← Zurück
Artikel
Service Vergleichstest
Stromverbrauch der aktuellen Autofokus-SLR-Kameras
Die Stunde der Wahrheit
Stromfresser oder Sparkünstler? Normtest hat für COLOR FOTO den Stromverbrauch von 19 SLR-Kameras gemessen und ist dabei zahlreichen Fragen nachgegangen: Wieviel Strom verbraucht der Blitz, der Autofokus und der Transportmotor? Wie hoch ist der Energiebedarf für einen durchschnittlichen Film? Welche Kamera geht mit dem teuren Saft sparsam um, und welche kostet richtig Geld? Alle Antworten auf den nächsten vier Seiten.
Mechanische Verschlüsse mit Federmotoren sind out - eingebaute Blitze, Autofokus und starke Transportmotore sind in. Doch wer in sein will, braucht Strom. Und den nicht zu knapp. Die Ausstattung moderner Kameras mit einer Vielzahl strombetriebener Helfer macht das Fotografieren zu einem energieverzehrenden Hobby. Seitdem die kostspieligen Lithiumblöcke die Mignon-Zellen verdrängt haben, vergeht manchem deshalb das Lachen, wenn nach 20 Filmen die Batterie leer ist. Der große COLOR FOTO-Stromverbrauchstest, durchgeführt mit Kameras von Canon, Minolta, Nikon, Pentax und Sigma, zeigt, warum die teuren Lithiumblöcke oft so schnell leer sind.
Das Testprogramm
Normtest prüft den Stromverbrauch jeder Kamera mit neun Meßprogrammen. Hierzu gehören sieben Funktionsmessungen wie Autofokus oder Auslösen sowie zwei Zyklen, die den Verbrauch von "Standardfilmen" simulieren (mit und ohne Blitz).
Die Funktionsmessungen
Belichtung: Normtest mißt die Belichtungsmessung im Zeitprogramm bei Mehrfeldmessung. Hierbei aktiviert Normtest zunächst die Belichtungsmessung und mißt dann den Stromverbrauch, bis sich die Kamera abschaltet. Die Raumhelligkeit beträgt Lichtwert 12 bezogen auf ISO 100/21xGRADx. o Autofokus: Das Objektiv fährt von der Unendlich-Position in die Position mit der kürzesten Entfernung und zurück (bei Brennweite 50 Millimeter). Während des Fokussiervorgangs ist die Belichtungsmessung aktiviert und geht in das Meßergebnis ein. Bei einigen Kameras bleibt die Belichtungsmessung auch nach dem Fokussieren noch kurz aktiviert.
Auslösen plus Filmtransport: Die Kamera wird bei abgeschaltetem Autofokus ausgelöst, der Filmtransport erfolgt mit normaler Geschwindigkeit, Zeit: 1/125 Sekunde, Blende: 1:5,6, Brennweite: 50 Millimeter. Selbstverständlich geht auch hier eine Belichtungsmessung in das Ergebnis mit ein.
Blitz plus Auslosen und Filmtransport: Normtest mißt den Blitz-Ladestrom bei voller Blitzleistung, um den maximalen Stromverbrauch zu ermitteln. Allerdings sind diese Werte nur bei Blitzen mit gleicher Leitzahl vergleichbar. Wiederum enthält der angegebene Meßwert einen kompletten Auslösevorgang mit geblitztem Bild.
Offener Verschluß: Stromverbrauchs-Messung bei vier Sekunden offenem Verschluß einschließlich Filmtransport. Film-Einlegen: Die Kamera transportiert den Film bis Bild 1. Lediglich die Canon EOS 500 spult den Film bis Bild 36 vor und transportiert dann während des Fotografierens rückwärts.
Film-Zurückspulen: Nach 36 Aufnahmen spult die Kamera den Film zurück in die Patrone.
Die Filmzyklen
36 Bilder ohne Blitz: Der Filmzyklus simuliert den Stromverbrauch eines durchschnittlichen Films mit 36 Aufnahmen vom Einlegen des Films über 36mal Auslösen plus Transportieren bis zum Zurückspulen des Films. Nach jedem Auslösen wartet Normtest zunächst 15 Sekunden. Dann läßt der Tester den Autofokus dreimal über die gesamte Einstellstrecke des Objektivs hin und zurück fahren (10 Sekunden) und wartet erneut 5 Sekunden. Zuletzt löst er den Verschluß bei abgeschaltetem Autofokus aus und wartet wieder 15 Sekunden bis zum nächsten Zyklus. Die eingestellten Werte betragen: Zeit: 1/125 Sekunde, Blende: 1:5,6, Lichtwert 12 (bezogen auf ISO 100/21xGRADx), Brennweite: 50 Millimeter, Zeitautomatik, Mehrfeldmessung, langsamste Transportgeschwindigkeit und One-Shot-Autofokus.
36 Bilder mit Blitz: Der Blitzzyklus entspricht weitgehend dem Normalzyklus bei zwei Veränderungen. Der Blitz ist nun mit voller Leistung zugeschaltet, und die Raumhelligkeit beträgt Lichtwert 6 (bezogen auf ISO 100/21xGRADx). Neben den konstruktiven Merkmalen beeinflussen natürlich auch die unterschiedlichen Leitzahlen den Stromverbrauch.
Die Ergebnisse
Das Diagramm vergleicht den Stromverbrauch aller 19 Kameras im Filmzyklus und im Blitzzyklus. Wenn man wissen will, wie lange die Batterie einer Kamera tatsächlich hält, muß man die akkumulierte Stromaufnahme messen. Man könnte sie mit der Regenmenge vergleichen, wie sie das Wetteramt ermittelt: Statt jede Minute zu protokollieren, wie stark es regnet, stellt man ein Gefäß auf und leert es nach 24 Stunden in einen Meßbecher. Ähnlich funktioniert auch das Stromverbrauchsmeßgerät: Der Strom entlädt einen Kondensator, dessen "Füllstand" (Ladung) mit einer Unmenge kleiner Stromhäppchen genau definierter Größe gleich gehalten wird. Wenn man dann die Häppchen zählt, kommt ein genaues Maß für den insgesamt geflossenen Strom heraus. Die Kapazitäten der Lithiumbatterien: Typ CR-P2 = 1300 mAh, Typ 2CR5 = 1500 mAh.
Erwartungsgemäß frißt der Blitz den meisten Strom. Einmal blitzen (volle Leistung) kostet im Schnitt genausoviel Energie wie elfmal auslösen oder siebenmal fokussieren. Der Blitz kann den Stromverbrauch der Kamera bei voller Leistung verfünffachen. Wenn man die Messungen genauer untersucht, stößt man auf recht sparsame Elektromotore und eine verschwenderische Belichtungsmessung. Dies hat Konsequenzen. Denn wer probehalber seinen Autofokus betätigt, verbraucht nicht nur Strom, weil der Autofokus arbeitet. Er verbraucht darüber hinaus Strom, weil sich die Belichtungsmessung zuschaltet und möglicherweise noch aktiviert bleibt, wenn der Autofokus schon wieder ruht. Wegen dieser unterschiedlich zugeschalteten Belichtungsmessung kann man aus den Einzelwerten der Kameras nur schwer einen durchschnittlichen Filmzyklus hochrechnen. Um dennoch vergleichbare Zyklen zu präsentieren, hat Normtest die beiden Filmprogramme durchgeführt. Diese Filmzyklen zeigen einen meist etwas geringeren Stromverbrauch als die Einzelmessungen.
Canon: Die Canon Kameras gehören nicht zu den Stromfressern, doch könnten die Zykluswerte etwas niedriger sein. Relativ viel Strom verbrauchen ihre Belichtungsmessungen und damit indirekt auch die Autofokussystem.
Yashica: Auch die Yashica 300 AF landet im Mittelfeld. Wiederum treibt die Belichtungsmessung die anderen Werte in die Höhe.
Minolta: Der Sieger des Stromtests heißt Minolta. Im Filmzyklus ohne Blitz landen die Kameras auf den Plätzen eins, zwei, vier, sechs und sieben. Wesentlichen Anteil an diesem guten Abschneiden haben die sehr geringen Ströme der Belichtungsmessung. Wer ohne Eye-Start fotografiert, kann einen niedrigen Verbrauch realisieren, da die Minoltas sich sehr schnell abschalten.
Nikon: Die Nikon F-801s schneidet ganz ordentlich ab, und auch die F-401x und die F90 präsentieren passable Werte. Jedoch die beiden ältesten Modelle F-601 und F4 verbrauchen zuviel Strom. Bei beiden Kameras bleibt zudem die Belichtungsmessung relativ lange aktiviert. Und so landet die Nikon F-601 auf dem letzten Platz. Allerdings setzt Nikon als einziger Kamerahersteller auf preisgünstige Alkali-Mangan-Zellen und verzichtet auf teure Lithiumblöcke (Ausnahme: F-601).
Pentax: Neben den Minoltas schnell den die Pentax Z-1 und die Pentax Z10 am besten ab (Platz 3 und 4). Lediglich die Pentax Z-20 trübt das positive Bild mit einem bloß durchschnittlichen Stromverbrauch.
Sigma: Die Sigma SA-300 verbraucht zu viel Strom. Mit 50,3 mAh im Filmzyklus landet sie neben der Nikon F-601 auf dem letzten Platz.
Fazit
Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Modellen sind sehr groß. Der Sparkünstler Minolta 700si verbraucht im Vergleich zum Schlußlicht Sigma SA-300 nur ein Drittel des teuren Safts (Filmzyklus). Wer Geld sparen will, bekommt bei Minolta und Pentax besonders sparsame Kameras oder bei Nikon Kameras mit den billigeren Alkali-Mangan-Batterien. Eindeutige Stromfresser sind die oft zu langen Aktivierungszeiten der Elektronik. Und dann liegt es irgendwo natürlich in den Fingern eines jeden selbst, wieviel Strom tatsächlich fließt. Wer mit dem Autofokus spielt oder viel blitzt, muß dafür zahlen.
{ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}