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Service Kaufberatung

Das Minolta-SLR-Programm

Angebot im Umbruch

Wenn es um SLR-Kameras für alle Anwenderschichten - vom Einsteiger über den kenntnisreichen Amateur bis zum Profi, vom Freund manuell zu fokussierender Apparate bis zum High-Tech-Freak - geht, sind nur noch wenige Anbieter im Rennen. Einer davon ist Minolta. Wir nehmen die Palette des aktuellen Angebots unter die Lupe.

Wer sich in den 60er Jahren für eine Minolta SR-T 101 oder SR-T 303 (oder eine der Varianten) entschied, hatte allen Grund, mit seiner Wahl zufrieden zu sein so zufrieden, daß es leicht war, dieser Marke treu zu bleiben. Der Wechsel von den SR-T-Modellen zur XE-1 und ihren Verwandten machte es auch leicht, die Treue zu halten, blieb es doch beim SR-Bajonett mit MC-Charakteristik. Doch dann kam der Schritt zur XD-7, der mit dem Wechsel vom MC- zum MD-Anschluß verbunden war. Obwohl sich die Dualautomatik der XD-7 sehr wohl auch mit MC-Objektiven nutzen ließ - was sich allerdings nicht so schnell herumsprach wie der Wechsel des Bajonetts -, nahmen viele Minolta-Fans diese Entwicklung übel, und als dann das SR-Bajonett für die Kameras der AF-Generation nicht weiterverwendet wurde, war die Empörung wieder groß. Nun - diese Aufregung war nicht unbedingt nötig. Noch heute, acht Jahre nach der Vorstellung der Minolta 7000, gibt es Spiegelreflexkameras von Minolta mit SR-Bajonett, an die Objektive mit MD- und MC-Anschluß angesetzt werden können, und dies neben AF-Kameras, an denen allen Neuentwicklungen zum Trotz AF-Objektive der ersten Generation klaglos ihren Dienst tun.

Für Einsteiger und Traditionalisten

Zwei Kameras mit dem Minolta-SR-Bajonett sind nach wie vor im Programm - die X-700, die 1983 auf den Markt kam, und die X-300s, die selbst seit 1990 angeboten wird, deren Vorgängerin X-300 aber schon 1984 vorgestellt worden war. Damals, in der ersten Hälfte der 80er Jahre, standen über 50 Objektive, Objektivköpfe und Konverter zur Wahl, während im aktuellen Minolta-Programm nur noch zehn Objektive und ein Objektivkopf mit MD-Anschluß aufgeführt sind.
Allerdings sind die Brennweiten der zehn noch erhältlichen Objektive so abgestimmt, daß ein Großteil aller Hobbyfotografen ein ganzes Leben lang damit zurechtkommen kann: 6 Festbrennweiten für den Bereich von 28 bis 200 Millimeter (inklusive 2 Makroobjektive mit 50 und 100 Millimeter Brennweite), dazu vier Zooms, die den Bereich von 24 bis 300 Millimeter abdecken.
Die X-300s bietet Zeitautomatik mit Meßwertspeicher, dazu die Nachführsteuerung, die beide auf einer mittenbetonten Integralmessung fußen. Wer weiß, was im Motiv wichtig ist und sich gegebenenfalls einmal einer Ersatzmessung bedient, kommt mit dieser Meßmethode zu richtig belichteten Bildern. (Wäre dem nicht so, dürfte es keine guten Bildbände aus den sechziger, siebziger und Achtziger Jahren geben.)
Die X-700 hat ebenfalls einen mittenbetont integral arbeitenden Belichtungsmesser, bietet aber zur Umsetzung der damit gewonnenen Daten außer Nachführung und Zeitautomatik noch eine Programmautomatik. Außerdem kann ihr Benutzer auf Belichtungskorrekturfaktoren (± 2 EV) zurückgreifen, um komplizierte Beleuchtungssituationen oder kontrastreiche Motive zu meistem.
Die Belichtungszeitenreihen gehen bei beiden Kameras von 4 Sekunden bis 1/1000 Sekunde, wenn die Automatik am Zug ist, von 1 Sekunde bis 1/1000 Sekunde, wenn der Fotograf die Verschlußzeit wählt. Das ist nach heutigen Maßstäben nicht sehr viel, reicht in der Regel aber aus.
Die - fürs Aufhellblitzen oft schon zu lange - Synchronisationszeit von 1/60 Sekunde stellt beide X-Modelle zunächst einmal auf eine Stufe. Aber die X700 verfügt bereits über die TTL-Blitzinnenmessung, was ein sehr wichtiger Pluspunkt gegenüber der kleinen Schwester ist (wichtiger als die Programmautomatik!). Für die TTL-Blitztechnik stehen ein Aufsteckblitz (280 PX) und ein Ringblitz (80 PX) zur Verfügung, während für die X-300s der Computer-Aufsteckblitz 220 PX angeboten wird. Zwei weitere Punkte, die für die X-700 sprechen: sie hat eine Abblendtaste und einen Synchronkabelanschluß zu bieten.
Wer eine dieser beiden Kameras in der Grundausstattung einsetzt, muß von Hand für den Filmtransport sorgen, was den Vorteil hat, daß der Filmvorschub nahezu lautlos erfolgt. Er kann aber wahlweise einem ansetzbaren Winder (2 Bilder pro Sekunde) oder Motor (maximal 3,5 Bilder pro Sekunde) übertragen werden. Die Rückspulung erfolgt in jedem Fall im Handbetrieb. Ein Vorteil des Motor-Drive 1 besteht darin, daß er mit zwei Auslösern ausgestattet ist, von denen der eine den Umgang mit der Kamera bei Hochformataufnahmen deutlich erleichtert.
Die Sucher beider X-Modelle sind gute Informationszentralen - sie zeigen Verschlußzeit, Blende, Betriebsart und einige Warnsignale. Nur bei der X-700 kann die Standardeinstellscheibe gewechselt werden.
Alles in allem sind beide Kameras noch immer für viele gelungene Bilder gut, wenn der Fotograf sie sieht. Aber nichts zeigt das Fortschreiten der Technik deutlicher als die Tatsache, daß schon die Einsteigerkameras in der Dynax-Familie besser ausgestattet sind als die X-700, die ja immerhin einmal das Flaggschiff der Minolta-SLR-Flotte war.
Wem kann also geraten werden, heute noch eine X-300s oder X-700 zu kaufen? In erster Linie all jenen, die noch fest im System der Manuell-Fokus-Kameras von Minolta verwurzelt sind und nun ein neues Gehäuse für ihre immer noch guten MC- und MD-Objektive suchen - sei es, weil das alte nicht mehr will oder weil endlich ein Zweitgehäuse gekauft werden soll. Die X-300s ist die richtige Wahl, wenn der Geldbeutel nicht besonders dick gepolstert oder ein günstiges Zweitgehäuse zu einer älteren Top-Kamera anzuschaffen ist. Die X-700 ist dann richtig, wenn etwa eine XD-7 nach einem guten Dutzend Jahre den Dienst quittiert und nun durch ein neueres Modell ersetzt werden soll. Wer allerdings ganz neu ins Fotohobby mit Minolta einsteigen und sich einen Systemausbau noch vorbehalten möchte, sollte lieber ein xi-Modell kaufen. Schon die "kleinen" Ausführungen, also die Dynax 2xi und die 3xi, versprechen eine ganze Menge Fotospaß, und die 5xi erst recht.

Einsteigerklasse

Vom Anspruch her, nämlich Einsteigern möglichst einfach zu guten Bildern zu verhelfen, sind die Dynax 2xi und Dynax 3xi direkte Konkurrenten der X-300s - obwohl sie von den "Möglichkeiten" her eher der X-700 gegenüberzustellen sind.
Natürlich ist die Schärfenautomatik der Unterschied zur X-Serie, der zuerst auffällt. Es handelt sich um einen Prädiktions-Autofokus, der selbständig zwischen "Speicher-AF" und "Nachführ-AF" unterscheidet. Bewegt sich ein Motiv nicht, wird die Schärfe durch Antippen des Auslösers gespeichert. Das kann genutzt werden, um ein Hauptmotiv scharf abzubilden, das außerhalb der Bildmitte liegt, denn das große AF-Meßfeld befindet sich im Sucherzentrum. Bewegt sich ein Objekt, wird die Schärfe bis zum Auslösen immer wieder nachgeführt. Darüber hinaus berücksichtigt der Autofokus auch die Strecke, die das Objekt in der kurzen Zeitspanne zwischen Auslösen und Belichtung zurücklegt. Der Auslöser bleibt gesperrt, solange kein Schärfepunkt gefunden ist.
Wenn nun aber die Frage nach dem Autofokus für die Anschaffung der Kamera nicht entscheidend ist - haben dann die neuen xi-Modelle den alten X-Modellen gegenüber immer noch entscheidende Vorteile?
Natürlich reicht schon die Technik einer X-300s und erst recht einer X-700 aus, um einer Vielzahl von Motiven gerecht werden zu können. Aber zum einen schadet ein Mehr an Ausstattung nicht, solange es den Fotografen- nicht bevormundet, und zum anderen sind die 2xi und 3xi in das aktuelle SLR-System von Minolta eingebunden, was bessere Ausbaumöglichkeiten der Ausrüstung (heute und in den nächsten Jahren) mit sich bringt.
Sowohl die 2xi als auch die 3xi sind mit einem 8-Zonen-Mehrfeld-Belichtungsmesser ausgestattet, der den Mittelteil des Bildes in sieben Segmenten und zusätzlich den Hintergrund bewertet. Sie haben neben Zeitautomatik und Nachführmessung auch noch Blenden- und Programmautomatik zu bieten, wobei in der "P"-Einstellung nicht nur die Motivhelligkeit, sondern auch die Objektivbrennweite für die Festlegung des Zeit-Blende-Paares berücksichtigt wird. Der Verschluß stellt die Zeiten von 1/2000 Sekunde bis 30 Sekunden zur Verfügung. Wenn das Licht nicht mehr reicht, kommt die TTL-Blitztechnik zu ihrem Recht.
Beide Kameras weisen eingebaute Winder auf, die aber im Gegensatz zum ansetzbaren Winder G für die X-Modelle nur auf Einzelbildbetrieb ausgelegt sind. Außerdem sind sie generell nach jeder Aufnahme zu hören - ob's nun stört oder nicht. Weiteres gemeinsames Merkmal: die LCD-Monitore, die man beim Umgang mit einer X-300s oder X-700 der guten Sucher wegen nicht vermißt. Die Sucheranzeigen der 2xi und 3xi sind dagegen recht dürftig, da dort nur Symbole vorhanden sind und Zeit- und Blendenwerte nicht angezeigt werden.
Die 2xi bietet ergänzend zur Mehrfeldmessung noch die Punktmessung - ein wichtiges Plus, für das man gern auf den automatischen Brennweitenvorschlag der 3xi verzichten kann, den sie mit xi-Objektiven bietet. Außerdem verfügt die 3xi über einen eingebauten Blitz und mit ihm über ein eingebautes AF-Hilfslicht, das sich der Benutzer einer 2xi nur mit einem externen Blitzgerät beschaffen kann. Der Miniblitz der 3xi wird bei Bedarf (wenig Licht, Aufhellen erforderlich) automatisch gezündet und ist mit einer Anti-Rote-Augen-Schaltung ausgestattet. Mit Leitzahl 12 ist er nicht gerade ein Kraftpaket und kann auf Dauer einen externen Blitz auf keinen Fall ersetzen. Als Synchronisationszeit bieten übrigens beide kleinen xi-Modelle 1/90 Sekunde.
Wie der automatische Brennweitenvorschlag, so ist auch das "Eye-Start-System" ein Ausstattungsdetail, das die 3xi wohl bietet, das man bei der 2xi aber nicht vermißt.
Wenn sich also die Frage stellt, ob man mit einer 2xi oder mit einer 3xi ins System der Minolta AF-SLR-Kameras einsteigt, sollte die Punktmessung den Ausschlag zugunsten der 2xi geben, zumal sie billiger ist.

Die Mittelklasse

Die 500si ist das jüngste Kind der Dynax-Familie und löst die 5xi ab (die allerdings noch hin und wieder in den Regalen der Händler zu finden sein wird). Sie ist keine "kleine 700si", sondern eine eigenständige Kamera.
Ihr Autofokus berücksichtigt das Geschehen in einem großen Meßfeld. Wird im Moment der Messung dort keine Bewegung festgestellt, wird die Schärfe gespeichert. Bewegt sich das Motiv im Moment der Druckpunktnahme, schaltet die 500si automatisch auf Nachführautofokus, der natürlich auch die Schärfenvorausberechnung bietet. Die Vorausberechnung kann jedoch nur für Motive vorgenommen werden, die in Richtung Kamera unterwegs sind.
Für die Belichtungsmessung sind sieben Wabenfelder im Zentrum des Sucherbildes sowie das restliche Sucherbild als achtes Meßfeld zuständig. Leider ist es nicht möglich, die mittlere Wabe als Spotmeßfeld zu nutzen.
Die Belichtungssteuerung kann mit den von Minolta gewohnten Betriebsarten (nämlich Zeitautomatik, Blendenautomatik, Programmautomatik unter Einbeziehung der Brennweite sowie Nachführmessung) erfolgen. Bis hierher ist die 500si nicht anders einzustufen als die 3xi und auch die Verschlußzeitenreihe von 1/2000 Sekunde bis 30 Sekunden (Synchronisationszeit 1/90 Sekunde), der eingebaute Blitz mit seinem Leuchtwinkel für Objektive bis 28mm Brennweite sind gleich. Und daß der Motor der 500si nicht nur mit Einzelbildschaltung, sondern auch im Dauerlauf (1 Bild pro Sekunde) betrieben werden kann, ist kein besonders großer Unterschied. Ein wichtiger "Fortschritt" ist dagegen, daß die 500si - anders als die 2xi und 3xi - eine ordentliche Sucheranzeige zu bieten hat, die nicht nur mit "Ampelsignalen" aufwartet, sondern mit exakten Daten informiert. Allerdings ist die Ablesung (Verschlußzeiten werden durch untereinanderstehende Ziffern dargestellt) gewöhnungsbedürftig.
Von allen Dynax-Modellen hebt sich die 500si in zwei Punkten deutlich ab.
Der erste Punkt ist, daß die Belichtungssteuerung auch einem von fünf Motivprogrammen überlassen werden kann und daß diese Motivprogramme sofort zur Verfügung stehen. Sie müssen nicht - wie es bei der 5xi und anderen Dynax-Modellen der Fall war und ist - über Chipkarten nachgeladen werden.
Vier dieser Motivprogramme sind weit verbreitet. Sie sind auf Porträt-, Action-, Landschafts- und Nahaufnahmen abgestimmt und bevorzugen entsprechend kleine Blenden für große Schärfentiefe (Landschaft, Nahaufnahmen), große Blenden für selektive Schärfe (Porträt) oder kurze Zeiten, um Bewegungen einzufrieren (Action). Das fünfte Programm heißt "Nachtporträt" und steuert die passende Kombination aus Blitzbelichtung mit dem eingebauten Blitz und Langzeitbelichtung. Um dieses Programm nutzen zu können, ist der Fotograf auf den Einsatz eines Stativs angewiesen.
Der zweite Punkt, welcher der 500si (bislang) eine Einzelstellung im Dynax-Programm gibt, ist das Kunststoffbajonett. Vor- und Nachteile der Verwendung von Kunststoff im Kamerabau wurden in früheren Ausgaben von COLOR FOTO ausführlich besprochen, so daß wir hier nicht eigens darauf eingehen.
Der Kunststoffring ist im Fall des Falle(n)s ohne Probleme auswechselbar.

Gehobene Mittelklasse

Seit Herbst '93 ersetzt die neue 700si die glücklose 7xi - und sehr oft hört man, daß die neue Kamera gegenüber der "über-ausgestatteten" Vorgängerin abgespeckt hätte. Das ist natürlich richtig - so wurden beispielsweise weder der "automatische Brennweitenvorschlag" noch die "Zoom-Übersichtsfunktion" übernommen, und auch die "Schärfenzonen- und Bewegungsunschärfen-Vorinformation" der 7xi findet man im Sucher der 700si nicht mehr. Aber es darf dabei nicht übersehen werden, daß die 700si keineswegs eine "Rückentwicklung" ist, sondern mit einigen sehr interessanten und begrüßenswerten Details aufwarten kann, welche die 7xi ihrerseits nicht zu bieten hatte.
Der Autofokus der 700si ist schneller als der der kleineren Modelle und hat nicht nur ein großes, sondern vier Meßfelder zu bieten. Zwei sprechen' auf waagerechte Strukturen an, die beiden anderen auf senkrechte ein kreuzförmiger Sensor in der Bildmitte wäre allerdings nicht zu verachten. Jedes der vier Felder kann vom Fotografen aktiviert werden, so daß es beispielsweise möglich ist, bei einem asymmetrischen Bildaufbau nur mit dem rechten (oder linken) Sensor zu arbeiten. Bei Hochformataufnahmen wird die Zahl der Felder auf drei reduziert. Das obere Feld, das nun je nach Kamerahaltung - rechts oder links angeordnet wäre, wird automatisch deaktiviert. Bereits von den kleineren Modellen bekannt ist die automatische Umschaltung zwischen "Schärfenspeicher" und "Schärfennachführung", wobei die Bewegung des Motivs zwischen Auslösen und Belichtung berücksichtigt wird. Anders ist, daß bei der 700si die Nachführung auf Bewegungen in verschiedene Richtungen reagiert und sich nicht einmal durch Richtungswechsel aus der Fassung bringen läßt. Ebenfalls anders: nur in der Grundeinstellung arbeitet die 700si generell mit Schärfenpriorität. Nach der etwas umständlichen Umschaltung steht auch Auslösepriorität zur Wahl. Der eingebaute AF-Illuminator unterstützt den Autofokus im Dunklen oder bei kontrastarmen Motiven.
Die Belichtungsmessung erfolgt wahlweise als Mehrfeldmessung in dreizehn Wabenfeldern plus Hintergrund, als mittenbetonte Integralmessung oder als Spotmessung. Die Spotmessung kann, anders als die beiden anderen Meßcharakteristika, nicht nur fest eingestellt, sondern über eine spezielle Taste von Fall zu Fall aktiviert werden. Sollte eine Belichtungskorrektur nötig sein, ist diese im Bereich von ±3 EV möglich. Gegebenenfalls sind aber auch automatisch gesteuerte Belichtungsreihen möglich, um die passende Belichtung zu erzielen.
Für die Steuerung des Verschlusses und der Blende nach den Vorgaben des Belichtungsmessers stellt die 700si ihrem Benutzer vier Betriebsarten zur Wahl: Programm-, Zeit- und Blendenautomatik sowie die manuelle Einstellung von Zeit und Blende. Per Knopfdruck kann die P-Einstellung verlassen werden, um einer bestimmten Verschlußzeit oder einer bestimmten Blende den Vorzug zu geben. Im Normalfall gibt das Programm ein Zeit-Blende-Paar vor, das nicht nur zur Motivhelligkeit, sondern auch zur Art des Motives paßt. Hierzu wertet die Elektronik Informationen über die Größe, den Abstand und die Bewegung des Objekts aus, und wenn es auch manchmal zu Fehlschlüssen kommt, entsteht doch eine sehr große Anzahl nicht nur rechnerisch korrekt, sondern auch sichtbar richtig belichteter Bilder.
Die Blendenreihe wird natürlich vom Objektiv vorgegeben, aber die Blende wird - wie bei
allen Dynax-Modellen - am Gehäuse eingestellt. Der schnelle Verschluß stellt die Zeitenreihe von 30 Sekunden bis 1/8000 Sekunde zur Verfügung - und eine Synchronisationszeit von immerhin 1/200 Sekunde. Wenn das zum Aufhellen immer noch zu lang ist, können mit dem High-Speed-Blitzgerät 5400 HS die kurzen Zeiten bis zur 8000stel eingesetzt werden. Dabei bedient man sich des folgenden Tricks: der Blitz leuchtet in sehr kurzen Abständen sehr oft nacheinander auf und hat dadurch eine recht lange Leuchtdauer - die Belichtung erfolgt sozusagen mit "Dauerlicht aus dem Blitz". Allerdings ist die Blitzreichweite bei dieser Technik sehr beschränkt. Daß das "Blitz-Dauerlicht als Einstellicht genutzt werden kann, ist vielleicht ein bißchen übertrieben, aber man muß immerhin nicht aufs Geratewohl blitzen.
Natürlich wird das Blitzlicht in der Kamera gemessen und von ihr aus gesteuert, und die Blitzbelichtung kann, wie die Belichtung bei vorhandenem Licht, korrigiert werden.
Wenn ein großes Blitzgerät nicht zur Hand ist, kommt das eingebaute kleine zu seinem Recht. Es hat zwar einen recht beachtlichen Leuchtwinkel, seine Leitzahl ist aber (natürlich) nicht berauschend.
Eine Spezialität der 700si ist die Memoryschaltung. Eine Kombination aus einer Betriebsart und einigen Vorgaben und Einstellungen läßt sich speichern und bei Bedarf abrufen. Wer immer wieder eine bestimmte Art von Motiv fotografiert, kann sich damit einige Einstellarbeiten ersparen.
Weitere Ausstattung: eingebauter Motor, der sehr leise arbeitet-, Bestimmung des Kontrasts durch Spotmessungen mit Differenzanzeige; Abblendtaste; Doppelbelichtung; umfassende Information im Sucher und auf dem LCD-Monitor; abschaltbares Eye-Start-System.

Die Oberklasse

Im Frühsommer 1992 wurde die Dynax 9xi vorgestellt - als Topmodell der xi-Serie und mit dem Anspruch, ganz oben mitzumischen.
Was macht die 9xi zur Oberklasse-Kamera? Da ist zum einen das solide Gehäuse aus glasfaserverstärktem Polykarbonat mit UV-gehärteter Oberfläche, das auch einen kräftigeren Rempler wegsteckt und das gut gegen Staub oder Spritzwasser abgedichtet ist.
Diese Robustheit ist ein Grund dafür, daß die 9xi über keinen eingebauten Blitz verfügt. Zwei andere Gründe für den Verzicht: die kleinen, unter den Sucherkappen versteckten Blitze bringen doch nicht genug Leistung für den Profi-Alltag, und lichtstarke Objektive ragen oft in den Blitzlichtkegel hinein, was zu Abschattungen am unteren Bildrand führt.
Die automatische Scharfstellung kann auf die anstehende Aufgabe abgestimmt werden Schärfepriorität und Auslösepriorität stehen zur Wahl. Natürlich wird die Schärfe automatisch nachgeführt, wenn ein Motiv sich bewegt, sogar dann, wenn die Bewegungsrichtung sich ändert. Das klappt bei geeigneten Motiven bis zu viereinhalbmal pro Sekunde und damit bis zur schnellsten Transportfrequenz des eingebauten Motors. Wenn das Objekt jedoch wenig Kontrast aufweist oder sich in der Nähe des Bildrandes befindet, empfiehlt es sich, die Auslösepriorität zu wählen. Die schnelle Transportfrequenz des Motors bleibt erhalten, auch wenn für die eine oder andere Aufnahme die Schärfe nicht exakt eingestellt werden konnte. Dem Autofokus stehen - wie es auch für die 700si übernommen wurde vier Meßfelder zur Verfügung. Ein Kreuzsensor in der Bildmitte wäre zwar in manchen Situationen wünschenswert, aber sein Fehlen wird durch die Möglichkeit der freien Wahl eines AF-Meßfeldes und der Schärfenspeicherung teilweise ausgeglichen.
Die Belichtungsmessung ist wahlweise als 16-Segment-Mehrfeldmessung, als Spotmessung aber auch als mittenbetonte Integralmessung möglich, wobei man sich zum einen anzeigen lassen kann, ob und wie weit die Ergebnisse von Mehrfeld- und Integralmessung auseinanderliegen. Zum anderen sind Messungen des Kontrastumfanges durch mehrere Spotmessungen problemlos möglich. Wenn das noch nicht reicht, kann per Chipkarte eine Achtfach-Spotmessung mit Mittelwertbildung in das umfassende Angebot aufgenommen werden. Zwar steht im Prinzip immer nur eine Meßcharakteristik zur Verfügung, aber man kann die Schnellwahltaste (unter anderem) zur Spotmeßtaste mit Meßwertspeicherung machen und kommt so in den Genuß einer Spotmessung "per Daumendruck". Auch für die anderen Meßmethoden steht die Meßwertspeicherung zur Verfügung, und da zusätzlich Belichtungskorrekturfaktoren im Bereich von ± 4 EV in praxisnahen halben Stufen eingegeben werden können, ist die exakte Abstimmung der Belichtung auf die vorherrschende Beleuchtung in wohl allen Situationen möglich. Sollte dennoch ein Rest Unsicherheit über die richtige Belichtung bleiben, ist es möglich, automatische Belichtungsreihen zu schießen. In Hinblick auf die Belichtungssteuerung ist die Auswahl groß genug, obwohl rein numerisch gerade mal vier Varianten (für Dauerlicht) zur Verfügung stehen. Es sind dies im einzelnen: Programmautomatik, die Brennweite, Größe und Entfernung des Objekts mit ins Kalkül zieht und die sich schnell auf bestimmte Zeiten oder Blenden umstellen läßt, wenn das Motiv es verlangt, Zeitautomatik, Blendenautomatik und schließlich noch die Nachführsteuerung, die dank des Belichtungsindikators im Sucher besser und feinfühliger durchgeführt werden kann als bei mancher Kamera des aktuellen Angebots, die auf ihre manuelle Belichtungssteuerung stolz ist. Außerdem könne nach dem manuellen Belichtungsabgleich alle Zeit-Blenden-Paare des vorgegebenen Belichtungswertes durch einfache Drehen am Einstellrad ausgewählt werden. Die Belichtung bleibt gleich, während die Einflüsse von Schärfenzone und Bewegungseffekten auf das Bild sich ändern.
Eine längste Verschlußzeit von 30 Sekunden ist nichts besonderes mehr, aber die kürzeste Zeit von 1/12000 Sekunde stellt immer noch eine Bestmarke dar. Das gilt auch für die Synchronisationszeit von 1/300 Sekunde.
Daß ein eingebauter Blitz fehlt, wurde bereits erwähnt. Externe Systemgeräte werden natürlich TTL-gesteuert, Blitzbelichtungsreihen sind möglich. Soll mit Studioblitzanlagen oder nicht-systemkonformen Blitzgeräten gearbeitet werden, ist dies dank der Standardblitzbuchse kein Problem.
Weiteres: eine Abblendtaste ist vorhanden, ebenso eine Dioptrieneinstellung fürs Sucherokular und ein Fernsteueranschluß. Der LCD-Monitor wird beleuchtet. Die 9xi ist zwar mit dem Eye-Start-System ausgestattet (das bei dieser Kamera nicht abgeschaltet werden kann), aber der automatische Brennweitenvorschlag fällt auch beim Einsatz von xi-Objektiven unter den Tisch.

Das AF-System

Das umfangreiche System, in das die AF-SLR-Kameras von Minolta eingebettet sind, umfaßt mittlerweile drei sich ergänzende Objektivserien. Die Basisserie bietet Festbrennweiten und Zooms vom 16-Millimeter-Fisheye bis zum 500-Millimeter-Spiegelobjektiv, eingeschlossen zwei Makroobjektive. Diese Objektive sind kompakt und handlich und verzichten dafür auf hohe Lichtstärken. Die xi-Serie besteht nur aus Zooms, die zusammen den Brennweitenbereich von 28 bis 300 Millimeter erschließen. Der eingebaute Zoom-Motor macht an die xi-Modellen und auch an der 700si einige Sonderfunktionen möglich. Die G-Objektivserie schließlich ist auf hohe Lichtstärken ausgerichtet und wendet sich in erster Linie an versierte Hobbyfotografen, Semiprofis und Profis.
Zwei Zooms bilden in dieser Gruppe ein hervorragend aufeinander abgestimmtes Paar: das AF 2,8/28-70 mm G und das AF-APO 2,8/80-200 mm G. Unter den Festbrennweiten sind es besonders das AF 1,5/35 mm G und das AF 1,4/85 mm G, die auch für den Fotoalltag von Interesse sind. Die lichtstarken Teleobjektive, die nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Schulter belasten, dürften dagegen in erster Linie Profis oder jenen Hobbyfotografen gefallen, die sich auf Tier- und Sportfotografie spezialisiert haben.
Vier Aufsteckblitzgeräte in drei Leistungsstufen erweitern den Spielraum der Kameras, wobei - wenn finanziell möglich - immer gleich der Programflash 3500xi in Erwägung gezogen werden sollte. Spezielle "Füßchen", die mit einem Blitzschuh (natürlich ohne Kontakt) ausgestattet sind, und JR-Blitzfernsteuerung unter Beibehaltung der TTL-Blitzmessung machen Aufnahmen mit mehreren Geräten recht einfach (wenn auch das Fehlen eines Einstellichtes ein nicht zu unterschätzendes Manko darstellt). Dazu kommt ein Ringblitz für Makrospezialisten, der ein Einstellicht zu bieten hat und damit die Beurteilung des kleinen Motivs vor der Aufnahme erleichtert.
Vom allgemeinen Zubehör her sind besonders die Handgriffe zur 700si und 9xi zu nennen, denn sie machen nicht nur den Umgang mit diesem Kameras bequemer, sondern stellen die Stromversorgung von den teuren Lithiumblöcken auf die normalen 1,5-Volt-Mignonbatterien um, die nicht nur billiger, sondern wirklich so gut wie überall zu haben sind.

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