bleibt. Für die ausgefallene TTL-Belichtungsmessung gibt es dann so wertvolle Faustregeln, wie "Sonne lacht, Blende acht". Das ist nicht zum Lachen, denn erfahrene Fotografen können bei Batterie- oder Elektronikausfall auch ohne TTL-Belichtungsmessung, mit Hilfe von frankierenden Belichtungen, sogar Diafilme korrekt belichten. Der rein mechanische Funktionsablauf macht die Leica M6 zur idealen Kamera für Expeditionen sowohl in tropischen, als auch in polaren Regionen. Die "Batterieunabhängigkeit" kann sich aber auch im "normalen" Urlaub als Vorteil erweisen, und so manche Urlaubsfotos retten.
Als Meßsucherkamera benötigt die Leica M6 keinen Rückschwingspiegel - und wo kein Rückschwingspiegel, da auch kein Spiegelschlag. Der Rückschwingspiegel heißt zwar so, weil er nach der Belichtung in die Ausgangsposition automatisch zurückschwingt, doch nomen est omen: Er kann die Spiegelreflexkamera tatsächlich in "Schwingung" versetzen. Der Spiegelschlag vor der Belichtung ist, durch die bessere Dämpfung beim Hochklappen bedingt, wesentlich geringer als beim Rückschwingen. Die Erschütterung unmittelbar vor dem Auslösen reicht jedoch aus, um sogar Stativaufnahmen mit Verschlußzeiten zwischen 1/30 und 1/2 Sekunde durch Verwacklungsunschärfe zu ruinieren. Für Stativaufnahmen mit der Leica M6 gibt es keinen kritischen Verschlußzeitenbereich, und sogar bei Freihandaufnahmen kann man mit wesentlich längeren Verschlußzeiten als bei einer Spiegelreflexkamera verwacklungsfrei fotografieren. Je nach Brennweite kann der Unterschied bis zu drei oder vier Verschlußzeiten ausmachen. Um das an einem Beispiel zu zeigen: Damit man mit einer Spiegelreflexkamera freihändig bei Brennweite 50 Millimeter verwacklungssicher fotografieren kann, sollte man die 1/60 Sekunde als längste Verschlußzeit wählen. Durch das extrem sanfte, erschütterungsfreie Auslösen der Leica M6 kann man bei Brennweite 50 Millimeter, bei richtiger Kamerahaltung und Atemtechnik, sogar mit der 1/8 Sekunde scharfe Aufnahmen machen. Dadurch erschließen sich dem Leica-Fotografen völlig neue Möglichkeiten in der sogenannten "Available-Light-Fotografie", wie beispielsweise stimmungsvolle Reportagen bei den vorgefundenen Lichtverhältnissen oder anspruchsvolle Theaterfotografie, zumal einige hochkorrigierte, extrem lichtstarke M-Objektive, wie zum Beispiel Noctilux 1,0/50 mm, Summilux-M 1,4/35 mm, Summilux-M 1,4/50 mm oder Summilux-M 1,4/75 mm, hervorragend für Aufnahmen bei schwachem Licht geeignet sind.
Das erschütterungsfreie, extrem leise Auslösen ist aber nicht nur darauf zurückzuführen, daß kein Spiegelschlag erfolgt. Der Gummituch-Schlitzverschluß und das Fehlen der Springblenden-Automatik sind weitere Ursachen dafür. Beim Gummituch-Schlitzverschluß, der bereits in der ersten Leica M-Kamera (M3 von 1954) eingebaut war, muß nur eine relativ geringe Masse bewegt, das heißt beschleunigt und abgebremst werden, so daß durch den Verschlußablauf keine nennenswerte Erschütterung entsteht. Die beiden Rollos laufen unabhängig voneinander an jeweils einem eigenen Transportband horizontal ab (der Bildfensterlänge nach). Die verschiedenen Verschlußzeiten werden durch die Schlitzbreite zwischen den zwei Gummituch-Rollos gebildet, die folgendermaßen entsteht: Die zwei Rollos, die von jeweils einer Feder angetrieben werden, laufen unmittelbar hintereinander über das Bildfeld, wobei der zweite Verschlußvorhang (das zweite Rollo) mit einem Sperrhebel so lange festgehalten wird, daß die Schlitzbreite für die gewünschte Verschlußzeit gebildet werden kann. Durch diese Konstruktionsweise ist die Verzögerung zwischen dem Druck auf den Auslöser und der Belichtung des Films extrem kurz. Die Verzögerung ist etwa vier- bis fünfmal geringer als bei einer Spiegelreflexkamera, bei der vor der Belichtung der Spiegel hochgeklappt und die Blende auf den vorgewählten Wert geschlossen werden muß. Bei der Leica M6 und den Schwestermodellen ist nämlich immer die Arbeitsblende eingestellt, so daß die Blende nicht erst geschlossen werden muß. Leica M-Objektive kommen folglich ohne Springblendenautomatik und Blendensimulator aus. Auch der Prellschlag ist bei den Leica M-Kameras kein Thema (der Prellschlag ist das kurze Zurückschnellen der Blendenlamellen auf eine größere Öffnung, das durch das abrupte Stoppen der Lamellen am Anschlag für die vorgewählte Blende bei Spiegelreflexkameras mit Offenblendenmessung verursacht wird).
Wo kein Rückschwingspiegel eingebaut ist, wird auch kein Spiegelkasten benötigt. Dadurch kann die Leica M6 mit einem Auflagemaß (der Abstand zwischen der Auflagefläche des Kamerabajonetts und der Filmebene) von 27,8 Millimeter gebaut werden. Zum Vergleich:
Der Spiegelkasten der Leica R-Kameras erfordert ein Auflagemaß von 47 Millimeter. Das kurze Auflagemaß der Leica M-Modelle eröffnet mehr Möglichkeiten bei der Rechnung der Weitwinkelobjektive. Denn die Schnittweite (der Abstand zwischen dem hinteren Linsenscheitel und der Filmebene) verringert sich bei normalen Objektivkonstruktionen mit der Brennweite. Das geringe Auflagemaß ermöglicht eine kurze Schnittweite, so daß man Weitwinkelobjektive ohne Retrofokuskonstruktionen rechnen kann. Als Retrofokuskonstruktionen werden Weitwinkelobjektive mit vergrößerter Schnittweite bezeichnet (genauer: Objektive, bei denen die Schnittweite größer als die Brennweite ist). Retrofokusobjektive haben einen stark asymmetrischen Linsenaufbau, der normalerweise nur mit einem verhältnismäßig hohen konstruktiven und finanziellen Aufwand zu korrigieren ist. Von den begrenzten Möglichkeiten, das hintere Linsenglied noch tiefer in das Gehäuse hineinragen zu lassen abgesehen, ergibt sich theoretisch aus der Differenz zwischen dem Auflagemaß der Leica R- und Leica M-Kameras eine theoretische Brennweitendifferenz von 19,2 Millimeter zugunsten der M-Objektive (47 mm - 27,8 mm = 19,2 mm). Durch das Fehlen des Spiegelkastens bei der Leica M6 könnten das Elmarit-M 2,8/28 mm und eventuell auch das Elmarit-M 2,8/21 mm theoretisch als herkömmliche Objektive gebaut werden (Mindestschnittweite der M-Kameras: 17 mm). Die beiden Objektive würden aber so tief in das Kameragehäuse hineinragen, daß bei der Leica M6 der Strahlengang der TTL-Belichtungsmessung (das Reflexionsbüschel vom weißen Fleck auf dem Verschlußrollo zur Silizium-Fotodiode) beschnitten würden. Bei der Leica M5 würde man die CdS-Meßzelle nicht mehr in den Strahlengang des Objektivs einschwenken können. Daher wurden das Elmarit-M 2,8/28 mm und das Elmarit-M 2,8/21 mm als Retrofokusobjektive konstruiert.
Der Meßsucher als Wunderwerk der Technik
Der Meßsucher der Leica M-Kameras ist eine extrem aufwendige Konstruktion und besteht, wie der Name es anklingen läßt, aus zwei Hauptkomponenten, nämlich dem Leuchtrahmensucher und dem Großbasis-Entfernungsmesser. Am Suchereinblick befindet sich ein Teilerprisma. Beim Blick durch das Teilerprisma sieht man den Bildausschnitt sowie die eingeblendeten Sucherrahmen und das Meßfeld des Entfernungsmessers. Die Suchervergrößerung wird mit 0,72x angegeben, ein Wert, der, unabhängig vom jeweils verwendeten Objektiv, konstant bleibt. Das gesamte Sichtfeld der Suchers ist geringfügig größer als der Leuchtrahmen für die Brennweite 28 Millimeter. Bei der Leica M6 werden die Leuchtrahmen paarweise eingespiegelt, sobald ein Objektiv entsprechender Brennweite eingesetzt wird: Brennweiten 28 mm und 90 mm (Hebel zum Objektiv), Brennweiten 50 mm und 75 mm (Hebel in der Mitte).
Brennweiten 35 mm und 135 mm (Hebel nach außen). Der Hebel (Bildfeldwähler) kann auch unabhängig vom eingesetzten Objektiv per Hand verschoben werden, so daß der Bildausschnitt bei bestimmten Brennweiten auch ohne Objektivwechsel genau festgestellt werden kann. Für die Brennweite 21 Millimeter ist ein aufsteckbarer Sucher erhältlich. Die Leuchtrahmen werden durch zwei gegeneinander verschiebbare fingernagelgroße, hauchdünne Metallmasken (0,06 und 0,08 mm dünn) gebildet und über einen Achromaten (zwei verkittete Linsen) in das Teilerprisma eingespiegelt, wobei ein schräg angeordneter Spiegel das durch das geriffelte Beleuchtungsfenster einfallende Licht durch die Maskenschlitze zum Teilerprisma lenkt. Auf diese Weise ist es möglich, die Leuchtrahmen sozusagen "hell in hell" einzuspiegeln. Die Leuchtdioden des Belichtungsmessers sind auf einem kleinen Vorsprung neben der Metallmaske auf der Spiegelseite untergebracht und werden durch zwei dreieckige Öffnungen (in der spiegelseitigen Metallmaske) auf dieselbe Art und Weise wie die Rahmenschlitze in das Teilerprisma eingespiegelt (weil sie selbstleuchtend sind, benötigen sie aber kein Licht vom Beleuchtungsfenster). Die Metallmaskenaufhängung ist an die Laufrolle des Entfernungsmessers gekoppelt und wird zum Parallaxenausgleich diagonal verschoben. Die Sucherparallaxe ist bei einer Sucherkamera auf den Unterschied zwischen Betrachtungswinkel und Aufnahmewinkel zurückzuführen. Der jeweilige Leuchtrahmen "wandert" im Sucher mit kürzer werdender Entfernungseinstellung von links oben nach rechts unten.
Die Einspiegelung der Leuchtrahmen erfolgt dermaßen präzise, daß sie sogar einen genauen Anhaltspunkt für den Bildfeldschwund bietet. Der längere Objektivauszug im Nahbereich führt zu einem Bildfeldschwund gegenüber der Größe des Bildfeldes bei unendlich. Je länger die Brennweite und der Objektivauszug, desto größer der Bildfeldschwund. Die äußere Kante des jeweiligen Rahmens markiert das Bildfeld für die Aufnahmedistanz von 2 Meter, während die innere Kante das Bildfeld bei einer Aufnahmedistanz von 0,7 Meter begrenzt. Bei Einstellung auf unendlich wird, beispielsweise bei Brennweite 50 Millimeter, ein Bildfeld erfaßt, das etwa um drei Rahmenstärken größer ist als die äußere Kante des jeweiligen Rahmens (bei der Leica M6). Die Leuchtrahmen der Leica M6 sind also für die kürzesten Entfernungseinstellungen des jeweiligen Objektivs dimensioniert, was aber, unabhängig vom Bildfeldschwund, in etwa der Fläche eines gerahmten Diapositives entspricht.
Die schärfsten Objektive nutzen in der Praxis wenig, wenn sie ungenau fokussiert werden. Als Scharfeinstellung oder Fokussierung wird der Vorgang bezeichnet, bei dem die Bildebene mit der Filmebene zur Übereinstimmung gebracht wird. Die manuelle Fokussierung erfolgt nach Sicht, so daß ein helles Sucherbild die genaue Scharfeinstellung erleichtert. Bei einer Spiegelreflexkamera ist die Helligkeit des Sucherbildes hauptsächlich von der Lichtstärke des verwendeten Objektivs abhängig. Außerdem kann bei lichtschwächeren Objektiven oder bei schlechten Lichtverhältnissen der Mikroprismenring und der Schnittbildindikator der Staudardeinstellscheibe abdunkeln, was die Genauigkeit der Scharfeinstellung beeinträchtigt. Bei den Meßsucher-Leicas dagegen ist das Sucherbild und das Meßfeld des Entfernungsmessers unabhängig von der Lichtstärke des verwendeten Objektivs immer gleich hell, so daß man auch bei schwachem Licht nach der Mischbild- oder nach der Schnittbildmethode problemlos fokussieren kann. Noch wichtiger als diese Faktoren ist jedoch die effektive Meßbasis des Entfernungsmessers, die für jeden Kameratyp mathematisch errechnet werden kann. Für die effektive Meßbasis bei einer Spiegelreflexkamera gilt die Formel (Objektivbrennweite: Blende)x(Objektivbrennweite: Okularbrennweite). Die effektive Meßbasis bei Meßsucherkameras wird errechnet, indem man die Basis zwischen Sucherfenster und Entfernungsmesserfenster in Millimeter mit der Suchervergrößerung multipliziert.
Die genaueste Entfernungseinstellung
Für die Leica M6 ergibt sich folgende Rechnung: 69,25mm x 0,72 = 49,86 mm. Die effektive Meßbasis von rund 49,9 mm gilt für jedes Objektiv, das an die Leica M6 direkt angeschlossen werden kann, also für alle erhältlichen Brennweiten zwischen 21 Millimeter und 135 Millimeter. Lediglich das Elmarit-M 2,8/135 mm hat, durch die Vergrößerung der Sucherbrille bedingt, eine effektive Meßbasis von 74,8 Millimeter (69,25mm x 1,08 = 74,79 mm). Beispielsweise bei den Spiegelreflexkameras Leica R mit Einstellscheibe mit Schnittbildindikator beträgt die effektive Meßbasis bei Brennweite 21 Millimeter nur 1,63 Millimeter, bei Brennweite 28 Millimeter nur 2,78 Millimeter und bei Brennweite 50 Millimeter nur 9,82 Millimeter. Lediglich ab Brennweite 135 Millimeter ergibt sich bei der Spiegelreflexkamera eine größere effektive Meßbasis als bei der Leica M6. Bei Brennweiten zwischen 21 Millimeter und 135 Millimeter (Elmarit-M 2,8/135 mm mit Sucherbrille) ist also die effektive Meßbasis der Leica M6 und damit die Genauigkeit der Entfernungseinstellung größer als bei einer Spiegelreflexkamera. Die Überlegenheit der Leica M6 zeigt sich besonders deutlich bei kurzen und normalen Brennweiten. Damit die theoretisch berechnete Genauigkeit in der Praxis gewährleistet wird, müssen sämtliche Elemente des Meßsuchers und die Steuerelemente der Objektive mit äußerster Präzision gefertigt und justiert werden. In dieser Präzision kommt dann freilich auch die jahrzehntelange Erfahrung und das enorme Know-how von Leica voll zum Tragen. Der Meßsucher der Leica M6 besteht nämlich aus 104 Teilen, die in vielen Arbeitsgängen per Hand montiert und justiert werden müssen. Hier einige Beispiele:
Der Winkel der Spiegelfläche im Teilerprisma muß auf eine Bogenminute genau gefertigt und in das Metallgehäuse des Suchers entsprechend genau eingesetzt werden. Beispielsweise auf die Entfernung London Paris übertragen, ist die Genauigkeit so groß, daß eine imaginäre Gerade von London nach Paris gezogen, dort einen Menschen mit ausgebreiteten Armen "treffen" würde.
Die Achse der Übertragungsrolle zur Optik (Laufrolle, Gleitrolle des Entfernungsmessers) wird mit null Toleranz eingeschliffen. Das ist erforderlich, weil auf einem Stellweg von nur 4,437 Millimeter sämtliche Entfernungen zwischen 70 Zentimeter und unendlich eingestellt werden. Die Übertragungsrolle ist exzentrisch gelagert, so daß sie durch Verkippung genau justiert werden kann und vollkommen parallel zur Kurvenfläche des Objektivs (für den Entfernungsmesser) läuft.
Die Kurve für den Entfernungsmesser wird bei jedem einzelnen Objektiv auf einem speziellen Kurvenprüfgerät gemessen und gegebenenfalls von Hand durch Abtragen oder Aufdrücken der Kante korrigiert.
Das optische System des Meßsuchers besteht aus einem schwenk baren, winzigen Objektiv mit 4 Linsen in zwei Gruppen (für den Entfernungsmesser), einem Dachkantprisma, einem Achromaten, einer Negativlinse sowie einem Teilerprisma, bestehend aus einem herkömmlichem Prisma, einer Teilerfläche und einem Prisma mit angeschliffener Linse. Die optischen Bauteile werden, genauso wie die Suchermasken, in jeder Kamera manuell justiert.
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