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Artikel
Test & Technik Praxisbericht
Fuji GX 617 Professional
Markante Erscheinung
Fuji hat an der 6x17-Panoramakamera Hand angelegt, und so wurde aus der G 617 Professional die GX 617 Professional. Wir haben in der Praxis geprüft, ob die Modellpflege der neuen Kamera auch gut bekommen ist.
Die Modellpflege in einer Konsumklasse, in der keine großen Stückzahlen abgesetzt werden, gehört nicht gerade zur Tagesordnung. Daher ist Fuji zunächst hoch anzurechnen, daß die bereits modern anmutende Panorama G 617 Professional sozusagen "modernisiert" wurde. Den japanischen Entwicklungsingenieuren ist es aber, um es vorwegzunehmen, nicht gelungen, die "Modernisierungsaktion" mit der erforderlichen Konsequenz durchzuführen, denn einige Detaillösungen wirken immer noch recht antiquiert. Befassen wir uns zunächst jedoch mit den wichtigsten Neuerungen.
Anders als das Vorgängermodell, ist die neue Fuji Panorama GX 617 (Gehäusepreis: 6727 Mark) mit Wechselobjektiven ausgestattet. Drei Fujinon-Objektive stehen zur Auswahl: EBC Fujinon SWD 5,6/90 mm (6500 Mark), EBC Fujinon SW 8/105 mm (5922 Mark) und EBC Fujinon W 6,7/180 mm (6900 Mark). Das 90er hat einen diagonalen Bildwinkel von 89 Grad, das 105er von 80,3 Grad und das 180er von 52,4 Grad. Die kürzeste Entfernungseinstellung beträgt 2 Meter beim 90er, 1,2 Meter beim 105er und 2,7 Meter beim 180er. Alle drei Objektive haben ein 77-Millimeter-Filtergewinde und 45 als kleinste Blende. Die Objektive besitzen eine Spezialfassung mit vier Stiften am Objektiv, denen vier Paßbohrungen am Kameragehäuse entsprechen. Der Objektivwechsel ist recht einfach vorzunehmen; es müssen lediglich zwei Sicherungsschrauben an der Kamera gelöst und wieder festgeschraubt werden. Zu den weniger gut gelösten Details zählt, daß der Objektivwechsel bei eingelegtem Film den Verlust von 17 Zentimeter Film bedeutet, denn das Filmfenster ist völlig ungeschützt. Das ist, je nach Arbeitsweise des Fotografen, mehr oder weniger gravierend. So kann man beispielsweise mit einem 120er Rollfilm vier Aufnahmen pro Motiv machen und das Objektiv erst vor dem Einlegen des nächsten Films wechseln. Das ist nicht so schlimm, wenn man bedenkt, daß flankierende Belichtungen ohnehin zu empfehlen sind, weil große Motivbereiche erfaßt werden, in denen starke Kontrastunterschiede herrschen können. Bei einem 220er Rollfilm ist das Argument mit den frankierenden Belichtungen nicht mehr so überzeugend, denn es stehen acht Aufnahmen zur Verfügung, mit denen man etwa zwei bis drei Motive fotografieren kann (flankierende Belichtungen eingeschlossen). Einen Schieber hätte man wegen der vier Stifte an der Objektivfassung und der Kontakte zwischen Kamera und Objektiv nicht einbauen können. Mit einem Rollo vor dem Filmfenster oder einem Hinterlinsenverschluß wäre es jedoch zumindest konstruktiv möglich gewesen, das Problem zu lösen. Für den brennweitenabhängigen Durchblick gibt es, passend zu den Objektiven, drei Wechselsucher, die in den Zubehörschuh der Kamera gesteckt werden. Der Sucher läßt sich durch Druck auf die Arretiertaste abnehmen. Über ein Fenster unterhalb der Sucherlinse wird ein Formatrahmen eingespiegelt, aber keine Libelle oder Wasserwaage, was gegenüber dem Vorgängermodell nicht unbedingt fortschrittlich wirkt. Bei der Fuji Panorama G 617 konnte man nämlich die auf dem oberen Quersteg des Objektivs eingebaute Wasserwaage im Sucher sehen, so daß mutige Fotografen sich auch an Freihandaufnahmen heranwagen konnten. Jedes der drei Objektive ist mit einem Copal-Zentralverschuß der Größe 0 ausgestattet, mit dem Verschlußzeiten zwischen einer und 1/500 Sekunde sowie die "B"-Einstellung zur Verfügung stehen. Der Verschlußaufzug aber nicht an den Filmtransport gekoppelt, so daß der Verschluß direkt am Objektiv gespannt werden muß. Die Verschlußzeiten zwischen einer und 1/500 Sekunde können mit dem Kameraauslöser elektromagnetisch ausgelöst werden.
Die Scharfeinstellung kann nach Abschätzen der Entfernung oder mit dem als Zubehör erhältlichen Mattscheibenrückteil direkt in der Bildebene erfolgen. Das Mattscheibenrückteil kann nur ohne Film verwendet werden, was den Einsatzbereich etwas einschränkt. Der Verschluß kann außerdem nur in der "B"-Einstellung für die Mattscheibenbetrachtung geöffnet werden. Um den Verschuß längere Zeit geöffnet zu halten, muß die Arretierung des Drahtauslösers festgeschraubt werden.
Einlegen des Filmes und Filmtransport mit dem Schnellschalthebel bereiten keine Probleme. Da die Doppelbelichtungssperre beim Druck auf den Kameraauslöser gelöst wird, sollte bei Einzelaufnahmen der Verschluß immer vorher gespannt werden, weil sonst die Gefahr besteht, 17 Zentimeter unbelichteten Filmes weiterzutransportieren.
Die Fuji Panorama GX 617 Professional ist, trotz kleiner Schwächen im Detail, die modernste Panoramakamera für Rollfilm auf dem Markt. Sie ist bei ansprechendem Design gut verarbeitet und läßt sich, bis auf die erwähnten Schwachpunkte, problemlos bedienen. Durch Einbau eines Hinterlinsenverschlusses in das Kameragehäuse hätte man wohl auch diese beheben können, so daß der Objektivwechsel bei eingelegtem Film möglich geworden wäre. Auch die Mattscheibenbetrachtung bei offener Blende und geöffnetem Verschluß sowie die Koppelung des Filmtransports an den Verschlußaufzug wären bei einem Hinterlinsenverschluß möglich. Trotz dieser Detailschwächen, die die Bedienung etwas umständlicher als nötig machen, ist die neue Kamera sehr gut für professionelle Panoramafotografie auf Rollfilm geeignet. Das nicht allzugroße Angebot in diesem Marktsegment macht die GX 617 zur ersten Wahl für engagierte Amateure und Profifotografen. Die Fuji Panorama GX 617 Professional erhält das COLOR FOTO-Prüfsiegel Praxisbericht sehr gut****.
Kurzcheck
Plus
+ Wechselobjektive
+ gute Handhabung mit kleinen Schwächen
+ Filmtransport mit Schnellschalthebel
+ Filmeinlegen und -herausnehmen sehr einfach
+ recht vielseitig einsetzbar
+ relativ leicht
+ gute Verarbeitung
+ Mattscheibenrückteil
Minus
- Objektivwechsel nur ohne Film
- Verschußaufzug nicht an den Filmtransport gekoppelt
- keine Libelle im Sucher
- Verschluß kann für Mattscheibenbetrachtung nur in "B" geöffnet werden
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