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Die neue Leica M6J in limitierter Sonderserie

Der Reiz des Besonderen

In der Jubiläumskamera Leica M6J steckt nur das Beste aus dem ohnehin hervorragenden Erbgut der M-Modelle. Die neue Kamera soll die Leica-Attraktion auf der photokina werden.

Die M-Leicas waren schon immer besondere Kameras, von denen eine große Faszination ausgeht. Das zu übertreffen, ist auch in Solms nicht leicht. Und dennoch ist es den Leica-Konstrukteuren gelungen, zum 40. Jubiläum der M-Serie eine Kamera zu bauen, die alle Erwartungen der Freunde der Marke übertrifft. Das ist um so erstaunlicher, als die Leica M6J nichts wesentlich Neues bietet, denn das M-System gilt als konstruktiv ausgereizt. Aus der Kombination von Elementen der Leica M3 und der Leica M6 erwächst jedoch eine technische Traumkonstruktion, die ein schönes Stück Kamerakultur in der immer größer werdenden Plastikwüste darstellt.
Die neue Leica M6J hat das Gehäuse, die Mechanik, den Verschluß und den Belichtungsmesser der Leica M6. Die Deckkappe aus Messing und die Bedienungselemente, wie Schnellschalthebel und Bildfeldwähler, sind denen der Leica M3 zum Verwechseln ähnlich. Die Leica M6J ist mit einem Meßsucher ausgestattet, der an den Meßsucher der M3 angelehnt ist. Der Meßsucher der Leica M3 ist für die Brennweite 50 Millimeter optimal abgestimmt und hat folglich eine größere Suchervergrößerung als der Sucher der M6 sowie ein größeres Meßfeld für die Entfernungsmessung und eine größere effektive Meßbasis. Der größere Meßsucher ermöglichte somit eine extrem schnelle und genaue Scharfeinstellung. So ist es nicht verwunderlich, daß es immer wieder Leica-Fotogafen gab, die sich eine M6 mit dem Meßsucher der M3 wünschten. Dieser Wunsch ist nun mit der Leica M6J in Erfüllung gegangen. Der Meßsucher mit einer Suchervergrößerung von 0,85x liefert ein fast gleich großes Bild wie der legendäre Sucher der Leica M3, der eine Suchervergrößerung von 0,95x hat. Zum Vergleich: Bei der M6 beträgt die Suchervergrößerung 0,72x, weil der Sucher für die Brennweite 28 Millimeter dimensioniert ist. Der Sucher der Leica M3 ist für die Brennweite 50 Millimeter ausgelegt, der Sucher der M6J für die Brennweite 35 Millimeter. So wird bei der M6J auch der Sucherrahmen für die Brennweite 35 Millimeter zusätzlich zu den Rahmen für die Brennweiten 50, 90 und 135 Millimeter (bei der M3) automatisch eingespiegelt. Die sonstigen Sucherfunktionen, wie automatischer Parallaxenausgleich, Bildfeldbegrenzung, Meßfeld-Orientierung in Verhältnis zum eingespiegelten Leuchtrahmen oder Anzeige des Belichtungsabgleichs bleiben davon unberührt.
Die technischen Daten der Leica M6J sind im wesentlichen identisch mit denen der M6: horizontal ablaufender Gummituch-Schlitzverschluß, mechanisch gebildete Verschlußzeiten zwischen 1 Sekunde und 1/1000 Sekunde sowie Bulb-Einstellung, Blitzsynchronzeit 1/50 Sekunde, Leica M-Bajonett mit der Möglichkeit, alle Leica M-Objektive anzuschließen, manuelle Filmempfindlichkeitseinstellung zwischen ISO 6/9xGRADx und 6400/39xGRADx, TTL-Selektivmessung mit einer Meßfläche von etwa 13 Prozent des vollen Filmformates, Stromversorgung des Belichtungsmessers mit zwei Silberoxyd-Knopfzellen SR44, Arbeitsbereich des Belichtungsmessers zwischen EV 0 und EV 20 (bei ISO 100/21xGRADx).

Limitierte Sonderserie

Die Leica M6J wird in einer auf 1640 Kameras limitierten Sonderserie erhältlich sein. Für jedes Jahr zwischen 1954 und 1994 wird es also genau 40 Kameras geben. Auf der tiefgezogenen Deckkappe aus silbern verchromtem Messing wird der Anlaß der Sonderserie eingraviert sein: "40 Jahre Leica M", "1954-1994" sowie die Sondernummer der jeweiligen Kamera, die sich aus den Jahreszahlen 1954 bis 1994 und den fortlaufenden Zahlen 001 bis 040 zusammensetzt. Die Kamera hat keine eigene Seriennummer, So daß die Sondernummer gleichzeitig die Seriennummer darstellt. Der Schriftzug "Leica" ist in der geschwungenen "Fadenschrift" eingraviert. Eine weitere Gravur gibt Auskunft über den Kameratyp "M6J". Das Gehäuse ist mit schwarzem Saffianleder, einem feinen, weichen Ziegenleder mit einer besonderen Struktur, überzogen. Die Kamera wird im Set mit Objektiv, einer Bereitschaftstasche im Nostalgie-Look, einer Holzschatulle sowie einem Echtheitszertifikat geliefert. Das Jubiläumsset wird etwa 9800 Mark kosten. Die Bereitschaftstasche ist aus einem spezialgegerbten braunen Leder gefertigt. Der auf die Klappe aufgenähte flache Ledertubus nimmt das versenkbare Elmar auf. Die Gegenlichtblende für das Objektiv kann in einem kleinen Lederetui verstaut werden, das auf den Riemen der Bereitschaftstasche aufgeschoben ist. Selbstverständlich wird auch das Objektiv nur in einer limitierten Sonderserie mit einer den Kameras entsprechenden Numerierung geliefert. Das versenkbare Elmar-M 2,8/50 mm galt bei vielen Leica-Enthusiasten als das Traumobjektiv schlechthin und war seit Jahren nur noch auf Fotobörsen und Auktionen gegen Höchstgebot erhältlich.
Der Objektivtyp galt auch unter Kennern als konstruktiv ausgereizt. Leica ist es aber dennoch durch eine neue Optik-Rechnung unter Verwendung von neuen Glassorten gelungen, die vorragende Abbildungsleistung des Elmar bei gleichbleibender Linsenzahl zu steigern. Das neue Elmar 2,8/50 mm ist außerdem mit einer Geradführung ausgestattet, so daß der Belichtungsabgleich über die Blende ohne versehentliche Veränderung der Entfernungseinstellung möglich ist. Dank der Geradführung kann auch das Polarisationsfilter in Klappenführung problemlos verwendet werden. Das Objektiv wird vorerst nur im Set mit der M6J geliefert. Es ist jedoch geplant, das Leica Elmar 2,8/50 mm auch in herkömmlicher Serienausführung in Schwarz oder hell verchromt, natürlich ohne Sondernummer, ab 1995 auf den Markt zu bringen.
Was kann man nun mit einer so wertvollen Kamera wie der Leica M6J tun? Man kann sie in der Sammlervitrine staubdicht unterbringen. Man kann sie aber auch über die Schulter hängen und auf die Straße gehen, um sich eine neue Dimension der Fotografie zu erschließen. Natürlich wird man bald merken, daß diese Dimension gar nicht so neu, sondern älter als die Autofokuskameras, ,ja älter als die Spiegelreflexfotografie überhaupt ist. Es ist die Rückbesinnung auf die Ursprünge und die Werte der Kleinbildfotografie, die wir zunächst als neu empfinden, weil sie uns nicht mehr vertraut sind. Der Umgang mit hochtechnisierten Filmvernichtungsmaschinen hat uns von den Wurzeln der Kleinbildfotografie doch ein ganzes Stück entfernt, vielleicht sogar entwurzelt.
"Back to the roots" mit der Leica M6J heißt zunächst, die Kamera in die Hand nehmen, den Verschluß spannen, dann die Kamera ans Auge führen, den Fokussierring aus der Unendlich-Position drehen und mit dem ersten Zeigefingergelenk sanft auslösen. Das genügt bereits, um in den Bann der Leica M6J gezogen zu werden. Auf der Straße oder in einem dunklen Kaffeehaus, auf dem Marktplatz oder im Theater, im Zirkuszelt oder in der Kirche - mit der Leica M6J ist eine unmittelbare und dennoch unaufdringliche Fotografie mitten im Geschehen möglich.
Unbemerkte Schnappschüsse oder inszenierte Porträts, spontane Momentaufnahmen oder minuziös geplante, nach Drehbuch durchgeführte Reportagen - mit der Leica M6J können geübte Fotografen in jeder Motivsituation blitzschnell reagieren. Eines können die Kenner unter den Fotografen jedoch nicht: sich der Faszination der Leica M6J entziehen. Denn diese Kamera vermittelt wie eine andere auch ein Stück fotografisches Lebensgefühl, auf daß die wahre Kleinbildfotografie nicht verlorengehe.

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